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Jungfrau von Orleans - Personenkostellation

Die Jungfrau von Orleans

2.) Personenkonstellation

Johanna D’Arc: Johanna ist jung, im heiratsfähigen Alter und die Tochter eines grundbesitzenden Landmannes namens Thibaut. Sie wächst gemeinsam mit ihren beiden Schwestern Margot und Louison in Lothringen auf.

Johanna nimmt eine Außenseiterrolle in der Familie ein, da sie dem väterlichen Wunsch, zu heiraten, nicht nachgeht. Sie verlässt nach ihrer Berufung ihre Heimat, um im 100-jährigen Krieg die Engländer aus Frankreich zu vertreiben. Zugleich verpflichtet sie sich dadurch ihrer Jungfräulichkeit.

Durch ihr Sendungsbewusstsein kommen ihr außergewöhnliche Kräfte zugute. Ihren Pflichten kommt sie uneigennützig und auf Aufforderung „Des Geistes Ruf“ nach.

Aus dem Prozess ihrer Berufung schöpft Johanna starkes Selbstbewusstsein und handelt entgegen traditioneller Erwartungen ihrer Familie. Sie strahlt Mut und persönliche Glaubwürdigkeit aus. Einfühlungsvermögen einerseits (Ihr gelingt es durch ein kluges Gespräch eine Versöhnung dem Herzog von Burgund und dem König von Frankreich herbeizuführen) und Gnadenlosigkeit andererseits ( Als der Ritter Montgomery auf dem Schlachtfeld um Gnade bittet, wird er ohne Mitleid von Johanna getötet) prägen Johannas Charakter.

Feinde assziieren Johanna mit dem Teufel, da sie sich ihre zerstörerische Macht nicht anders erklären können. Ihre Rolle als unerbittliche und gnadenlose Kriegerin kann nur mit der Unterdrückung ihrer Gefühle und Ablehnung gegen eine Partnerschaft gewährleistet werden, weshalb sie auf Anwerbungen von Raimond, Dunois und La Hire nicht reagiert.

Bei dem Engländer Lionel kann sich Johanna nicht mehr zurückhalten, sie verliebt sich während eines Zweikampfes in ihn, was in Selbstvorwürfen und schließlich einer inneren Krise( Identitätskrise) endet, da sich ihr Gelübde nicht mit einer Partnerschaft vereinbaren lässt.

Sie steht im Zwiespalt zwischen ihrer Pflicht als Kriegerin des höchsten Gottes und ihren weiblichen Bedürfnissen. Äußerlich wird sie vom König zur Patronin Frankreichs ausgerufen und befindet sich auf ihrem kriegerischen Höhepunkt, während sie innerlich von Schuldgefühlen geplagt wird.

Als sie öffentlich von ihrem Vater der Hexerei bezichtigt wird und der König sie verbannt, beginnt ihr äußerer Abstieg, der in der englischen Gefangenschaft endet. In diesem Niedergang sieht Johanna ihre Buße und interpretiert ihn als Möglichkeit der Selbsterkenntnis, aus der sie gestärkt hervorgeht.

Ihr gelingt es, sich aus der Gefangenschaft zu befreien und ihrem Auftrag wieder nachzukommen. Sie stirbt als Siegerin auf dem Schlachtfeld, versöhnt mit dem französischen Königshof und in der Hoffnung, in den Himmel zu kommen.

Thibaut

Thibaut D’Arc ist ein grundbesitzender Landbauer und der Vater von Johanna. Sein Handeln und Denken basiert auf einem patriarchalischen Weltbild. Sein Charakter ist maßgeblich von traditionellen und konservativen Werten geprägt. Angesichts der Kriegsbedrohung möchte er alle seine Töchter zeitnah verheiraten, was ihm bei Margot und Louison gelingt und welche er mit väterlichem Wohlgefallen belohnt.

Johanna hingegen ist an einer Heirat (mit Raimond) desinteresseriert. Weiterhin missfällt ihm Johannas Interesse an der Politik. Thibaut ist im christlichen Glauben tief verwurzelt. Er dankt Gott für seinen Wohlstand. Er fürchtet den Teufel und Versuchungen der Geisterwelt.

Aufgrund seiner Glaubensüberzeugung unterstellt er Johanna, aus Eitelkeit zu handeln und vom Teufel gelenkt zu sein. Er wirft ihr die Sünde des Hochmuts vor. Um das Seelenheil seiner Tochter zu retten, bezichtigt er sie öffentlich der Hexerei und nimmt damit auch ihre Verbannung in Kauf.

König Karl VII.

Er ist der König von Frankreich. Seine Position ist durch den Einmarsch der Engländer im Hundertjährigen Krieg stark gefährdet. Zu Beginn des Dramas tritt Karl als schwacher Herrscher auf. Er befindet sich in einer existenziellen Krise, da er keine Lösung weiß, um sein Land zu retten.

Den Ernst der Lage minimiert er. Johannas Erscheinen weckt den König aus seiner Resignation. Dank ihr versöhnt er sich mit dem Herzog von Burgund. Entschlossenheit und Mut prägen fortan sein Leben. Er ehrt Johanna öffentlich. Als diese jedoch der Hexerei beschuldigt wird, hält sich der König zurück und verbannt diese schließlich.

Er hat die Entscheidungsgewalt über Johanna.

Graf Dunois

Er ist der uneheliche Sohn eines Prinzen von Orleans und gehört dem Gefolge des französischen Hofes an. Er verkörpert das Rittertum und die Ehre eines Mannes als Tugend. Über die Resignation des Königs ist er sehr enttäuscht. Er verehrt Johanna, kann sie sich aber nur in der traditionellen weiblichen Rolle denken, weshalb er an ihre Zurückhaltung im Kampf plädiert.

Philipp der Gute, Herzog von Burgund

Philipps Haltung als Herrscher ist von Stolz und Selbstbewusstsein geprägt. Er ist aber auch in der Lage seinen Stolz zu überwinden und sich nach schweren Zeiten wieder zu versöhnen (dank Johannas Schmeicheleien und Bemühungen im Gespräch). Er bildet eine Gegenfigur zu Königin Isabeau, die über die gesamte Dramenhandlung nicht zur Aussöhnung mit ihrem Sohn Karl bereit ist.

Isabeau

Isabeau ist ebenso wie Johanna von ihren Gefühlen, welche sich besonders in den Rachegelüsten gegenüber ihrem Sohn zeigen, bestimmt. Isabeau gelingt es allerdings nicht, ihre Rachegelüste zu befriedigen und innere Ausgeglichenheit zu verspüren. Kein Weg führt zur Aussöhnung mit ihrem Sohn Karl.

Agnes Sorel

Als Frau mit typischen weiblichen Eigenschaften ist sie die Geliebte König Karls und das Gegenbild zu Johanna. Sie geht in der Rolle der einfühlsamen und zarten Frau auf, die ihre Besinnung in der selbstlosen Liebe zu einem Mann findet. Da sie selbst vermögend ist, ist sie an einer Hochzeit mit König Karl nicht interessiert.


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