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Interpretation
Deutsch

Hochschule Bremerhaven

2,krumrey, 2016

Juliane F. ©
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ID# 83615







Interpretation eines Romanauszuges


Im Folgenden wird das Kapitel 25, aus dem Roman „Ingrid Barbendererde“, analysiert.


Der Roman „Ingrid Barbendererde“ ,geschrieben von Uwe Johnson im Jahre 1953 und 1985 veröffentlicht, spielt während der stalinistischen Ära der DDR, in einer Kleinstadt in Mecklenburg und schildert die vier Tage der Abiturienten Ingrid, Klaus und Jürgen vor der Flucht, sowie Einschübe, in der die Flucht beschrieben wird.

In dem nun zu analysierenden Kapitelauszug handelt es sich um eine Parteisitzung der SED und der FDJ ,in der ein Antrag auf Ausschluss der Schülerin Rehfelde, sowohl aus der FDJ, als auch aus der Schule gestellt und diskutiert wird. Uwe Johnson möchte in diesem Kapitel einerseits die Parteizugehörigkeit Jürgens gegenüber der FDJ, sowie die kritische Haltung gegenüber diesem repressiven Staates aufzeigen, als auch die sogenannten Hintergedanken darstellen.


In dem Kapitelauszug findet ein Wechsel zwischen personalem Er-Erzähler ,aus der Sicht von Jürgen und dem auktorialen Erzähler statt. Von Zeile 2763-2769 und Zeile 2815-2828 bekommen wir das Geschehen aus der Sicht von Jürgen mit. Dazwischen wird es aus der Perspektive des Erzählers geschildert.

Während des Dialoges zwischen den Protagonisten Pius und Jürgen wird der Leser immer wieder aus dem Geschehen raus geholt. Durch den Einsatz von indirekter Rede, wobei man eher direkte Rede erwarten würde, wird eine Distanz hergestellt, in der der Leser keine Chance hat sich mit den Protagonisten zu identifizieren, sondern zum Nachdenken angeregt wird.

Diese Technik findet man im ganzen Buch, da Johnson mit den Erzähltechniken spielt und sie teilweise vertauscht, um den Leser zum Nachdenken anzuregen. Des weiteren wird hauptsächlich in erlebter Rede erzählt. Der Erzähler blickt mit einer Außensicht auf die Figuren.

Der Kapitelauszug ist überwiegend zeitraffend, da z.B. in Zeile 2821 die Handlung auf später verschoben wird.


Zuvor hat die Schülern Rehfelde das Mitgliedsbuch der FDJ vor den Füßen des FDJ-Vorsitzenden Dieter Seevken geworfen, nachdem er sie um eine Entscheidung zwischen der Jungen Gemeinde und der FDJ gebeten hat. Nach diesem Kapitel folgte eine Rede von Ingrid, in der sie sich zu diesem Vorfall äußern sollte.

Trotz Beifalls von den Mitschülern, wurde sie und die Schülerin Rehfelde von der Schule ausgeschlossen. Zusammen mit Klaus flohen sie in den Westen.


Das Kapitel lässt sich in sechs Sinnabschnitten einteilen. Es spielt während einer Parteisitzung im Lehrerzimmer. Die Hauptakteure sind Jürgen, Pius, Genosse Lenz, Frau Behrensen und Genosse Lortzing. Jürgen ist ein überzeugter Sozialist, lehnt jedoch die Repressalien und Überwachungen ab.

Pius dagegen ist stramm linientreu, autoritär und repressiv.


Im ersten Sinnabschnitt (Z. 2763-2769) wird aus Jürgens Sicht berichtet. Hier versucht er mehrfach ein Streichholz anzuzünden, wobei es erst beim dritten Mal funktionierte . Er zündete damit die Zigarette des „Blonden Giftes“ (Z. 2767) an. Mit der Personalisierung des „Blonden Giftes“ ist die Lehrerin Frau Behrensen gemeint.

Sie ist eine eher sozialistisch geprägte Lehrerin und nicht unbedingt beliebt bei den Schülern. Durch die „dankende Verbeugung“ (Z.2769) steht Jürgen noch gut da, da er sich höflich und hilfsbereit gezeigt hat.


Der zweite Sinnabschnitt(Z. 2770-2782) erzählt aus Sicht des auktorialen Erzählers die Einführung der Parteisitzung. Pius redet dabei schön länger (Z. 2770). Der repressiv, autoritär geprägte Schulleiter ist für seine Reden bekannt. Dabei ist der Inhalt seiner Reden nicht der Sprache gerechtfertigt, die er anwendet.

Die Beschreibung der SED Fahne ist ein Hinweis auf die Parteisitzung (Z. 2780-2782).


Im dritten Sinnabschnitt (Z. 2783-2788) stellt der Genosse Lenz den Antrag, die Schülerin Rehfelde aus der Schülergemeinschaft und der FDJ auszuschließen. Das ganze soll schnell abgehakt werden, da auch nicht mit Gegenwehr gerechnet wird : „( .) und redete mit sparsam erläuternden Handbewegungen.“ (Z.2784-2785).

Pius stimmt den Antrag als Schulleiter zu und möchte mit einer Rede dies untermauern.


Jedoch im vierten Sinnabschnitt (Z.2789-2809 ) wird die Rede mit Hilfe eines Enjambement unterbrochen. Pius begann mit „Indem der Vater-“(Z. 2788) woraufhin Jürgen Protest einlegte. Mit „Das wird nicht gehen“(Z.2789) brachte Jürgen die volle Aufmerksamkeit auf sich und das „Blonde Gift“ reagierte mit einem unglaubwürdigem Kopfbewegen(Z. 2791).

Nach den Erklärungen, dass die Schülerin Rehfelde ihr Mitgliedsbuch wieder und Jürgen derjenige war, der es ihr zurückgeben hat, wollen der erstaunte Pius und der Genosse Lenz wissen, wieso er dies tat. In der dritten Person und indirekten Rede erklärt Jürgen ,dass der Schüler Seevken eine falche Art antritt diese Überzeugungsarbeit herüberzubringen (Z. 2807-2809).

Außerdem äußert sich Jürgen kritisch indem er dies mit einem „individuellen Terror“ vergleicht. Daran erkennt man Jürgens kritische Ansicht gegenüber diesen repressiven Ausübungen und das er nicht hinter den Auschluss von Schülern steht.


Im fünften Sinnabschnitt (Z. 2810-2821) wird Jürgen für diese kritische Aussage ermahnt. Nachdem Pius es als Angriff auf die Ehre der FDJ ansah (Z. 2810-2811), fordert er eine Ermahnung wegen „eigenmächtigen und parteischädigenden (versöhnlerischen) Verhaltens“ (Z. 2812-2813).

Mit Ungeduld, Unterbrechungen, gekennzeichnet durch Punkte und zum Schluss eine Silbentrennung, die gleichzeitig zwei Wörter verbindet antwortet der Genosse Lenz mit „ Aber. Eine nützliche! ( .) Eine die uns vor-wärts-bringt!.“ (Z. 2819-2820). Dies zeigt nochmal gut die Hintergedanken, die zuvor Klaus in einem Streitgespräch zwischen ihm und Jürgen im Englisch Unterricht angeklagt hatte.

Der Genosse gibt dadurch zu, dass es eine eigenmächtige Aktion war aber solange es die Partei nach vorne bringt, es im Prinzip egal ist ,wie radikal dse durchgeführt wird. Auch durch die Sprachweise merkt man, dass die Kritik berechtigt ist und keine wirklichen Argumente gebracht werden können, als das es für die Partei günstig ist.

Das eine Diskussion nicht wirklich was bringt, merkt auch Jürgen und nimmt die Ermahnung an (Z.2821).


Während Pius seine Enttäuschung in Form einer Rede ausdrückt und findet, dass Jürgen die Partei in einer gefährdeten Lage brachte (Z. 2825), versuchen die anderen ihn durch kleine Hilfestellungen wieder Pluspunkte zu geben. Dabei wird vor allem das Wort „hilfreich“ dreimal betont durch Wiederholungen.

Zuerst bat der Genosse Lortzing hilfreich um ein Streichholz (Z.2821-2822) und „Jürgen wusste das dies hilfreich gemeint war.“(Z. 2822-2823). Später lächelte das Blonde Gift ihm hilfreich zu, nachdem er ihr ein Aschenbecher hingestellt hat (Z.2825-2828). Somit wird ihm gezeigt, dass man ihm seinen kleinen kritischen Fehler verzeiht und man versucht ihn wieder im besseren Licht darzustellen.

Auch erkennt man hier wieder die Unterdrückung, die von der Partei ausgestrahlt wird, da Jürgen die Ermahnung annimmt und sich nicht weiter traut gegen anzugehen.



Auch erkennt man daran die damaligen repressiven Staat wieder, denn obwohl nur eine Kritik ausgesprochen wurde, es direkt eine Ermahnung dafür gab. Ebenfalls kann man Jürgens Zwiespalt für die Partei gut erkennen. Auf der einen Seite ist er ein Befürworter des sozialistischen Staates und glaubt an die Entwicklung und Reformfähigkeit der sozialistischen Gesellschaft aber auf der anderen Seite ist er gegen die repressive Vorgehensweise.

Er ist gegen einen Ausschluss aus der Schule etc, das man an der Zurückgabe des Mitgliedsbuchen, an die Schülerin Rehfelde, gut erkennen kann. In dem Kapitel versucht er sich auch kritisch zu äußern und dafür einzusetzen, scheitert jedoch durch die Ermahnung und schränkt seine Kritik wieder ein , da er über die Konsequenzen aufgeklärt ist.


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