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Seminararbeit
Geschichte / Historik

Universität Siegen

2, Henrich-Franke, 2014

Petra E. ©
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ID# 60392







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H A U S A R B E I T


Gesellschaftssystem des Kaiserreichs


Thema:

Inwieweit profitierte das Unternehmen Krupp und der Kaiser Wilhelm II.

von ihren Verbindungen


Inhaltsverzeichnis


  1. Einleitung01

  2. Theoretische Grundlage02

    1. Vorstellung des Unternehmen Krupp02

    2. Vorstellung des Friedrich Alfred Krupp02

    3. Vorstellung des Kaiser Wilhelm II. 04

    4. Zeitliche Abgrenzung 05

    5. Krupp und die Hohenzollern 07

  3. Ausarbeitung der Verbindungen09

    1. Vorteile des Friedrich Alfred Krupp09

    2. Vorteile des Kaiser Wilhelm II.11

    3. Nachteile der engen Zusammenarbeit13

  4. Fazit15


1. Einleitung

„[…]Krupp – dem größten Industriellen, den wir haben, der ein kolossales Vermögen hat – befohlen worden ist, ein paar Werften in der Nähe von Wilhelmshafen [sic] zu kaufen, damit man (so wird angenommen) englische Schiffsbauer haben & Ingenieure einstellen & Schiffe für die deutsche Marine bauen kann, die englischen schlagen werden.“1

In den Augen der Kaiserin Friedrich war Friedrich Alfred Krupp nur das Werkzeug des Kaisers. Zugleich beurteilten andere Zeitgenossen, dass Krupp seine Interessen zur Mehrung seines Reichtums verstand, den Kaiser vor seinen Karren zu spannen.

„Lehmann, so witzelte der Berliner Volksmund, wenn Wilhelm II. nach Essen reiste, holt sich seine Provision ab!“2

Das Ziel meiner vorliegenden Arbeit ist es die Verbindungen des industriellen Friedrich Alfred Krupp und die des Kaisers Wilhelm II. darzustellen und die wesentlichen Vorteile, die beide dadurch hatten, zu erarbeiten. Im Laufe der Arbeit wird geklärt, dass eine Verbindung zwischen beiden Repräsentanten nicht nur Vorteile mit sich bringen, sondern auch Nachteile entstehen können.

Da dieses Thema eine große geschichtliche Vielfalt bietet, wird sich die Darstellung der Verbindungen auf ökonomischen und politischen Interessen beschränken.


Im ersten Teil dieser Arbeit werden wichtige theoretische Grundlagen, die für diese Arbeit relevant sind, geklärt. Unter diesen Grundlagen fallen zum einen die Vorstellung der Hauptcharaktere Friedrich Alfred Krupp und Kaiser Wilhelm II. . Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt dabei in der zeitlichen Abgrenzung, um die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe darzustellen.

Um ein besseres Verständnis für die Beziehung der beiden Hauptcharakter zu verstehen, ist es auch nötig, die Anfänge der Beziehungen zwischen Krupp und der Hohenzollerndynastie zu klären. Im zweiten Teil dieser Arbeit erfolgt die Auswertung der Literatur und deren Erkenntnisse über die Verbindungen von Friedrich Alfred Krupp und dem Kaiser Wilhelm II Im letzten Abschnitt wird das notwendige Fazit der Arbeit gezogen, um die Ausgangsfrage zu beantworten und die vorangegangen Erkenntnisse zu beurteilen.


2. Theoretische Grundlage

2. 1. Vorstellung des Unternehmen Krupp

Das Unternehmen Krupp wurde am 20. November 1811 von Friedrich Krupp in Essen gegründet und diente zur Herstellung von Gussstahl und die daraus zu fertigen Produkte.3 Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat sich das Unternehmen mit Maschinen und Maschinenteilen aus hochwertigem Gussstahl einen Namen gemacht. Besonders hervorzuheben war die Entwicklung ab dem Jahr 1848 mit dem alleinigen Firmeneigentümer Alfred Krupp.

Dieser übernahm das Unternehmen seines Vaters und produzierte Maschinen und Maschinenteile aus hochwertigem Gussstahl, wie z.B. Eisenbahnzubehör und den nahtlosen Eisenbahnreifen, die weltweit Absatz fanden. Ab dem Jahr 1859 kam auch im größeren Umfang die Waffenproduktion dazu.4


2.2. Vorstellung des Friedrich Alfred Krupp

Familie

Geboren ist Friedrich Alfred Krupp am 17. Februar 1854 als ersehnter Stammhalter des größten Industrieunternehmens in Europa. Friedrich Alfred litt schon seit seiner Kindheit an Asthma und Rheuma und war eine zurückhaltende und introvertierte Person. Diese gegenteilige Persönlichkeit im Vergleich zu seinem Vater gestaltete das Verhältnis zwischen beiden schwierig, da hohe Erwartungen an Friedrich Alfred Krupp gestellt wurden.

Nach seinem Abitur Friedrich Alfred Krupps trat er auf Verlangen des Vaters in die Firma ein. Im Jahr 1882 wurde er ins Führungsgremium der Firma berufen und heiratete im gleichen Jahr Margarethe von Ende.

Beide bekamen die Töchter Bertha und Barbara. Am 22. November 1902 verstarb Friedrich Alfred Krupp als reichster Mann Deutschlands.5


Unternehmensführung

Im Jahr 1887 verstarb sein Vater und somit übernahm er auch gleichzeitig die Unternehmensleitung. Unter Friedrich Alfred wurde das Unternehmen globaler aufgestellt. Es wurden Zukäufe in vertikaler und horizontaler Richtung durchgeführt, wie z.B. der Kauf von Werften und Erzwerken. Damit wurden krupp´sche Produkte in die ganze Welt verkauft.

Die Sozialpolitik im Unternehmen übernahm er von seinem Vater, mit Angeboten zur Erziehung und Bildung. Er investierte zusätzlich in zahlreiche Kunst- und Wissenschaftsprojekte außerhalb des Unternehmens.

In den letzten Lebensjahren konzentrierte er sich auf seine wissenschaftlichen Interessen und zog sich aus dem operativen Geschäft im Unternehmen zurück. In seiner 15 jährigen Geschäftszeit hatte er die Beschäftigungszahl verdoppelt, den Umsatz verdreifacht und das Unternehmen Krupp zu einem internationalen Konzern gemacht.6


Interessen

Im Gegensatz zu seinem Vater hatte Friedrich Alfred Krupp Interesse an der Politik, um ökonomische Vorteile für sein Unternehmen zu erhalten. Er wurde Mitglied im Preußischen Staatsrats und Herrenhaus. Zusätzlich war er fraktionsloses Mitglied im Reichstag und neben den wirtschaftlichen Interessen an Rüstungs-und Flottenbaupolitik mit Kaiser Wilhelm II., waren beide Mitglieder im Kaiserlichen Kieler Jachtclubs.7


2.3. Vorstellung des Kaiser Wilhelm II.

Familie

Am 27. Januar 1859 ist Kaiser Wilhelm II. geboren, als Sohn des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und seiner Mutter, die Tochter der englischen Königin Victoria. Bei seiner Geburt wurde der linke Arm schwer verletzt und war ab diesem Zeitpunkt gelähmt, mit dieser Behinderung konnte seiner Mutter nie wirklich leben, dadurch war die Beziehung schon von früh an sehr gestört.

Regentschaft in Deutschland

Im Jahr 1888 übernahm Wilhelm II mit 29 Jahren die Regentschaft als Deutscher Kaiser von seinen verstorbenen Vater Kaiser Friedrich III. Am Anfang seiner Regentschaft als junger Kaiser wurde er schon als Repräsentant einer neuen Zeit beschrieben, denn den technologischen Entwicklungen zur damaligen Zeit, stand Kaiser Wilhelm II. aufgeschlossen gegenüber. Aus wirtschaftlicher Sicht ermöglichte er die Öffnung der Auslandsmärkte für die deutsche Industrie, außerdem stimmte er für die Lockerung der Zollbestimmungen.9 Die Vorliebe zum Militär war in der Bevölkerung und am kaiserlichen Hof weit verbreitet, deshalb entsprang jeder angesehene Mann und ebenso die damaligen Kaiser Generationen dem Militär.

Dennoch war Kaiser Wilhelm eine friedliche Person, die aber immer wieder bei öffentlichen Auftritten einem kriegerischen und säbelrasselnden Ton an den Tag legte.10

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges zog sich der Kaiser immer weiter als oberster Heeresführer zurück und übergab diese Position seinem damaligen Armeeoberbefehlshaber.

In der Novemberrevolution von 1918 und den eingesetzten Armeeoberbefehlshabern, wurde Kaiser Wilhelm II. das Kommando entzogen. Nach diesen Ereignissen entschloss sich der Kaiser abzudanken und ging ins Exil nach Holland.11

2.4. Zeitliche Abgrenzung

Ein neues Zeitalter des Deutschen Reiches begann im Jahr 1890 durch Kaiser Wilhelm II. . Dieser entließ Otto von Bismarck, der 1871 mit der Gründung des Deutschen Reiches, zum Reichskanzler ernannt wurde. Das war der Anstoß einer ökonomischen, sozialen und politischen Kräfteverteilung mit großer Bedeutung für den Wandel eines ganzen Landes, sowie für das Bewusstsein seiner dort lebenden Menschen.

Die industrielle Entwicklung nahm an Geschwindigkeit auf und veränderte somit die Emotionen der Menschen. Denn nach Jahren anhaltender Depressionen erlebte das Deutsche Reich eine Hochkonjunktur, sowie Aufschwung für Industrie und Gewerbe. Die immer größer werdenden Verflechtungen im Welthandel und den größer werdenden Weitblick der Menschen entsprach einer Machtpolitik, die der bismarckischen Tradition eines europäischen Gleichgewichtes wich.


Die Kriegswaffenproduktion änderte sich ebenfalls, denn durch die Entwicklung von maschinellen Produktionen konnten schnelle und effektivere Waffen hergestellt werden. Die Forderung nach Waffen stieg immer weiter und die für den Militärbedarf zuständigen staatlichen Rüstungsbetriebe konnten diesen Forderungen nicht mehr nachkommen. Somit wurden immer mehr private Unternehmen mit staatlichen Aufträgen betraut, die sich das rentable Waffengeschäft nicht entgehen lassen wollten.

Als eines der berühmtesten Unternehmen in diesen Zusammenhang waren die Großindustriellen Krupp.14 Das Unternehmen entwickelte schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts viele Werkstoffe aus Stahl, mitunter Eisenbahnen, Brücken und industrielle Anlagen. Die Umstellung auf die Waffenproduktion änderte die Haupteinnahmequelle des Unternehmens und ebnete den Weg das Unternehmen Krupp zum angesehensten Waffenlieferant der Welt werden zu lassen.15

Das imperialistische Streben, verbunden mit den anhaltenden Waffenproduktionen der verschiedensten Länder, führte unter anderem zu großen Spannungen innerhalb Europas. Die Konflikte gipfelten in dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1914.16


2.5. Krupp und Hohenzollern

Die Verbindungen der Familie Krupp zur Hohenzollern-Dynastie entstanden schon in den 1850er Jahren. Die besondere Beziehung war durch viele Besuche des späteren Kaisers Wilhelm I., der vor und nach seiner Krönung insgesamt vier Mal zu Besuch bei der Familie Krupp war, gekennzeichnet.

Beziehung zwischen Alfred Krupp und Kaiser Wilhelm I.

Die Beziehung von Alfred Krupp und Kaiser Wilhelm I. wird als stabil, aber dennoch distanziert beschrieben. Beide nutzten ihre Verbindungen als gegenseitige Unterstützung. Schon als Wilhelm I. Kronprinz und König war, konnte er Krupp in schwierigen Geschäftslagen unterstützen und fördern.18 Das zeigte unteranderem der Besuch des damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen aus dem Jahr 1852. Nach dem Besuch lockerte sich das gespannte Verhältnis der Banken gegenüber Krupp und somit konnte er seine finanziellen Bedürfnisse zufriedenstellen. „Das stark angespannte Verhältnis Krupp´s zu den Banken, das oft zu Zerwürfnissen geführt hatte, schien danach einer Auffallenden Besserung zu weichen.

Die Tresore öffneten sich ihm.“19

Des Weiteren unterstützte der damalige Prinz Wilhelm im Jahr 1860 das Unternehmen Krupp. Im Detail ging es um eine Patentverlängerung, die schon vorab durch das preußische Handelsministerium abgelehnt wurde und somit Krupp seine monopolistische Beherrschung des Marktes gefährdet sah. Aus diesem Grund setzte Krupp die eigenen Vorteile ins bessere Licht und überzeugte dadurch den Prinzen von seiner Meinung über sein Anliegen.


Friedrich Alfred Krupp und Kaiser Wilhelm II.

Als im Jahr 1888 Wilhelm II. zum Kaiser gekrönt und Friedrich Alfred Krupp im Jahr 1887 die Firmenleitung von seinem Vater übernahm, änderten sich auch die Beziehungen zwischen Kaiser und dem Großindustriellen Krupp. Beide hatten eine noch größere Übereinstimmung von Staats- und Firmeninteresse. Der Kaiser Wilhelm II. sah in Krupp und seiner Stahl- und Waffenproduktion das Aushängeschild der deutschen Industriellen Stärke.

Die Forderungen des Kaisers bestanden neben Auszeichnungen für Friedrich Alfred, auch in staatlichen Aufträgen für das Unternehmen. Zusätzlich versuchte der Kaiser, die Firma Krupp näher an das Staatsinteresse zu ziehen.21


3. Ausarbeitung der Verbindungen

Die nachfolgenden Kapitel behandeln die Beziehung zwischen Friedrich Alfred Krupp und dem Kaiser Wilhelm II., nach ihrer Firmen- und Amtsübernahme von deren Vätern. Die daraus resultierenden Erkenntnisse werden in dem nachfolgenden Kapiteln näher betrachtet. Um eine Eingrenzung vornehmen zu können, wird der Fokus dieses Kapitels auf ökonomischen und politischen Interessen gelegt.

Ökonomische Interessen

Durch die Industrialisierung und den technologischen Fortschritt kam es auch zu Veränderung in der damaligen Rüstungsindustrie. Die meisten staatlichen Werkstätten wurden von privaten Unternehmen abgelöst, da diese über das nötige Know-how und die erforderlichen finanziellen Mittel verfügten.22

Friedrich Alfred Krupp sah, wie auch schon sein Vater, durch eine enge Beziehung zum Kaiser die Möglichkeit das Unternehmen, durch gewinnbringende Aufträge weiter aufzubauen. Und somit zum größten Industrieunternehmen werden zu lassen. Der Kaiser ermöglichte durch politisch-diplomatischen Druck auf In- und Ausland, Rüstungsaufträge für das Unternehmen Krupp.23

Ein Beispiel für ein Inlandsgroßprojekt war die von Kaiser Wilhelm II. geführte Flottenpolitik, da dieser als Schöpfer der größten deutschen Schiffflotte in die Geschichte eingehen wollte.24 Im Zuge dessen übernahm Friedrich Alfred Krupp im Jahr 1896 die Germaniawerft. Ab dieser Übernahme und dem „kaiserlichen Wohlwollen“, wurde die Germaniawerft stärker am deutschen Kriegsschiffbau beteiligt, als andere vergleichbare Privatwerften.

Die Immensen Gewinne für das Unternehmen Krupp können in diesem Zusammenhang nur erahnt werden, allerdings ist bekannt, dass das zu versteuerte Vermögen von Friedrich Alfred Krupp in den Jahren 1895 bis 1902 von 119 auf 187 Millionen gestiegen ist.25.

Ein weiteres Beispiel für die Unterstützung des Unternehmen Krupp im Jahr 1899, durch den Kaiser, war dessen Herantreten an den Vertreter Deutschlands in Konstantinopel. Dieser sollte sich am Hofe des Sultans für ein exklusives Lieferangebot von der Firma Krupp einsetzen und damit ein Konkurrenzangebot der Firma Rheinmetall ausschließen.26

Politische Interessen

Die politischen Vorteile Krupps können mit der Beeinflussung des Kaisers auf personelle Entscheidungen zurückgeführt werden. Im Jahr 1890 wurde der damalige preußische Kriegsminister, nach seinen negativen Bemerkungen bezüglich der krupp´schen Kanonen und der in seinen Augen überzogenen Preise, zum Rücktritt gezwungen.27 Damit konnten die aufkommenden Kritiker gegenüber der kaiserlichen und krupp´schen Verbindung direkt im Keim erstickt werden.


3.2. Vorteile des Kaiser Wilhelm II.

Ökonomische Interessen

Als wesentlicher Vorteil für den Kaiser war zum damaligen Zeitpunkt die Größe und Relevanz des Unternehmens Krupp. Die Firma Krupp lieferte dem Kaiserreich die nötigen militärischen Mittel, die in dieser Zeit des Wettrüstens unabdingbar gewesen sind.30 Im Laufe des wilhelminischen Flottenaufbaus waren der Kaiser, sowie die Marine, an leistungsfähigen und finanziell unabhängigen Werften sehr interessiert.

Da der Kaiser als Schöpfer der größten deutschen Schiffsflotte in die Geschichte eingehen wollte, konnte er die Germaniawerft nutzen und mit der Produktion eine konkurrenzfähige Flotte aufzubauen.3132

Des Weiteren konnte Kaiser Wilhelm II. sicherstellen, dass Friedrich Alfred Krupp, die wesentlichen Interessen des Deutschen Reiches immer in den unmittelbaren Vordergrund legte und die eigenen ökonomischen Interessen des Unternehmens zurückstellte. Ein Beispiel für das patriotische Verhalten Krupps wird aus dem Jahr 1898 beschrieben, denn dort wandten sich einige englische Industrielle an Friedrich Alfred Krupp, mit dem Hintergrund sich an einer Geschützfabrik in England zu beteiligen.

Majestät in so hohem Maße stehst bewiesene Huld und Gnade ein Zusammengehen mit englischen Firmen ganz ausschließlich“.34


Dieser beidseitige Patriotismus, auch Vaterlandstreue genannt, von Kaiser Wilhelm II und Friedrich Alfred Krupp, gegenüber dem deutschen Reich, verhinderte den Export von den weltweit angesehenen Deutschen Kriegsgütern an potenzielle Kriegsgegner wie Russland, Frankreich oder England.35

Politisches Interesse

Auch hatte der Kaiser Interesse an einer engen Verbindung zum Unternehmen Krupp, da Friedrich Alfred Krupp als Geschäftsführer eines Familienunternehmens eigenverantwortlich für Entscheidungen des Unternehmens war. Das damalige Verhalten der Unternehmen, die als Aktiengesellschaft geführt wurden, waren deutlich zurückhaltender gegenüber gewünschten Forderungen des Deutschen Kaiserreiches, als jene Unternehmen in Familienhand.

Da die Aktionäre im Wesentlichen die eigenen finanziellen Interessen des Unternehmens vor den des Staates legten.36


3.3 Nachteile der engen Zusammenarbeit

Ein deutliches Beispiel dafür zeigte die militärische Auseinandersetzung von England in Südafrika. Der Kaiser stellte sich deutlich auf die Seite der afrikanischen Bauern und forderte Krupp auf keine Waffen nach England zu liefern. Das entspricht einem direkten Exportverbot und machte es möglich, dass der Konkurrent, die Firma Rheinmetall, ohne Weiteres die Kanonen nach England liefern konnte.38

Der wesentliche Vorteil für den Kaiser bestand darin, dass das Unternehmen Krupp ein familiengeführtes Unternehmen war und keine Aktiengesellschaft Dies führte innerhalb der krupp´schen Führungsverantwortung zu erheblichen Spannungsfeldern. Denn Friedrich Alfred Krupp konnte das eigene Firmeninteresse und das geforderte Staatsinteresse nur in gewisser Hinsicht befriedigen.

Durch Vertretung der Firmeninteressen wurde ihm im gleichen Zug materielles und egoistisches Profitstreben vorgeworfen. Dennoch konnte er das Unternehmen nicht rentabel führen, wenn der Kaiser und die Ministerien eine strikte Unterordnung der staatlichen Interessen forderten.39 Deshalb war es auch nicht unverständlich, dass Friedrich Alfred Krupp des Öfteren den Kaiser und Ministerien gedroht hatte, die Firma in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, seine Anteile zu verkaufen und sich zurückzuziehen.



Persönliche Verbindung

Neben den bisher ökonomischen und politischen Gesichtspunkten, sollte auch das private Verhältnis von Kaiser Wilhelm II. und Friedrich Alfred Krupp beschrieben werden. Abgesehen von der Tatsache, dass sich beide sehr schätzten, war für den Kaiser die Person Friedrich Alfred Krupp einer der bedeutsamsten Unternehmer im Deutschen Reich. Dafür sprechen die vielen Besuche auf der Villa Hügel, Einladungen, private Gespräche und vielen Ehrungen, die Kaiser Wilhelm II. in dieser Form keiner anderen Person zukommen ließ.

Auch die Teilnahme an Friedrich Alfred Krupps Beerdigung war ein Ausdruck für persönliche Wertschätzung. Aus der Sicht von Friedrich Alfred Krupp war die Person Kaiser Wilhelm II. im klassischen Sinne die Verkörperung der Macht des deutschen Reiches41. Es wird beschrieben, dass Friedrich Alfred Krupp den Kaiser schon fast bewundert hat. „ In den letzten Jahren darf ich mit Stolz gestehen, wurde ich in guten und schweren Tagen durch hervorragende Beweise Allerhöchster Huld und Allerhöchsten Vertrauen beehrt.


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