Iphigenie auf
Tauris von Johann Wolfgang von Goethe
Analyse: 2 Auftritt, 1 Akt
Das Drama
„Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe thematisiert die Grenzen
der absoluten Humanität.
Der 2.
Auftritt des 1. Aufzugs handelt von einem Dialog zwischen Arkas und Iphigenie.
Arkas wurde vom König Thoas gesandt, um Iphigenie auf seine Ankunft und seinen
Heiratsantrag vorzubereiten. Iphigenie lebt seit einigen Jahren auf der Insel
Tauris. Sie ist ein Mitglied in der Familie der Tantaliden, welche von den
Göttern verflucht wurde. Aufgrund des Tantalidenfluches töten sich die
Familienmitglieder gegenseitig. So sollte auch Iphigenie von ihrem Vater
Agamemnon geopfert werden. Jedoch wurde sie durch die Göttin Diana gerettet und
auf die Insel Tauris gebracht. Dort hat sie der Göttin als Priesterin zu
dienen. Obwohl sie vom Volk und König hoch angesehen ist, sehnt sich zurück zu
ihrer Heimat Griechenland. Doch sie steht in den Diensten Dianas und weiß
keinen Ausweg aus ihrem Leid. Ihre Situation spitzt sich zu, als sie dann auch
noch erfährt, dass Thoas um ihre Hand anhalten will. Denn sie will weder auf
der Insel bleiben, noch Thoas heiraten. Als sie das Arkas erklärt, versucht der
sie mit schlagfertigen Argumenten zum Bleiben und einer Hochzeit zu drängen.
Denn er will seinen Auftragsgeber nicht enttäuschen. Das führt zu einem sich
steigernden Konfliktgespräch, denn Iphigenie lässt sich nicht von Arkas überzeugen.
Der Dialog
ist ebenso wie das gesamte Drama in 5 Akte gegliedert. In der Exposition berichtet
Arkas von der Ankunft des Königs und Iphigenie nimmt diese sachlich auf „Wir
sind bereit sie zu empfangen“ (Z.60). Daraufhin berichtet Iphigenie von ihrem
Heimweh nach Griechenland. Sie fühlt sich wie eine „Verwaiste“ auf der Insel
(Z. 74). Deshalb will nicht bei Thoas bleiben, denn dort blüht „die Frische
Luft des Lebens … in [ihr] nicht wieder auf“ (Z. 89-99). Doch diese Antwort
will Arkas nicht hören. Er weiß über die Heiratspäne Thoas Bescheid. Er
versucht Iphigenie zunächst ein schlechtes Gewissen zu machen, um sie an Thoas
zu binden. Er sagt ihr, sie sei „undankbar“ (Z. 92). Thoas hätte sie so
herzlich auf der Insel aufgenommen und nicht wie alle anderen Fremden den
Göttern geopfert. Und jetzt stelle sie sich gegen ihn. Doch Iphigenie weicht
diesem Argument aus. Sie bemitleidet sich selber und meint allein die Freiheit
mache nicht glücklich (vgl. Z. 106). Arkas gibt dennoch nicht auf und versucht
sie zum Bleiben zu überreden. Im sind die Gefühle Iphigenies gleichgültig, er
hat eine Aufgabe zu erfülle. So macht er ihr deutlich, wie wichtig sie auf der
Insel sei und dass Thoas und das Volk sie brauche. Sie habe schon unglaubliche
Leistungen erbracht und solle mit sich selbst zufrieden sein (Z. 117- 137).
Doch Iphigenie antwortet mit Desinteresse.
Arkas
versucht es erneut mit einer anderen Taktik. Er versucht Mitleid für den König
zu erzeugen. Denn der hat nicht mehr viele Vertraute, seitdem er seinen Sohn
verloren hat (vgl. 159). Er habe es nicht leicht und so solle sie ihm es nicht
noch erschweren (vgl. 169 -171). Iphigenie reagiert aber immer noch mit
Abneigung. So kommt es zum erregenden Moment, welches sich durch ein Dialog aus
kurzen Sätzen zwischen den beiden Gesprächspartnern andeutet. Arkas will nun
wissen, warum Iphigenie ihre Herkunft verschweigt und sagt ihr, dass es sich
nicht gehöre dem König davon nichts zu erzählen. Er deutet nun auch die
Heiratspläne Thoas an und macht ihr deutlich, sie solle den König nicht
unglücklich stimmen. Dies könnte Konsequenzen mit sich ziehen (vgl. Z 188-
200). Der Konflikt errecht seinen Höhepunkt. Iphigenie kann nicht glauben, dass
Thoas sie zur Hochzeit zwingen will. Werde er das tun, wird sie sich an Diana
wenden, „Die Ihren Schutz der Priestern gewiss und Jungfrau einer Jungfrau gern
gewährt“.
Thoas
reagiert ebenso aufgebracht wie Iphigenie. Er befiehlt ihr still zu sein (vgl. Z.
201) und versucht sie jetzt mit sprachlicher Gewalt zu einer Hochzeit zu
nötigen. Er droht ihr sogar. Wenn sie der Hochzeit nicht zustimme wird der
König einen „harten Schluss“ ziehen. Vielleicht wird er die Opferung der
Fremden wieder einführen. Die beiden können sich nicht einigen, so endet das
Gespräch in einer Katastrophe, da der König naht. Dennoch macht Iphigenie in
ihrer letzten Aussage deutlich, dass sie ein reines Gewissen behalten will.
Ehrlichkeit hat für sie einen hohen Stellenwert. Sie will dem König die
Wahrheit sagen und ihm über ihre Herkunft berichten. Dennoch deutet sich auch
Verzweifelung bei ihr an, als sie sagt „Zwar seh ich nicht wie ich dem Rat des
Treuen folgen soll“ (Z. 214- 215). Denn dem König könnte diese Wahrheit nicht
gefallen.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass die Szene eine wichtige Rolle innerhalb des Schauspieles
spielt. Wir erfahren nicht nur, dass Thoas um die Hand Iphigenie’s anhalten
will, sondern auch über die Humanität Iphigenies. Sie hat die Opferung der Fremden
auf Tauris abgeschafft. Zudem lernen wir sie als eine eigenwillige Frau kennen.
Sie wehrt sich gegen eine Hochzeit, was zu der Zeit sehr ungewöhnlich war. Dennoch
deutet sich auch an schon an, dass Iphigenie mit ihrem Gerechtigkeitssinn an
Grenzen stößt. Wie wird sie dem König und Diana gerecht werden können, wenn sie
die Insel verlässt?