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Überblick: Die Arbeitsblätter zu Janne Tellers "Nichts, was im Leben wichtig ist" ermöglichen eine tiefgehende Analyse der Ich-Erzählerin und des Themas Nihilismus. Sie regen zum kritischen Denken an, indem sie die Schüler durch strukturierte Aufgaben und Dialoge zur Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen und der Bedeutung von persönlichen Werten führen. Die Materialien unterstützen Lehrkräfte dabei, Schülern komplexe literarische Konzepte verständlich zu machen und fördern die Diskussion in der Klasse.
Arbeitsblätter mit Hausaufgaben
"Nichts, was im Leben
wichtig ist"
Janne Teller
Inhalt:
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„Nichts
bedeutet etwas!“ – Dinge die uns etwas bedeuten
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Meinungsverschiedenheiten
in Form eines Dialoges
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Der
Romananfang von „Nichts
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Kapitel
III: Ein Pflaumenbaum hat viele Äste
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Der
Berg der Bedeutung
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Die
Ich-Erzählerin
„Nichts bedeutet etwas!“
Bedeutet das ‚Nichts‘ etwas? oder gar nichts bedeutet etwas!
- die
aufgeworfene Frage nach dem Nichts
klingt philosophisch und wurde
bereits im sog. „Nihilismus“
bedacht
- die Aussage vom Nichts
wirkt häufig absolut oder gesteigert
- es klingt zudem eine Abwesenheit
von etwas mit (vgl.
Materie oder Bestand)
- das Nichts entzieht sich
leicht unserer Vorstellungskraft
Dinge, die uns etwas bedeuten
à die
Bedeutung von bestimmen Gegenständen hängt von besonderen persönlichen
Erinnerungen und/oder Emotionen ab, die wir mit diesem Gegenstand verbinden und
ist somit individuell
à Es
fällt jedem in der Regel sehr leicht, Dinge aufzuzählen, die ihm etwas bedeuten
à es
kann sich um materielle Dinge, wie eine Kette oder ein PC-Spiel aber auch um
immaterielle bzw. personelle Dinge, wie die Familie handeln
„Nichts bedeutet etwas“ –
Meinungsverschiedenheiten in Form eines Dialoges
Bernd: Nichts bedeutet etwas!
Freddy: Wie meinst du das?
Bernd: Alles, was wir in unserem Leben tun ist sinnlos.
Am Ende sterben wir eh alle!
Freddy: Das Leben ist da, um etwas zu bewirken.
Bernd: Und dann rottet die Menschheit irgendwann aus und
keiner erinnert sich mehr an irgendwas.
Freddy: Bis das eintreten könnte werden noch tausende von
Generationen Mensch leben. Der Weg ist das Ziel und der Weg das Leben. Du lebst
nur jetzt und nur einmal.
Bernd: Aber wofür lebt man?
Freddy: Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Hausaufgabe
Definition „Nihilismus“
Der „Nihilismus“, vom lat
.Wort „nihil“ für nichts, steht für die Verneinung
jeglicher Seins-, Erkenntnis-, Wert- und Gesellschaftsordnung,
ebenso wie für die Ablehnung von Kirche und
Religion. Umgangssprachlich bedeutet der Nihilismus auch einfach die
Verneinung aller positiven Ansätze.
„Nichts“ – Janne Teller
Der Romananfang von „Nichts“ (bis S.24)
1) Das Leben in Taering
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2) Die Schüler-gruppe
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3) Pierre Anthon
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4) Ich-Erzähler
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Vorort einer Provinzstadt (S.10)
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sehr übersichtlich geordnet und „ziemlich“ bodenständig (S.10)
-
man kennt sich gegenseitig bzw. man redet übereinander, was man zu wissen
meint(!)
-
die Schule ist so hässlich wie unsere!
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-
suchen nach einem Grund, wütend auf Pierre Anthon zu sein
-
Wer nicht die Gruppenmeinung teilt, wird gekniffen oder verprügelt
-
alle wollen „jemand werden“, ohne zu wissen, was das eigentlich bedeutet
-
sie übernehmen die Ansichten der Eltern ungeprüft, meiden aber zugleich die
Erwachsenen
(vgl.
ein
gestörtes Verhältnis zur Welt der Erwachsenen)
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-
lebt mit Vater in einer Kommune als
Außenseiter
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-
gibt sich als Agnes zu erkennen
-
denkt sich ihren Teil, spricht ihre Gedanken nicht in der Gruppe aus und schweigt(!)
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Alternative Reaktionen auf Pierre Anthons
Provokationen
- sich nicht provozieren lassen, z.B. durch
ignorieren
- Widerspruch
- Selbstbehauptung
- Umkehr seiner Position: „Alles hat etwas zu
bedeuten!“
- einfach
auslachen
Kapitel III: Ein Pflaumenbaum hat
viele Äste
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Pierre Anthons Aussagen:
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Reaktionen seiner Mitschüler:
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„Nichts
bedeutet irgendetwas!“
„Alles
fängt nur an, um aufzuhören!“
„Das
Leben ist überhaupt nicht der Mühen wert!“
„Es
gibt nichts, worüber man sich freuen kann!“
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werden sauer, weil Pierre Anthon sie in Frage stellt
-
sie haben Angst vor Pierre Anthon, weil er etwas begriffen hat
-
sie wollen nicht mit den Erwachsenen reden
-
sie fühlen sich hin- und hergerissen (vgl. angezogen und zugleich
abgeschreckt)
-
sie versammeln und beraten sich
-
sie haben Sorge darum, etwas zu werden
-
sie wollen Pierre Anthon eine Lektion erteilen: verprügeln? ihn überzeugen? beten?
ignorieren? den Winter abwarten?
-
sie wollen Pierre Anthon vom Baum holen
-
mit Steinen bewerfen
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„Alles
ist nur ein Spiel!“
„Fürchtet
ihr euch etwas vor dem Nichts?“
„Bald
seid ihr alle tot!“
„Ich
übe mich darin, nicht zu tun.“
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à Pierre Anthon greift niemanden persönlich an, dennoch
meinen alle, reagieren zu müssen
à Pierre Anthon greift die Frage
auf, die alle anderen verdrängen(!);
er stellt ihre Wertigkeiten (vgl. etwas werden wollen) in Frage
à es wird nichts weniger in Frage gestellt als der Sinn unseres Lebens!
à die Gruppe steigert sich in ihren Reaktionen bis zur
Gewaltanwendung (vgl. Ausdruck eigener Verzweiflung)
à will man sich diese Frage
überhaupt stellen?
à diese Fragen entziehen sich immer wieder
Hausaufgabe
Der Berg der Bedeutung
Person
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Gegenstand/Forderung
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Dennis
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Dungeons&Dragons-Bücher
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Sebastian
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Angelrute
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Richard
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schwarzer
Fußball
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Laura
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Papageienohrringe
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Agnes
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grüne
Sandalen
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Gerda
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Klein
Oskar (Hamster)
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Maike
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Teleskop
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Dannebrog
(Fahne)
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Dame
Werner
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Tagebuch
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Anna-Li
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Adoptionsurkunde
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die
kleine Ingrid
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Krücken
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Henrik
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Schlange
in Formalin
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Ole
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Boxhandschuhe
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Elise
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Sarg
mit totem Bruder
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Marie-Ursula
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blaue
Zöpfe
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Hussein
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Gebetsteppich
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der
große Hans
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neongelbes
Fahrrad
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Sofie
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ihre
Unschuld
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der
fromme Kai
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Jesus
am Kreuz
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die
hübsche Rosa
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Aschenputtels
Kopf
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Jan-Johan
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rechter
Zeigefinger
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Kommentar zum Berg der Bedeutung
Man muss erstmal auf die
Idee kommen, alles, was einem bedeutet zu sammeln und zu einem Berg aufzuschichten.
Für mich ist diese Idee
sinnlos, denn nur weil jeder einzelne Gegenstand viel bedeutet, hat daher nicht
der Berg als Gesamtes besonders viel Bedeutung. Außerdem gilt die besondere
Bedeutung einzelner Gegenstände nur für die jeweilige Person, für Unbeteiligte,
wie Pierre Anthon, gibt es also keine Bedeutung und es ist nichts anderes als
ein Berg mit Gegenständen. Dass die Schüler mit ihren Forderungen und Ideen
gegen Ende eindeutig zu weit gehen und es nicht mehr um Bedeutung sondern mehr
um den Aspekt, dem anderen immer härter eins auszuwischen geht, ist
offensichtlich. Es ist erstaunlich, wieviel die Schüler gegen Ende bereit sind
zu opfern, nur um Pierre Anthon „die Bedeutung“ zu beweisen. Schlussfolgernd
ist der Berg in der Theorie eine gute Überlegung, praktisch jedoch komplett
sinnlos und aufgrund der extremen Forderungen annähernd krankhaft.
Der Berg der Bedeutung
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- eine Steigerung wird erkennbar
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- es geht um eine veränderte Qualität der Bedeutung
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- dahinter steht zunehmend ein Rache- und Machtgedanke
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- die Forderungen eskalieren
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- zunehmend wird die „Beschaffung“ wichtiger
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- die Schüler verändern sich zunehmend
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- zunehmend wird Druck ausgeübt durch die drohende Gruppe bis hin
zu kriminellen Taten
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(Vergewaltigung, Diebstahl, Körperverletzung, usw.)
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à hinter dieser Konstruktion wird ein menschlicher „Wille
zur Macht“ (Nietzsche) erkennbar
à sichtbar wird auch eine grundsätzliche Möglichkeit
menschlichen Handelns, hier fiktiv entfaltet
à abgetrennter Finger als Bild (Fingerzeig
auf kommendes Unheil)
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Der Berg lässt sich unterteilen:
1.
„Kein Problem“
2.
„Aber hallo!“
3.
„Stopp!“ (z.B.
Geklautes; Teures; etwas, was nicht wiederkommt, was verallgemeinert werden
kann, das schadet; etwas Lebendes; Aufgabe von Zukunftsträumen)
4.
„Mach ich nicht!“
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Die Ich-Erzählerin
- Agnes wird durch
Gruppenzwang zur Mitläuferin
- obwohl sie eine eigene
Meinung hat oder manches besser weiß, schweigt sie gegenüber der Gruppe
- eigentlich hat sie
nichts gegen Pierre Anthon; vermutlich mag sie ihn sogar
- die längste Zeit steht sie hinter dem Berg der Bedeutung, dennoch
keimen ihr in Zweifel
- sie ist schwankend: einerseits unterstützt sie das
Gruppenvorhaben, andererseits lehnt sie dies ab, wann immer sie selbst
betroffen ist (vgl. Sandalen oder Friedhof)
- zweitweise wird Agnes
selbst zur Anstifterin (vgl.
Grabsteine, Tagebuch, Anruf bei der Presse, auf der Suche nach Gerdas
Schwachpunkt, sie holt Pierre Anthon ins Sägewerk)
- sie ist eine sehr gute
Beobachterin(!); vgl. als Teil der
Konstruktion!
- sie selbst verroht im Lauf der Geschichte (vgl. beim Abschneiden des
Fingers)
à die Ich-Erzählerin ist selbst zugleich eine
Schlüsselfigur
à sie hat verschiedene Gesichter
à sie erzählt nicht viel von sich, nur beiläufig
à sie versteckt sich zumeist
hinter dem Gruppen-Wir, um von ihrer eigenen Verantwortung oder Schuld
abzulenken
à der ganze Roman kann als Parabel verstanden werden;
vgl. Agnes wäre dann leicht übertragbar wie auch der Rest der Handlung
Hausaufgabe
Charakterisierung von Agnes