,,Kinder sind immer Erben‘‘ – Max von der Grün
Interpretation der kurzgeschichte
Die
1965 erschienene Kurzgeschichte ,,Kinder sind immer Erben‘‘ von Max von der
Grün handelt von einer Familie deren Nachbar an einem Massenmord im Zweiten
Weltkrieg beteiligt war und verhaftet wird. Das Ehepaar diskutiert über ihr
Verhältnis zu dem Nachbarn und ob die vorher bestehende Freundschaft nun daran
zugrunde gehen wird.
Die
Kurzgeschichte beginnt damit, dass der Nachbar des Ich-Erzählers verhaftet wird.
Er habe anscheinend 200 Geisel im Zweiten Weltkrieg getötet. Der Ich-Erzähler
liest diese Nachricht in der Zeitung und wirkt fassungslos. Im Laufe der Geschichte
verwickelt sich die Ich-Person in einen Streit mit seiner Frau. Die Frau steht
hierbei nämlich auf der Seite der Nachbarsfamilie und will nicht den Kontakt mit
ihnen verlieren, doch ihr Mann möchte aufgrund seiner Arbeit seinen eigenen Ruf
nicht zerstören und will die Nachbarn daher in Zukunft lieber ignorieren.
Die
Stilmittel in der Geschichte ändern sich ständig, um die Verhaftung und
Verurteilung des Nachbars zu verdeutlichen. Die Geschichte ist aus der
Perspektive des Ich-Erzählers geschrieben, einem vermutlich 38-45 Jahre jungen
verheirateten Mann namens Karl. Es ist sehr auffällig, dass viele Wortwiederholungen
in der Kurzgeschichte vorhanden sind (z.43). Zum Beispiel: ,,die Kinder, die
Kinder‘‘, damit will der Autor vermutlich wieder dem Titel seine Bedeutung
geben.
Die
Handlung ist in vier verschiedenen Handlungspunkten aufteilbar: Der Anfang
besteht aus der Verhaftung des Vaters der Nachbarfamilie. Dann wird das Leben
beider Familien nach der Verhaftung geschildert. Dieser Teil mündet schließlich
in einen langen Streit zwischen Mann und Frau, in dem es um das Für- und Wider
über die Beibehaltung der bisherigen Freundschaft zu den Nachbarn geht. Der
Ich-Erzähler und seine Frau haben aber verschiedene Meinungen. Schließlich
endet die Geschichte mit der Entscheidung der Frau, mit ihren Kindern zu den
Nachbarn zu gehen.
Die
Vergleiche (z.5) in der Einleitung sollen auch darauf hinweisen, dass man nicht
auf das äußere achten sollte. Durch die häufige Verwendung von Ellipsen und
Inversionen werden die Dialoge bei der Diskussion zwischen dem Ehepaar
unvollständig und dies gibt der Kurzgeschichte eine angespannte und
eskalierende Atmosphäre.
Die
Kurzgeschichte wechselt häufig zwischen zwei Zeitstrukturen, nämlich der
Zeitdeckung und der Zeitraffung. Die Zeitdeckung steht hierbei für die Dialoge
und die Zeitraffung für die Monologe.
Anhand
der einfachen Sprache während Diskussion handelt es sich hierbei höchstwahrscheinlich
um eine Familie aus der Mittelschicht, die in Deutschland wohnt. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurden schuldige gesucht, meist wurden die Soldaten in den
Gefängnislagern wegen der Ermordung von Zivilisten verurteilt. Durch diese
Information ist es höchst wahrscheinlich, dass die Geschichte kurz nach dem Zweiten
Weltkrieg spielt.
Der
Titel der Geschichte regt sehr zum Nachdenken an, doch er spricht nicht sofort
das Hauptthema der Handlung an. Das ist für den Leser der Kurzgeschichte ein
besonderer Anreiz, um am Ende zu erfahren was es mit den Kindern auf sich hat.
Die
Geschichte hat zwar eine Art Einleitung (z1-3), doch das Ende ist abrupt und kommt
sehr unerwartet. Mit den Antworten auf die Fragen des Mannes (z.127, z.124)
schafft es sich die Gattin durchzusetzen und spiegelt sich so in ihrer
Antworten wieder (z.127)
Mit
der Kurzgeschichte will der Autor vermutlich darstellen, dass Kinder nicht nur
Geld und Gegenstände erben sondern auch manchmal die Schuld, ohne selbst aber etwas
damit zu tun zu haben. Nebenbei wird über den Nationalsozialismus erzählt.
Meiner Meinung nach ist es eine sehr gelungene Kurzgeschichte, gerade weil es sich
um eine Geschichte handelt die mit Sicherheit sehr oft in der Zeit kurz nach
dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland vorgefallen ist.
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