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Interpretation

Kabale und Liebe: Charak­te­ri­sie­rung der Millerin

943 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternstern_0.5stern_0.3 Autorin Manuela B. im Mrz. 2014
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Erzbischöfliches Liebfrauenschule Bonn

Note, Lehrer, Jahr

1, Frau Weber, 2014

Autor / Copyright
Manuela B. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.08 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.5stern_0.3
ID# 38165







Friedrich Schiller: Kabale und Liebe (1785)

Charakterisierung der Millerin

 

Die Millerin ist in Kabale und Liebe die Mutter der Protagonistin Luise und die Ehefrau von Miller. Sie gehört dem Bürgertum an. In dem Drama wird sie nicht beim Namen genannt, sondern einfach nur als >Frau< bezeichnet[1]. Indem Schiller ihr keine eigene Persönlichkeit gibt, tritt sie stellvertretend für das Bürgertum auf.

Dies wird auch durch ihre Wortwahl deutlich. Die Millerin verwendet Begriffe wie „disguschtüren“(I, 1), „Sekertare“(I, 2) oder „Bläsier“ (I, 2), um zu zeigen, wie „gut“ sie gebildet ist. Sie glaubt, als etwas Besseres zu gelten, indem sie versucht sich vornehm auszudrücken. Tatsächlich spricht sie die Worte aber falsch aus. Gleichzeitig wird deutlich, dass Intelligenz nicht gerade ihre Stärke ist. Dies zeigen auch die Regieanweisungen, in denen sie „bäurisch-stolz“ (I, 2) mit dem Sekretär Wurm spricht oder ihn „dumm-vornehm“ (I, 2) anlächelt.

In der Familie spielt die Millerin im Gegensatz zu ihrem Mann, der als Hausherr auftritt, nur eine untergeordnete Rolle[2]. Sie ist im Hinblick auf Luises Beziehung zu Ferdinand anderer Meinung als Miller. Frau Miller fragt ihren Mann in völliger Verkennung der Lage, was denn über sie kommen könne (I, 1), wenn jeder über die Beziehung von Luise und Ferdinand informiert sei. Dies zeigt, dass sie entweder zu dumm ist, die Situation richtig einzuschätzen oder von der Möglichkeit, durch eine Heirat von Luise und Ferdinand in eine höhere Klasse aufzusteigen, völlig geblendet ist. So sieht sie nicht die Probleme einer ständeübergreifenden Beziehung. Von Miller wird sie, typisch für die damalige Zeit, wie eine Untertanin behandelt, die seinen „roten plüschenen Rock ausbürsten“ (I, 1) oder dem Sekretär Wurm einen Sessel (I, 2) bringen soll. Außerdem wird die Millerin von ihrem Mann häufig mit Worten wie „alberne Gans“ (I, 2) beleidigt oder er droht ihr Gewalt an (I, 2). Außerdem wirkt sie nicht nur durch ihre Aussagen und Regieanweisungen dumm, sie wird sogar von ihrem Mann so bezeichnet (I, 2). Gegen solche Beleidigungen wehrt sie sich aber nicht. Entweder nimmt sie Millers Drohungen und Beleidigungen nicht ernst, oder sie hat zu viel Angst vor ihm, um sich zu verteidigen. Darüber hinaus bezeichnet Miller sie auch als „infame Kupplerin“ (I, 1), weil er ihr die Schuld an Luises und Ferdinands Beziehung gibt. Sie habe Luise an den Major verkauft, um Kaffeetrinken und Rauchen zu können (I, 1). Kaffee und Tabak waren damals Luxusgüter, die sich ein normaler bürgerlicher Haushalt nicht leisten konnte. Dadurch wird nochmals deutlich, dass die Millerin mit ihrem Lebensstandard als Bürgerliche nicht zufrieden ist und deshalb nach einem höheren sozialen Status strebt. Dies wirft ihr Mann, der stolz ist, ein Bürger zu sein, ihr vor.

Gegenüber dem Sekretär Wurm tritt sie arrogant und überlegen auf. Er hat ein Auge auf Luise geworfen, doch die Millerin hält ihn für eine schlechte Partie, weil er ein Bürgerlicher und Ferdinand ein Adliger ist. Sie begründet ihre Ablehnung Wurm gegenüber damit, dass sie Luises Glück nicht im Wege stehen wolle (I, 2). Außerdem brüstet Frau Miller sich ihm gegenüber damit, dass „eben halt der liebe Gott [ihre] Tochter barrdu zu gnädigen Madam“ (I, 2) haben will. Sie benennt Gott als Urheber der Liebesbeziehung. Dies macht deutlich, dass die Millerin an eine gemeinsame Zukunft von Luise und Ferdinand glaubt, weil die Verbindung ihrer Tochter mit dem Major „gottgewollt“ sei. Sie erscheint fast schon als naiv.

Von Ferdinands Herrlichkeit ist Frau Miller sehr beeindruckt und hält ihn für eine >gute Partie< für ihre Tochter[3]. Außerdem ist sie der Meinung, dass er einen guten Einfluss auf Luise habe, weil er ihr Bücher schenkt, aus denen sie immer bete (I, 1). Als Miller droht, Ferdinand aus seinem Haus zu schmeißen, hat die Millerin Angst, keine Geschenke mehr von Ferdinand zu erhalten (I, 1). Daraus lässt sich schließen, dass sie „nach dem Profit“[4] schielt und vor allem ihr eigenes Wohlleben im Sinn hat. Diese Denke ist auch eine typische Eigenschaft für damalige Bürger. Des Weiteren achtet Frau Miller in Gegenwart Ferdinands sehr auf ihr Äußeres, denn sie macht sich um ihr äußeres Erscheinungsbild Sorgen, als sie Ferdinand vor ihrem Haus erblickt (I, 3). Die Millerin scheint sehr eitel zu sein.

Als Miller seiner Frau die Schuld daran gibt, dass der Präsident wegen der Liebesbeziehung zu ihnen nach Hause kommt, bestreitet sie dies zunächst (II, 4). Sie ist naiv und glaubt, dass der Präsident wegen einer anderen, unwichtigen Angelegenheit ihr Haus aufsuche. Aber Miller macht ihr schnell klar, dass Wurm, dem Frau Miller von der Beziehung zwischen Luise und Ferdinand erzählt hat, dem Präsidenten wahrscheinlich ebenfalls von dem Verhältnis berichtet hat. Daraufhin wird sie hysterisch, rennt jammernd durch das Zimmer und fragt Miller, was sie denn nun tun könnten (II, 4). Nachdem sie selber die Katastrophe ausgelöst hat, ist sie nicht in der Lage, anders als mit Gewinsel und Gejammere zu reagieren. Ebenso verhält sie sich auch dem Präsidenten gegenüber. Sie wirft sich vor ihm zu Boden und bettelt um Gnade (II, 7). Von ihrem Mann, der sich dem Präsidenten stellen will, erwartet sie, dass er sich genauso erniedrigt, um seine und ihre Haut zu retten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Millerin im Drama stellvertretend für das Bürgertum auftritt. Die Frauen werden von den Männern nicht respektiert und für dumm gehalten. Durch ihre Art der Sprechweise und ihre Handlungen versucht die Millerin diesem Vorurteil entgegenzuwirken, merkt dabei aber nicht, dass sie genau diese Rolle mit ihrem Verhalten widerspiegelt. Sie will sich über ihren Stand als Bürgerliche erheben und sieht eine mögliche Hochzeit von Luise und Ferdinand als Chance, einen höheren sozialen Status zu erreichen. Ihre Denkweise ist sehr egoistisch, einfältig und materialistisch. Den Konsequenzen, die aus ihrem Verhalten resultieren, kann sie sich nicht stellen und bettelt im Nachhinein bei Höhergestellten um Erbarmen.

 



[1] Vgl. Kraft, Helga W. und Liebs, Elke (Hg.): Mütter - Töchter - Frauen. Weiblichkeitsbilder in der Literatur. Stuttgart: Metzler, 1993 S. 65

[2] ebd. S. 53

[3] Vgl. Kraft, Helga W. und Liebs, Elke (Hg.): Mütter - Töchter - Frauen. Weiblichkeitsbilder in der Literatur. Stuttgart: Metzler, 1993 S. 54

[4] Oellers, Norbert: Schiller. Elend der Geschichte, Glanz der Kunst. Stuttgart: Reclam, 2005 S. 159


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