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Interpretation

Inter­pre­ta­tion Szene 4 aus dem Drama `Das Leben des Galilei` von Bertolt Brecht

1.620 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autorin Selina J. im Dez. 2014
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Literaturanalysen zur Epoche Exilliteratur: Die Abitur & Hausaufgabenhilfe: Interpretationen zu Bertolt Brecht, Rose Ausländer, Else Lasker-Schüler, ... Domin, Heinrich Heine (Textanalysen, Band 3)
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Interpretation
Deutsch

Leben Des Galilei Analyse Bild

Universität, Schule

Berufskolleg Dortmund

Note, Lehrer, Jahr

2, 2014

Autor / Copyright
Selina J. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.06 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 43733







Das Leben des Galilei“


In dem Drama „Das Leben des Galilei, welches 1955 von Bertolt Brecht verfasst wurde, geht es um den italienischen Physiker und Mathematiker Galileo Galilei. Dieser möchte das neue Weltsystem beweisen bei dem die Sonne im Mittelpunkt steht und die Erde sie umkreist.

In Szene 4 (S.42-52) erkennt man zum ersten Mal den Konflikt zwischen der alten Lehre des Aristoteles und der neuen Lehre des Galileis.

Im Jahr 1610 in Florenz, die Gelehrten und Cosmo betreten das Haus von Galilei. Cosmo geht in das Arbeitszimmer des Galileis, wo er den Schüler Andrea Sarti vorfindet. Die beiden diskutieren über das neue und alte Weltbild, wobei Cosmo unbedingt durch das Fernrohr schauen möchte. Andrea, welcher Galileis Entdeckungen und Forschungen unterstützt, möchte Recht behalten und somit entsteht ein Streit zwischen den beiden Jungen. Durch die Auseinandersetzung wird das Modell des alten (ptolemäische) Weltbildes zerstört. Kurz darauf betreten die Gelehrten mit Galilei und Federzoni das Zimmer. Es wird über das Fernrohr diskutiert. Galilei fordert die Gelehrten auf hindurch zu schauen, diese jedoch weigern sich und versuchen durch Philosophie für Klarheit zu sorgen. Es entsteht eine Auseinandersetzung, wodurch die Gelehrten das Haus des Galileis verlassen ohne sich von seiner Entdeckung überzeugt zu haben.

In einem Florentiner Arbeitszimmer des Jahres 1610 streiten die jungen Männer Andrea und Cosmo neben dem zerstörten Weltmodell.
In einem Florentiner Arbeitszimmer des Jahres 1610 streiten die jungen Männer Andrea und Cosmo neben dem zerstörten Weltmodell.


In Szene 4 gibt es zwei dominierende Figurenkonstellationen, die erste besteht aus Galilei, dem Federzoni und Andrea Sarti. Die Figuren stehen für die Wissenschaft ein. Galilei ist von seiner Lehre überzeugt und möchte diese unbedingt weitergeben, was ihm bis jetzt hauptsächlich bei Andrea und dem Federzoni gelingt. Andrea steht hinter seinem Lehrer „[…]sehr ähnlich seinem Lehrer:[…]“ (S. 43, Z. 26). Er setzt sich für die Lehre des Galileis ein und versucht auch Zweifler durch seine forsche Art zu überzeugen „Sie sind dumm.“ (S. 49, Z. 28). Galilei ist es sehr wichtig, dass die Gelehrten sich überzeugen und seine Wissenschaft für jeden zugänglich ist, daher bittet er darum die geführten Gespräche so zu gestalten, dass jeder der Beteiligten daran teilnehmen kann „Sollten wir nicht in der Umgangssprache fortfahren? Mein Kollege, Herr Federzoni, versteht Latein nicht.“ (S. 47, Z. 22-24). Eine wichtige Figur ist in dieser Szene Federzoni, er ist überzeugt von Galileis Lehre und unterstützt ihn in seiner Sichtweise. Auch er versucht den Gelehrten die neue Lehre näherzubringen „Sie werden sich wundern: es gibt keine Sphärenschale.“(S. 50, Z. 3-4); „Dann her mit neuen Schulbüchern.“ (S.50, Z. 7)

Die zweite Konstellation besteht aus den Gelehrten, welche sich gegen die neue Lehre des Galileis aussprechen. Sie sind nicht davon überzeugt und möchten die Lehre des Aristoteles nicht anzweifeln „[…]stützen uns auf die Autorität keines Geringeren als des göttliches Aristoteles selber.“ (S.50, Z.9-10). Die Gelehrten versuchen sich aus der Situation heraus zu reden um nicht durch das Fernglas sehen zu müssen, sie stützen sich immer wieder auf die alte Lehre des Aristoteles und versuchen Galilei in Bedrängnis zu bringen in dem sie triftige Gründe für seine Annahme verlangen „Gründe, Herr Galilei, Gründe!“ (S.48, Z. 24). Die Gelehrten bemerken, dass sich Galilei nicht von seiner Theorie abbringen lässt, somit unterstellen sie ihm indirekt Betrug „[…]was in Ihrem Rohr ist und was am Himmel ist, zweierlei sein kann.“ (S.48, Z.30-31). In dieser Szene ist klar zu erkennen, dass die Kirche gegen die Wissenschaft arbeitet. All die Gelehrten wirken in der Szene 4 starrsinnig und lassen sich von ihrem vorhandenen Wissen nicht abbringen. Sie verschließen sich gegenüber dem Neuen. Zu beachten ist, dass der Großherzog Cosmo de Medici anfangs großes Interesse gegenüber Galileis Lehre hat. Er ist zu Beginn der Szene aufgeweckt und sehr neugierig „Was ist so?“ (S. 44, Z. 12); „Meinst du wirklich?“ (S. 44, Z. 16). Da der Großherzog aber noch jung ist und die Welt nicht wirklich versteht, machen die Gelehrten es sich zunutze um so zu verbleiben, dass Christopher Clavius, Hauptastronom am Päpstlichen Collegium in Rom (S. 52, Z. 32 ff.), die Lehre des Galileis untersuchen soll.


Die Sprache des Stückes ist ein episches Element. Durch sogenannte „Regieanweisungen“, versucht Brecht das Drama zu veranschaulichen und die zentrale Bedeutung des Stückes hervorzuheben […]schaut in den Spion am Fenster[…](S. 42, Z.31); Der Knabe nickt, zeigt die Treppe hinauf, und auf ein Nicken Frau Sartis läuft er hoch.(S.43, Z. 15-16). Die Sprache des Dramas ist nicht direkt zuzuordnen, da diese sehr vielseitig ist. Sie ist den jeweiligen Schichten und Herkünften der Protagonisten zuzuordnen. Man kann sagen, dass Frau Sarti stellvertretend für das arme und eher ungebildete Volk spricht. Sie macht Gebrauch von einfachen Satzbauten, dennoch wirkt sie auf ihre eigene Weise intelligent „Dem jungen Herrn kann nichts passieren. Mein Junge ist droben.“ (S. 43, Z. 20-21). Die Gelehrten hingegen machen Gebrauch von einer unbeweglichen Denkweise, welche sich in ihrer Sprache wiedergibt. Sie nutzen Auszüge des Alten Testaments und lateinischer Redewendungen, wodurch sie ihren Bildungsgrad kenntlich machen und ihr veraltetes Weltbild zusätzlich stützen „[…]Aristotelis divini universum…*“(S. 47, Z. 20-21). Galileis sprachlicher Ausdruck wirkt gegenüber den Gelehrten lebendig, er passt seine Sprachebene seinem Gegenüber an. Allgemein ist seine Sprache verständlich jedoch merkt man, dass er auf sprachliche Genauigkeit besteht um sein Gegenüber überzeugen zu können.

Der Satzbau ist je nach Protagonisten unterschiedlich kurz oder lang, jedoch nach mehrmaligem Lesen meist zu verstehen. Des Öfteren macht Brecht Gebrauch von Reimen oder Redewendungen in Szene 4 „Das Alte sagt: So wie ich bin, bin ich seit je. Das Neue sagt: Bist du nicht gut, dann geh.“ (S. 42, Z. 6-7). Dieser Reim weist uns voraussichtlich darauf hin, dass Szene 4 sich mit etwas Altem und etwas Neuem befassen wird. Brecht versucht sein Stück und die Sichtweise noch bildlicher darzustellen indem er sich Metaphern zunutze macht „Die Wahrheit ist das Kind der Zeit[…]“(S.51, Z. 4).


In Szene 4 wird an mehreren Stellen sehr deutlich, dass die Gelehrten sich nicht von einer neuen Theorie überzeugen lassen wollen. Es ist ein deutlicher Argumentationsstrang zu erkennen, da Galilei immer wieder versucht überzeugende Argumente für seine Theorie zu finden, diese aber meist durch die Gelehrten infrage gestellt werden indem sie ihre Argumente dagegen äußern. Galilei macht klar, dass das alte Weltbild nicht im Einklang mit den Fakten steht (S. 46, Z. 14-17). Er wagt es sich sogar die Lehre des Aristoteles infrage zu stelle da dieser kein Fernrohr hatte (S.50, Z. 30 f.). Er ist davon überzeugt, dass die Entdeckung des neuen Weltbildes richtig ist, da die Bewegungen wahrnehmbar sind (S.48, S. 50), welches durch das Fernrohr bewiesen werden würde (S.48, Z.11-13). Den Gelehrten gelingt es jedoch Gründe zu finden, nicht durch das Fernrohr zu schauen. Ihrer Meinung nach können die Gestirne nicht existieren, weil ihnen die Stütze fehlt und diese nicht um die Erde kreisen (S.47, Z.18). Da die Gelehrten sich so sehr auf die Autorität des Aristoteles stützen, lassen sie sich auch nicht von einer neuen Sichtweise überzeugen (S.50, Z. 33 ff.). Die Gelehrten gehen sogar so weit, dass sie Galilei und Federzoni Betrug unterstellen, indem die beiden die Gestirne auf die Linse gemalt haben(S.48, Z.34-35). Es werden triftige Gründe gefordert, weil die Gefahr besteht, dass die Harmonie des alten Weltbildes zerstört wird (S.48, Z. 1-10) und die Folgen unabsehbar sind (S. 51, Z. 12.ff). Der argumentative Konflikt zwischen Galilei und den Gelehrten ist somit groß, da jeder seine Sichtweise starrsinnig vertreten will.



Es ist zu erkennen, dass die Gelehrten Galilei nicht glauben wollen, jedoch ist zu berücksichtigen, dass die Gelehrten für die Kirche arbeiten und somit unter einer großen Last stehen. Selbst wenn sie Galilei glauben wollen, so könnten sie dies nicht einfach tun, da ihr Ansehen darunter leiden würde und vor allem das der Kirche. Um dieses Risiko nicht einzugehen, reden sich die Gelehrten aus der Affäre. Ihr altes Weltbild soll bestehen bleiben und nicht durch Galilei erschüttert werden. Sie sind nicht bereit für etwas Neues. Galilei allerdings möchte die Wissenschaft unbedingt für das Volk zugänglich machen, dies jedoch möchten die Gelehrten verhindern, da das Volk weder an dem gottallmächtigen Aristoteles noch an der Kirche zweifeln sollen.

Man merkt erst was für einen starken Einfluss die Kirche hat, wenn man das komplette Stück betrachtet. Galilei, welcher unbedingt sein Wissen weitergeben will wird so durch die Inquisition zermürbt, dass er seine Theorie widerruft und die Verantwortung abgibt, obwohl er die Wahrheit kennt. Er enttäuscht seinen Schüler Andrea sehr, da er diesem noch kurz zuvor beibringt „Wer die Wahrheit nicht kennt, der ist bloß ein Dummkopf, aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ (S.110, 13.Szene). Durch die Betrachtung des ganzen Stückes wird deutlich, unter welchem Druck die Gelehrten stehen, wenn selbst Galilei nachgibt.

Durch den Widerruf seiner Theorie ist Galilei als Verbrecher zu deklarieren, da er die Wahrheit kennt, aber aus menschlicher Schwäche und Angst vor Konsequenzen seine Theorie widerruft. Bertolt Brecht möchte somit ausdrücken, dass Wissenschaftler nicht für ihre Forschungen verantwortlich sind sondern auch für alle Konsequenzen. Zunächst wirkt Galilei als Held in Brechts Werk, aber bei genauerer Betrachtung sieht man, dass Galilei zu feige ist um hinter seinen Forschungen zu stehen

wodurch er auch seine Mitmenschen enttäuscht. Die nächste Wende kommt jedoch indem Galilei heimlich weiter an seinen Werken arbeitet und diese letztendlich an Andrea aushändigt. Andrea bringt die Werke über die Grenze um Galileis Lehre weiter zu verbreiten. Galilei kämpfte somit bis zum Schluss darum, dass seine Werke unter das Volk gelangen.


Wenn man das „Das Leben des Galilei“ heute betrachtet übermittelt es mir, dass jeder Mensch für seine eigene Denkweise verantwortlich ist. Was bedeuten soll, dass wir uns neuen Theorien gegenüber nicht sofort verschließen sollten. Galilei hat seine Theorie letztendlich für das Volk zugänglich gemacht und somit unser heutiges Weltbild immens geprägt. Auch wenn es zeitweise in dem Stück so aussieht als ob all seine Mühe vergeblich war und er umsonst geforscht hat, hat seine Theorie es bis in unsere heutige Zeit geschafft.

Meiner Meinung nach ist es Brecht sehr gut gelungen darzustellen, dass egal was man tut, sei es forschen oder einfach nur leben, man auch für alles verantwortlich ist was es mit sich bringt. Man kann nicht etwas anfangen und mittendrin die Verantwortung fortschieben.

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