Im zweiten
Auftritt des vierten Aufzugs des von Johann Wolfgang von Goethe 1786 in
Versform verfassten Dramas „Iphigenie auf Tauris“ befolgt die
Hauptprotagonisten Iphigenie den Plan des Pylades und belügt deshalb den Diener
des Königs von Tauris Arkas um ihre Flucht gemeinsam mit ihrem Bruder Orest und
dessen Gefährten Pylades zu ermöglichen.
Iphigenie steht vor der Entscheidung König
Thoas zu belügen und mit Orest und Pylades zu fliehen oder ihren Plan
aufzudecken und die Wahrheit zu verkünden. Dann müsste sie allerdings als
Priesterin der Insel ihren Bruder Orest und Pylades der Jagdgöttin Diane
opfern, da die beiden sich unbefugt Zugang zur Insel verschafft haben, was dort
mit dem Tode bestraft wird.
Aufgrund dessen befindet sie sich im
Zwiespalt und hadert mit sich selbst, da sie einerseits König Thoas, der ihr
gegenüber immer herzlich und respektvoll war nicht belügen möchte, andererseits
aber auch nicht für den Tod ihres Bruders und dessen Gefährten verantworten und
damit die Gräueltaten ihrer Familie fortsetzen möchte. Da sie wegen ihrer
verzweifelten Lage noch keine Entscheidung getroffen hat, schickt Thoas seinen
Diener Arkas aus um nach den Menschenopfern fragen zu lassen.
Als dieser erscheint und sie drängt,
die fremden Eindringlinge möglichst bald der Göttin zu Opfer, hält sie sich
jedoch trotz ihrer Zweifel wie vereinbart an Pylades Plan und berichtet Arkas,
dass sie die beiden opfern wollte, sich jedoch ein Hindernis ergeben habe. Einer
der beiden Fremden sei mit Verwandtenmord belastet und habe dadurch die heilige
Stätte entweiht, weshalb Iphigenie das Bild der Göttin Diana mit ihren
Jungfrauen im Meer reinwaschen müsse. Der argwöhnische Arkas besteht jedoch
darauf, dass dafür zunächst das Einverständnis des Königs eingeholt werde.
Außerdem bedrängt er Iphigenie erneut den Heiratsantrag seines Herrn
anzunehmen. In diesem Fall werde dieser auch auf die Opferung der dem Tode
geweihten Fremden verzichten.
Der Auftritt beginnt direkt mit einer
Aufforderung von Seiten Arkas (Zeile 1421: „Beschleunige das Opfer Priesterin!
Der König wartet, und es harrt das Volk“) mit der dieser seine überlegene
Haltung gegenüber Iphigenie zum Ausdruck bringt. Zudem verdeutlicht er, dass
sowohl der König als auch das Volk sehnsüchtig auf die Menschenopfer warten,
was Iphigenie zum schnellen Handeln veranlassen soll. Diese erwidert jedoch,
dass dies nicht möglich sei und beginnt die von Pylades entwickelte List in die
Tat umzusetzen. Arkas akzeptiert dies zwar, lässt Iphigenie jedoch aufgrund
seiner Arglist nicht einfach gewähren, sondern besteht darauf, zunächst die
Erlaubnis des Königs einzuholen (Zeile 1441: „Ich melde dieses neue Hindernis
dem König geschwind, beginne du das heil’ge Werk nicht eh, bis er’s erlaubt.“)
Dies missfällt Iphigenie allerdings, da es den reibungslosen Verlauf ihres
Planes behindert, weshalb sie versucht Arkas davon zu überzeugen das eine
solche Tat Aufgabe der Priesterin sei und kein Einverständnis des Königs von
Nöten sei (Zeile 1444: „Dies ist allein der Priesterin überlassen“ / Zeile 1446:
„Sein Rat wie sein Befehl verändern nichts.“) Arkas lässt sich jedoch nicht
beirren und kontert Iphigenies Überzeugungsversuchen immer wieder schnell und
geschickt. (Zeile 1445: „Solch seltenen Fall soll auch der König wissen“) Um
diesen heftigen Wortwechsel darzustellen verwendet Goethe hier eine, bei der
jeder Sprecher immer nur einen Vers spricht auf den der Anderer sofort
antwortet, wodurch das Gespräch schneller und aufgebrachter wird. Iphigenie
gibt jedoch letztlich auf, da sie merkt, dass sich Arkas nicht davon abbringen
lässt, den König zu informieren.