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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Universität Mannheim

Note, Lehrer, Jahr

12 2010

Autor / Copyright
Annette L. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.07 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.2stern_0.3
ID# 79224







Erwartungshorizont „Dom“




Aufgabe 1:


  • Die Szene spielt, wie der Titel bereits verrät im Dom, in den Gretchen in ihrer Verzweiflung flieht, um zu beten. Dort ist sie im Zwiegespräch mit dem bösen Geist, ihr eigenes Gewissen und dem Chor, welcher das christliche Weltgericht darstellt. Gretchen reflektiert zum ersten Mal die vergangenen Geschehnisse und wird mit den Konsequenzen konfrontiert.

  • In der Szene „Dom“ sitzt Gretchen mit vielen anderen Menschen in der Kirche und ein böser Geist redet auf sie ein, während gleichzeitig die Menschen im Chor singen. Der Geist macht ihr mit der toten Mutter und der früheren Unschuld ein schlechtes Gewissen und weist sie auf eine etwaige Schwangerschaft mit „Und unter deinem Herzen, Regt sich’s nicht quillend schon, Und ängstigt dich und schon, mit ahnungsvoller Gegenwart?“ hin.

  • Gretchen verkraftet das alles nicht und fällt in Ohnmacht. 

  • Einordnung der Szenen in den Gesamtzusammenhang:

  • Gretchens Tragödie nimmt ihren Höhepunkt, da diese Szene Gretchens Schicksal besiegelt. Wendepunkt und Höhepunkt für das Gretchendrama.

  • Eingeleitet wird dieser Wendepunkt mit dem Tod des Bruders und dessen Verunglimpfung auf dem Sterbebett, die zu einer gesellschaftlichen und damit auch sozialen Ächtung führen.

  • Sie fühlt sich von allen im Stich gelassen, ihre Schuldhaftigkeit wird ihr so massiv bewusst, dass sie in Ohnmacht fällt.

  • Sie verfällt dem Wahn, tötet ihr Neugeborenes und erfährt im Kerker einem Läuterungsprozess, der sie schlussendlich von Faust Abstand nehmen lässt und wieder zu Gott führt.

  • Sie nimmt ihre Schuld an.





    Aufgabe 2:


  • Für Gretchen geht es nun an Berg ab und sie sieht Faust erst im Kerker wieder, der sich während Gretchen leidet bei der Walpurgisnacht amüsiert.

  • Gretchen verdrängt eine Schwangerschaft und die Stimme ihres Gewissens, der böse Geist, wird aber von all den Erfahrungen überwältigt und ihr Körper sackt zusammen.

  • Es herrscht eine große Zerrissenheit in ihr, weil sie ihr altes Leben (Frömmigkeit), „Wie anders. Gretchen war dir’s, Als du noch voll Unschuld hier zum Altar tratst, Aus dem vergriffnen Büchelchen Gebete lalltest, , Halb Kinderspiele, Halb Gott im Herzen!“ nicht mit dem neuen Leben (Sünde, Leidenschaft, Lust), „Ihr Antlitz wenden Verklärte von dir ab, Die Hände dir zu reichen, Schauert’s den Reinen. Weh!“, vereinen kann und all dies wird ihr in der Kirche klar, beeinflusst von den braven Gesängen der Mitbürger und Mitbürgerinnen. 

  • Einteilung der Szene:

  • Der Dom ist für Gretchen ein vertrauter Ort und da er das Zentrum der Kirche ist, ein großen Teil ihres Lebens. Gretchen ist bisher sehr fromm gewesen und hat sich immer an die strengen Regeln der Kirche gehalten. Der böse Geist nimmt auf diesen Fakt auch in der ersten Strophe Bezug: „ Als du noch voll Unschuld Hier zum Altar tratst,...“. Sie war die personifiziert Unschuld und demütig war „Aus dem vergriffenen Büchelchen“ weist darauf hin, dass Gretchen ein regelmäßiger Kirchengänger war, aber auch nicht wirklich verstand, was ihre Religion bedeutet, da sie die „Gebete lalltest“. Dieses Argument wird außerdem durch den Diminutiv „Büchelchen“ verstärkt. Damit ist eindeutig die Bibel oder ein Gotteslob gemeint Sie hat sich wie die Mehrheit ihrer Zeit nicht wirklich mit dem Christentum auseinandergesetzt.

  • Die zweite Strophe beginnt mit der Selbstreflexion Gretchens. Mithilfe der rhetorischen Fragen „Wo steht dein Kopf?“ und „Welche Missetat“ wird ihre sich immer stärker werdende Unsicherheit deutlich. Auch erwähnt sie den Tod ihrer Mutter „Durch dich zur langen, langen Pein hinüberschlief?“, für den sie sich schuldig bekennt. „Auf deinen Schwelle wessen Blut?“ Der Tod ihrer Mutter ist auch soweit schrecklich, dass man in dieser Zeit glaubt, dass die Menschen, die keine Beichte abgelegt und kein Sakrament erhalten haben, im Fegefeuer sterben werden.

  • Die dritte Strophe handelt von Gretchens Schwangerschaft. „- Und unter deinem Herzen Regt sich ́s nicht quillend schon“ Sie hat so große Angst, ein Kind zu erwarten („Und ängstet dich und sich Mit ahnungsvoller Gegenwart?“), dass sie die Tatsache versucht zu verdrängen und geht sogar so weit, dass sie sich vor sich selbst ekelt. „Weh! Weh!“ und „Wider mich!“ Sie kann selber nicht begreifen, was sie getan hat und wünscht sich, dass alles wieder so ist wie früher „Wär ich der Gedanken los, Die mir herüber und hinüber gehen“

  • Anschließend singt der Chor ein Teil der Totenmesse auf Latein. „Der Tag des Zorns, jener Tag wird die Welt in Asche legen.“ Der Chor verkörpert das christliche Weltgericht und somit auch die das Weltbild der damaligen Gesellschaft. Gott wird hier als strafender, zorniger Gott dargestellt, welcher Sünden bestraft. Der darauf einsetzende böse Geist verstärkt die sich aufbauende bedrohliche Stimmung. Die einfachen Ausrufesätze („Grimm fasst dich! Die Posaune tönt! Die Gräber beben!“) stehen im Kontrast zu dem lateinischen Chorgesang. Es verdeutlicht die kleinbürgerliche Herkunft Gretchens. Außerdem steht der „Grimm“ als Tier für den Tod und die Posaune für die Hölle und das Böse. Diese Strophe ist eine Drohung und Vorwarnung für Gretchen: Sie ist für schuldig empfunden worden und wird in der Hölle kommen und dort verbrennen „Aus Aschenruh Zu Flammenqualen Wieder aufgeschaffen, Bebt auf!“

  • Gretchens Wunsch ist es diesem schrecklichem Schicksal zu entkommen und denlt in ihrer Verzweiflung über eine Flucht nach. „Wär ich hier weg!“ „Mir ist, als ob die Orgel mir Den Atem versetzte“ symbolisiert die Gesellschaft und die Kirche, dessen strenge Regeln und Werte einen zwingen sich „einzureihen“ und Ausgestoßene bestrafen.

  • Gretchen geht das sehr nah „Gesang mein Im Tiefsten löste.“ Sie war bis jetzt immer ein Teil der Kirche und somit auch ein Teil der Gesellschaft. Sie war sicher und erfuhr Schutz und Gemeinschaft. Doch sie hat gesündigt und muss nun mit den Konsequenzen leben. Der Chor singt erneut „Wenn der Richter auf seinem Thron sitzen wird, wird offenbar werden, was verborgen ist, nichts wird ungesühnt bleiben.“ Gott tritt als Richter für Gut und Böses auf, dem nichts entgeht: Für Gretchen gibt es also kein Entkommen. Sie wird panisch, da sie nun erkennt, dass keine Flucht möglich ist. „Mir wird so eng! Die Mauernpfeiler Befangen mich“ Die Mauernpfeiler sind metaphorisch gemeint und symbolisieren die Gesellschaft und an alle Werte, an die Gretchen vorher geglaubt hat. Sie merkt, dass sie ihre moralischen Grundsätze verloren hat und die Gewissensbisse und die Unsicherheit, in der sie sich jetzt befindet, sie konfrontieren. „Das Gewölbe Drängt mich! – Luft“ Die Luft steht hier metaphorisch für Vergebung. Gretchen fleht nach Gnade. Doch eigentlich weiß sie bereits selbst, dass eine Lossprechung ausgeschlossen ist. Der böse Geist macht sich über diese unmögliche und irrwitzige Bitte lustig ( „Luft? Licht? Weh dir!“) und verstärkt diese Aussage durch die Alliteration Luft? Licht? Zusätzlich stellt er erneut klar, dass eine Flucht vor Bestrafung unmöglich ist. „Verbirg dich! Sünde und Schande Bleibt nichts verborgen.“

  • Der Chor singt erneut „Was werde ich Elender dann sagen? Wen als Führsprecher anflehen, da doch kaum der Gerechte bestehen wird?“ Er stellt die Frage, warum Sünde nicht bestraft werden sollte, da doch in dieser Gesellschaft kaum der Frommste und Unschuldigste kaum überlebt.

  • Der böse Geist verstößt Gretchen mit den Worten „Die Hände dir zu reichen Schauert ́s den Reinen Weh!“ endgültig aus der Gesellschaft und dem sozialen Leben. Gretchens Selbstreflexion kommt zu einem Ende und sie erkennt die volle Tragweite ihres Handelns. Der Chor wiederholt sein Sprechgesang und Gretchen fasst in der Panik den Entschluss sich das Leben zu nehmen „Nachbarin! Euer Fläschchen“, da sie sich zwar ihrer Schuld bekennt, aber nicht mit der Situation umgehen kann und die Konsequenzen nicht tragen will. Aufgrund ihrer eigenen inneren Zerrissenheit ihres alten frommen Ichs und ihrem neuen leidenschaftlichen Ichs und die Aussicht auf eine ausweglose Zukunft bricht sie in sich zusammen und wird ohnmächtig.

  • Die Szene ist der Wendepunkt des Gretchen Dramas. Im weiteren Verlauf des Dramas geht Faust auf eine Walpurgisnacht, um sich zu amüsieren. Anschließend kehrt er aber wieder zu Gretchen zurück, welcher aber in der Zwischenzeit ihr gemeinsames Kind getötet hat und sich nun im Kerker befindet und zum Tode verurteil ist. Faust und Mephisto versuchen sie zur Flucht zu überreden, aber Gretchen bekennt sich ihrer Schuld und übergibt sich in das Gericht Gottes.

  • Stilmittel:

  • Ein wichtiges Stilmittel, das Goethe in der Szene „Dom“ benutzt , ist „Dies Irae“. Dies ist ein lateinischer Gesang, der für die Totenmesse benutzt wird und auf das Jüngste Gericht vorbereitet. Der Richter sitzt bereits und niemand kann diesem Gericht entkommen Vorausdeutung, Vorausahnung.

  • Szenerie dramatisch, festlich und förmlich (Orgel, Chor etc.).

  • Der Böse Geist repräsentiert das schlechte Gewissen von Gretchen, dessen Bruder tot ist und dessen Mutter ebenfalls den Folgen einer Vergiftung durch den Schlaftrunk erlag.

  • Für beide Tragödien trägt sie eine moralische Mitschuld oder ist sogar der unmittelbare Auslöser. Gretchens Schuldgefühle (gegenüber dem Tod ihrer Mutter und ihres Bruders), ihre Gewissens- und Glaubenskonflikte (hinsichtlich der unstandesgemäßen und unehelichen Beziehung zu Faust) gipfeln in dieser Szene zu einem tragischen Höhepunkt, der ihr sogar das Bewusstsein raubt. 

  • Die Sprache des bösen Geistes ist bewusst unstrukuriert und locker, während die Messe einer strengen sprachlichen Struktur gehorcht. Die Messe wird, wie es sich gehört, vom Chor in lateinischer Sprache zelebriert. Um die Dramatik der Ereignisse noch hervorzuheben wird die Szenerie mit Orgelklängen untermalt.

  • Diese Szene ist für den Charakter Gretchen definitiv ein Wendepunkt: Sie, als naives und frommes Mädchen aus der unteren Bevölkerungsschicht, zerbricht an ihrem Schicksal unter ihrem gutwilligen Charakter. Es deutet sich ihr späterer labiler Geisteszustand an, der in der Kerker-Szene völlig zum Ausbruch kommt. Verworrene Irrationalität.




    Aufgabe 3:


    Prinzipiell ist hier auf eine individuelle Schülerantwort einzugehen. Allerdings sollte begründend erörtert werden, ob und inwiefern Faust schuldig ist.

  • Darstellung der Haltung von Faust in der vorliegenden Szene

  • Fausts Gewissensbisse in „Wald und Höhle“, ABER: Zuwendung „zum Bösen“ Faust weiß, dass er Gretchen ins Verderben stürzen wird, wenn er seinen Trieben/ seiner Begierde nachgibt, was er aber schlussendlich macht.

  • Fausts Taten, aber auch Einfluss von Mephistopheles.

  • Gretchen agiert selbstständig Kindsmord.

  • Differenzierung zwischen moralischer und tatsächlicher Schuld.

  • Schuldhaftigkeit an was?




    Darstellungsleistung:


  • Strukturierte Darstellung

  • Strukturiert ihren/seinen Text schlüssig und gedanklich klar, Gliederung des zu bearbeitenden Textes.

  • Setzt Teilleistungen sinnvoll zueinander in Beziehung.

  • Absätze


  • Einhaltung formaler Regeln:

  • Zitiert funktionsgerecht und korrekt.

  • Belegt Aussagen am Text.



  • Stilistische Qualität und Wortwahl:

  • Formuliert den Text syntaktisch sicher und variabel,

  • hinreichend komplex und

  • in der Tempuswahl stimmig

  • gibt übernommene Aussagen durch den Gebrauch des Konjunktivs wieder.

  • stellt Analyseergebnisse / Sachverhalte präzise und differenziert dar.



  • Verwendung von Fachsprache

  • wendet eine fachsprachliche Terminologie korrekt an.





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