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Interpretation

Inter­pre­ta­tion: Weidmanns Nacht­ge­spräche von Martin Suter

847 Wörter / ~2 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Isabella L. im Okt. 2017
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Interpretation
Deutsch

Weidmanns Nachtgespräche Interpretation

Universität, Schule

Neuenburg am Rhein - Kreisgymnasium

Note, Lehrer, Jahr

keine Note, 2017

Autor / Copyright
Isabella L. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.06 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 67993








Deutsch Frau Naghiu | KS1 | 20. September 2017 |

Interpretation „Weidmanns Nachtgespräche“


Der Kurzprosatext „Weidmanns Nachtgespräche“ stammt aus Martin Suters Geschichtensammlung „Beziehungsstress“ aus dem Jahr 2003 des Diogenes Verlags. Der Text behandelt exemplarisch die Konflikte einer in die Jahre gekommenen Ehe.

Wie schon der Titel „Weidmanns Nachtgespräche“ verrät, findet die Handlung nachts oder spät abends statt. Regula Weidmann und ihr Ehegatte Kurt befinden sich in ihrem Ehebett. Sie liest ein Buch. Er liegt nachdenklich neben ihr. Kurt beginnt einen Dialog mit der Frage: „Wie findest du mich?“ (Z.11). Regula antwortet ihrem Mann auf seine Fragen und beendet das Gespräch auch letztendlich, indem sie weiterliest.

Das Buch, welches Regula Weidmann liest, ist die „Biographie von Frida Kahlo“ (Z.2), einer lebensfrohen Künstlerin, die ein leidenschaftliches Leben führte. Die Art der Lektüre deutet an, dass Regula den Wunsch nach einem solchen leidenschaftlichen Leben verspürt. Sie selbst hat ein eintöniges Leben ohne viel Abwechslung. Auch ihre Ehe hat ihre besten Jahre hinter sich und der Alltagstrott hat sich etabliert. Die Ehefrau würde gerne wieder Schwung in ihr Leben und in ihre Ehe bringen. Denn sie sehnt sich nach einer Veränderung, wie ihre Aussage in Zeile 47 beweist: „Ich wollte [ ] schon lange darüber reden“.

Die Weidmanns im Schlafzimmer: Regula vertieft in Frida Kahlos Biographie während Kurt nachdenklich danebenliegt.
Die Weidmanns im Schlafzimmer: Regula vertieft in Frida Kahlos Biographie während Kurt nachdenklich danebenliegt.

Der wesentliche Konflikt in der Ehe der Weidmanns ist, dass Kurt „die Karriere wichtiger“ (Z.45) ist als seine eigene Ehe. Regula hat das Gefühl, dass sie ihm „gleichgültig[ ]“ (Z.46) ist. Viele Ehen gehen an diesem Problem zugrunde. Für viele Paare wird die Liebe zueinander irgendwann selbstverständlich und man hört auf, sich gegenseitig zu zeigen, dass man sich immer noch liebt. Viele Eheleute fokussieren sich dann auf ihre Arbeit und vernachlässigen ihre Partner. So ist es auch bei Regula und Kurt. Seit Kurt vor „acht Jahre[n]“ (S.39) den neuen Job angenommen hat, hat er nicht mehr viel für seine Frau übrig. Das Ehepaar ist „seit achtzehn Jahren verheiratet“ (Z.20). Nun sind die Eheleute an einen Punkt gekommen, wo die Frage aufkommt, ob sie sich überhaupt noch lieben oder sich auseinander gelebt haben.

Genau deshalb ist Regula „froh, dass [Kurt sie fragt]“ (Z.47). Sie möchte mit ihm über diesen Konflikt sprechen. Denn sie hat immer auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, dieses Gespräch zu führen. Davor hat sie die klärende Unterhaltung immer hinaus gezögert. Zu Beginn des Textes fragt Kurt sie: „Wie findest du mich?“ (Z.11). Sie spielt ihm vor, nicht zu wissen, was er meine. Dabei weiß sie wahrscheinlich sehr genau, was er meint. Regula teilt ihrem Mann nicht mit, was sie wirklich denkt und fühlt. Sie hat vermutlich auch Angst davor, ihm ihre ehrliche Sichtweise zu erläutern.

Die Erzählperspektive in dieser Geschichte ist ein personaler Er-Erzähler. Denn der Fokus liegt auf der Perspektive von Regula Weidmann. Der Leser erfährt vieles über die Gefühle und Sichtweisen Regulas. Aus Kurts Sicht gibt es dagegen gar keine Informationen. Deshalb ist der Erzähler ein personaler Erzähler. Die Wirkung dieser Erzählform ist, dass der Leser Regula sehr gut verstehen kann und ihre Ansichtsweisen verstehen kann. Gleichzeitig entwickelt sich auch eher eine Sympathie gegenüber Regula als zu Kurt.

Weiter besteht der Kurzprosatext zu großen Teilen aus direkter Rede. Dadurch wirkt die Geschichte lebendiger und der Leser bekommt direkt mit, auf welcher Ebene die Eheleute miteinander kommunizieren. Sie sprechen zwar miteinander, aber die Partner reden keinen Klartext. Zumindest Regula sagt nicht offen, was sie wirklich denkt. Nur mithilfe des Untertons, könnte man die Gefühle und Stimmung des anderen offenbaren.

In den letzten zwei Sätzen beispielsweise kann der Leser einen beinahe ironischen Unterton herausfiltern: „Du bist sehr attraktiv Kurt. Ganz ehrlich“ (Z.54). Das „ganz ehrlich“, das verdeutlichen soll, dass Regulas Aussage wirklich ernst gemeint ist, bewirkt eigentlich genau das Gegenteil. So wirkt der Satz eher unglaubwürdig. Der Grund für diesen ironischen Beisatz, der gleichzeitig das Gespräch beendet, ist, dass Regula merkt, dass Kurt gar nicht die Unterhaltung führen möchte, die sie erwartet. Kurt möchte gar nicht ihre Eheprobleme beseitigen. Ihm geht es wieder nur um die Karriere: Nämlich erst „seit neue Untersuchungen bewiesen haben, dass attraktive Männer bessere Karrierechancen besitzen“ (Z.51 ff.) geht ihm die anfängliche Frage nicht mehr aus dem Kopf. Das zeigt erneut, dass das Paar ganz unterschiedliche Prioritäten setzt. Das wiederum setzt ihrer Ehe zu. Kurt lebt nur für die Arbeit und Regula würde für die Familie oder ihre Ehe leben wollen, hätte sie nicht ihre Eheprobleme. Regulas Priorität würde außerdem eigentlich auf der Leidenschaft und Lebensfreude liegen. Aber da sie so unglücklich in ihrer Ehe ist, ist sie weder leidenschaftlich, noch lebensfroh.

Die Eheprobleme von Kurt und Regula zeigen also exemplarisch die Konflikte einer langjährigen Beziehung und damit wird die anfängliche Deutungshypothese bestätigt. Viele Paare leben sich im Laufe der Jahre auseinander und vergessen sich gegenseitig zu demonstrieren, was sie für einander empfinden. Die Eheleute sind nicht mehr ehrlich zueinander und verschweigen ihre inneren Gefühle. Deshalb stellen viele Ehepartner nach Jahren fest, dass sie aufgehört haben sich zu lieben.

Um diese Situation zu verhindern sollten Paare immer Klartext miteinander reden und sich nicht gegenseitig etwas vorspielen. Außerdem sollten sie sich regelmäßig immer wieder ihre Liebe auch mit Kleinigkeiten zeigen. Dann funktioniert auch eine lange Beziehung und man kann so leidenschaftlich wie Frida Kahlo sein.


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