Nie mehr – Ulla Hahn
Interpretation
In dem im Jahre 1988
erschienenem Gedicht „Nie mehr“ von Ulla Hahn handelt es sich um ein
Liebesgedicht. Ulla Hahn ist eine der wichtigsten deutschen Lyrikerinnen der
Gegenwart, sie ist am 30.April 1945 im heutigen Kirchhundem im Sauerland
geboren. In ihrem Gedicht „Nie mehr“ geht um ein
lyrisches Ich, das auf seinen Geliebten wartet, dieser erscheint aber nicht, da
die Liebesbeziehung schon zu Ende ist, das lyrische Ich möchte das aber nicht
wahrhaben, dies bereitet ihm viel Liebeskummer.
Das Gedicht beinhaltet
drei Strophen mit je vier Versen und ist in einer sehr alltäglichen Sprache
geschrieben, die Aussage „Das habe ich nie mehr gewollt“ (V.1,4,5,8,9) umrandet
dabei die einzelnen Strophen. Diese Aussage lässt darauf schließen, dass das
lyrische ich etwas eigentlich überhaupt nicht mehr wollte aber dennoch wieder
getan hat, in dem Fall also an einer vergangen Liebe hängen und nicht davon los
lassen können. Außerdem ist es eine Art Alltag für das lyrische Ich, da es sich
immer wieder wiederholt und daran festhält. In der ersten Strophe beginnt das
lyrische Ich mit der Liebesklage an, was die sprachlichen Bilder verdeutlichen,
das lyrische Ich streicht um das Telefon (vgl. V.2) wie ein Raubtier im Käfig
und es bleibt die ganze im Haus, da der Geliebte vielleicht doch noch kommen
könnte. In der zweiten Strophe schreibt es zuerst Briefe, zerreißt diese dann
anschließend aber wieder (vgl. V.6), da ihm klarer wird das der Geliebte nicht
kommen wird. Dadurch quält es sich (vgl. V.7), die bildhafte Sprache in diesem
Vers drückt eine Art Folter aus, die das lyrische Ich erleidet, da es den
Geliebten am liebsten bei sich haben möchte. In der dritten Strophe kommt es
schließlich zum Höhepunkt des Gedichts, es beginnt nicht mit einer Klage,
sondern mit einer Forderung, erst benutzt es einen Fluch und schert es den
Geliebten zum Teufel (vgl. V.10), da es genug hat, will ihn jedoch gleich
wieder so schnell es geht bei sich haben (vgl. V.11) Das Gedicht endet mit der
umgestellten Aussage „Mehr hab ich das nie gewollt“ (V.12), wenn man diese
Aussage auf den vorigen Vers bezieht, lässt sich sagen, dass es den Geliebten,
nie so sehr bei sich haben wollte.
Durch das, sich durch
das ganze Gedicht ziehende, abba-Schema kann man von einem umarmenden Reim
ausgehen. Jedoch sind die „bb“-Reime meistens Binnenreime, dies unterstreicht,
dass es dem lyrischen Ich, wie man auch im Inhalt dieser Verse sieht, sehr
schlecht geht. In der zweiten Strophe findet man viele Assonanzen vor, wie „ie“, „ei“
und „ä“ vor, beispielsweise „Briefe die
triefen schreiben zerreißen“
(V.6), diese kann man als Klagelaute deuten, da auch der Inhalt kläglich ist.
Da die zweite Strophe auch einen sehr kurzatmigen und stolpernden Rhythmus hat,
kann man davon ausgehen, dass das lyrische Ich schluchzt, das würden die
Klagelaute und auch die verkürzten Sätze unterstützen. In der dritten Strophe
sind viele Imperative vorhanden, die wie Ausrufe klingen, dass lyrische Ich
macht sich nicht mehr so viele Gedanken und warten nicht mehr, sondern will
ihren Geliebten in diesem Augenblick bei sich haben. Die ebenfalls mehrfach
vorhandenen Syntax verdeutlichen, dass das lyrische Ich ihren Geliebten bei
sich haben will, da es keine langen Briefe mehr schreibt (vgl. V.6), sondern es
eindeutig ausdrückt. Die Temposteigerung in dieser Strophe verdeutlicht noch
mehr, dass das lyrische Ich hastiger ist und keine Zeit mehr ohne den Geliebten
verbringen will.
In der ersten Strophe
hat das lyrische Ich noch nicht ganz aufgegeben und hat noch Hoffnung, dass der
Geliebte erscheint, obwohl die Beziehung offensichtlich schon vorbei ist, es
ist sehr einsam. In Strophe zwei steigert sich das lyrische Ich in
Selbstzerfleischung und hat großen Liebeskummer, da es nicht wahrhaben möchte,
dass der Geliebte nicht erscheinen wird. Die dritte Strophe deute ich so, dass
das lyrische Ich es verstanden hat, dass der Geliebte nicht kommt, da es kalt
einen Fluch ausspricht, trotzdem hat es Liebeskummer und will seinen Geliebten
bei sich.
Sende den Text als PDF kostenlos an mich
| |
|
|