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Interpretation

Iphigenie auf Tauris - Analyse 1. Aufzug, 1. Auftritt

1.140 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autorin Erna C. im Apr. 2012
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Gymnasium Hattingen

Note, Lehrer, Jahr

2012

Autor / Copyright
Erna C. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.08 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 17429







Inhalt: Die Inter­pre­ta­tion beschäf­tigt sich mit dem ersten Auftritt von Goethes "Iphi­genie auf Tauris", in dem die Haupt­figur Iphi­genie ihre Sehn­sucht nach Grie­chen­land und ihre mora­li­schen Konflikte thema­ti­siert. Der Text erläu­tert, wie Iphi­ge­nies Gefühle und Wünsche im Monolog zum Ausdruck kommen und wie sie über ihr Leben, ihre Fami­lie, König Thoas und die Göttin Diana denkt. Die Analyse zielt darauf ab, die Bedeu­tung dieser Szene für das Verständnis des Dramas zu verdeut­li­chen.
#Emotionale_Konflikte#Sprachliche_Gestaltung#Monologszene_Iphigenie

Iphigenie auf Tauris

Szene 1. Auftritt 1

 

Bei der zu analysierenden Szene handelt es sich um den ersten Auftritt des ersten Aufzugs aus dem Versdrama „Iphigenie auf Tauris“, welches 1787 von Goethe veröffentlicht wurde. Dieses Drama der Klassik befasst sich mit dem Konflikt der Priesterin Iphigenie, die sich nach ihrer Heimat Griechenland sehnt, aber durch ihre Moral und ihr Gewissen gezwungen ist die Insel Tauris nicht zu verlassen, sowie um das Schicksal ihres Bruders Orest. Iphigenie als Hauptfigur des Dramas verkörpert das klassische Humanitätsideal und wichtige Eigenschaften von ihr sind Frömmigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Wahrheit.

Der erste Auftritt spielt auf Tauris im Hain vor dem Tempel der Göttin Diana und spiegelt einen Monolog der Hauptfigur Iphigenie wieder, in welchem diese über ihr Leben als Priesterin auf Tauris klagt und ihre Gefühle und Wünsche zum Ausdruck bringt.

Um eine Basis zum besseren Verständnis der Szene zu schaffen, ist es nötig erst einmal die Vorgeschichte zu klären. Iphigenie ist in diese Lage geraten, da ihr Vater Agamemnon sie während eines Kriegszugs der Diana zur Besänftigung opfern wollte, sie aber von dieser gerettet und nach Tauris um als Priesterin zu dienen entsendet wurde. Zur Zeit der Handlung der Monologszene lebt Iphigenie schon mehrere Jahre auf Tauris (vgl. V. 7-8).

Dieser Szene, welche die Exposition des Dramas darstellt, schließt sich im weiteren Verlauf des ersten Aufzugs der Heiratsantrag von König Thoas an Iphigenie an, welcher zunächst von Arkas, dem Boten des Königs, angekündigt wird.

Da der vorliegende Monolog dem Leser einen guten Einblick in die Gefühlswelt von Iphigenie gibt, werde ich mich auch in meiner Analyse auf diese konzentrieren. So wird ersichtlich, wie Iphigenie über ihr Leben auf Tauris denkt und wie sie nach der beabsichtigten Opferung ihres Vaters zu ihrer Familie und Heimat steht. Zudem wird ihre Einstellung zum Königs Thoas und  zur Göttin Diana, und  die Hoffnungen, die sie in diese setzt, deutlich.

Im Folgenden werde ich Iphigenies Einstellung zu ihrem Leben auf Tauris, zu ihrer Familie und ihrer Heimat, sowie der Beziehung zu König Thoas und der Göttin Diana und die Hoffnungen, die sie an diese knüpft,  mit Bezug zur sprachlichen Gestaltung dieser Szene detailliert untersuchen.

Zu der Einstellung zu ihrem Leben auf Tauris als erster Untersuchungsaspekt meiner Analyse lässt sich sagen, dass Iphigenie sich auf Tauris alles andere als wohl fühlt und keine Freude am Leben auf der Insel hat. Vielmehr ist ihr leben dort von Einsamkeit, Ungeborgenheit und Traurigkeit geprägt (vgl. V. 4-9). Um einen eindringlichen Eindruck von Iphigenies trauriger Verfassung zu vermitteln, werden viele negative Adjektive wie „schaudernd“ in Vers 4 und „fremd“ in Vers 9 verwendet. Desweiteren gibt Iphigenie durch die Personifikation in Vers 6 „es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher“ von sich bildlich zu erkennen, wie unwohl sie sich in ihrer Lage fühlt. Ferner wird durch die Metapher in den Versen 33-34 „so hält mich Thoas hier […] in ernsten heil´gen Skavenbanden fest“ deutlich, dass sie sich auf Tauris wie eine Sklavin festgehalten fühlt.  Genau wie Sklaven dem Willen ihrer Herren ergeben sind, fühlt sich auch Iphigenie in ihrer Situation auf Tauris gefangen.

Iphigenie geht sogar so weit und bezeichnet ihr Leben auf Tauris am Ende des Monologs in Vers 53 als den „zweiten Tode“, eine sehr gewagte Metapher, um ihre Gefühle dafür aber umso klarer zu veranschaulichen.

Der zweite Untersuchungsaspekt beinhaltet Iphigenies Einstellung zu ihrer Familie und Heimat. Aus dem Monolog lässt sich sehr deutlich eine große Sehnsucht nach dieser erkennen. Iphigenie  klagt in Vers 10 darüber, dass das Meer sie „von den Geliebten“ in Griechenland trenne. Das  Meer als Sinnbild zur Veranschaulichung der Weite vermittelt den Eindruck, dass Iphigenie und ihre Familie durch eine enorm große Entfernung voneinander getrennt sind und verstärkt somit das Gefühl der Sehnsucht.

Auch die Alliteration, die in Vers 12 zu finden ist, „das Land der Griechen mit der Seele suchend“, betont Iphigenies starkes Verlangen nach ihrer Heimat.

An das Leben in Griechenland hat Iphigenie sehr positive Erinnerungen, was zum Beispiel die Personifikation in Vers 16-17 „ihm zerrt der Gram das nächste Glück vor seinen Lippen weg“ verdeutlicht. Mit diesem „nächsten Glück“ meint Iphigenie das frühere leben bei ihrer Familie.

Es folgt eine weitere Personifikation, welche zusätzlich ihre Sehnsucht ausdrückt und zeigt, wie sehr Iphigenie ihre Heimat fehlt (V.18-19: „schwärmen […] immer die Gedanken nach seines Vaters Hallen“. Es soll vermittelt werden, dass es genau wie es unmöglich ist, einen großen Bienenschwarm aufzuhalten, Iphigenie auch ihre Gedanken an die Familie nicht unterdrücken kann.

Durch ein Asyndeton in den Versen 19-22 „wo die Sonne […] wo sich Mitgeborne [...]“ werden diese „Vatern Hallen“ weiter positiv beschrieben, was die für Iphigenie vielen guten Erinnerungen an Griechenland hervorhebt.

Ihren Vater sieht Iphigenie trotz der beabsichtigten Opferung seiner Tochter sehr hoch an, was deutlich aus Vers 41 „des größten Königs“, Vers 43 „den hohen Mann“ und Vers 45 „den göttergleichen Agamemnon“ hervorgeht.

Als nächster Untersuchungsaspekt wird die Einstellung Iphigenies zu König Thoas analysiert. Zum einen wird Thoas in einer Apposition in Vers 33 als „ein edler Mann“  beschrieben, was große Wertschätzung und Respekt diesem gegenüber zeigt. Zum anderen wird aber auch deutlich, dass Iphigenie sich von dem König festgehalten fühlt (vgl. V. 33-34).

Der Göttin Diana ist sie sehr dankbar und ist sich vollkommen bewusst, dass diese ihrer Retterin ist (vgl. V. 37). Trotzdem kann Iphigenie auch dieser ihr Leben nicht „zu freiem Dienste“ ohne Widerwillen widmen, sodass sie Gewissensbisse hat, was sie in den Versen 35- 38 erkenntlich macht.

Iphigenies veranschaulicht die große Güte der Diana gegenüber Agamemnon in den Versen 45- 50 „wenn du [...] die Gattin ihm, Elektren und den Sohn, die schönen Schätze wohl erhalten hast“ mithilfe eines Asyndetons, was zusätzlich ihre Dankbarkeit zeigt.

Gegen Ende des Monologs in Vers 39 bzw. Vers 52 verdeutlicht sie, dass sie auf Diana immer noch hoffe und fleht sie an, dass sie sie mit ihrer Familie wieder vereine. Dem Monolog wird durch zahlreichen Ausrufezeichen (vgl. z. B. V. 32) und Interjektionen (vgl. z. B. V. 10), welche sehr deutlich ihre Einsamkeit und Sehnsucht demonstrieren, der Stil einer Klage verliehen.

In dieser Szene zeigt sich Iphigenies starke Humanität und ihr edler Charakter schon sehr gut, da sie trotz ihrer schlechten inneren Verfassung immer noch, wie in meiner Analyse herausgearbeitet, allen Menschen mit hoher Achtung und Dankbarkeit entgegensteht. Auch ist ihre Grundeinstellung, so schlecht sich Iphigenie auch auf Tauris fühlt  immer noch positiv, da sie Hoffnung in die Göttin setzt und nicht aufgibt.

So lässt sich zusammenfassend zur Funktion der Szene innerhalb des Dramas sagen, dass diese Szene, wie jede Szene eines guten Dramas sein sollte, für die Exposition des Dramas unentbehrlich ist. Lediglich durch diesen Monolog kann der Leser Iphigenies Handlungen im weiteren Verlauf nachvollziehen. Wäre er zum Beispiel über die schlechte innere Verfassung Iphigenies unterrichtet, würde er nicht gut klar genug ihre Motive für die Ablehnung von Thoas Heiratsantrag verstehen.

Somit finde ich den Einstieg in die Exposition durch eine Monologszene wie diese sehr angemessen, da sie für den Leser fürs Verständnis wichtige Hintergrundinformationen zu der Hauptfigur gibt.


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