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Interpretation

Küchenuhr als Trauma-Symbol: Borcherts Erzähl­kunst neu inter­pre­tiert

1.587 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autor Christian L. im Feb. 2013
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Interpretation
Deutsch

Die Küchenuhr Analyse Borchert

Universität, Schule

Jena Schule

Note, Lehrer, Jahr

2, Müller, 2010

Autor / Copyright
Christian L. ©
Metadaten
Preis 3.70
Format: pdf
Größe: 0.08 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 28408







Interpretation der Kurzgeschichte „Die Küchenuhr“(Wolfgang Borchert)


Wenn wir heute eine Geschichte über die Nachkriegszeit lesen, fehlt uns dank Kriegsende seit über 60 Jahre der persönliche Bezug. Wir können uns nicht vorstellen, wie es ist, wenn man alles verliert. Wir müssen uns keine Gedanken machen, ob unser Haus im nächsten Moment von einer Bombe getroffen wird.

Aber stellen wir uns doch den afghanischen Familienvater vor, der in seinem Wohnzimmer sitzt mit einer Tasse Tee in der Hand. Ein warmer Dunst liegt in der Luft, weil die Frau grade das typische Fladenbrot bäckt, was sie nur für besondere Anlässe zubereitet. Vor dem Eingang hängt ein dunkelgrüner Vorhang zum Schutz vor Wind und Blicken, der sich im Wind leicht hoch und runter bewegt.

Der Mann hört fröhliche Kinderstimmen vom Hof, die dort Fußball mit einem alten, halb zerflederten Fußball und selbstgezimmerten Holztoren spielen. Plötzlich hält ein Auto vor dem Haus und man hört nur einen lauten Knall, gefolgt von einer entsetzlich harten Druckwelle. Überall fliegen Splitter und Scherben durch die Luft.

Von dem Haus ist nach diesem Attentat nicht viel übrig. Wie durch ein Wunder überlebt der Familienvater und findet zufällig die Tasse, aus der er Tee getrunken hat. Sie ist der einzige Gegenstand, der ihn an diese Idylle erinnert. Was für eine Rolle spielt nun diese Tasse für den Vater? Eine ähnliche Kurzgeschichte schrieb Wolfgang Borchert einer der wichtigsten Autoren der Trümmerliteratur 1947. In „Die Küchenuhr“ thematisiert er, wie ein Mensch aus einer für ihn selbstverständlichen Welt gerissen wird und sich versucht mit aller Kraft an diese Vergangenheit klammert, aber auch gleichzeitig versucht sie zu bewältigen.


Die Hauptrolle in der Kurzgeschichte „Die Küchenuhr“ ist ein etwa zwanzig Jahre alter Mann, dessen Gesicht bereits sehr alt wirkt. Er setzt sich zu einer Gruppe Menschen auf eine Bank. Er berichtet die Geschichte der Küchenuhr und warum sie genau 2.30 Uhr stehen blieb.

Die Uhr ist alles, was ihm geblieben ist. Die Uhr erinnert den jungen Mann an sein vergangenes, alltägliches Leben. Er kam immer nachts nach Hause und seine Mutter bereitete ihm sein Abendessen zu und wartete in der Küche bis er fertig gegessen hatte. Damals war es für ihn etwas Alltägliches, erst rückblickend erken.....[Volltext lesen]

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Das sind alles Umgangsweisen, die untypisch für Alltagsgegenstände, wie eine Uhr, sind. Sie wirken surreal oder fehl am Platz. Es wirkt als wenn der Mann seinen Verstand verloren hätte. Doch so weit, dass man von einem verrückten Mann redet, ist der der Autor nicht gegangen.

Der Mann wird treffender mit ver-rückt beschrieben im Sinne von verschoben. Durch den Bombeneinschlag wurde er aus seinem „alten“ Leben herausgerissen. Er kann momentan kein normales Leben führen. Er will sein altes Leben nicht aufgeben. Doch er kann es auch nicht weiter führen, weil „alles weg ist“ (Z 61) .

Er klammert sich an den einzigen Gegenstand, der ihm geblieben ist. So ist auch die “besondere“ Behandlung zu beschreiben. „Innerlich ist sie kaputt […] sie sieht noch aus wie immer“ (Z. 12). Menschen, die aus dem Krieg kommen, sehen äußerlich, wenn sie keine Verletzungen haben, aus wie zu vor.

Doch innerlich haben sie Schmerz, Leid, Angst und viele andere negative Emotionen erfahren. Die Uhr ist bei 2:30 stehen geblieben. Genau dann hat sich bei dem jungen Mann immer ein alltägliches Ritual abgespielt. Er kam nach Hause. Von wo er kam, lässt der Autor offen.

Möglich wäre, dass er von der Arbeitsschicht kommt. Doch der Autor schreibt nichts genaueres darüber. Die Mutter steht auf und macht ihm sein Abendessen. Dieses Ritual ist in jeder Zeit und Generation alltäglich ohne außer Acht zu lassen, dass die noch so alltäglichen Dinge, die Eltern für ihr Kinder machen, genügend honoriert werden.

Der junge Mann hat dieses tägliche Abendessen sicherlich als etwas normales angesehen. Noch dazu kommt, dass er sich dort immer geborgen und sicher gefühlt hat. Es tauchen zwei Schlüsselworte in seiner Erzählung auf: Licht („ging plötzlich das Licht an“ (Z. 44); „weil ihr das Licht so hell war“ (Z. 46)) und Wärme („machte sie mir das Abendbrot warm“ (Z. 48)).

Licht und Wärme stehen für Sicherheit und Geborgenheit. Dieses Licht und Wärme hat ihn seine Mutter gegeben, als es in der Nacht dunkel war. Es herrschte Krieg (Dunkelheit) und während dieser andauerte, gab ihm seine Mutter Hoffnung und Geborgenh.....

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In diesen trotzlosen Umständen braucht man Sicherheit. In der Kurzgeschichten gibt es neben den vielen Gegensätzen auch zahlreiche Wiederholungen. Zum Bespiel wird „halb drei“ ständig wiederholt oder „das Schönste“. Durch diese Wiederholungen wird eine Art Sicherheit vermittelt.

Sie ist wichtig in einer Zeit der Unsicherheit. Warum handelt es sich bei der beschriebenen Situation um eine Unsicherheit? Die Menschen haben sehr viel verloren. Sie brauchen neue Bezugspunkte in ihrem Leben. Da diese noch nicht vorhanden sind, klammern sie sich an teilweise noch vorhandene.

Die beschriebene Anonymität steht im Widerspruch zu dem letzten Satz. Die ganze Geschichte über haben sich die Zuhörer nicht das Geringste für die Erzählung des jungen Mannes interssiert. Doch mit dem letzten Satz: „Er dachte immerzu an das Wort Paradies …“. wird ausgedrückt, dass ein Zuhörer doch zum Nachdenken gebracht wurde.

Ob er über sein eigenes Paradies nachdenkt oder sich fragt, ob es jemals wieder Paradiese geben wird, ist dem Leser überlassen. Vielleicht haben die Schuhe des Mannes die gleiche Bedeutung wie die Küchenuhr.


Alltägliche Gegenstände können für Außenstehende völlig wertlos sein. Wie viele Küchenuhren dieser Art gab es zu dieser Zeit? Genug um jeder einzelnen dieser Uhren die Besonderheit zu nehmen. Doch diese scheinbar wertlosen Gegenstände können für den Besitzer eine viel größere Bedeutung haben.

Es sind die Erinnerung, die solche Alltagsdinge zu etwas Besonderem machen. Ist es ein Wanderstock, ein ausgewaschenes, kaputtes Kuscheltier oder eine Teetasse, diese Dinge helfen den Menschen, sich an die Vergangenheit zu erinnern. Es können positive, paradiesische Erlebnisse sein oder negative Schreckenserinnerungen.

Mit solchen Bruchstücken aus dem früheren Leben, da sie ja nur einen winzigen Teil des Lebensabschnitt verkörpern, können wir unsere Vergangenheit in Erinnerung behalten und vielleicht sogar bewältigen. Denn es kann sehr schnell gehen, dass unsere alte Ordnung mit einem Schlag völlig ause.....

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