Interpretation im Schulunterricht
„Städter“ von Alfred
Wolfenstein
Das Gedicht „Städter“ von
Alfred Wolfenstein handelt von der Einsamkeit der Stadtmenschen. Nach meinem
ersten Eindruck möchte der Autor ausdrücken, wie sich die Gesellschaft so
anonymisieren konnte, trotz des engen Zusammenlebens, denn das Leben findet nur
noch in den Gedanken der Menschen statt.
In der ersten Strophe wird
die triste enge Stadt beschrieben, in der sich Menschen nur noch auf dicht
gedrängten schmalen Straßen aufhalten. Die zweite Strophe handelt von der
Situation in Straßenbahnen, in denen jeder Mensch neugierigen Blicken hilflos
ausgeliefert ist. Dass man selbst in seinen eigenen vier Wänden nicht privat
sein kann, macht die dritte Strophe deutlich. Doch in der letzten Strophe wird erläutert,
dass man trotz der übertriebenen Nähe ständig allein ist.
Das Gedicht besteht aus
zwei Quartetten und zwei Terzetten. Es ist geprägt durch das Reimschema abba. Die
erste Strophe beginnt mit einem Vergleich um die Enge der Stadt zu
demonstrieren. „Häuser und Fenster stehen so nah beieinander, dass die Fenster
aussehen, wie die Löcher eines Siebes“ (Zeile 1;2)
In der zweiten Strophe wird nicht mehr
auf den Lebensraum des Städters eingegangen, sondern auf die Anonymität eines jeden
Menschen in der Straßenbahn. Die Gefühle und Eindrücke der Menschen werden von
Alfred Wolfenstein entpersonifiziert und als „zwei Fassaden“ dargestellt (Zeile
7). Die Gegenübersitzenden blicken sich an und mustern sich gegenseitig(Zeile 7).
Alle Personen sind sich körperlich zwar nah („Ineinander“ (Zeile 5; 8;) „hineingehakt“
(Zeile 5)), geistlich aber fern.
Bezogen auf die erste
Strophe bedeutet der Vergleich in der dritten Strophe (Zeile 9) „Unsere Wände
sind so dünn wie Haut“, wie nah man seinen Nachbarn räumlich ist. Das Bild
eines egoistischen Bürgers entsteht, weil er seine Mitmenschen zwar wahrnimmt,
aber weder ihm noch seinen Gefühlen Beachtung schenkt. (Zeile 10 „ Ein jeder
nimmt zwar Kenntnis von der Traurigkeit, jedoch keinen Anteil daran.“)
In der letzten Strophe
wird deutlich, dass jeder durch sein Verhalten zu der Einsamkeit aller trotz
der großen räumlichen Nähe beiträgt und niemand etwas dagegen unternimmt. (Zeile
10 „ein jeder nimmt Teil“, Zeile 13 „lässt den Nachbarn aber unangerührt und
ungeschaut.“) In seinem Gedicht „Städter“ verwendet der Autor hauptsächlich
Elemente der Stadt (Fenster, Häuser... (Zeile
2; 3)) und einseitige Adjektive, wie (ineinander, dicht, beieinander... (Zeile
2; 3; 5).
Werden die Stilmittel von
Alfred Wolfenstein betrachtet, verwendet er häufig Vergleiche, wie „Unsere
Wände sind so dünn wie Haut“ (Zeile 9) und Alliterationen, wie „ Grau
geschwollen, wie Gewürgte“ (Zeile 4). Damit will Wolfenstein die Stadt noch
enger und bedrohlicher darstellen.
Bei näherer Betrachtung
des Gedichts hat sich mein erster Eindruck bestätigt. Alfred Wolfenstein beschreibt,
dass jeder Mensch sehr einsam ist und jeder für sich lebt, obwohl er sehr eng
von zahlreichen Mitmenschen umgeben ist. Der Städter bemerkt zwar die Gefühle
und Gedanken der Anderen, aber er lässt sie nicht an sich heran („-Und wie
still in dick verschlossner Höhle...“ Zeile 12) weil er dicke Mauern um sich
herum aufgebaut hat, obwohl die Wände so dünn wie Haut sind (Zeile 9)