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Bericht

Interview mit Philipp Markhardt

557 / ~1½ sternsternsternsternstern_0.2 Benjamin D. . 2014
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Bericht
Sportwissenschaft

Ulrich von Hutten Gymnasium

2013

Benjamin D. ©

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ID# 38425







Interview mit Philipp Markhardt (12.03.2013):





1. Nach den Vorfällen in Düsseldorf haben sich die "Chosen Few" ja dazu entschlossen, Bengalos und Ähnliches zukünftig zur Seite zu legen. Ist das ein Einzelfall oder gibt es allgemein bei den Ultras ein Umdenken in Sachen Pyrotechnik

Das ist sicherlich nicht die Regel, wenngleich es ja zum Beispiel auch in Nürnberg nach dem Verletzten aus dem Gästeblock in Bochum hier ein Umdenken gegeben hat und auf Pyrotechnik seitdem weitestgehend verzichtet wird.





2. Was für Vor- und Nachteile hätte ein "Pyro-Block"? Was halten Sie davon?

Natürlich schließen "Pyroblöcke" Risiken nicht komplett aus. Allerdings wäre ein Block, in dem es Pyrotechnik nach festen Regeln gibt, schon mal ein erster Schritt zu mehr Sicherheit. Schlussendlich ist Pyrotechnik schon seit fast 30 Jahren Bestandteil deutscher Fankurven. Es hat sie immer gegeben, sie war noch nie erlaubt. Die Betonung des Verbotes von Pyrotechnik hat allerdings keinesfalls zu einem Rückgang ihres Einsatzes gesorgt. Insofern sollte man vielleicht überdenken, ob das Beharren auf einem Pyroverbot wirklich zielführend ist und ob es ferner nicht eigentlich klüger wäre, die Gefahren zu minimieren. Bspw. dadurch, dass in einem Pyroblock Fackeln nicht mehr aus Angst vor Strafverfolgung zu Boden geworfen werden.





3. Sie sind ja Sprecher der Kampagne "12doppelpunkt12". Inwiefern war diese Aktion erfolgreich? Was konnte man dadurch abwenden?

Eigentlich bin ich Sprecher von ProFans, habe das aber auch für 12:12 übernommen. Die Kampagne war insoweit ein Erfolg, dass die Macht der Fans deutlich wurde, wenn diese sich zusammenschließen und für ein gemeinsames Ziel eintreten. Zudem hat die öffentliche Diskussion zumindest zeitweilig den Weg auf eine sachliche Ebene geschafft. das ist in Anbetracht der Hysterie vorher sicher nicht hoch genug anzusiedeln. Außerdem wurde das Sicherheitspapier der DFL immerhin abgeschwächt. Ob das allerdings am Ende tatsächlich auch positiv ist, bleibt offen.





4. Vor allem in Dortmund gab es zuletzt häufigeres Auftreten von Rechtsextremisten im Stadion. Ich habe schon oft gelesen, dass die Ultras etwas dagegen tun müssen, ein Zeichen setzen. Aber wie kann man da vorgehen als Ultra? Mit einem Spruchband, wo draufsteht "Gegen Homophobie, Rassismus und Sexismus" ist doch nicht viel getan, oder?



Dortmund ist hier nur das prominenteste Beispiel. Und es ist auch nicht alleinige Aufgabe der Ultras sondern aller Zuschauer und eben der Vereine hiergegen vorzugehen. Ultras allein verfügen mit Sicherheit nicht über die "Schlagkraft", um hier die Kurvenpolizei zu spielen. Zumal sie dies auch gar nicht dürfen. Rechtsextremisten treten in der Regel dort offen auf, wo sie sich sicher und stark fühlen, wo es keinen öffentlich artikulierten Konsens gegen Rechts gibt. Bestes Beispiel hier ist Aaachen. Hier haben sich Ultras ganz klar gegen Rechts positioniert, waren aber zu schwach. Der Rest der Szene und besonders auch der Verein haben hingegen nichts getan. Das mag zwar auch an dem "missionarischen Eifer" der AC Ultras gelegen haben (überhaupt ein grundsätzliches Problem in meinen Augen), denn dieser führt zu einer "Lass mich damit doch in Ruhe"-Haltung. Man muss aber ganz klar konstatieren, dass sich die anderen Stadionbesucher aus der Verantwortung gestohlen haben und mit dem Ausspruch "Keep politics out of football" den Rechten nur den Weg geebnet haben. Der Verein hat sich ebenfalls aus der Verantwortung gestohlen. Ein klares Statement vermisse ich hier bis heute. das ist übrigens vielerorts das Grundproblem. Wo öffentlich das Thema Rechtsextremismus diskutiert wird, versuchen viele Vereine das Ganze unter Verschluss zu halten und merken nicht, dass sie damit das Problem verstärken.


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