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Ironische Prozesse: Die Unmöglichkeit der Gedankenunterdrückung
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Seminararbeit
Soziologie

Universität, Schule

HDU Deggendorf

Note, Lehrer, Jahr

2012

Autor / Copyright
Hennes Röhr ©
Metadaten
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Format: pdf
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 22219







Sozialpsychologie

Ironische Prozesse

Die Unmöglichkeit der Gedankenunterdrückung

Studienarbeit


Inhaltsverzeichnis

1 Problemstellung. 3

2.  Experiment 1

2.1 Aufbau des 1. Experiments

2.2 Ergebnisse des 1. Experiments

2.3 Variationen der Versuchsbedingungen.

2.4 Ergebnisse der variierten Versuchsbedingungen.

2.5 Diskussion der Ergebnisse

3. Experiment 2

3.1 Aufbau des 2. Experiments

3.2  Ergebnisse des 2. Experiments

4. Analyse und Erklärung der Resultate

5. Diskussion der Resultate.

6. Psychische Störungen bedingt durch ironische Prozesse.

6.1 Zwangsstörungen.

6.2 Phobien und Panikanfälle.

6.3 Posttraumatische Belastungsstörungen.

6.4 Depressionen

6.5 Essstörungen und Suchtverhalten

7. Fazit

7.1 Kurze Zusammenfassung

7.2 Lösungsansätze

Literaturverzeichnis

1. Problemstellung

Um die Problematik kurz zu umreißen seien hier zwei Fallbeispiele aus dem Alltag angeführt:

Frau A. hat sich fest vorgenommen ein paar Kilo abzunehmen, um sich im Sommer mit einer mustergültigen Bikinifigur zeigen zu können. Dafür will sie bewusst über einen längeren Zeitraum ganz auf Schokolade verzichten. Obwohl sie eigentlich nie übermäßiges Interesse an Schokolade hatte, ertappt sie sich plötzlich ständig beim Gedanken an die süße Versuchung.

Herr B. hat einen Sohn, der gerade eine Motorradreise unternimmt. Seit er unterwegs ist, sieht Herr B. vor seinem geistigen Auge ständig schwerste Unfallszenarien, in denen der Sohn verwickelt ist. Obwohl er weiß, dass sein Sohn erfahren und umsichtig fährt und sosehr Herr B. auch versucht die dunklen Gedanken zu verscheuchen, diese Bilder im Kopf lassen ihn nicht los.

Solche und ähnliche gedankliche Abläufe kennt jeder Mensch und es scheint wie verhext zu sein: je mehr man versucht sie zu verdrängen und sich zu beherrschen, umso stärker halten solche unerwünschten Gedanken und Bilder Einzug in unser Bewusstsein. Diese Gedanken stören uns und tauchen dennoch scheinbar unkontrollierbar ständig wieder auf. Unterschieden wird zwischen zwei Phänomenen unerwünschter Gedanken: intrusive Gedanken und Sorgen.

Intrusive Gedanken werden als wiederholt auftretend, inhaltlich subjektiv belastend, oft dem Wertesystem des Betroffenen entgegengesetzt und schwer kontrollierbar beschrieben, während Sorgen als eine Kette aus negativen Gedanken und Bildern, die eng mit Ängsten besetzt sind, als ein Versuch mentaler Problemlösung mit ungewissem Ausgang definiert werden[1].

Solange es bei gewöhnlichen Alltagsphänomenen bleibt, ist die Problematik zwar lästig, da sich etwas in uns offenbar nicht unserem Willen beugt, aber nicht weiter bedrohlich. Diese sogenannten ironischen Prozesse können allerdings auch Symptome von pathologischen Zuständen, wie diversen psychischen Störungen, sein.

In jedem Fall möchte der Mensch aber Herr über seine Gedankenwelt und sein Gefühlsleben sein, umso bedeutsamer scheint es m.E. das Phänomen der Unmöglichkeit der Gedankenunterdrückung zu untersuchen. Das Selbstverständnis des Menschen hängt seit Beginn der Neuzeit wesentlich von der Selbstbestimmung des Individuums ab. Descartes, der bedeutendste Philosoph am Beginn des 17. Jahrhunderts, der Begründer der neuzeitlichen Philosophie, zieht alle bisherigen Gewissheiten in Zweifel und sucht nach dem sicheren, letztgültigen Fundament, das frei ist von Täuschungen.

In seiner Maxime „ich denke, also bin ich“ scheint er den unverlierbaren Kern der menschlichen Existenz gefunden zu haben. Im Denken gründet danach die Selbstgewissheit des Menschen und das Wesen des Subjekts[2]. Das Phänomen der Unmöglichkeit der Gedankenunterdrückung wirft hingegen einen neuen Zweifel auf: „etwas denkt in mir - wer also bin ich?“.

Die Vorstellung, dass Menschen unerwünschte Gedanken haben, gehörte zu Freuds fundamentalen Einsichten und seine Feststellung, dass Menschen diese zu unterdrücken suchen, diente lange Zeit als theoretischer Sammelplatz für die Studien der Psychopathologie[3]. So finden sich in psychoanalytischen Texten von Freud und Breuer, die Hysteriepatienten betreffen, häufig Aussagen über Reminiszenzen von unangenehmen Erinnerungen an traumatische Ereignisse, die in den Patienten einen großen Leidensdruck erzeugen.

Freud und Breuer interpretierten diese Gedanken als Folge unterdrückter Emotionen hinsichtlich der traumatisierenden Erlebnisse, wenn diese nicht verarbeitet werden[4].

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Analysiert wurde zudem die Häufigkeit des Einsatzes der Klingel im Minutentakt innerhalb der  fünfminütigen Zeitspanne. In der ersten Gruppe mit vorausgegangener Unterdrückung steigt die Kurve im Diagramm bei Wegner an, d.h. das Klingeln nahm in der Ausdruckphase kontinuierlich zu, während die Kurve bei umgekehrter Versuchsanordnung in der zweiten Gruppe steil abfällt. Ähnlich stark fallen die Kurven auch ab, wenn entweder Ausdruck vor Unterdrückung, oder Unterdrückung vor Ausdruck folgt[10].

Einige Probanden entwickelten rasch Strategien um die Aufgaben zu bewältigen. Wenn sie einen zuvor zu unterdrückenden Gedanken zulassen durften, zeigten sie eine beschleunigte Tendenz diesen zu artikulieren, um die Erschöpfung durch die Unterdrückungsphase loszuwerden. Dem zu Beginn für die Testpersonen verwirrenden Unterdrückungsprozess wurde nach ihren Aussagen mit dem Vorsatz „dann denke ich an etwas anderes“ begegnet.

Allerdings kehrte der Gedanke an den Bären zurück, während sie Ersatzbegriffe formulierten. Solange sie über den anderen Gedanken sprachen, ließ sich der Gedanke „Eisbär“ relativ gut unterdrücken[11].


2.3 Variation der Versuchsbedingungen

Die Strategie der Selbstablenkung seiner Probanden brachte Wegner auf die Idee zu einer variierten Versuchsanordnung, um eben diesen Prozess analysieren und damit auch die Ergebnisse des ersten Experiments besser deuten zu können. Er geht davon aus, dass ein Individuum, welches vor der Aufgabe steht einen dinglichen Gedanken zu unterdrücken, damit die Aufforderung erhält etwas zu vermeiden, anstatt etwas anzustreben, d.h. es gibt keinen Gegenstand, an dem das Denken sich festmachen könnte, denn ein „Nicht-Eisbär“ existiert nicht.

Hier liegt seiner Ansicht nach die Ursache für das Problem der Gedankenunterdrückung und den nachfolgenden Rückpralleffekt. Die Person flüchtet daher in die Selbstablenkung und versucht an andere, konkrete Dinge zu denken[12].

Diesmal nahmen 16 Studenten und 38 Studentinnen der Trinity University und des San Antonia College als Testpersonen teil, die für ihren freiwilligen Einsatz mit extra credits honoriert wurden. Drei Versuchsbedingungen wurden festgelegt. Zwei davon entsprachen exakt denen des ersten Experiments. Die dritte verlangte anfängliche Gedankenunterdrückung mit einer Ausnahme: Probanden unter der „zielgerichteter Ablenkungsbedingung“ sollten sich während der Unterdrückungsphase gedanklich mit einem einzigen Stichwort, dem eines roten Volkswagens, befassen.

Die Aufgabe lautete: „wenn Ihnen der Eisbär in den Sinn kommt, versuchen Sie an einen roten VW zu denken“. Der Versuchsleiter erwähnte den Begriff „roter Volkswagen“ kein weiteres Mal.


2.4. Ergebnisse der variierten Versuchsbedingungen 


                            Zeit                                                      

spanne

Gruppe

Unterdrückungsphase

Ausdrucksphase


Gedankenereignisse


Anfängliches Benennen

         4,13 a

  15,47 b

Anfängliche Unterdrückung

         9,17 a

  34,05 bc

Zielgerichtete Ablenkung

         5,94

  21,00 c


Gedankendauer


Anfängliches Benennen

         9,07

  64,87

Anfängliche Unterdrückung

         7,71

115,53

Zielgerichtete Ablenkung

         9,24

  65,18

Messung der

Gedanken pro

Gruppe und                                                            

Zeitspanne[13]


Die Tonbandaufnahmen wurden gemäß den Vorgaben aus dem 1. Experiment ausgewertet (Klingeln mit Nennung des Eisbären, nur Klingeln und nur Verbalisation). Zusätzlich für (a) Dauer der Sekunden in welcher ein Eisbär diskutiert wurde, für (b) Erwähnung des roten VW, und für (c) Dauer in Sekunden in denen der rote VW diskutiert wurde. Wie im ersten Experiment fanden die Probanden die Unterdrückung schwierig; unter alle Bedingungen dachten sie 6,15x in 5 min. an den Eisbären.

Wieder taten sich die Testpersonen schwerer, die zunächst den Gedanken unterdrücken sollten. Den Probanden, der dritten Gruppe, die an den roten VW denken sollten, kam während der Unterdrückungsphase der Eisbär nahezu ebenso oft in den Sinn. Alle Testpersonen erwähnten durchschnittlich 8,65 s lang den Eisbären, den roten VW 20,76 s lang. Damit gelang offenbar den Testpersonen die Fokussierung auf den ablenkenden Gedanken.

Der Rückpralleffekt des ersten Experiments bestätigte sich bei den Probanden, deren Ausdrucksphase der Unterdrückungsphase folgte. Beim fokussierten Gedanken an den roten VW reduzierte sich der Gedanke an den Eisbären jedoch deutlich[14].

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3. Experiment 2

In den Folgejahren untersuchte Wegner unerwünschte Bewegungsabläufe, die genau das Gegenteil der ursprünglichen Bewegungsabsicht darstellen. Oft wird bei alltäglichen Handlungen, z.B. dem Transport eines Tabletts mit gefüllten Gläsern, gerade dann, wenn man sich vornimmt jetzt bloß nichts zu verschütten, genau das unerwünschte Ergebnis ausgelöst. In einer ersten Untersuchung von Wegner und Ansfield 1994 zu ironischen Prozessen bei Pendelbewegung nahmen acht männliche und acht weibliche Testpersonen teil.

Jeder hielt ein Pendel über ein Blatt Papier unter der Instruktion nicht entlang der auf das Blatt gezeichneten Achse zu pendeln. Die Beobachter hielten die maximale Entfernung des Pendels von der verbotenen Achse fest. Die Hälfte der Probanden erhielt zusätzlich die Aufgabe während des Pendelns von 1000 7 s lang rückwärtszuzählen. Die Gruppe unter dieser zusätzlichen Belastung konnte den Abstand zur Achse signifikant schlechter einhalten.

Diesem Experiment fehlte allerdings noch ein Vergleich zwischen ungewollter Bewegung und der Bewegungsänderungen in andere Richtungen[17]. Die nachfolgenden Experimente untersuchten beides: unerwünschte und irrelevante Bewegungen unter Belastungsbedingungen. Wegner und seine Kollegen konnten durch Versuche beim Abschlag eines Golfballs oder mit einem von Hand gehaltenen Pendel  feststellen, dass ähnlich wie in Experiment 1, bei der mentalen Gedankenkontrolle, die Wahrscheinlichkeit für ironische Fehler zunahm, wenn Probanden zuvor instruiert wurden diese zu vermeiden[18].


3.1 Aufbau des 2. Experiments

Das Pendelexperiment setzte die Annahme voraus, dass unter physischen oder mentalen Belastungen die ironischen Prozesse verstärkt würden. 42 männliche und 42 weibliche Studenten wurden in Gruppen von 2 (Belastung: Belastung vs. Nichtbelastung) x 2 (Instruktion: vermeide Seitenbewegungen vs. halt es ruhig) x 2 (Belastungstyp: mental vs. physisch) mit jeweils gleich vielen weiblichen und männlichen Testpersonen aufgeteilt.

Auf eine 36cm² große Glasplatte, auf die in einem hervorgehobenen Koordinatensystem ein Raster mit 12,5cm² mit einer Kästchenseitenlänge von 0,5cm sowie ein deutlich hellgrün markierter Nullpunkt eingetragen waren, wurde eine Videokamera zu Aufzeichnungszwecken gerichtet. Jeder Proband erhielt ein 2 g schweres Kristallpendel an einer 50 cm langen Nylonschnur, in die bei 30 cm ein Knoten geschlungen war, um den Punkt zu markieren, an dem es gehalten werden sollte.

Auch die Art des Haltens war exakt vorgeschrieben. Die Testgruppe, unter Vermeidung von Seitenbewegung, wurde instruiert 30 s still über dem Nullpunkt zu verharren ohne seitlich auf der x-Achse auszubrechen. Teilnehmern der Mental-Belastung wurde aufgetragen von 1000 rückwärts zu zählen und bei stop die erreichte Zahl mitzuteilen. Die Gruppe unter physischer Belastung sollte während des Versuchs einen handelsüblichen Ziegelstein in d.....[Volltext lesen]

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4. Analyse und Erklärung der Resultate

Wegner behauptet in seiner Theorie der ironischen Prozesse, dass beide, der am meisten und der am wenigsten gewünschte Effekt der Versuche den eigenen Bewusstseinszustand zu kontrollieren, von zwei Prozessen abhängen. Der eine Prozess, Operator genannt, ist bewusst und intentional beeinflussbar, während der andere Prozess, Monitor genannt, unbewusst und automatisch abläuft.

Der Operator ist die bewusste, mühevolle Suche nach mentalen Inhalten, die den erwünschten Bewusstseinszustand herbeiführen sollen. Obwohl der Monitor eigentlich nur den Operator unterstützen sollte, können die Auswirkungen des Monitors unter Stress, Ablenkung, Zeitdruck oder anderen mentalen Belastungen die Wirksamkeit des Operators ausschalten und zu den am wenigsten erwünschten Bewusstseinszuständen führen.

Die Versuche des Individuums die Bewusstseinskontrolle zurückzugewinnen, beschleunigt gerade die unerwünschten Gedanken, die sie lindern sollten[21].

Die Funktion des Monitors ist darauf ausgerichtet Anzeichen für das Wiederauftreten des unerwünschten Gedankens aufzuspüren. Der Operator greift ein, wenn ein solcher Gedanke auftaucht und die Strategie des kontrollierten Denkprozesses tritt auf den Plan, um bewusst den unerwünschten Gedanken zu vermeiden. Dieses System funktioniert jedoch hinlänglich nur solange der Operator nicht durch physische und /oder Belastungen zusätzlich eingeschränkt wird.

Dann nämlich nimmt die Funktion des Monitors überhand, dessen Ironie darin besteht weiterhin störende Gedanken aufzudecken, welche vom Operator nicht mehr ausreichend abgewiesen werden und verstärkt ins Bewusstsein eindringen[22]. Das Phänomen der psychosozialen Reaktanz, worunter der innere Widerstand der Person gegen von außen auferlegte Handlungseinschränkungen oder Beeinflussungsversuche verstanden wird[23], verstärkt in den Experimenten mit den zu befolgenden Instruktionen zusätzlich den Effekt von Verhaltensweisen, die den Anweisungen entgegengesetzt sind.

Bei zwei Wahlmöglichkeiten wirkt durch die Reaktanz d.....

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Wegners Hypothese des rebound-effects lässt sich allerdings nicht generalisieren, wie weitere Untersuchungsreihen (z.B. Merckelbach, Muris, van den Hout & de Jong, 1991-93; Kelly & Kahn, 1994; Mathews & Milroy, 1994; Roemer& Borkovec, 1994; Salkovskis & Campbell, 1994; Smari, Sigurjonsdottir & Saemundsdottir, 1994, Smari, Birgisdottir & Brynjolfsdottir, 1995) zeigen.

Differenzierte Untersuchungen mit Hochschuleingangstests legen die Vermutung nahe, dass bessere Visualisierungsfähigkeit und stärkere kognitive Gedächtnisleistungen der Probanden Faktoren sein können, welche den Rückpralleffekt erhöhen; dazu kommen Unabhängigkeit als Persönlichkeitsmerkmal und geringe Ängstlichkeit als weitere verstärkende Eigenschaften, die ironische Prozesse provozieren[26].


Es lässt sich feststellen, dass die willentliche Steuerung mentaler Prozesse grundsätzlich störanfällig und begrenzt ist. Nicht durch Entschluss lassen unerwünschte Gedanken sich abschalten, sondern durch Konzentration auf einen anderen Inhalt, wobei dieser Versuch wiederum durch die aktuelle Reizsituation begrenzt ist. Bei pathologischen Störungen der Handlungsregulation, wie z.B. Phobien, Neurosen und Suchtkrankheiten von denen einige im Folgenden kurz dargestellt werden, scheitert die Kontrolle eigener Bewusstseinszustände und Intentionsbildungen[27].


6. Psychische Störungen bedingt durch ironische Prozesse

Je mehr ein Mensch unter mentaler Belastung steht und / oder zu einer ausgeprägten und dauerhaften mentalen Selbstkontrolle neigt, umso mehr ist mit paradoxen Effekten zu rechnen. Die Intention zur Kontrolle der eigenen Gedanken selbst kann zur Dauerbelastung werden. Zwanghafte Selbstkontrolle und paradoxes Ergebnis schaukeln sich so gegenseitig auf[28].


6.1 Zwangsstörungen

Die Betroffenen versuchen unerwünschte, intrusive Gedanken, Bilder und Impulse zu neutralisieren oder zu unterdrücken, die nicht in ihr Werteschema passen und deshalb für sie inakzeptabel sind. Oft sind die Inhalte sexueller oder aggressiver Natur. Für das Auftreten dieser Gedanken machen die Patienten sich selbst verantwortlich. Durch den Teufelskreis der Kontrollversuche verstärkt sich die Symptomatik[29].

Die negativen Emotionen, die durch den Verlust der Selbstkontrolle ausgelöst werden, können zu zwang.....

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Die daraus resultierende Vermeidungsstrategie führt in einen Kreislauf kontinuierlich auftretender unerwünschter Gedanken.

Die paradoxe Wirkung der Gedankenunterdrückung im Zusammenhang mit PTBS wurde von Gold und Wegner postuliert und durch Morgan, Matthews und Winton (1995) in einer Untersuchung von Opfern einer Flutkatastrophe nachgewiesen. Das Ausmaß der Gedankenunterdrückung war auch in einer Untersuchung von Verkehrsunfallopfern durch Ehlers, Mayou und Bryant (1998) ausschlaggebend für die Entwicklung einer PTBS bei den Betroffenen.

Gedankenunterdrückung scheint bei traumabezogener Symptomatik eine bedeutende Rolle zu spielen: Gefühle von Angst und Depression entwickeln sich proportional zum Aufkommen intrusiver Gedanken an das Trauma, wobei dessen Schwere nachrangig ist[31].


6.4 Depressionen

Depressionen gehören dem weiten Gebiet der affektiven Störungen an. Sie können durch Stresssituationen, existentielle Belastungen und dem Empfinden von Einsamkeit ausgelöst werden. Symptomatisch sind Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Schlafstörungen, Sinnverlust und Grübeleien in verschieden schweren Ausprägungen.

In einer Studie von Wenzlaff, Wegner und Roper (1988) wurde der Einfluss depressiver Stimmungslagen hinsichtlich der paradoxen Effekte der Gedankenunterdrückung untersucht. Zwei Versuchsgruppen hoher und niedriger Depressivität sollten Gedanken an eine Geschichte stark positiven bzw. stark negativen Inhalts unterdrücken. Während es bei der Unterdrückung der positiven Gedanken keine Abweichung zwischen den Gruppen gab, gelang die Unterdrückung der negativen Inhalte den depressiven Probanden signifikant schlechter.

Weitere Experimente zeigten, dass unter verstärkter kognitiver Belastung, Depressive vermehrt intrusive Gedanken negativer Natur haben und ihre Stimmung nicht aufhellen können. Dieses als Hilflosigkeit erlebte Versagen verfestigt die negative Stimmungslage[32].


6.5 Essstö.....

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