Installiere die Dokumente-Online App

word image
Interpretation

Inter­pre­ta­tion des Gedichts Nacht­zauber von Eichen­dorff

852 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autorin Julie H. im Sep. 2012
<
>
Upload File
Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Franziskusgymnasium Olpe

Note, Lehrer, Jahr

Jgst. 12

Autor / Copyright
Julie H. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.09 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 22730







„Nachtzauber“ von Eichendorff

Interpretation des Gedichts

 

Das Liebesgedicht „Nachtzauber“ von Joseph von Eichendorff handelt von der Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der Liebe, die ausschließlich in seinen Erinnerungen und Träumen existiert, in der Realität aber endgültig vergangen ist. Formal betrachtet, besteht das Gedicht aus zwei Strophen zu je zehn Versen. Die Verse weisen ein unregelmäßiges Reimschema auf, das aus einer Mischung aus Paar- und Kreuzreimen besteht. Dabei sind beide Strophen aber gleich aufgebaut. Das Metrum ist in beiden Strophen durchgehend der Trochäus.

Der Trochäus wirkt durch die Hebung auf der ersten Silbe „markant“ und schwer, wodurch im Gedicht ausgedrückt wird, dass das lyrische Ich erdrückt wird von der Sehnsucht nach der vergangen Liebe, die es nur in Erinnerungen und Träumen leben kann. Auch das unregelmäßige Reimschema betont diese Verzweiflung des lyrischen Ichs.

In der ersten Strophe wird, wie in der Romantik typisch, die Nacht als Motiv verwendet. Dabei wird der Ort als sehr idyllisch beschrieben, man könnte sogar sagen dass die Stimmung märchenhaft und geheimnisvoll ist, ausgedrückt durch die „uralten Lieder“(V.7) und die „stillen Waldesseen“(V.3). Dadurch wird deutlich, dass es eben nur ein irrealer Traum von der Liebe ist, in den sich das lyrische Ich flüchtet.

Die erste Strophe beginnt mit einer Frage, die sich über fünf Verse, erstreckt. Die Enjambements betonen die Wichtigkeit dieser Frage, denn durch sie wird das Problem des lyrischen Ichs mit der Liebe deutlich. Die Frage beginnt mit der Metapher Quelle (V.1), die hier den Ursprung einer Liebesbeziehung darstellen könnte. Sie durchläuft schöne, idyllische Zeiten (Stein und Blumen) und mündet in „stille[n] Waldesseen“ (V.3). Die Liebe verliert also an Leidenschaft und Gefühlen und kommt schließlich zum Stillstand. Letztlich sind nur noch die Erinnerungen (Marmorbilder, V.4) an die schöne Zeit übrig. Das lyrische Ich beschreibt dies mit dem Paradoxon „schöne[n] Einsamkeit“, wobei „schön“ hier die schönen Erinnerungen andeutet, die eben nur Erinnerungen sind, in die sich das lyrische Ich im Traum (vgl. V.10) flüchten kann. Auch der Titel des Gedichts lässt sich dahingehend deuten, denn nur in der Nacht vollzieht sich der Zauber, nur in der Nacht kann das lyrische Ich von der Schönheit der Liebe träumen. In der Realität ist es trotzdem einsam.

Die Nacht wird in der ersten Strophe als machtvoll charakterisiert und personifiziert. Sie weckt „uralte Lieder“ (vgl. V.7), was wieder als Metapher für die schönen Erinnerungen an die Liebe gesehen werden kann, was nochmals durch die Alliteration „Gründe glänzen“(V.9) betont wird.

Auch die zweite Strophe hat die Natur bei Nacht als Motiv und beginnt ebenfalls mit einer Frage, die sich über zwei Verse erstreckt. Sie beginnt mit der Metapher „Blume“, die hier für eine Frau stehen könnte, wahrscheinlich die Geliebte des lyrischen Ichs, was durch die „Nachtigallen“ (V.16) klar wird, da sie als Symbol für die Liebe stehen. Die Frau wird als jung und schön beschrieben, wie eine Knospe, die gerade erst aufgegangen ist (vlg. V.13f.). Auch der Pleonasmus „weiße Arme, roter Mund“ (V.15.) unterstreicht die scheinbar makellose Schönheit seiner Geliebten, was aber auch auf das Idealbild einer Frau hindeutet. Hier ist also nicht nur „die eine Geliebte“ gemeint, sondern wahrscheinlich allgemein die äußerlich schöne, makellose Frau, die es in der Realität eher nicht gibt. Die Liebe existiert also scheinbar nur im Traum.

In Vers 17 geschieht eine Wendung im Gedicht. Es werden nun die Verzweiflung und der Schmerz des lyrischen Ichs durch eine Klage zum Ausdruck gebracht, wobei „ach“ (V.18) die Verzweiflung betont.

Wie in vielen romantischen Liebesgedichten wird auch in „Nachtzauber“ die Todessehnsucht thematisiert. Das kommt durch das Adjektiv „todeswund“ (V.18) zum Ausdruck. Außerdem endet das Gedicht mit dem im Imperativ stehenden Flehen „Komm, o komm zum stillen Grund“, wobei „stiller Grund“ für den Tod steht. 

Vorher wird gesagt, dass die schönen Tage versunken sind (vgl. V.19), was bedeutet, dass die Liebe endgültig vorbei ist. In der Realität existiert die Liebe für das lyrische Ich nicht mehr. Das lyrische Ich kommt somit zur Feststellung, dass er seine Liebe nie erreichen wird und dass die einzige Erlösung aus seiner Sehnsucht der Tod ist.

Den Adressat des Flehens und auch der Fragen in den beiden Strophen kann man nicht genau ausmachen, denn das lyrische Ich spricht niemanden direkt an. Aber durch den letzten Vers hört es sich so an, als sei das gesamte Gedicht eine Klage des lyrischen Ichs, welche es aus seiner Sehnsucht und Verzweiflung im Monolog äußert.

Um den Liebesbegriff in diesem Gedicht zusammenzufassen, lässt sich sagen, dass in diesem Gedicht die Liebe als etwas dargestellt wird, das mit Sehnsucht und Schmerz einhergeht, welche nur mit dem Tod enden. Des Weiteren existiert die Liebe nur im Traum und wird durch Erinnerungen wach gerufen. Allerdings wird die Liebe niemals in der Realität auf Dauer existieren, da sie ist stets endlich ist. Die Liebe wird also als eine schöne Idealvorstellung und Illusion angesehen.

Das Gedicht „Nachtzauber“ lässt sich aufgrund charakteristischer Merkmale und der oben beschriebenen Vorstellung von der Liebe in die Epoche der Romantik einordnen.

So kommt hier die Verbundenheit zur Natur, vor allem der Nacht zum Ausdruck, die durch Metaphern aus diesem Bereich, wie „Nachtigall“ oder „Waldesseen“, unterstrichen wird. Auch die Todessehnsucht aufgrund einer unerfüllten Liebe des lyrischen Ichs ist typisch für die Epoche.

 


Swop your Documents

G 2 - Cached Page: Thursday 28th of March 2024 08:40:56 AM