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Homo Faber Vergleich Agnes

Gymnasium Stuttgart

2017, 2-, BÃœcher: Dantons Tod, Homo faber, Agnes

Dominique J. ©
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ID# 66719







Interpretation und Werkvergleich von: Agnes, Dantons Tod und Homo faber

Interpretation und Werkvergleich

In der heutigen Zeit existieren viele Menschen unter uns, die tagtäglich mit Problemen konfrontiert werden aber diesen bewusst aus dem Weg gehen, um sich damit nicht auseinandersetzen zu müssen. Auf den ersten Blick wirken sie nach außen sehr glücklich und versuchen dem Druck standzuhalten, im inneren aber sind sie sehr zerbrechlich und unterdrücken somit ihre /wahren Gefühle oder Ängste, um keine Schwäche zeigen zu müssen.

Somit verdrängen diese Personen zum Teil auch ihre eigene Realität, was sich auch bei den Protagonisten aus „Agnes“, „Homo faber“ und „Dantons Tod“ zeigt.

Der Protagonist Walter Faber aus dem Roman „Homo faber“, der 1957 zum ersten Mal erschien, ist ein 50 jähriger Schweizer Ingenieur (namens Walter Faber). Dieser lernt auf einer spontanen Schiffsreise, nach der Trennung von seiner Freundin Ivy seine Tochter Sabeth kennen, allerdings ist zu diesem Zeitpunkt sowohl Faber als auch Sabeth nicht klar, dass sie Vater und Tochter sind.

Seine damalige Jugendfreundin Johanna, welche er Hanna nennt, ist die Mutter ihres gemeinsamen Kindes, wovon er erst später erfährt, es aber von Anfang an vermutet. Hanna hat ihn nach der Trennung nämlich im Glauben gelassen, die Schwangerschaft abzubrechen. Während dieser Schiffsreise entwickelt Faber immer mehr Gefühle für das Mädchen, die für diesen Zeitpunkt für den rational-denkenden keine Rolle spielten sollten, denn nach seinem geformten Selbstbild fühlt sich ein Mann am wohlsten im Umgang mit technischen Geräten, die keine Gefühle von einem verlangen.

Zur selben Zeit also bekommt sein Selbstbild Risse. Nach der Schiffsreise treffen sich Sabeth und Walter Faber, durch „Zufall“ in Frankreich wieder und beschließen gemeinsam eine Autoreise durch Südfrankreich und Italien nach Griechenland zu unternehmen, welche ein tragisches Ende nimmt: Sabeth verunglückt durch einen Schlangenbiss und durch ein schreckhaftes Zurückweichen vor Faber stürzt sie eine Böschung hinunter, was für ihren Tod ursächlich ist.

Nach dem Unfall begegnet Walter Hanna in Athen wieder.An dieser Stelle setzt die zu interpretierende Textstelle ein. Sie befinden sich einige Zeit nach Sabeths Tod in Hannas Wohnung und diskutieren über Technik.

Hanna wirft ihm vor, dass Techniker durch additives Denken kein Verhältnis zum Tod besitzen, gleichzeitig aber versteht sie, weshalb Walter Sabeth als Repetition für seine Beziehung nutzt, da er sich dieses Weltbild geschaffen hat (Z. 13-15). Sie ist ebenfalls der Meinung, dass Walter sein eigentliches Leben vergisst und sich aus der Realität flüchtet.

Somit steht das technikbezogene Leben und Erleben von Ereignissen sich gegenüber und können nicht auf denselben Nenner gebracht werden. Er verwendet beispielsweise eine Kamera, um Ereignisse festzuhalten, aber gleichzeitig auch nicht erleben zu müssen.

Walter Faber versucht an dieser Stelle die Realität glaubhaft darzustellen, um sowohl Hanna, als auch den Leser von seiner Unschuld zu überzeugen, denn bis zu diesem Zeitpunkt sieht er sein Verhalten noch nicht als fehlerhaft an, somit schiebt er die Schuld für die inzestuöse Beziehung auf die Technik.

Ständig erläutert Faber, dass er Hannas Ansicht nicht versteht, dies wird deutlich durch die Einschübe von Klammern, wie zum Beispiel „(Was Hanna damit meint, weiß ich nicht.)“ (Z. 5). Er nutzt also die Technik aus, um aus seiner Realität zu entfliehen. Durch die auffallende Häufigkeit der Worte „Irrtum“, „Hanna“ und „Technik“ wird deutlich, dass der Ingenieur seiner Aussage, dass er Hanna nicht verstehe, wiederspricht, denn im Normalfall kann eine Person einen solch ausgefallenen Dialog nicht auf dieser Weise wiedergeben.

Er bemüht sich also durch seinen Bericht die Realität zu verfälschen. Ein Beispiel hierfür ist die doppelte Schilderung des Unfallhergangs bei Sabeths Sturz. Mit Hilfe seiner Verschleierungstechnik versucht er die Schuld von sich zu weisen. Ebenso weist er daraufhin, dass seine Tochter Sabeth die Beziehung gewollte habe und die Initiative nur von ihr aus ginge.

Im Kontrast dazu steht aber sein Heiratsantrag am letzten Tag auf dem Schiff, dadurch zeigt sich wieder das Gesicht des unzuverlässigen Erzählers. Walter Faber gesteht den Inzest somit zu spät ein und verschweigt bei der ersten Unfallbeschreibung, wie bereits erwähnt den Sturz Sabeths, welcher für ihren Tod wirklich verantwortlich ist, da sie ihren viel älteren Geliebten nackt gesehen habe.

Er stellt die Ereignisse so dar, dass sie sein damaliges Verhalten entschuldigen, deshalb erklären sich auch die mehreren Rückblenden zwischen den Unfallhergängen.

Nachdem er von Sabeths Herkunft Wind bekommt, versucht Walter Faber durch seine Verdrängungstaktik die Vaterschaft auf mathematischer Ebene zu lösen. Er, als Techniker legt sich die Zahlen so zu Recht, dass die Rechnung so aufgeht, wie er es möchte, damit ihn keine Schuld trifft.

Hier wird also verstärkt deutlich, dass er sich bewusst irren möchte um sich der Wahrheit nicht Stellen zu müssen.

Faber verfälscht und reduziert somit seine Ereignisse, aus Angst sie erleben zu müssen auf seine rationalen Komponenten. Er sieht die Dinge also nicht so wie sie sind, sondern wie er sie entsprechend seinem Selbstbildnis als rational denkender Techniker sehen möchte und verdreht gleichzeitig die Wirklichkeit und lebt daran vorbei.

Auf ähnlicher Weise verhält sich der Ich-Erzähler aus dem Roman „Agnes", welcher 1998 erschien. Die Protagonistin Agnes und der Ich-Erzähler lernen sich in der Chicago Public Library kennen. Nach einem gemeinsamen Abend in einem Restaurant schläft die noch 25 jährige Jungfrau zum ersten Mal mit dem Ich-Erzähler (Künftig abgekürzt mit IE).

Die verfasste Geschichte erreicht schnell die Gegenwart und stößt kurze Zeit später auch in die Zukunft vor. Sowohl Agnes als auch der IE schlüpfen in eine Rolle und richten sich nach der Vorlage der Binnengeschichte. Beispielsweise trägt Agnes wie vom IE in seiner Geschichte vorgeschrieben ein blaues Kleid auch in der Realität und zieht anschließend auch in die Wohnung des Erzählers ein.

Der IE versucht bei der Erstellung des literarischen Portraits von Agnes auf einer fiktiven Ebene die Realität so zu beeinträchtigen, damit sie nach seiner Vorstellung verläuft und er daraus Vorteile ziehen kann. Er formt Agnes` Verhalten in seiner literarischen Fassung so um so um, wie er sie gerne in der Realität haben möchte.

Ein weiterer Aspekt, um die Realität zu verdrängen besteht sowohl bei Walter Faber als auch bei dem IE darin, die Schuld auf andere Personen zu schieben, um verstärkt ihre Unschuld in den Vordergrund zu rücken. Der namenlose IE wirft seiner früheren Liebespartnerin den Verlust ihres gemeinsamen Kindes vor, da das Kondom beim Geschlechtsverkehr geplatzt ist und er sich bereits auf eine mögliche Schwangerschaft eingestellt habe.

Als er vergebens auf die Nachricht wartet, ist er zutiefst enttäuscht und verärgert, was dazu führt, dass die Beziehung zu Ende geht. Selbst in der Beziehung mit Agnes wirft er ihr die alleinige Schuld vor schwanger geworden zu sein, da er sie fragt, ob sie die Pille vergessen habe.

Auch Walter Faber schiebt den Grund des Zustandekommens der Beziehung zwischen ihm und Sabeth auf sie, damit er für sein inzestuöses Verhalten nicht beschuldigt werden kann, denn hätte er gewusst, dass Hanna wirklich die Mutter von Sabeth ist, hätte er sich gegenüber ihr anders verhalten.

Im Kontrast zu diesen beiden Protagonisten steht der revolutionäre Danton aus dem Drama „Dantons Tod“, das 1835 entstand. Auch er flüchtet sich aus dem wirklichen Leben, indem er sich verstärkt dem Fatalismus zuwendet. Das heißt, er flüchtet sich aus seiner Entscheidungsnot gegenüber dem Volk in Genüsse, wie zum Beispiel sich am Spieltisch oder auch mit Grisetten zu vergnügen.

Man kann deutlich erkennen, dass Danton gegen Gewalt ist, da seine Worte „Ich will lieber guillotiniert werden, als guillotinieren lassen.“ (Vgl. Drama „Dantons Tod“ S. 30) lauten.

Er zieht sich somit aus der Öffentlichkeit zurück um politisch nicht aktiv werden zu müssen, da er politisches Handeln als sinnlos empfindet (Vgl. Drama „Dantons Tod“ Akt 1,1 Szene). Die Todessehnsucht Dantons verstärkt dabei die Gedanken über das Leben danach und nicht im hier und jetzt der Realität, er sieht somit den Tod als Erlöser aus dem Leben, das ihn einengt.

Durch die Flucht Dantons, wird betont, dass er der Wirklichkeit entkommen möchte, aus Zweifel wirklich von Robespierre und dem Wohlfahrtsausschuss verhaftet zu werden. Mit den Worten „Sie werden´s nicht wagen.“ (Vgl. Drama „Dantons Tod“ Zweiter Akt, 1 Szene) zeigt er, dass er nicht an eine ernsthafte Bedrohung glaubt und möchte den Ernst der Lage nicht realisieren und versucht ihn zu verdrängen, indem er sich dies einredet und gleichzeitig seinen verfälschten Worten glaubt.


Zusammenfassend zeigt sich, dass alle drei Hauptprotagonisten aus den Werken „Homo faber“, „Agnes“ und „Dantons Tod“ verstärkt der Realität aus dem Weg gehen, um ihr Leben so zu leben, wie sie es gerne hätten oder es sich vorstellen, um sich nicht mit Problemen konfrontieren zu müssen oder daran teilzuhaben.

Sie leben somit an der Wirklichkeit vorbei und verschleiern sie gleichzeitig, bekommen somit vom realen Leben weniger zu spüren, als sie es eigentlich müssten. Walter Faber als auch der Ich-Erzähler aus „Agnes“ erstellen sich Bildnisse, um beispielsweise Frauen, (aber auch andere Dinge) als eine Gruppe anzusehen und nicht als Individuen, damit sie sie demnach „verurteilen“ und einschätzen können, um auf dieser Weise die guten Eigenschaften einer Frau nicht wahrnehmen zu müssen.



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