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Seminararbeit / Hausarbeit

Jen Paul Sartre: Sein Leben, Seine Werke - Das An-sich-sein und das Für-sich-sein

6.062 Wörter / ~22 Seiten sternsternsternsternstern_0.25 Autorin Anna M. im Jun. 2013
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Seminararbeit
Philosophie

Universität, Schule

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Note, Lehrer, Jahr

2, Salamun, 2004

Autor / Copyright
Anna M. ©
Metadaten
Preis 5.00
Format: pdf
Größe: 0.32 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 31946







Jen Paul Sartre
Sein Leben, Seine Werke

Das An-sich -sein und das Für-sich-sein


Inhalt

1.      Einleitung  

2.      Biographie

3.      Das An-sich -sein und das Für-sich-sein

4.      Das Für- andere –sein  

5.      Haben-Handeln-Sein  

6.      Die Wörter

7.      Schlusswort

8.      Zeittafel

9.      Literaturverzeichnis


Einleitung

Jean-Paul Sartre als einer der bedeutendsten Philosophen des 20.Jahrhunderts gilt als Gründer des französischen  Existentialismus. Zu den Vorläufern der Existenzphilosophie zählen bereits  Sokrates, Augustinus und Pascal. Von überragender Bedeutung sind unter anderem Arthur Schopenhauer (1788-1860), Martin Heidegger (1889-1976) und der „Vater“ der Existenzphilosophie Sören Kierkegaard (1813-1855).Der dänische Theologe wendet sich insbesondere gegen das abstrakte System Hegels (1770-1831) und sieht den Menschen in eine Welt geworfen voller Schuld und Sühne.

Der Existentialismus wendet sich gegen den Idealismus, der die die Dinge als Komplexe von Vorstellungen auffasst und das Sein nur als Bewusstsein anerkennt. Die Existenzphilosophie ist auch antirationalistisch, sie hält angeborene Ideen und den Verstand nicht geeignet zur Erforschung der Wahrheit. Die für den Menschen eigentlich wichtigen Wahrheiten  sind subjektiv und nicht objektivierbar, der Mensch im Alltag denkt existentiell und nicht abstrakt-spekulativ.

Besonders beeinflusst von dieser philosophischen Strömung und nachhaltig geprägt wurde die Literatur. Als erster existenzialistischer Roman gilt „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse.


Der Kulturkritiker, Dramatiker und Erzähler Sartre bietet seine Philosophie vor allem in Romanen und Bühnenstücken dar, in deren Mittelpunkt  der  selbstverantwortliche freie Mensch steht. Der von Kindesalter an Literatur interessierte Philosoph und Schriftsteller veröffentlicht seine Gedanken in mehr als 4000 Seiten philosophische Schriften, über 4000 Seiten Biografien und mehr als 2000 Seiten Erzählungen, Romane und Drehbücher.

Geprägt unter anderem von Heidegger(„Sein und Zeit“)Husserls Phänomenologie und Hegels Vorliebe für dialektische Formulierungen.

 Sartre unterscheidet die Existenz (dass man ist, Da-sein) von der Essenz (was man ist, So-sein) und versucht in seinem  philosophischen Hauptwerk „Das Sein und das Nichts“ wie schon der Untertitel „Versuch einer phänomenologischen Ontologie“ verrät, zwei völlig konträre Standpunkte miteinander zu kombinieren.

Schließlich versucht die Ontologie Seinsstrukturen zu explizieren, während die Phänomenologie diese Seinsstrukturen als Bewusstseinsstrukturen in Frage stellt.

Descartes verteidigt den Rationalismus und stützt sich auf  den systematischen Zweifel und das Cogito. Unbezweifelbar sind nicht die Dinge sondern das Denken von ihnen. Die eigene Vorstellung von den Dingen ist jedoch weit entfernt von den außen liegenden Dingen selbst und dieser Zweifel an der Vereinbarkeit führt schließlich zu einem Zweifel der Nützlichkeit des Bewusstseinsbegriffs selbst.

 Darauf folgt die Phänomenologie E. Husserls: „Da Bewusstsein immer Bewusstsein von etwas ist, muss mit der Annahme des Bewusstseins auch der Bezugsgegenstand des Bewusstseins gesetzt werden“ (MS 93).

Sartre hingegen betont vor allem die Transzendenz des Bewusstseins (das Überschreiten der „Ichheit“): „Die Gegenstände sind nicht im Bewusstsein, sie sind nicht der Inhalt des Bewusstseins, sondern sie sind die Gegenstände in der Welt“ (SM 94)


Biographie


Jean- Paul Charles Aymard Sartre wurde am 21. Juni 1905 als Sohn  des Marineoffiziers Jean- Baptiste Sartre und Anne-Marie,  geborene Schweitzer und Nichte von Albert Schweitzer (1875-1965, 1952 Friedensnobelpreis) in Paris geboren.

Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahre 1907 zieht der zweijährige Sartre mit seiner Mutter zurück nach Elsass, wo er bei seinen Großeltern mütterlicherseits aufwächst.

Seinem Stiefvater, einem reichen Geschäftsmann, den die Mutter 1916 heiratet, begegnet der Junge mit Skepsis und Verachtung, während sein Großvater als Professor und Schriftsteller schon in früher Kindheit zu einem großen Vorbild wird.

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1915 besucht Sartre das Gymnasium Lycee Henri IV in Paris wo er seinen langjährigen Freund Paul Nizan (1905-1940, franz. Schriftsteller und Journalist) kennen lernt, der in der Schulzeit zur Literatur animiert.

  In den Jahren 1917 bis 1919 besucht er das Gymnasium in La Rochelle und 1919 bis 1920 das Lycee Louis-le-Grand in Paris und wird danach 1924 in der Eliteschule Ecole Normale Superieure aufgenommen wo er Philologie, Philosophie, Psychologie und Soziologie studiert.

Im  Jahr seines Abschlussexamens 1929 (Dissertation: „Die Einbildungskraft in der Psychologie) lernt er Simone de Beauvoir kennen, die von da an für den Rest seines Lebens seine Begleiterin wird.

1929 bis 1931 absolviert Sartre seinen Militärdienst als Meteorologe in Tours und arbeitet in den darauf folgenden Jahren als Lehrer für Philosophie in Le Havre. Zwischen 1931 und 1934 unternimmt er Reisen nach Ägypten, Griechenland und Italien.

1934 erhält Sartre ein Stipendiat am Institut Francais in Berlin wo er sich hauptsächlich mit Nietzsche, Husserl, Heidegger und Hegel beschäftigt. Nach seiner Rückkehr aus Berlin arbeitet er an verschiedenen Gymnasien als Lehrer für Philosophie bis er  im Jahr 1939 zum Kriegsdienst einberufen wird und 1940 in deutsche Gefangenschaft gerät aus der er 1941 entflieht und zuerst nach Neuilly und danach nach Paris zurückkehrt.

Er nimmt den Lehrberuf wieder auf und veröffentlicht erste literarische und philosophische Arbeiten.

Jean-Paul Sartre ist auch politisch tätig und beteiligt sich an der französischen Widerstandsbewegung .Er arbeitet an verschiedenen Zeitschriften mit, unter anderem an der von Albert Camus gegründeten „Combat“.


Seit der Publikation seines philosophischen Hauptwerkes „Das Sein und das Nichts“ gilt er als der französische Hauptvertreter des atheistischen Existentialismus. Im Sommer 1943 veröffentlicht Gallimard „Das Sein und das Nichts“ in seiner Reihe „Bibliothèque des idées“mit 724 Seiten. Richtig entdeckt wurde die philosophische Abhandlung 1945, in einer neuen Auflage mit einem viel versprechendem Umschlagstreifen versehen: „Das wichtige an einer Vase ist die Leere in der Mitte.“


1945 gründet er die politisch-literarische Zeitschrift „Le Temps Modernes“(dt.: Moderne Zeiten, Die Neuzeit) mit Maurice eau- Ponty (1908- 1961, einer der größten Phänomenologen des 20.Jhdts, Prof.  für Philosophie in Lyon und später in Paris, „Sinn und Nicht-Sinn“, „Phänomenologie der Wahrnehmung“ „Das Auge und der Geist“) und lässt sich als freier Schriftsteller in Paris nieder.In diesem Jahr stirbt auch sein Stiefvater und Jean-Paul Sartre zieht zu seiner Mutter in eine gemeinsame Wohnung.

Ab 1949 gilt Sartre als „Allround- Intellektueller“ in der breiten Öffentlichkeit.  In den Jahren des kalten Krieges  kritisiert er die Politik der UdSSR und der Vereinigten Statten.Die meisten seiner Schriften in den fünfziger Jahren beschäftigen sich mit politischen Problemen.


Sartre unternimmt viele Reisen, u.a. nach Russland, China, Italien, Kuba, Afrika und in die USA und verfasst nahezu jährlich neue philosophische und literarische Werke. Sein zweites philosophisches Hauptwerk „Kritik der dialektischen Vernunft“ beschäftigt sich mit dem Marxismus und wird 1959 veröffentlicht.  Bereits im Jahre 1952 war Sartre zum Kommunismus übergetreten, hat aber wiederholt mit inhaltlichen Widersprüchen zu kämpfen.1956 verurteilt er die Unterdrückung des ungarischen Aufstands und 1968 den sowjetischen Einmarsch in der Tschechoslowakei.

Für mich besteht die größte Ehre, die man mir erweisen kann, darin, dass man meine Bücher liest.“ In den Jahren 1973 und 1974 leitet Sartre die links orientierte Tageszeitung „Liberation“, und schließt sich der algerischen Unabhängigkeitsbewegung F.L.N (Front de Liberation Nationale) an.

Er engagiert sich als Gegner des Antisemitismus und der Rassendiskriminierung, kämpft für Unterdrückte, sympathisiert mit Revolutionären und wird so zu einem Idol der Jugend, auch durch sein Engagement im französischen Algerienkrieg und im amerikanischen Vietnam- Krieg.

Sartre steht für ein exzentrisches Leben als Kettenraucher mit starkem Alkohol- und Arzneimittelkonsum, sein Augenleiden nimmt immer mehr zu, im Alter droht er völlig zu erblinden.

Am 15 April 1980 ist Jean- Paul Sartre im Alter von 74 Jahren in einem Krankenhaus gestorben, vier Tage später folgen einige Zehntausende Trauernde seinem Sarg zum Friedhof in Paris.


Zu den wichtigsten Werken  Sartres gehören

1.Philosophische, politische und literarische Schriften:

La transcendance de l’ego.Paris (Vrin) 1965- Dt. : Die Transzendenz des Ego. Philosophische Essays 1931 – 1939.1982

L’etre et le neant.Paris (Gallimard)1943- Dt. : Das Sein und das Nichts.Versuch einer phänomenologischen Ontologie1952

L’existentialisme es tun humanisme.Paris (Nagel)1946- Dt.: Der Existentialismus ist ein Humanismus. 1947

Réflexions sur la question juive.Paris (Morihien)1946- Dt. : Betrachtungen zur Judenfrage 1960

Baudelaire. Paris(Gallimard) 1947- Dt. :Baudelaire. Ein Essay.1953

Critique de la raison dialectique, précède de Question de methode.Bd.1.Paris (Gallimard) 1960- Dt. : Kritik der dialektischen Vernunft.1.Band.1967

Les mots. Paris (Gallimard) 1964- Dt.: Die Wörter. 1965

L’idiot de la famille. Gustave Flaubert de 1821a 1857 3 Bde. Paris (Gallimard) 1971-1972-Dt.: Der Idiot der Familie. Gustave Flaubert 1821-1857.5Bde.1977-1979

Un theatre de situations.Paris (Gallimard)1973- Dt.: Mythos und Realität des Theaters (Schriften zu Theater und Film)1979

On a raison de se révolter. Paris (Gallimard) 1947- Dt.: Der Intellektuelle als Revolutionär. Streitgespräche.1976

Situations.5Bde.Paris (Gallimard) 1947- 1964- Dt.daraus: Descartes und die Freiheit.1948.Was ist Literatur? Hamburg (Rowohlt)1950.Materialismus und Revolution.Zürich (Europa Verlag) 1950.Situationen.Essays.Hamburg (Rowohlt) 1956

Saint Genet, comedien et martyr.Paris (Gallimard) 1952- Dt.: Über Jean Genet

2.Erzählungen :

L’ange du morbide. In: Revue sans titre1923.Paris 1947

Le mur. Paris (Gallimard)1939- Dt.: Die Mauer. (Die Mauer .Das Zimmer. Herostrat. Intimität. Die Kindhit eines Chefs)1950


3.Romane:

La nausee. Paris (Gallimard)1938- Dt.: Der Ekel. Stuttgart 1949

Les chemins de la liberte.3 Bde. Paris (Gallimard) 1945-1949- Dt.: Die Wege der Freiheit (Zeit der Reife. Der Aufschub. Der Pfahl im Fleische.) 1949-1951


4.Dramen:

Les mouches. Paris (Gallimard)1943- Dt.: Die Fliegen.1949

Huis clos. Paris (Gallimard)1945-Dt.: Bei geschlossenen Türen. 1945

Kean. Paris (Gallimard) 1954- Dt.: Kean oder Unordnung und Genie-Ein Stück nach Alexander Dumas. Hamburg (Rowohlt)1964

Nekrassov. Paris (Gallimard) 1956- Dt.: Nekrassow

Les séquestres d’Altona. Paris (Gallimard) 1960- Dt. : Die Entschlossenen

Morts sans sepulture. Lausanne (Marguerat) 1946-Dt.: Tote ohne Begräbnis

La putain respectueuse. Paris (Nagel) 1946-Dt. : Die ehrbare Dirne

Les mains sales .Paris (Gallimard) 1948- Dt. : Die schmutzigen Hände

Le diable et le bon Dieu. Paris (Gallimard) 1951- Dt. : Der Teufel und der liebe Gott


5. Filmdrehbücher

Les jeux sont faits.Paris (Nagel) 1947-Dt.: Das Spiel ist aus. Hamburg (Rowohlt)1952

L’engrenage. Paris (Nagel) 1948- Dt. : Im Räderwerk. Darmstadt (Holle) 1954

6. Herausgegebene Zeitschrift

Les temps modernes.Revue mensuelle.Paris (Chantenay) 1945


Das An- sich-  sein und das Für- sich- sein


Die Philosophie Sartres beschäftigt sich mit der Frage nach der Rechtfertigung der menschlichen Existenz, dem Sinn des Seins und der „Angst davor ein Mensch“ zu sein. Worin liegt nun der Unterschied zwischen einem Ding-sein und einem Mensch-sein? Was den Menschen von Dingen und auch von anderen Lebewesen so markant unterscheidet ist das Vorhandensein von einem Bewusstsein.

Bewusst-Sein ist bewusstes Sein, die Fähigkeit sich von anderen zu unterscheiden. Sartre verwendet für das Bewusst-Sein den von Hegel übernommenen aber differenziert gedeuteten Ausdruck Für-sich-sein und An-sich- sein für das Ding-sein.


Unter dem Begriff „Sein“ versteht Sartre die Materie, die Dinge, die seiner Meinung nach  unendlich, starr und konkret sind.

Das An- sich- Sein meint veränderungsloses, unterschiedsloses, reines Sein .Die bewusstlosen Dinge sind einfach was sie sind, sie sind mit sich identisch.

An- sich- sein meint Ding- sein, gekennzeichnet durch reine Positivität, Identität mit sich ohne Dualität, ohne jegliche Negation.

Das Sein ist an sich, es verweist nicht auf sich wie das Bewusstsein von sich sondern es ist dieses sich .Es ist sozusagen „von sich selbst erfüllt“.

Das Sein an sich ist das was es, während das Bewusstsein zu sein hat was es ist.

Das An-sich-sein ist massiv, es hat kein Innen das einem Außen gegenübersteht und es ist kontingent, weil es nicht von einem anderen Existierenden abgeleitet werden kann.

„Das Sein ist. Das Sein ist an sich. Das Sein ist das, was es ist.“(SN 44)


Der Sinn des Seins besteht in der Aufklärung des Sinns des An-sich-sein (Also das Sein des Phänomens), aber auch des Sinns des Seins des Bewusstseins. Dieser geht von dem Seinstypus Für-sich-sein aus, das dem An-sich-sein entgegengesetzt ist.


In einer Hinsicht ist der Mensch zwar das einzige Sein, durch das eine Zerstörung ausgeführt werden kann.“ (SN 57)

Das Für-sich hat also die Fähigkeit zur Nichtung. Der Mensch ist „ein Sein, das ist, was es nicht ist, und nicht ist was es ist.“

Das heißt, das Bewusstsein ist was es nicht ist, das bedeutet nichts anderes als dass das Bewusstsein das seiende ist, welches durch seine Möglichkeiten bestimmt ist. Das bereits gegebene wird in den Möglichkeiten überschritten. Das Für-sich-sein zeigt also Transzendenz, den Überstieg des schon verwirklichten zum Möglichen.


Von Geburt an befinden wir uns in einer Situation in die wir sozusagen geworfen wurden. Unsere Existenz geht der unserer Essenz voraus. (Originalzitat: „Die Existenz geht dem Wesen voraus“ aus der „Existentialismus ist ein Humanismus“) Das heißt, wir sind zuerst zwar existent, haben unser Wesen aber noch nicht geschaffen und sind daher gezwungen in unserem alltäglichen Leben vorgegebene Rollen zu spielen.

Beispiel ist der Kellner Pierre in Das Sein und das Nichts

Betrachten wir diesen Kaffeehauskellner. Er hat rasche und sichere Bewegungen, ein wenig allzu bestimmte und ein wenig allzu schnelle, er kommt ein wenig zu rasch auf die Gäste zu, er verbeugt sich mit ein wenig zuviel Beflissenheit, seine Stimme und seine Blicke drücken eine Interessiertheit aus, die ein wenig zu sehr von Besorgnis um die Bestellung des Kunden in Anspruch genommen ist; dort kommt er zurück und versucht durch seine Art, zu gehen, die unbeugsame Härte irgendeines Automaten nachzumachen, während er gleichzeitig sein Tablett mit einer Art Seiltänzerkühnheit trägt, wobei er es in einem fortwährend labilen und fortwährend gestörten Gleichgewicht hält, das er mit einer leichten Bewegung des Armes oder der Hand fortwährend wiederherstellt.

Darin liegt nichts Überraschendes: das Spiel ist eine Weise des Sichzurechtfindens und des Nachforschens. Das Kind spielt mit seinem Körper, um ihn zu erforschen, um eine Bestandsaufnahme zu machen; der Kaffeehauskellner spielt mit seiner Stellung, um sie real zu setzen. (SN 106)

Gegenüber dem bloßen Sein der Dinge sind wir ein Nichts, das sich sein Sein erst schaffen muss. Der Mensch ist dementsprechend nichts anderes als das, wozu er sich macht.


Ich habe Durst, trinke Wasser und habe dadurch den Durst „genichtet“. Ich habe also die Möglichkeit erkannt, etwas tu trinken um nicht durstig zu sein. Da der Mensch durch seine Möglichkeiten bestimmt ist, ist er also bereits als Durstiger nicht mehr durstig. Der Seinstypus Für- sich- sein  zeigt also Negativität und Nicht-Identität, die fehlende Übereinstimmung mit sich.

Für- sich-sein das ist der Mensch, er hat Bewusstsein von sich und von anderen und fällt dadurch aus seinem An-sich-sein heraus. Das was den Menschen vom An-sich trennt ist das Nichts.

Das Nichts ist nicht, deshalb kann es auch nicht sich nichten, denn um sich nichten zu können muss man sein. Diese Nichts als Ursprung der Negation muss also innerhalb des Seins gegeben sein und dieses Sein ist der Mensch. Der Mensch befindet sich stets in der Gegenwart: Das Vergangene existiert nicht mehr, das Zukünftige noch nicht  und das gegenwärtige ist auch bereits Vergangenes .Es fehlt also die Möglichkeit sich selbst als An-sich wahrzunehmen, das menschliche Sein ist nie identisch mit sich und das Nichts ist dieser Mangel an Identität.

Der Mensch ist nicht statisch sondern „immer werdend“


„Die Bedingung dafür, dass die menschliche Realität die Welt negieren kann, ist, dass sie das Nichts (néant) in sich trägt als das nichts (rien), durch das ihre Gegenwart von ihrer Vergangenheit getrennt ist. Dieses Nichts ist eine Leistung des Bewusstseins; das bewusste Sein muss sich von der Vergangenheit lösen durch einen Schnitt, durch eine Bewusstseinsstruktur, die es ist .Die Freiheit ist das menschliche Sein, das seine Vergangenheit aus dem Spiel bringt, indem es sein eigenes Nichts absondert.

Die kausale Bestimmtheit des Determinismus setzt voraus, dass ein positives Sein auch nur positives Sein erzeugen kann. Laut Sartre aber setzt jede Frage prinzipiell voraus, dass es eine negative Antwort zumindest geben könnte.

Sartre identifiziert dieses Nichts mit dem Bewusstsein, also mit dem Menschen.

„Ständig lebt sich das Bewusstsein selbst als Nichtung seines vergangenen Seins“ (SN 90)

Das bewusste Sein ist also durch das Nichts geschieden von der Vergangenheit, so ist jeder gefasste Gedanke ein unabhängiger, frei gewählter, nicht selbstverständlich bedingt durch den vorigen. Es handelt sich also um einen nichtenden Abstand, den der Mensch gewinnt indem er sich entwirft, er muss sich von sich selbst loslösen. “Das Sein des Menschen ist Frei-Sein“.

Das Für-sich-sein versucht das Sein, das An-sich-sein zu begründen und durch dieses Nichts werden dem Menschen seine noch nicht verwirklichten Möglichkeiten dargeboten.


„ .Daraus, dass ich durch etwas Nicht-Seiendes, nämlich nicht wirklich Seiendes im Sinne der Dinge, bestimmt werden kann, ist ersichtlich, daß mein Wesen fundamental von einer Nichtung durchwaltet ist Seine These ist ja, daß das Für-sich-sein, also das menschliche Sein, erst durch eine Nichtung des An-sich-sein, das für Sartre das Sein schlechthin ist, entspringen kann Das Bewußtsein ( .) kann nur zum Bewußtsein werden durch ein Sich-Losreißen vom An-sich-sein.

Der Mensch strebt zwar an der Vereinigung der Absolutheit des  An-sich und der Reflektierfähigkeit des Für-sich, doch dies ist nicht möglich, da er sonst ein Gott wäre und Menschen können laut Sartre doch niemals Götter sein.


Das „Für- andere- sein“   


Der Mensch ist das Zentrum und alles um ihn herum existiert nur für ihn. Betritt nun ein zweiter Mensch die Bildfläche, ist der Mensch nicht mehr das Zentrum und wird nun durch die Anwesenheit des anderen zum An-sich, zu einem Erkenntnisgegenstand anderer Menschen. Der Mensch kann also nur durch den Anderen die Erfahrung seiner selbst gewinnen. Der Mensch als Subjekt macht den anderen Menschen zu einem Objekt.

Entdecke ich einen Aspekt, eine Eigenschaft meines Selbst, so realisiere ich dies nach dem Modus des Für-sich. Kommt jedoch eine zweite Person ins Spiel, ein Mensch der mich wahrnimmt, so ist dieser Andere ein Vermittler zwischen mir (Für-mich-sein) und mir selbst (Gegenstand), und verleiht mir die Fähigkeit ein Urteil über mich selbst zu fällen wie über einen Gegenstand, ein Objekt, den als Objekt erscheine ich dem Anderen.

So wie der andere mich als Objekt wahrzunehmen scheint, so sehe auch ich den Anderen primär als einen Gegenstand.

In meiner Welt, in der ich selbst als Subjekt das Zentrum bin, nehme ich den Anderen als Objekt wahr, wie alle Dinge um mich herum. Dies wird uns in dem für Sartre sehr entscheidenden „Blick“ (franz.:le regard) ermöglicht.

Durch den Blick den ein Anderer auf mich richtet, der selbst Zentrum einer Welt ist, nämlich seiner eigenen die auf ihn ausgerichtet ist, erfahre ich ihn als Subjekt und nicht als Objekt.

Im Erblicktwerden werde ich gegenständlich, weil der Andere Subjekt ist. Bin ich dem Blick des anderen ausgesetzt, so sehe ich selbst nicht auf den anderen, sondern meine Intention ist auf mich selbst gerichtet. “So ist der Blick zunächst ein Vermittler der von mir auf mich selbst verweist.“ (SN 345)

Der Blick des anderen vermittelt mir die Erfahrung meiner selbst. Erst durch die Erfahrung des Angeblicktwerdens erhalte ich ein sogenanntes Ich-Bewusstsein.

Im Blick begegne ich dem Anderen als Subjekt und mich selbst als Objekt.

Ich erlebe die Situation eines Erblickten, kann sie aber nicht erkennen. Ich bin ein ich, das ein Anderer erkennt, in einer Welt die ein anderer mir entfremdet hat. Mein Sein wird von der Freiheit des Anderen bestimmt.

„Es genügt, dass der Andere mich anblickt, damit ich das bin was ich bin“ (SN 473)

Der Andere schränkt mich in meinen Möglichkeiten ein und beraubt mich so meiner Freiheit, denn der Andere gestaltet die Welt um mich herum, und gibt ihr einen Sinn von dem ich nichts weiß. Er ist mein Konkurrent im Kampf um Objekt bzw. Subjekt sein.

„So konstituiert mich das Gesehenwerden als ein wehrloses Sein für eine Freiheit die nicht meine Freiheit ist. In diesem Sinne können wir uns als „Knechte“ betrachten, insofern wir Anderen erscheinen.“

Am besten zum Ausdruck  kommt diese These in Sartres Theaterstück „Huis clos“ von 1943.

 „Geschlossene Gesellschaft“ („Hinter geschlossenen Türen“) ist ein Einakter, geschrieben im Herbst 1943, uraufgeführt am 27.Mai 1944 in Paris. Einer Freundin zuliebe, die Schauspielerin werden möchte und sich für ihre Tournee ein leicht zu inszenierendes Stück wünscht, unterbricht Sartre im Herbst 1943 die Arbeit an „Der Aufschub“ und schreibt eines seiner besten Stücke, „Bei geschlossenen Türen“.


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