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Ruprecht-Karls- Universität Heidelberg

Südasien Institut

Abteilung Politische Wissenschaft

PS: Islamistischer Terrorismus in Süd- und Südostasien

SS 2008

Dr. Peter Lehr


LTTE

Terroristen oder Freiheitskämpfer?


Hausarbeit zum Proseminar „Islamistischer Terrorismus in Süd- und Südostasien“



LTTE


Terroristen oder Freiheitskämpfer?


I. Einleitung . 1

1. Begriffsdefinition: Terrorismus 2

1.1 Unterscheidung von Guerilla und Rebellen . 4

1.3 Abschließende Bergriffsbestimmung . 5

2. Entstehungsgeschichte Sri Lankas 6

2.1 Erniedrigung der tamilischen Minderheit . 8

2.2 Formierung von militanten Organisationen . 8

3 Die Entstehung und Entwickelung der LTTE 9

3.1 Struktur und Zielsetzung der LTTE . 11

3.2 Militärischer Aufbau . 12

II. Fazit 13

Literaturliste 15

I. Einleitung

Die 65.000 km² große Insel, die südlich von Indien liegt, wurde 1972 von Ceylon in Sri Lanka umbenannt. Der Bürgerkrieg welcher nun mehr als 20 Jahre anhält, hat mehr als 60.000 Menschenleben gefordert, der die Wurzeln in der Kolonialzeit Sri Lankas hat. Als Grund für diese Spannungen können die andauernden ethischen Konflikte zwischen der tamilischen Minderheit und der singhalesischen Mehrheit aufgezeigt werden.

Am 04.02.1948 erreichte Sri Lanka die Unabhängigkeit von der seit dem 16. Jahrhundert andauernden Kolonialherrschaften, der Portugiesen bis Mitte des 17. Jahrhunderts, der Niederländer bis zum Anfang der 19. Jahrhunderts und der Kronkolonie der Engländer bis zur Unabhängigkeit Sri Lankas. Die administrativen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen wurden maßgeblich von der englischen Kolonialmacht beeinflusst, was die Konflikte seit der Unabhängigkeit zwischen den Singhalesen und Tamilen noch verstärkte.

Aus diesem Konflikt wurde 1972 die LTTE (Liberation Tigers Tamil Eelam) gebildet, die der singhalesischen Regierung den „Krieg“ erklärte. Die ansteigende Diskriminierung der tamilischen Bevölkerung (18%) durch den gesteigerten singhalesischen Nationalismus war ausschlaggebend dafür dass die Situation 1983 eskalierte und ein Bürgerkrieg ausbrach.

Der Hintergrund ist im Norden und Osten einen unabhängigen tamilischen Staat zu bilden, was die singhalesische Regierung zu verhindern versucht.

Es wird angenommen, dass der Angriff auf den Zerstörer der amerikanischen Marine, der U.S.S. Cole, welcher von der al-Quaida mit einem, mit Sprengstoff beladenen Motorboot verübt wurde, sich an den Selbstmordattentaten der LTTE orientiert haben. Dies bedeutet, dass die LTTE, welche diese Methoden seit 1995 anwendet (Selbstmordattentate zur See), der al-Quaida Jahre voraus ist[1].

Auch führt die LTTE mit 168 Selbstmordattentaten (1980-2000) die Liste Selbstmörder an. Auf Platz zwei steht die Hisbollah mit nur 52 Attentaten.[2]

In den Medien und der Gesellschaft ist das Thema Terrorismus präsenter denn je. Dabei ist die Definition des Terrorismus nicht eindeutig geklärt. Sogar die internationale Staatengemeinschaft kann sich nicht auf eine einheitliche Begriffsdefinition festlegen.

In dieser Arbeit möchte ich mich nun mit der Thematik beschäftigen, wie Terrorismus definiert wird, um dann im weiteren auf die Struktur der LTTE und deren paramilitärische Vorgehensweise eingehen. Außerdem werde die Fragestellung behandeln inwiefern diese Organisation als terroristisch einzustufen ist?

1. Begriffsdefinition: Terrorismus

Von dem Begriff Terrorismus haben viele Menschen nur eine vage Vorstellung, es fehlt ihnen eine präzise und konkrete, zur Erklärung beitragende Definition dieses Wortes. Einen Vorschub zu dieser begrifflichen Ungenauigkeit ist zweifelsohne durch die modernen Medien geleistet worden. Sie versuchen, die oftmals komplexen und verwickelten Nachrichten mit einem minimalen Aufwand an Sendezeit oder Spaltenlänge abzuwickeln.

Dies führte zu einer Etikettierung einer ganzen Skala von Gewaltakten unter dem Wort „Terrorismus“, ohne dass es zu Unterscheidungen kommt. Hierbei ist es ganz egal, ob es sich um einen Bombenanschlag auf ein Gebäude, die Ermordung eines Staatoberhauptes, ein Massaker an Zivilisten durch eine militärische Einheit, oder die Verunreinigung von frei verkäuflichen Arzneimitteln handelt.

Es wird alles unter dem Begriff „Terrorismus“ aufgeführt.[3]

Auch Definitionen aus den Lexika sind nicht weiter hilfreich, z.B. die aus dem Oxford English Dictionar, welche sich als enttäuschend unpräzise und zu historisch beschränkt darstellt:

„Terrorismus: Ein System des Terrors. 1Herrschafft durch Einschüchterung, wie sie durch die Partei, die in Frankreich während der Revolution von 1789 bis 1794 an der Macht war, eingerichtet und praktiziert wurde ;das System des „Terrors“. 2. allgemein Eine Politik, die die Absicht verfolgt, Terror gegen diejenigen einzusetzen, gegen die sie sich richtet; die Anwendung von Methoden der Einschüchterung; die Tastsache, dass Terror ausgeübt, oder der Umstand, das Terror erlitten wird.[4]

Der erste Punkt bezieht sich nur um eine skizzenhafte historische Beschreibung, was ganz und gar unbefriedigend ist. Dieser wurde während der französischen Revolution geprägt, war aber zu jener Zeit sehr eng mit den Idealen der Tugend und Demokratie verknüpft. Maximilien Robespierre der Revolutionsführer appellierte an die „Tugend, ohne die der Terror ein Übel ist; Terror ohne Tugend hilflos ist“ und führte weiter auf, dass „Terror ist nichts anderes als Gerechtigkeit, sofortige, unnachsichtige und unbeugsame Gerechtigkeit“; er stellt daher eine Ausdrucksform der Tugend dar[5].

Diese régime de la terreur (1789)war ein Instrument der Herrschaft, ausgeübt durch den erst kürzlich etablierten Staat. Heute wird dem Terrorismus unterstellt das er ziellos und blind sei was aber das régime de la terreur nicht war. Der Staat war straff organisiert, zielbewusst und systematisch und des weitern bestand sein Ziel und Rechtfertigung, wie beim gegenwärtigen Terrorismus auch, in der Schaffung einer „neueren und besseren Gesellschaft“, anstatt eines vollkommen korrupten und undemokratischen Systems. [6]

Im zweiten Teil wird definiert, dass Terrorismus auf das Erzeugen von Angst abzielt. Wobei dies wieder so umfassend ist, dass eigentlich jedes Handeln das uns in Schrecken versetzt, und somit als „terrorisiert“ gilt.

Eine ausreichende Definition von Terrorismus ist vielleicht die vom amerikanischen Verteidigungsministerium heranzuziehen.

„… der kalkulierte Einsatz ungesetzlicher Gewalt oder Androhung ungesetzlicher Gewalt zur Verbreitung von Angst, in der Absicht, Regierung oder Gesellschaften einzuschüchtern oder zu nötigen, um eigene Ziele, meist politischer, religiöser oder ideologischer Art zu verwickeln“.[7]

Sie hat als eine der wenigen die politische Natur des Terrorismus beschrieben, als auch den grundsätzlich „substaatlichen“ Charakter. Auffallend ist, dass sie die übliche Beschränkung auf die Zivilbevölkerung aufgibt und den Begriff der Nichtkombattanten so ausdehnt, dass nicht nur die Ermordung von Soldaten auf Friedensmissionen als terroristische Akte gelten, sondern auch Soldaten die außerhalb der Dienstzeit bei Besuchen von Öffentlichkeiten wie Cafés (sofern an betreffenden Orten kein Kriegszustand herrscht) zu Tode kommen.

Auch die verzweifelten Versuche des Alex P. Schmid, Terrorismus in seiner überarbeiteten Auflage des Political Terrorism : A Research Guide, zu definieren, scheiterten. Er musste bereits im ersten Satz einräumen, dass „ die Suche nach einer angemessenen Definition immer noch weitergeht“.[9]

Bis heute hat sich keine Definition wirklich durchgesetzt. Ausschließlich davon ist der Terrorismus abzugrenzen, dass er sich von anderen Formen der Gewalt unterscheidet. Deswegen möchte ich nun auf weitere Begriffsdefinitionen eingehen um die Einordnung der LTTE weiter zu klassifizieren.

1.1 Unterscheidung von Guerilla und Rebellen

Guerillakrieg und Rebellion wird oftmals mit Terrorismus gleichgesetzt (was weniger überraschend ist) da sie die gleiche Taktiken (Attentate, Entführungen, Bobenanschläge an öffentlichen Versammlungsorten, Geiselnahmen usw.) wie die der Terroristen anwenden (um einzuschüchtern oder etwas zu erzwingen und dabei durch Erregung von Furcht Verhalten zu beeinflussen).

Weder Terroristen, noch Guerillas oder Rebellen tragen Uniformen oder Identifikationszeichen und sind daher schwer von Nichtkombattanten zu unterscheiden. Jedoch besteht zwischen Begriff Guerilla und Rebellen ein wesentlicher Unterschied. Der Begriff Guerilla wird für zahlenmäßig größere Truppen verwendet, die feindliche Militärische Einheiten angreifen, als militärische Einheit operieren, Territorien erobern und halten.

Hinzu kommt, dass sie eine Form von Kontrolle oder Herrschaft über ein bestimmtes Gebiet und dessen Bevölkerung ausüben.[10] Dagegen stellt der Terrorismus eine Kommunikationsstrategie dar, in der Gewalt insoweit nicht wegen ihres Zerstörungseffektes ausgeübt wird, sondern ein Signal senden soll, um eine psychologische Effekt zu bewirken.

Rebellen haben eine andere Vorgehensweise. Was ihre Strategien und ihre Operationen betrifft, gehen sie über bloße Überfälle hinaus und führen einen „Volkskrieg“[11] wie man früher sagte während man heute meist von „Rebellion“ oder „Aufstand“ spricht. Zu den typischen militärischen Taktiken für Guerilla-Operationen werden bei Rebellionen in aller Regel koordinierte Informationsbemühungen (z.B. Propaganda) und Formen psychologischer Kriegsführung hinzugefügt.

Durch diese Mittel wird versucht öffentliche Unterstützung für den Kampf gegen eine imperialistische Macht, eine etablierte nationale Regierung oder eine ausländische Besatzung zu gewinnen.[12]

Bei diesen Begriffen handelt es sich nicht um reine Kategorien, sondern es gibt beträchtliche Überschneidungen zwischen diesen Gruppierungen. Terroristengruppen wie die Hisbollah, FARC und die LTTE werden wegen ihrer Größe, Taktik und Herrschaft über ein bestimmtes Territorium oder einem Bevölkerungsteil als Guerillabewegung bezeichnet.

In der Tat lassen sich ein Drittel der vom US-Außenministerium offiziell als terroristische Organisation eingestuften Gruppen, als eine Guerillabewegung einordnen.[14]

1.3 Abschließende Bergriffsbestimmung

Terrorismus kann als bewusste Erzeugung und Ausbeutung von Angst durch Gewalt oder die Androhung von Gewalt zum Zwecke einer politischen Veränderung gedeutet werden. Er ist so ausgerichtet, dass nicht nur die unmittelbaren Opfer betroffen werden, sondern weit reichende psychologische Effekte erzielt werden.

Er will innerhalb eines breiten „Zielpublikums“ Furcht erregen und somit einschüchtern. Diese Publikum können gegnerische ethnische oder religiöse Gruppen sein, ein ganzes Land, eine Regierung oder eine politische Partei. Terrorismus versucht Macht zu bündeln wo es keine gibt. Das Druckmittel, Einfluss und Macht, über welches sie sonst nicht verfügen würden, erlangen sie durch die Publizität, die sie mit Gewaltakten erzeugen um entweder auf regionaler oder internationaler Ebene eine politischen Wandel zu erzielen.[15]

„Bei der Unterscheidung von Terroristen und anderen Arten von Kriminellen oder irregulären Kämpfern und des Terrorismus von anderen Arten von Verbrechern oder irregulärer Kriegsführung gelangen wir zu der Erkenntnis, dass der Terrorismus

·         unausweichlich politisch ist hinsichtlich seiner Ziele und Motive

·         gewalttätig ist oder, was ebenso wichtig ist, mit Gewalt droht;

·         entweder von einer Organisation mit einer erkennbaren Kommandokette oder konspirativer Zellenstruktur (deren Mitglieder keine Uniform oder Erkennungszeichen tragen) oder von einzelnen bzw. einer kleinen Ansammlung von Individuen ausgeübt wird, die sich direkt von ideologischen Zielsetzungen oder dem Vorbild einer bestehenden terroristischen Bewegung und/oder deren Führern leiten, motivieren oder inspirieren lassen;

·         und schließlich von substaatlicher Gruppen oder nichtstaatlichen Gebilden begangen wird.“[16]

Um das einzugrenzen, kann man sagen, wenn Terroristen Gewalt innerhalb eines Staates ausüben, kann man sie unter nationalen Terrorismus einordnen.

Im weitern Verlauf werde ich auf die Entstehungsgeschichte der LTTE eingehen und deren Struktur und Aufbau erläutern.


2. Entstehungsgeschichte Sri Lankas

Die Tamilen, meist Hindus, und Singhalesen, vorwiegend Buddhisten lebten schon vor der Kolonialisierung Sri Lankas, durch die Portugiesen im 16. Jahrhundert und die der Holländer im 17. Jahrhundert, auf der Insel. Beide Ethnien entwickelten eine eigene Kultur und Sprache und siedelten sich in drei gesonderten Königreichen an.

Diese beiden Kolonialmächte ließen aber das bis dahin vorhandene Verwaltungssystem weiträumig bestehen.

Aufgrund von Umsiedelungen und der Umstellung auf ein konfessionelles Bildungssystem 1867, konnten die Tamilen hohe Posten in der Kolonialverwaltung erlangen. Dies lässt sich so erklären, dass viele Tamilen in den trockenen Norden umgesiedelt wurden, wo nur ein unbefriedigender Ackerbau möglich war. Die Tamilen mussten sich neue Arbeitsplätze suchen um ihr Einkommen zu sichern, indem sie Posten im Regierungsapart annahmen, bestärkt durch das konfessionelle Bildungssystem, d.h. das jede Religion ihre eigenen Schulen betreiben konnten.

Das im Norden gelegene Jaffna wurde von Christen kontrolliert, welche gegenüber den Buddhisten und Hindus bevorzugt waren, da diese Finanzmittel und politische Unterstützung erhielten. Die Tamilen waren gezwungen durch die Umsiedelungen, diese Schulen aufzusuchen und konnten sich somit bessere Kenntnisse in Englisch und Mathe aneignen als die Singhalesen. Es entstand eine relative Überrepräsentanz ethnischer Tamilen im gesamten Öffentlichen Sektor, was sich auch in dem höheren Einkommen der Tamilen widerspiegelte.[17]

Im Jahre 1948 erreichte Sri Lanka seine Unabhängigkeit und ein demokratisches Regierungssystem mit einem zwei Kammerparlament nach dem Westminster Modell. Dabei stellten die Singhalesen, bedingt durch ihren höheren Bevölkerungsanteil, die Mehrheit und die Tamilen verloren somit an Mitsprache. 1972 wird aus Ceylon die Republik Sri Lankas.

2.1 Erniedrigung der tamilischen Minderheit

Nach der Unabhängigkeit Sri Lankas im Jahre 1948 konnte man die ersten Diskriminierungsmaßnahmen gegenüber den Tamilen wahrnehmen. Der „Citizenship Act“ wurde in diesem Jahr von der UNP verabschiedet, welcher beinhaltete, dass der Gesamtheit der indischen Tamilen das Bürger- und Wahrecht entzogen wurde. Deren Zahl sich damals auf 800.000 belief.

Der Ausbürgerungsentscheid für eine halbe Millionen Tamilen, von denen die meisten in Sri Lanka geboren waren führte, führte auch zum Zusammenbruch der CIC, da der Entzug eines Bürger- und Wahlrechts die Tamilen politisch entmachtete und sogleich das singhalesische Wählerpotential aufwertete.[19]

Dies erschwerte den Tamilen die hoch angesehen Regierungsposten weiter auszuüben, da sie nun ihnen völlig fremde Sinhala lernen mussten.

2.2 Formierung von militanten Organisationen

Des Weiteren wurde den Tamilischen Studenten der Zugang zu den Universitäten erschwert, da von ihnen ein besserer Notendurchschnitt verlangt wurde, als von singhalesischen Studenten. Auch der 1975 erlassene Prevention of Terrorism Act (PTA) wurde von der singhalesischen Regierung missbraucht, um Tamilen teilweise jahrelang ohne ein Gerichtsverfahren zu inhaftieren.

Dies erschwerte nun zunehmend die friedliche Koexistenz der beiden Kulturen und es entstand ein ethischer Konflikt, an dem auch die TULF (Tamil United Liberation Front) keine politische Lösung hervorbringen konnte. Die Anfang 1976 gegründete TULF war ein Zusammenschluss aus allen Tamilischen Parteien und forderte einen eigenen Tamilenstaat „Tamil Eelam“ im Norden und Osten Sri Lankas.

Tatsache ist dass sich diese Partei neben politischen Aktivitäten auch auf den Krieg vorbereitete.[20]

Die TNT von Chetti Thanabalsingham 1974 gegründet, hatte zum Ziel, regierungsfreundliche Tamilen zum Schweigen zu bringen. Bekannt wurde die Organisation, als sie 1975 Alfred Duraiyappah den Bürgermeister von Jaffna ermordeten.[21]

3 Die Entstehung und Entwickelung der LTTE

Thanabalsingham wurde im Jahr drauf festgenommen, was ein herber Rückschlag für die TNT war. Am 5. Mai 1976 übernahm Prabhakaran das Kommando und gab der Gruppe einen neuen Namen: Liberation Tigers of Tamil Eelam – LTTE. Zunächst ging es um die Abgrenzung zu den anderen ca. 30 Organisationen. Dies vollzog sich dadurch das die alte TNT bzw. die neue LTTE zu einer rücksichtslosen professionellen Elitekampftruppe entwickeln sollte.

Es entstand ein Kader, der fest entschlossen war, einen eigenen Staat für die Tamilen zu schaffen: Tamil Eelam. Zu den Hauptkonkurrenten gehörte vor allem die PLOTE ( People`s Liberation Organisation of Tamil Eelam) welche nicht nur den nationalen Marxismus vertrat, sondern sich auch international bemerkbar zu machen versuchte.[22]

Während der Jahre 1984-1987 wurde Indien als neutrale Vermittlungs- und Ordnungsmacht eingesetzt und versuchte 1987 in den Konflikt einzugreifen. Unter Rajiv Gandhi wurden ca. 10.000 Soldaten der Indian Peace Keeping Force (IPKF) nach Sri Lanka entsandt, um dort die Waffen der LTTE zu konfiszieren.

Nach der Verzehnfachung der Truppenstärke der indischen „Friedenssoldaten“, musste die indische Regierung jedoch einsehen, dass sie gegen den „Heimvorteil“ und die Guerillataktiken der Tamilen keine reale Chance hatte. Die gesamte Führungselite floh nach Madras in die Provinz Tamil Nandu um 1987 wieder nach Sri Lanka zurückzukehren um vor Ort des Geschehens zu sein.[24]

In diesem Jahr wurden auch erstmals Selbstmordanschläge seitens der LTTE verübt, was sich als größtes Druckmittel herausstellen wird.[25]

Dazu eine Liste der Attentate der LTTE

1985 Anuradhapura Massaker, 70 Tote

1986 Bombenattentat auf den Flughafen von Colombo, 16 Tote

Bombenattentat in einer Telefonzelle, 11 Tote

1987 Good Friday Massaker, 127 Tote

Massenselbstmord von Tamilen durch Zyankali

1991 Ermordung des indischen Premierministers Rajiv Gandhi

1993 Ermordung des Premierministers von Sri Lanka Premadasa[26]

1995 erobert die Armee von Sri Lanka Jaffna. In Reaktion darauf überfiel die LTTE eine singhalesische Kaserne und tötete 1.200 Soldaten. 1999 eroberte die LTTE fast alle Gebiete zurück, die ihnen die singhalesische Armee in den letzten vier Jahren genommen hat.

2002 wird Norwegen als Vermittler zwischen den verhärteten Fronten (Tamilen und Singhalesen) eingesetzt und konnte ein Waffenstillstandsabkommen aushandeln, was aber nicht von Dauer war und eher als 2Aufrüstungsphase“ benützt wurde.

Aus diesen Daten wird die Entwicklung der LTTE verdeutlicht. Anfangs ähnelte ihr

Aufbau eher einer Guerillaorganisation, aber im Laufe der Zeit hat sie Ausmaße einer ganzen Armee angenommen. Diese schnell zu verzeichnende Entwicklung konnte die LTTE größtenteils durch ihrer Spezialeinheit der „Black Tigers“ erreichen, eine Eliteeinheit der LTTE bestehend aus ca. 350 Mann, die maßgeblich an Selbstmordattentaten beteiligt waren.

3.1 Struktur und Zielsetzung der LTTE

Das Hauptziel der LTTE ist die Bildung eines eigenen Tamilischen Staates im Nordenöstlichen Gebiet Sri Lankas namens „Eelam“. Prabhakaran duldete keine Rivalen außerhalb und innerhalb der Organisation und am Ende des Jahrzehnts wurde die LTTE zur wichtigsten politischen und militärischen Kraft innerhalb der tamilischen Volksgruppe.

Speziell bei den Black Tigers achtet Prabhakaran darauf, dass die Mitgliederzahl relativ klein gehalten wird damit die strenge Disziplin und der hohe Ausbildungsstandard beibehalten werden konnte. Prabhakaran ist Vorsitzender des Komitees und Oberbefehlshaber der gesamten Armee, der auch von seinem politischen Berater Anton Balasingham unterstützt wird.[27]

Diese Konstellation kann man als geteilten Führungsstab bezeichnen aufgeteilt in einen stark ausgeprägten Militärischen und einen Politischen Flügel.

Weiter wurde gefordert eine kommunistische / sozialistische Verfassung für den angestrebten Staat „ Eelam“ zu erstellen. Da jedoch die konkurrierenden Splitterbewegungen auch ein marxistisches / kommunistisches Regime erstrebten, wurde diese Forderungen der LTTE nach kurzer Zeit wieder zurückgenommen.


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