Interpretation
„Sterben“ von Arthur Schnitzler
Arthur
Schnitzler verfasste im Jahr 1892 die Novelle (eine kürzere Erzählung in
Prosaform) ,Sterben“.
Der
österreichische Dramatiker und Erzähler Arthur Schnitzler wurde am 15.Mai 1862
in Wien geboren und ist am 21.Oktober 1931 gestorben. Neben Hofmannsthal gehört
Schnitzler zu den bedeutendsten Schriftstellern der Wiener Moderne. Die Wiener
Moderne ist die Gegenströmung zum Naturalismus.
Schnitzlers
Werke beschäftigen sich häufig mit Themen wie Sexualität, Todesfurcht,
menschlicher Existenz und Sprache der Gesellschaft. Im Vordergrund steht bei
Schnitzler immer das Mitleid mit den handlenden Personen.
Schnitzler
wurde von Freuds (ein österreichischer Psychologe) Forschungen beeinflusst und
beschäftigte sich eine Zeit lang mit der Psyche des Menschen.
Die Novelle
,,Sterben“ beschreibt das Leben von einem jungen Mann Felix, welchem eine
unheilbare Krankheit diagnostiziert wird. Zunächst erfährt der Leser weder den
Namen der Krankheit noch die Art der Beschwerden. Im Laufe der Geschichte
weisen Symptome wie Mattheit, Atemnot und Schwindelgefühl auf Tuberkulose hin.
Durch die Krankheit entwickelt sich alles zu einem Psycho-Drama zwischen Felix
und seiner Geliebten Marie, da Felix Marie mit in den Tod reißen will. Die
Endstation ist übrigens Meran, wo Felix stirbt. Schnitzler hat diesen Ort
ausgesucht, weil er selbst einmal in Meran war.
Der Titel
,,Sterben“ ist zweideutig und sagt schon das Ende der Novelle voraus.
Einerseits
erfährt Felix, dass er unheilbar krank ist. Die Leser wissen aber sofort, dass
der Protagonist Felix am Ende der Novelle sterben wird, wobei seine Krankheit
am Anfang nicht genannt wird.
Andererseits
kann man behaupten, dass die Liebe zu Marie stirbt, weil sich die beiden
Protagonisten aufgrund Felix’ Krankheit immer mehr voneinander entfernen.
Die beiden
Überlebenstriebe Liebe und Hass und deren Erschütterungen führt Schnitzler in
seiner Novelle aus. Die Novelle ,,Sterben“ ist nicht nur eine Krankengeschichte
eines jungen Mannes, sondern auch eine Geschichte einer Liebesbeziehung.
Der
zentrale Gedanke in Schnitzlers Erzählung ist die Mischung aus Liebe, Tod und
dem Willen zum Leben.
Die Novelle
ist wie ein Experiment aufgebaut, in welchem Marie und Felix als
Versuchspersonen angesehen werden. Im Mittelpunkt steht der todgeweihte Felix-
seine Geliebte Marie und als Nebenfigur Alfred.
Marie und
Felix können nur noch ein Jahr zusammen verbringen und erleben verschiedene
psychologische Stadien mit der Auseinandersetzung mit dem Tod.
Am Anfang
möchte sich Marie zusammen mit Felix das Leben nehmen. Im Laufe der Geschichte
aber entwickelt sie den Wunsch weiterleben zu wollen.
Marie und
Felix entfernen sich innerlich voneinander. Harmonie ist aber noch vorhanden,
verschwindet jedoch, je schwächer Felix wird. Sein Tod bedeutet die endgültige
Trennung von Marie.
Schnitzler
verwendet den inneren Monolog gerne, dieses kann man in dem Textauschnitt aus
der Novelle ,,Sterben“ erkennen. (,, Jetzt fuhr es ihr durch den Kopf. Alfred!
er kommt jetzt! Jetzt muß er kommen!“; S.106,Z.33,34)
Auch die
erlebte Rede ist wichtig und wird sehr häufig verwendet. (,,Sollte sie ihn
darauf vorbereiten? Nein;wozu? Das Beste wird sein, wenn sie sich über Alfreds
Ankunft überrascht stellt.“; S.104, Z.14-16)
Die
gewählte Zeitform ist Präsens. Sie bewirkt eine intensivere Wirkung des
Mitfühlens.
Eine
weitere Variante verwendet Schnitzler, wenn er Bewußtseinszustände wie ,,
Träumen“ oder ,,Phantasieren“ wiedergibt, die in den Figuren unwillkürlich
entstehen. (,,Da plötzlich richtete sich Felix im Bette auf, so rasch, so
heftig, dass Marie erschrak. Sie erhob sich vom Polster und starrte Felix ins
Gesicht. Der faßte den Kopf Maries mit beiden Händen, wie er oft in wilder
Zärtlichkeit getan.“; S.105,Z.18-22)
Die
anfänglichen Dialoge zwischen Marie und Felix werden vermehrt durch die erlebte
Rede bzw. innere Monologe ersetzt.
Die Novelle
ist in vier Kapitel unterteilt. Sie sind in den Abschnitten am Gebirgssee, in
Salzburg und in der zweiten Wienreise eingeordnet. Maries Perspektive gibt mehr
Auskunft über Felix, indem Marie ihre Empfindungen und Sehnsüchte über ihn
wiedergibt.
Das
wichtigste Symbol in der Novelle ist das Fenster. Schnitzler benützt dieses
Symbol, um die Grenze zwischen Leben und Tod sichtbarer zu machen. Hinter dem
Fenster ist man gefangen, und das Leben ist eingeschränkt. Draußen findet das
Leben statt und man ist frei.
In dieser
Textstelle sind Wiederholungen zu finden, da Felix ständig erwähnt, dass er mit
Marie sterben möchte. Ebenso findet man eine Personifikation, durch die zum
Beispiel das Umfeld und die Natur lebendiger wirken. (,,Wie die Gräser und
Bäume tanzten!“; S.107, Z.25-26)
Auch eine
Antithese, die Entgegenstellung von Begriffen und Gedanken, kann man in dieser
Textstelle finden. (,,In wilder Zärtlichkeit“)
Dieser
Textausschnitt handelt von Marie und dem todkranken Felix, die sich im Süden
befinden. Marie sorgt sich um den kranken Felix, welcher Marie mit in den Tod
reißen will. Obwohl Marie den Willen hat weiterzuleben, merkt man, dass Felix
sehr aufdringlich gegenüber Marie ist, weil er Angst hat, alleine zu sterben
und er sie liebt: (,, Zusammen! Zusammen!.. Willst du? Willst du?“; S.106,
Z.6-7)
Marie liebt
Felix nicht mehr und hat Angst: (,,Nein, nein“, schrie sie auf.,,Ich will
nicht!“ und rannte zur Tür; S.106, Z.14-15)
Aufgrund
Felix’ Versuches, Marie zu ermorden, lässt ihn Marie alleine zurück.
Meiner
Ansicht nach ist die Novelle sehr interessant. Die Leser können mit den
Protagonisten Felix und Marie mitfühlen. Der Leser erlebt die verschiedensten
Stimmungsschwankungen des Paares mit, das sich allerdings immer mehr
auseinanderlebt.
Ich
persönlich würde die Novelle weiterempfehlen, weil Schnitzler die menschliche
Psyche nicht nur verstanden hat, sondern sie auch in die Novelle miteinbezogen
hat.
Sende den Text als PDF kostenlos an mich
| |
|
|