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Interpretation

Inter­pre­ta­tion: Die Links­händer von Günter Grass

913 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autorin Katharina D. im Jul. 2015
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Berufliches Gymnasium Wildeshausen

Note, Lehrer, Jahr

2015

Autor / Copyright
Katharina D. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.17 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 48887







Die Linkshänder von Günther Grass

Textanalyse

 

Die Kurzgeschichte „Die Linkshänder“, welche von Günther Grass geschrieben wurde, handelt von zwei Freunden, dem Ich-Erzähler und Erich, die auf Grund ihrer beider Linkshändigkeit sich gegenseitig die jeweils linke Hand abtrennen. Die Linkshändigkeit wurde in den 50er Jahren als sogenanntes „Handicap“ angesehen und führte somit zum Zwang, Rechtshänder zu werden. Schauplatz dieses Ereignisses ist Erichs abgelegenes Wochenendhäuschen.

Der Ich- Erzähler und sein Freund Erich kennen sich aus dem Verein „Die Einseitigen“, in welchem sich einige Linkshänder zusammengefunden haben. Gemeinsam haben sie schon viele schwierige Situationen durchgemacht und durch verschiedene Wege versucht, Rechtshänder und somit „normal“ zu werden. Seitdem sie ein Kind sind, ist ihnen gepredigt worden, die gute, rechte und brave Hand zu benutzen, statt der linken Hand. Bisher haben sie es mit Bandagen, Tricks oder Verboten versucht, rechtshändig zu leben. Doch letztendlich greifen sie nach der Notlösung und schießen sich gegenseitig in den linken Arm, so dass dieser zukünftig bewegungsunfähig ist und sie somit gezwungen sind, den rechten Arm zu benutzen. In der heutigen Gesellschaft, würde man beim Lesen auf völliges Unverständnis treffen, da die Menschen sich nicht die Frage stellen können, warum man so etwas tun sollte bzw. einem Freund so etwas antun sollte. Beim Lesen wird jedoch auch deutlich, wie stark der Zusammenhalt der Linkshänder zu dieser Zeit gewesen ist. Dennoch wird deutlich, wie verzweifelt, die beiden Charaktere sind. Diese Verzweiflung wird schon zu Beginn sehr deutlich („unsere Waffen sind geladen, Z.4). Auch die Selbstaussage „wir sind keine Träumer“ (Z.13) zeigt dies.

Die beiden Freunde im Wochenendhäuschen legen gegenseitig Bandagen an ihre linken Hände.
Die beiden Freunde im Wochenendhäuschen legen gegenseitig Bandagen an ihre linken Hände.

Erich und der Ich – Erzähler kennen sich aus dem Verein uns sind beide Linkshänder. Das Treffen in dem Verein gilt vor allem der Schulung für die Benutzung der rechten Hand. Auch den Namen des Vereins findet der Ich – Erzähler misslungen, da er nicht deutlich genug ausspricht, was sie eigentlich verbinden und auch stärken sollte (Z.81-84). Erich und der Ich – Erzähler werden außerdem zu den beiden extremen Flügeln zugezählt, welche den Satz: „Wir wollen auf unsere linke Hand stolz sein und uns nicht unseres angeborenen Griffes schämen“ (Z.36-37) verfolgen. Dieser Gedanke zeigt die Andersartigkeit und widersetzt sich dem Zwang der Gesellschaft. Doch aufgrund der negativen Erfahrungen, sie die beiden Charaktere nicht mehr von diesem Satz überzeugt. Selbst im Erwachsenenalter bereitet das Dasein der Linkshänder dem Ich–Erzähler noch große Probleme. Mit seiner Verlobten Monika, welche ebenfalls linkshändig ist, hat er schon oft den Ringtausch besprochen (Z.136 - 137).

Obwohl beide den Ring gerne links tragen würde, können sie es sich nicht leisten, vor einer unwissenden, nicht selten böswilligen Welt, den Ring links zu tragen (Z.139 – 140). Insgesamt wird deutlich, dass der Zwang größer ist als der Wunsch, seine linke Hand benutzen zu dürfen. Dennoch ist auch die Gemeinschaft sehr groß und spielt eine wichtige Rolle beim ich – Erzähler. Dies wird vor allem durch die ständigen Wiederholungen des Wortes „wir“ deutlich. Die Geschichte zeigt, wie stark sich der gesellschaftliche Zwang auf das private Leben auswirkt und zum Mittelpunkt des gesamten Lebens wird. Dies zeichnet sich vor allem durch die negativen Erfahrungen in der Vergangenheit und in der Kindheit wieder. Durch das Verlassen werden der ersten Freundin, als raus kam und der Kindheitserinnerung, dass die rechte Hand die gute Hand ist gibt sich der Ich–Erzähler widerwertig dem Zwang hin. 

Bei den Linkshändern ist es die Hauptaufgabe, kein Aufsehen zu erregen. Deshalb wird auch vor allem im Verein der Griff mit der rechten Hand erprobt. Selbst während des Akts der Selbstverstümmelung soll kein Aufsehen erregt werden, bloß keine Möbelstücke, Bilder oder den Spiegel treffen, oder Porzellan verletzen. Hier wird vor allem die Abstumpfung der Empfindung verdeutlicht, denn Porzellan kann nicht verletzt werden. Neben der Thematik der Folgen der Unterdrückung von Linkshändern, wird außerdem die gesellschaftliche Ächtung Homosexueller angesprochen. Der Ich – Erzähler distanziert sich mit seiner Meinung, von dieser sexuellen Neigung, als wenn man das Schlimmste zu befürchten hätte, sobald man sich auch nur mit dem Gedanken anfreunden könnte. „Jene verfehlte und mir ganz unbegreifliche Liebe zwischen Geschlechtsgleichen [...]“ (Z 174- 175). Auch das Verhältnis des Ich – Erzählers zu seiner Verlobten hat darunter gelitten. „Zu oft ist sie mit ihrer Freundin, einem labilen und sprunghaften Geschöpf, zusammen“ (Z.177-178). Dies lässt darauf schließen, dass neben der Linkshändigkeit ebenfalls die Sexualität unter Gleichgeschlechtlichen nicht gerne gesehen war. Dies ist allerdings auch ein Widerspruch des Ich – Erzählers selbst, da er auf der einen Seite kritisiert, dass die Gesellschaft die Linkshändigkeit nicht akzeptiert, aber auf der anderen Seite zu der Gesellschaft gehört, die die Homosexualität nicht akzeptieren können. Das Wort links wird hier im politischen Zusammenhang mit der politischen Partei verglichen.

Man kann textextern erschließen, dass während des kalten Krieges im Deutschland der 50er Jahre, die politische Linke, in der Besatzungszone der Alliierten, übermäßig unter Druck gesetzt wurde, worauf der Text auch eingeht, indem links gleichbedeutend mit radikal gesetzt wird: „[...] ist es zur Sitte geworden […] links […] eine gefährliche Radikalität anzudichten(Z 106).“ Die wichtigste politische Anspielung des Textes ist deshalb in der Mehrdeutigkeit des Begriffs „links“ zu verstehen und kennzeichnet damit die Stellung des Vereins, gegenüber der ihn umgebenden Gesellschaft. Die Bedeutung des Begriffs „linker Verein“ kann man in diesem Zusammenhang auch als link in Bezug auf hinterhältig verstehen. Der Text transportiert im Rahmen seiner politischen Anspielungen damit recht genau, dass die politischen Parteien so gesehen wurden.

Abschließend kann man sagen, dass der Text sehr deutlich, den politischen Zwang der Gesellschaft in den 50er Jahren zeigte. Selbst während der Nachkriegszeit sind die politischen Situationen nicht geklärt und werden zum privaten Verhängnis vieler junger Menschen, die schließlich bis aufs äußerste gehen müssen.

 


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