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Inhalt: Die Interpretation liefert eine tiefgehende Analyse der Studiengebührenproblematik und deren soziale Implikationen. Sie ermöglicht ein besseres Verständnis für die Argumente, die in der Debatte um Bildungskosten vorgebracht werden. Die Darstellung verschiedener Finanzierungsmodelle gibt Einblicke in alternative Systeme. Der Kommentar regt zum kritischen Nachdenken über Gerechtigkeit und Bildungszugang an.
Studiere jetzt - die Rechnung kommt
später
Textanalyse
Studiengebühren
sind heute ein aktuelles umstrittenes Thema, je nach Bundesland wurden schon
1999 in Bayern und 2007 in Baden-Württemberg Studiengebühren eingeführt. So
muss jeder bezahlen der studieren will. Bevor Studiengebühren eingeführt worden
sind, wurde dieses Thema heiß diskutiert. Walter Wüllenweber thematisiert in
seinem Kommentar „Studiere jetzt- die Rechnung kommt später“, der in der
2.Ausgabe des „Stern spezial Campus und Karriere“ im Oktober 2003 auf Seite 95
erschien, dieses Problem, dass Studenten Geld für das Studieren entrichten
sollen.
Der
Kommentar lässt sich in fünf Sinnabschnitte unterteilen. Zu Beginn werden
Gesellen, deren Meisterschule von anderen bezahlt würde, mit deutschen
Studenten verglichen. Im 2.Abschnitt berichtet der Autor über die aktuelle
Situation der Studenten. Er konstatiert, dass die Studenten glauben, ein
Studium sei kostenlos, obwohl es so viel kostet, wie drei Arbeiter im Jahr an
Steuern zahlen. Studenten würden sich gegen jeden Unkostenbeitrag wehren, dies
sei unverschämt. Dabei werde dies damit begründet, dass Kinder aus allen
sozialen Schichten studieren können. Doch die Anzahl der Studierenden aus
sozialen Schichten geht laut Wüllenweber zurück.
Als
Fazit zieht er, dass die Arbeiter die Ausbildung ihres späteren Chefs – also
dem Studierenden- finanzieren. Im dritten Abschnitt zeigt er die Situation an
den Universitäten, denen das Geld für neue Anschaffungen und
Nachwuchswissenschaftler fehle. Im Übergang zum vierten Abschnitt wird ein
System erklärt, in dem Studenten 1000€ an die Universitäten zahlen und mit
einem australischen Universitätssystem, in dem Studenten ihre Studiengebühren
in Raten zurückzahlen. Im letzten Abschnitt stellt der Autor ein System vor,
das seither an vielen privaten Hochschulen durchgeführt wird, in dem man die
Uni bezahlt und nicht den Staat. Somit würden Studenten ihre Ausbildungsstätte
beeinflussen können.
Als
erstes vergleicht Walter Wüllenweber-wie oben genannt- Gesellen mit Studenten.
Er findet es ungerecht, kostenlos studieren zu können und untermauert dies mit
seinem ersten Argument für Studiengebühren, dass Akademiker mehr als
Nichtakademiker verdienen und dazu noch eine kostenlose Ausbildung bekommen. Er
belegt dies mit Fakten („Das ist so viel wie… drei Steuerzahler an Steuern
zahlen müssen“, Z.26f). In seinem zweiten Argument behauptet er, dass die
kostenlose Hochschulbildung damit begründet wird, dass Kinder aus allen
sozialen Schichten studieren könnten (Z.48f). Doch durch seinen aktuellen Beleg
entkräftet er dieses Argument („Der Anteil von Studenten aus unteren sozialen
Schichten[…] nimmt ab, drastisch sogar“, Z.53-55).
Darauf
folgt die Forderung die Studenten zur Kasse zu bitten. Im Folgenden wird klar,
dass er keine Studiengebühren an sich fordert, sonder das Studenten für das
Studieren überhaupt bezahlen. Er spricht sich für Studiengebühren, die durch
einen Kredit finanziert sind, aus. Dafür führt er zwei Systeme, eins in
Australien und eins an einer privaten Hochschule in Hamburg. In Australien
zahlen Studenten die Gebühr für das Studium in Raten nach dem Abschluss ab und
an privaten Hochschulen zahlen Studenten nach dem Abschluss acht Prozent ihres
Gehalts für mindestens zehn Jahre an ihre Hochschule ihre Studiengebühr zurück.
Am Ende fordert der Autor nochmals, ein solches System einzuführen.
Im
Kommentar findet man viele sprachliche Mittel, diese dienen Walter Wüllenweber
dazu, um bei den Lesern Interesse zu wecken und um wichtige Aussagen zu
betonen.
Schon
in der Überschrift „Studiere jetzt-die Rechnung kommt später“ ist eine Ellipse,
ein unvollständiger Satz, in dem er die Fakten, jetzt Studieren und später
bezahlen, betonen und verdeutlichen will. Im Folgendem kommen viele weiter
Ellipsen vor, mit denen er seine Aussagen genauer betonen möchte, („Jetzt noch
nicht“, Z.94f, weiter Z.15, 22, 51f, 55, 88, 94, 94, 102, 103f.). Die gleiche
Wirkung erzielt er mit Einschüben („unabhängig vom Einkommen der Eltern“,
Z.48f, „sagen wir 1000€ pro Semester“, Z.78) Walter Wüllenweber beginnt mit
einem Vergleich(Z.1-14). Hier stellt er eine These auf, die von den meisten als
unvorstellbar gewertet wird.
Im
zweiten Vergleich verdeutlicht er die Kosten eines Studenten (Z.26f). Damit
verdeutlicht er das Problem. Durch rhetorische Fragen („Ist das gerecht?“,
Z.20, weitere Z.14,16) und Akkumulationen hier Trias („Beamten, Bauern oder
Ärzten“, Z.44 und Z.8-10). Es werden auch einige Metaphern verwendet, die dem
Leser den Text veranschaulichen („ Die kleinen Leute“ Z.63f, „Zur Kasse
bitten“, Z.68, „an allen Ecken“, Z.69, „großen Topf“, Z.79, „stehen Schlange“,
Z.121, „Kaderschmiede“, Z.123). Umgangssprache und Stilbruch wie „Sauerei“, Z.7
wirken eindringlich und kommunikativ auf den Leser. Mit der Periphrase mit der
Universität als „ Ausbildungsstätte der höheren Schichten“ bezeichnet, stellt
er die Universitäten in ein schlechtes Bild.
Walter
Wüllenweber hat einen sehr eindringlichen Kommentar geschrieben, der die Leser
zum Nachdenken bringt. Dies hat er vor allem durch den guten Einsatz von
sprachlichen und rhetorischen Mitteln geschafft.