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Aufsatz
Philosophie

Universität, Schule

Bochum Gymnasium

Note, Lehrer, Jahr

1-, Kreutzer, 2014

Autor / Copyright
Miriam M. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.06 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 47937







Inhalt: Der Aufsatz analy­siert die ethi­sche Recht­fer­ti­gung der Todes­strafe aus Sicht des Utili­ta­rismus nach John Stuart Mill. Er bietet eine detail­lierte Erläu­te­rung des Utili­ta­rismus als Folgen­ethik und dessen Prin­zi­pien, wie das größt­mög­liche Glück für die meisten Menschen. Es wird disku­tiert, ob und wie utili­ta­ris­ti­sche Ansätze die Todes­strafe unter­stützen könn­ten, unter Berück­sich­ti­gung von Kosten-Nut­zen-Über­le­gungen und der unum­kehr­baren Natur von Hinrich­tun­gen. Der Text beleuchtet auch Mills Beto­nung der Qualität von Freuden und stellt kriti­sche Fragen zur Verein­bar­keit von Todes­strafe mit Menschen­würde und utili­ta­ris­ti­scher Ethik.
#Todesstrafe#Utilitarismus#Ethik

Todesstrafe, die schärfste aller Strafen. Sie wird im allgemeinen durch Enthaupten, Erhängen, auf dem elektrischen Stuhl oder (bei militärischen Verbrechen) durch Erschießung vollstreckt. […]“1

Die Todesstrafe ist seit jeher ethisch umstritten, sei es um Vergeltung zu üben, den Schutz vor Tätern zu gewährleisten oder die Abschreckung als präventive Maßnahme zu nehmen. Vorrangig wird sie aber dazu genutzt, den gestörten Rechtsfrieden wiederherzustellen.2 Das Thema ‚Todesstrafe‘ war und ist immer wieder ein Thema von hoher Aktualität, das vielfach emotionale Reaktionen der unterschiedlichsten Kategorien hervorruft. Um nicht die themenübergreifende und durchaus ambivalente Frage, ob die Todesstrafe moralisch gerechtfertigt sei, mühselig zu beantworten, geht es in diesem Falle nur um die ethische Theorie des Utilitarismus‘ und zwar die des Philosophen und liberalen Politikers John Stuart Mill (1806 – 1876), zudem ob der Utilitarismus die Todesstrafe für gerechtfertigt hält oder nicht und wie er in diesen Fällen argumentiert. Vorweg ist eine Erklärung des Utilitarismus‘ genommen, um für besseres Verständnis und Nachvollziehen der Argumente zu sorgen.

Der Utilitarismus (zu lat. utilitas, Nutzen, Vorteil oder utilis, nützlich) ist eine teleologische Theorie, die moralisch eine Handlung bewertet, oder genauer, ein Mittel ist, um Handlungen moralisch zu beurteilen. Damit gehört sie in die Spalte der Folgenethik. Handlungs- und Beweggründe sind in dieser Theorie nebensächlich und es werden nur die direkten Folgen gemessen. Sofern die Konsequenz positiv ist, ist die Handlung moralisch und ethisch vertretbar. Das Grundprinzip dieser Theorie ist das „größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl“3, dass alle Konsequenzen der Entscheidungen gegeneinander abgewogen werden müssen, um das „größtmögliche Übergewicht von guten gegenüber schlechten Folgen“4 herzustellen. Es ist das Prinzip der Nützlichkeit, eine ethische Kosten – Nutzen – Rechnung, wenn man so will, wobei sich die Kosten auf das eigene Opfer beziehen, dass man für den Nutzen, also das Glück anderer, darbringt. Nach diesem Prinzip soll es nicht um moralische Werte oder die Gesetze der Weltordnung gehen, stattdessen soll es eine Regelung darstellen, die das menschliche Zusammenleben ermöglicht.5 Laut John Stuart Mill sind die Handlungen dann moralisch richtig, wenn sie Glück fördern, wobei man unter Glück Lust und das Freisein von Unlust versteht, und dann moralisch falsch, wenn sie das Gegenteil von Glück bewirken, also Unlust und das Fehlen von Lust.6 Man kann also sagen, je mehr Leute Lust und das Freisein von Unlust, bzw. Glück durch die Folgen des Handelnden verspüren, desto ‚besser‘ ist die Handlung. Zudem fügt er an, dass der Begriff der Qualität neben dem der Quantität mit einzubeziehen wäre, um die Handlung bewerten zu können.7 Er stellt somit intellektuelle Freuden qualitativ höher, als die Freuden, die mit Erfüllung der Grundbedürfnisse einhergeht. Mit seinem Ausspruch „Es ist besser, ein unzufriedener Mensch als ein zufriedengestelltes Schwein zu sein; besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr.“8 erklärt er, dass nicht alle Menschen fähig seien, die intellektuellen Freuden zu erreichen und die fähigen Menschen immer unzufrieden sein werden, da sie von sich aus nach Vollkommenheit streben, die unmöglich zu erreichen ist. Wie jedes Prinzip, nach dem man beurteilt, was moralisch richtig oder falsch ist, hat auch dieses mehrere Kritikpunkte. Da dieses Prinzip nach rein objektiven Beurteilungen handelt, werden in jeder Situation Emotionen und die Menschlichkeit außer Acht gelassen, wobei weniger nach wirklichem Nutzen, eher nach der Übereinstimmung mit den anerkannten Normen der Gesellschaft beurteilt wird.9 Also bereitet schon das Abwägen guter und schlechter Konsequenzen unüberwindlich Schwierigkeiten, da das Konzept unabhängig von jeglicher höheren Instanzen ist, die definiert, wie die Konsequenzen zu sehen sind. 10 Oft gehen diese getroffenen Entscheidungen gegen Gewissen und Gesetz und können, wenn es das größtmögliche Glück für die größte Menge an Beteiligten hervorruft, auch Verbrechen oder die Todesstrafe rechtfertigen.11 Dabei muss beachtet werden, dass die Strafe an sich nicht für gut befunden wird, sondern wird getreu nach dem Utilitarismus die Konsequenz, die die Strafe beinhaltet, als nutzenorientiertes Handeln empfunden, da so größere Übel vermieden werden können.

Wenn man den Mörder also tötet, spart man das Geld, das für den lebenslänglichen Aufenthalt sonst an Kosten für die Allgemeinheit zukommen würde, so ‚Die Welt‘ 200712 Geld ist essentiell wichtig für unsere Gesellschaft. Wieso Geld für den Aufenthalt eines Mörders bezahlen, wenn man damit sein mögliches Glück verringert? Für die größtmögliche Zahl würde weniger ‚sinnlos‘ investiertes Geld für Glück sorgen. Zwei Jahre später wird jedoch berichtet, dass die Hinrichtung doch wesentlich teurer ist, als die Lebenslange Haft.13 Somit ist dieses Argument unzureichend. Im Gegensatz dazu steht ein mögliches falsches und durch die Todesstrafe unumkehrbares Urteil. Die Hinrichtung kann nicht rückgängig gemacht werden.14 Wie kann es überhaupt zu solchen Justizirrtürmern kommen? Das Leid des vermeintlichen Mörders ist schwer zu kompensieren und bedeutet so eine moralisch falsche Folge. Das Töten von Mördern verhindert Wiederholungsfälle und dient als Abschreckung, für die, die vorhaben sollten, zu morden.15 Die direkte Folge lautet also, dass es keine Morde mehr gibt. Doch was ist mit Statistiken, die belegen, dass durch die Todesstrafe nicht weniger Morde geschehen sind? Für die größtmögliche Zahl ist die Folge quasi wertlos. Nach Mill stellt die ‚goldenen Regel‘ die utilitaristische Moral in ihrer höchsten Vollkommenheit dar, „[…]sich dem andern gegenüber so zu verhalten, wie man möchte, dass er sich einem selbst gegenüber verhält[…]“.16 Doch wie verhält es sich dann mit dem größtmöglichen Glück?

Es ist schwierig zu sagen, wie der Utilitarismus zur Todesstrafe sieht, da sich das Abwägen von Interessen schwierig gestaltet. Es wird zudem ein realistisches Menschenbild vorausgesetzt, dass so nicht existiert.17 Auch wenn die Handlung nebensächlich ist, die Folgen sind im Vordergrund, die meist nicht leicht zu bewerten sind. Letztlich ist aber die Frage: Was wiegt nach dem Utilitarismus mehr? Das Leid des Mörders oder Glück der Allgemeinheit? Und was ist eigentlich mit der unantastbaren Menschenwürde?







Literaturverzeichnis



Aßman, Lothar; Bergmann, Reiner u.w.. Zugänge zur Philosophie. Grundband für die Oberstufe. 1. Auflage. Berlin: Cornelsen, 1995, S. 214; 217 – 220; 224

Bode, Britta. Die Hinrichtung kostet mehr als eine lebenslange Haft. 20.10.02. 11.01.15

Cassese, Antonio. Die Todesstrafe torpediert das Gebot der Menschenwürde. 30.06.07 11.01.15

Frankena, William K.. Analytische Ethik. Eine Einführung. 3. Auflage. München: dtv Wissenschaft, Mai 1981, S. 54 - 55

Wagner, Johanna. Utilitarismus. Ohne Datum. 11.01.15

Way, Ingo. Die Todesstrafe und die Grenzen des Utilitarismus. 25. 10.2006. 11.01.15

1 Der Volks Brockhaus, 13. Auflage, F.A. Brockhaus Wiesbaden, 1965, S. 792

2 Vgl. Die Todesstrafe und die Grenzen des Utilitarismus

3 Aßman, Lothar; Bergmann, Reiner u.w.. Zugänge zur Philosophie. Grundband für die Oberstufe. 1. Auflage. Berlin: Cornelsen, 1995, S. 214

4 Frankena, William K.. Analytische Ethik. Eine Einführung. 3. Auflage. München: dtv Wissenschaft, Mai 1981, S. 54

5 Vgl. Aßman, Lothar; Bergmann, Reiner u.w.. Zugänge zur Philosophie. Grundband für die Oberstufe. 1. Auflage. Berlin: Cornelsen, 1995, S. 214

6Vgl. Aßman, Lothar; Bergmann, Reiner u.w.. Zugänge zur Philosophie. Grundband für die Oberstufe. 1. Auflage. Berlin: Cornelsen, 1995, S. 217

7 Vgl. Frankena, William K.. Analytische Ethik. Eine Einführung. 3. Auflage. München: dtv Wissenschaft, Mai 1981, S. 54

8 John Stuart Mill: Der Utilitarismus, Stuttgart Reclam 1991, S. 13/14.

9 Vgl. Aßman, Lothar; Bergmann, Reiner u.w.. Zugänge zur Philosophie. Grundband für die Oberstufe. 1. Auflage. Berlin: Cornelsen, 1995, S. 224

10 Vgl. Utilitarismus.

11 Vgl. Utilitarismus.

12 Vgl. Die Todesstrafe torpediert das Gebot der Menschenwürde

13 Die Hinrichtung kostet mehr als eine lebenslange Haft.

14 Vgl. Die Todesstrafe torpediert das Gebot der Menschenwürde

15 Vgl. Die Todesstrafe torpediert das Gebot der Menschenwürde

16 Aßman, Lothar; Bergmann, Reiner u.w.. Zugänge zur Philosophie. Grundband für die Oberstufe. 1. Auflage. Berlin: Cornelsen, 1995, S. 220

17 Aßman, Lothar; Bergmann, Reiner u.w.. Zugänge zur Philosophie. Grundband für die Oberstufe. 1. Auflage. Berlin: Cornelsen, 1995, S. 220

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Quellen & Links

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