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Interpretation

Inter­pre­ta­tion der Kurz­ge­schichte Streu­sel­schnecke von Julia Franck

856 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternstern_0.75stern_0.3 Autorin Juliana B. im Dez. 2012
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Interpretation
Deutsch

Streuselschnecke Analyse

Universität, Schule

St. Paulusheim Bruchsal

Autor / Copyright
Juliana B. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.06 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.75stern_0.3
ID# 25789







Interpretation der Kurzgeschichte „Streuselschnecke“

Julia Franck

 

Die meisten Menschen misstrauen fremden Männern die auf öffentlichen Plätzen kleine Kinder ansprechen, meist werden sie als Pädophilie abgestempelt und man lehrt seinen Kindern bereits früh, diesen kein Vertrauen zu schenken. Anders ist es in der Kurzgeschichte „Streuselschnecke“ von Julia Franck aus dem Jahr 2000. Dort wird ein 14 jähriges Mädchen, das keinen Vater hat von einem Fremden angerufen und trifft sich oft mit diesem Mann. Da er weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat, erklärt er ihr seine Gefühle. Dieser Mann war ihr Vater und musste Sterben, bevor sie ihn richtig kennenlernen konnte.

Durch das geringe Interesse der Mutter an ihrer Tochter, lebt das Mädchen in Berlin bei ihren Freunden (vgl. Z.1 f), dadurch wird ihr Vater zum Fokus der Geschichte (Z.1 f). Das Verhältnis von Vater zu Tochter wird verstärkt dargestellt. Anhand der Ich-Erzählerin wird der Text subjektiv und es gibt einen begrenzten Blickwinkel, dadurch erfährt der Leser das Geschehen so, wie es die Ich-Erzählerin erlebt hat. Diese Erzählstruktur spiegelt die Entwicklung der Beziehung der Figuren, sodass der Leser an gewissen Stellen die logischen Beziehungen selbst herstellen muss. Außerdem kann man sich besser in die Personen hineinversetzen und ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen. Durch diese Erzählperspektive und der angewendeten Sprache, wird gewährleistet, dass der Leser sich mit der Protagonistin identifiziert.

Trotz der häufigen Treffen erfährt das Mädchen nicht viel über den Mann und er ist ihr noch fremd (vgl. Z.20), jedoch sind sie sich in vielen Punkten ähnlich und dadurch lässt sich schon früh schließen, dass er ihr Vater ist. Die Ähnlichkeit der  Figuren zeigt sich an ihrer Spontaneität (vgl. Z.8 ff) und Schüchternheit (vgl. Z.9). Anhand der Zeitraffung (vgl. Z.21 f) wird gezeigt, dass sich die Personen trotz aller Treffen immer noch nicht sonderbar gut kennen, dennoch haben sie nicht den Kontakt abgebrochen. Dies wird in Zeile 22 klar, da das Mädchen ihren Vater im Krankenhaus an seinem Totenbett besucht.

Er kündigte seinen Tod recht früh an, um noch Zeit mit seiner Tochter verbringen zu können. „Er starb ein Jahr lang“ soll keine Umgangssprache sein, es deutet darauf, dass der Vater bereits ein Jahr lang krank im Bett lag und nicht genau wusste, wann er sterben würde und dies ließ den Sterbeprozess noch länger dauern. „Er habe Angst vor dem Tod“(Z.19) und wolle so schnell wie möglich alles zu Ende bringen. Daraufhin bat er seine Tochter, die ihm in der Zeit so oft wie möglich besuchte, ob sie ihm die Droge „Morphium“ (Z.21) besorgen könne. Dadurch denkt sie einen Moment an ihre Freunde, die Drogen nehmen. Daraufhin wird ihre Verwahrlosung sichtbar, welche sich im Laufe der Bekanntschaft zu ihrem Vater ein wenig auflöst. Da keiner ihrer Freunde im Besitz von Morphium ist, kann sie ihm diesen Wunsch nicht erfüllen. Infolgedessen bittet der Vater sie um einen „einfacheren“ Wunsch, den sie ihm erfüllt. Sie bringt ihm also zwei Bleche Streuselschnecken.

Sie repräsentiert die Liebe und Zuwendung, aber ist gleichzeitig auch eine Metapher für die langsame Entwicklung der Beziehung Vater- Tochter. In diesem Fall steht die Schnecke nämlich für Langsamkeit. Ihre Beziehung wächst sehr langsam aber dafür wird die Bindung zwischen ihnen immer tiefer, denn als sich beide anfangen zu lieben müssen sie dann auch wieder Abschied voneinander nehmen. Das Mädchen empfindet auch so viel für ihren Vater, da sie sicherlich keine Zuwendung von ihrer Mutter bekommt und schon im jungen Alter bei „Freunden“ (vgl. Z.1) wohnt. Gerade diese Tragik, die beiden Menschen widerfährt, macht es noch schwerer Abschied zu nehmen.

Zu Ende des Textes sagt der Vater, „das er gerne mit ihr gelebt hätte“ (vgl. Z. 28) und gerne versucht hätte eine Vater für sie zu sein, er hat gedacht, dass es „noch Zeit gäbe“ (Z. 29), doch jetzt „sei es zu spät“(Z. 30).

Diese Sätze geben uns die Klarheit, dass ihm auch die Tochter ans Herz gewachsen ist und er diesen Fehlschlag den er in der Vergangenheit gemacht hat, nun bereut. Bedauerlicherweise kann man nicht sagen, weshalb er erst nach so langer Zeit den Kontakt zu seiner Tochter suchte.

Als ihr Vater letztendlich an ihrem 17. Geburtstag stirbt geht sie gemeinsam mit ihrer Schwester, jedoch ohne die Mutter auf die Beerdigung. Dadurch wird das schlechte Verhältnis der zwischen den Eltern deutlich. Im Weiteren wird noch bekannt gegeben, dass Ihre Mutter nach Worten ihrer Tochter „Ihren Mann nicht geliebt hat“ (vgl. Z.30 f) oder auch „mit anderem beschäftigt sei“ (vgl. Z. 30 f). Aber darüber kann man auch nichts weiter sagen. Denn man weiß nicht wie es denn tatsächlich war. Es wird gezeigt, dass die Tochter ihre Mutter als ein „herzloses“ oder auch teils „egoistischen“ Mensch sieht.

Da das Thema der Geschichte aus dem alltäglichen Leben stammt soll sie dem Leser dazu bringen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und sich ein eigenes Bild zu machen. Meiner Meinung nach soll die Kurzgeschichte einem zeigen, dass man sich auch mit den unscheinbaren Dingen im Leben beschäftigen soll und nicht alles für selbstverständlich nehmen soll. Heutzutage sind viele Menschen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und merken dadurch viel zu spät wie wichtig einem andere Menschen sein können und es ist zu spät, so wie in dem Schluss dieser Kurzgeschichte.


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