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Deutsch

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Universität Erfurt

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Dortizsch

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Richard N. ©
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ID# 72495







Interpretation Dramenszene Gotthold Ephraim Lessing „Nathan der Weise“, 2. Aufzug, 5. Auftritt


Das dramatische Gedicht „Nathan der Weise“ ist von Gotthold Ephraim Lessing im Jahre 1779 veröffentlicht worden und stellt die gleichnamige Hauptfigur in den Mittelpunkt der Handlung.

Der historische Hintergrund der dramatischen Handlung ist der dritte Kreuzzug, zu dem 1187 Papst Gregor VIII. aufgerufen hatte. Der Kreuzzug endete 1192 mit einem Friedensvertrag, ohne dass die Stadt Jerusalem von den Kreuzfahrern erobert worden wäre. In diesem Jahr des Waffenstillstands setzt die Handlung um Nathan ein.

Lessing wählte mit Bedacht diesen bedeutenden Schauplatz Jerusalem für die Handlung des Dramas. Die Stadt war ein seit vielen Jahrhunderten hart umkämpfter und historisch bedeutsamer Ort für die drei großen Weltreligionen: Christentum,  Judentum und Islam.

Im Zeitalter der Aufklärung rückte die Stadt nochmals in den Vordergrund, weil das Problem der Rechtsgläubigkeit und das der Gültigkeit der Religionen diskutiert wurde. Der historische Hintergrund dient Lessing als Folie für das sich abspielende symbolische Geschehen.

Dieses klassische Drama der geschlossenen Form wird auch als Ideen- oder Erziehungsdrama bezeichnet, weil Nathan als das Sprachrohr Lessings fungiert. Er wird in der Exposition anfangs als reicher Kaufmann aus Jerusalem vorgestellt. Er  steht anderen Religionen tolerant gegenüber: „Jud’ und Christ und Muselmann […] alles ist Ihm eins“ (V 1069 f).

Bereits am Beginn der Handlung betont er mehrfach die Wichtigkeit des „Mensch(en)“ (V 163f / V 203/ V 228/ V 317/ V 343/ V 350/ V 361), indem er den Begriff beständig wiederholt u. er meint damit, dass der Mensch vernunftorientiert handeln u. Nächstenliebe leben soll, um sich als solcher zu erweisen. Nathan lebt vorbildhaft eine humane Weltanschauung, die er auch zur Grundlage von Rechas Erziehung macht.

Die zu interpretierende Szene, zweiter Aufzug, fünfter Auftritt, wird als „ansteigende Handlung“ bezeichnet. Nathan hat erfahren, dass ein Tempelherr, der von Saladin als einziger begnadigt worden ist, seine Tochter Recha aus dessen brennenden Haus gerettet hat.

Voller Dankbarkeit möchte er sich diesem nun nähern, obwohl er weiß, dass der Christ das Gespräch mit einem Juden strikt ablehnt, denn der Tempelherr ist von Vorurteilen behaftet. Der wiederum gibt preis, dass ihm seine Tat der Rettung selbst ein Rätsel sei. Nathan tritt dem Ritter nun mit dem Ziel entgegen, dessen Vorurteile aufzubrechen, sein Vertrauen zu gewinnen und in einen Freundschaftsbund mit ihm zu treten, in dem sein Kommunikationspartner  Nathan als gleichberechtigt verstehen soll, indem er die Unterschiede ihrer beider Konfessionen nicht als Hinderungsgrund begreift, in dem Gegenüber einen guten Menschen zu erkennen.


Nathan tritt dem Tempelherrn in einer freien Gegend, also einem neutralen Terrain, auf dem beide gleichberechtigt sind, mit Ehrfurcht entgegen, was an der Apostrophe oder auch an der Exclamatio: „Bei Gott!“ (V 1194) zu erkennen ist. Seine positive Grundhaltung wird in dem kurzen, monologartigen Redeteil deutlich, in welchem er über den Tempelherrn reflektiert: „Ich mag ihn wohl […] und diese zeigt sich auch in der Metapher:„Die Schale kann nur bitter sein: der Kern ist`s sicher nicht.“ (V 1197) Hier vermutet Nathan bereits, dass der junge Mann über gute Charakterzüge verfügen muss, denn sonst hätte er auch eine solche Rettungs.....[Volltext lesen]

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Doch dieser erwidert das Angebot Nathans ihm finanzielle Unterstützung angedeihen zu lassen, nur mit Missbilligung, Ablehnung und Verachtung: „Der reichre Jude war Mir nie der bessre Jude.“ (V 1232f) Hier zeigt sich einerseits der Stolz, die Geradlinigkeit u. auch eine Charakterfestigkeit des Tempelritters, der lieber das ärmliche Dasein fristet, das sein Orden ihm vorschreibt, andererseits wird wiederum die tiefe Abscheu gegen alle Juden deutlich; finanzielle Aspekte spielen für ihn keine Rolle u. können keine Annäherung herbeiführen.

Er räumt aber ein, dass sein Mantel bald „verschlissen“ (V 1237) sei u. er vielleicht auf Nathan zukommen würde. Er macht fast höhnisch darauf aufmerksam, dass sein Mantel Schaden bei der Rettung des Mädchens genommen hat: „Nur der eine Zipfel da Hat einen garst`gen Fleck; er ist versengt. Und das bekam er, als ich Eure Tochter Durchs Feuer trug.“ (V 1244 ff)  Nathan ist tief ergriffen u. greift nach dem Zipfel des Mantels des Tempelherrn: „Es ist doch sonderbar, Dass so ein böser Fleck, dass so ein Brandmal Dem Mann ein bess`res Zeugnis redet als Sein eigner Mund.

Ich möchte` ihn küssen gleich – den Flecken!“ (V 1246-49) Er will sich nicht von den abwertenden Worten des Tempelherren beirren lassen u. zeigt durch diese Geste seinen tiefen menschlichen Dank, wodurch das  Gewand von einer Träne benetzt wird. Seine demütige, inbrünstige Haltung vor der aufopferungsvollen Tat der Rettung kommt in dieser Handlung zum Ausdruck. Daraufhin gibt sich der Tempelherr weiterhin äußerlich ungerührt u. reserviert, was die Ellipse: „Tut nichts!“ (V1251) offenlegt, aber das Beiseite-Sprechen: „Bald aber fängt Mich dieser Jud an zu verwirren.“ (V 1252 f) zeigt an, dass eine Wandlung in ihm vorgeht.

Die menschliche Geste Nathans erweckt Menschlichkeit u. Interesse bei dem Tempelherrn.

Nathan bittet ihn darum, dass der Ritter seinen Mantel an Recha schicken könnte, damit sie diesen ebenso in Dankbarkeit küssen könne, weil es ihr wohl verwehrt bleibe, „Eure Kniee [die des Tempelherrn] selber zu umfassen […] (V 1257) Jetzt wird dem Zuschauer/Leser ganz deutlich gemacht, dass Nathan eine Annäherung  zu dem jungen  Mann erreicht hat, denn dieser versichert sich plötzlich dessen Namens, indem er sich korrigiert: „Aber, Jude,- Ihr heißet Nathan? – Aber, Nathan […]“ (V 1258f).

Der Ritter gibt die abwertende Bezeichnung „Jude“ auf u. zeigt zum ersten Mal eine Wertschätzung.

Er geht in sich u. empfindet vielleicht eine gewisse Sympathie, die sich in Anerkennung u. Beachtung der Person Nathans ausdrückt: „Ihr Setzt Eure Worte sehr – sehr gut – sehr spitz- Ich bin betreten.“ (V 1260f) Der Tempelherr fällt aus seiner Rolle u. agiert nicht mehr gemäß der erlernten Regel, sondern spricht als Mensch.

Den Einwand: „Allerdings – ich hätte…“ (V 1261) lässt Nathan nicht mehr zu, denn er spürt, dass ihm der Tempelherr innerlich näher gerückt ist u. Nathan möchte dieses Gefühl mit Empathie vertiefen: „Stellt und verstellt Euch, wie Ihr wollt. Ich find Auch hier Euch aus.“ (V 1262f) Er legt dar, dass er verstehen kann, dass der Tempelherr, aufgrund seiner Bescheidenheit, mit dem Dank der Tochter u. der Amme überfordert gewesen sein könnte.

Nathan besteht beharrlich mit seiner Kernfeststellung: „Ich weiß, wie gute Menschen denken; weiß, Dass alle Länder gute Menschen tragen.“ (V 1273f) wiederum auf die gute u. vernunftorientierte Handlungsweise von wahren Menschen, die allerorts zu finden seien.

Die Notwendigkeit der Nächstenliebe hebt Nathan hervor, als er darauf hinweist, dass die heldenhafte Tat des Tempelherrn nicht auf seinen Orden, sondern auf seine Menschlichkeit zurückzuführen ist. Der Tempelherr gibt sich nicht zufrieden u. verweist auf deren Unterschiede, die wiederum Nathan als bloße, irrelevante Äußerlichkeiten bezeichnet, denn er will der Farbe der Haut, dem Kleidungsbild u. der Gestalt des Menschen ke.....

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Er versteht plötzlich, in welch` fataler Situation sich die drei Weltreligionen befinden u. er erkennt seine Mitschuld, die aus Fanatismus entsteht. Er bricht unwillkürlich seinen Redestrom ab und erwartet überhaupt keine Antwort von Nathan, weil ihm klar wird, dass die Religionen benutzt  werden, um entgegen ihrer Botschaft zu handeln u. mit dem Antrieb den eigenen Glauben als alleinig wahren zu proklamieren, Menschen vernichtet und Elend u. Leid über ganze Völker gebracht werden.

An dieser Stelle will er sich abwenden u. das Gespräch beenden: „Vergesst, was ich gesagt; Und lasst mich!“ Die Regieanweisung zeigt, dass er den Ort sofort verlassen möchte: (Will gehen).

Doch Nathan reagiert leidenschaftlich u. spontan: „Ha!Ihr wisst nicht, wie viel fester Ich nun mich an Euch drängen werde.- Kommt, wir müssen, müssen Freunde sein! (V 1304 ff) Er will den Freundschaftsbund unbedingt erreichen, was auch die eingesetzte Repetitio zeigt. Der folgende Wechsel zwischen rhetorischen Fragen und Imperativ stellt die Klimax der Szene dar:

 „Verachtet Mein Volk, so sehr Ihr wollt. Wir beide haben Uns unser Volk nicht

auserlesen. Sind Wir unser Volk? Was heißt denn Volk? Sind Christ und Jude eher

Christ und Jude Als Mensch? […]“ (V 1306- 11)

Leidenschaftlich plädiert Nathan für die Ausübung von Menschlichkeit unter Menschenjenseits einer Religionszugehörigkeit, denn nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion, die ein Volk aufgrund dessen Tradition und Geschichte lebt, kann als Entscheidungsprinzip dienen, sich zu dem einen Menschen zugehörig zu fühlen u. den anderen zu hassen, sondern allein die gelebte Nächstenliebe bildet einen friedvollen sozialen Umgang u. kommt der menschlichen Natur am nächsten.

Mit einer Interjektion u. der Exclamatio:  „Ah! wenn ich einen mehr in Euch Gefunden hätte, dem es g`nügt, ein Mensch Zu heißen!“ (V 1311 ff) formuliert Nathan nochmals überschwänglich sein Angebot einen Freundesbund zu schließen u. erreicht durch kluge Argumentation u. menschliche Geste, den Tempelritter endgültig umzustimmen u. zu überzeugen. Die Vielzahl der Stilmittel: Apostrophe, Exclamatio, Repetitio: „Ja, bei Gott, das habt Ihr, Nathan! Das habt Ihr!“ (V 1313 f) zeigen die innere freudige Erregung des Tempelherrn, der sogar das Bedürfnis verspürt, Nathans Hand zu fassen: „Eure Hand! – Ich schäme mich, Euch einen Augenblick verkannt zu haben“ (V1314 f) u. er beteuert nochmals: „Nathan, ja; Wir müssen, müssen Freunde werden.“ (V 1319f), wobei interessant ist, dass der junge Mann hier den Wortlaut benutzt, den Nathan vordem formuliert hat (vgl. Vers 1306).

Nathan schließt den Bund mit der Feststellung: „Sind Es schon“ (V 1319 f).Die endgültige veränderte Haltung des Tempelherrn zeigt sich am Schluss der Szene, als beide Männer Daja aus dem Haus laufen sehen u. der Ritter voller Besorgnis zum Ausdruck bringt: „Unsrer Recha ist Doch nichts begegnet?“ (V 1326 f) Das Possessivpronomen „Unsrer“  (V 1326) zeigt, dass sich der Templer nun in den Familienkreis eingebunden fühlt u. eine emotionale Ebene zwischen den Figuren aufgebaut ist, denn er fühlt sich nun auch f.....

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Die Szene ist auch deswegen von Relevanz, weil sie eine erste Andeutung der in der Ringparabel vermittelten Toleranzbotschaft darstellt.

Einen beträchtlichen Anteil an der Großartigkeit des Werkes Lessings hat seine Sprache.

Die eingesetzte stilisierte Alltagsrede bedient sich einer Form der Spontansprache. Eine überhöhte, als unnatürlich empfundene Sprache soll vermieden werden. So können innere Vorgänge der Figur gut zu Ausdruck gebracht werden, die die Zuschauer nachempfinden können. Die Vielzahl der sprachlichen Bilder lassen die Argumentationsstränge der Figuren anschaulich werden u. diese wirken einprägsam.


Das Werk hat als Themenschwerpunkte den Humanismus und den Toleranzgedanken   der Aufklärung. (1) Diese Epoche ist eine seit dem 17. Jahrhundert vorherrschende, gesamteuropäische Bewegung der Rationalität und Humanität (2). Sosetzt sich endgültig das neuzeitliche Menschenbild durch.

Jeder Mensch sollte der Anlage nach gleichermaßen befähigt sein, selbständig zu urteilen u. zu handeln. Der wichtigste Philosoph in Deutschland war Immanuel Kant mit seinem kritischen Idealismus. In seinem Werk: „Die Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, beschreibt er die Ideen und Ideale dieser Zeit. So wurde der berühmte kategorische Imperativ : „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ im Jahre 1784 zum Leitspruch der Aufklärung.

Cogito ergo sum.“, „Ich denke, also bin ich“, ist der erste Grundsatz des Philosophen René Descartes, den er als nicht weiter kritisierbares Fundament in seinem Werk Meditationes de prima philosophia (1641) formuliert (3) In diesem Sinne spricht der Dichter G.E. Lessing durch die Figur des Nathan hindurch von der Bühne als seiner „Kanzel“: „Ich muss versuchen, ob man mich auf meiner alten Kanzel, auf dem Theater wenigstens noch ungestört wird predigen lassen". (Lessing) (4) Die Erziehung zum Menschen, zur Menschlichkeit, zur Humanität drückt sich in der Gestalt des weisen Nathan aus.

Wie viele Aufklärer war sich auch Lessing darüber im Klaren, dass der Mensch über Glaubensfragen kaum vernunftgemäß entscheiden kann. Deswegen sah er es als einen Ausweg an, dass alle Einzelreligionen untereinander Toleranz üben sollen. So verstehen sich die Aufklärer als Erzieher zur Vernunft, zum irdischen Glück des Einzelnen u. zum harmonische.....

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Quellen & Links

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