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Interpretation

Inter­pre­ta­tion der Fabel `Der Tanzbär` von G. E. Lessing - Aufklä­rung

786 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autor Gustav K. im Dez. 2013
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Der Tanzbär Lessing Interpretation

Universität, Schule

Gymnasium Peine

Note, Lehrer, Jahr

3, 2013

Autor / Copyright
Gustav K. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.24 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 35651







Fabelanalyse

„Der Tanzbär“ von G. E. Lessing

 

Der Text „Der Tanzbär“ stellt eine Fabel von G. E. Lessing dar, welche zur Zeit der Aufklärung (18.Jahrhundert) verfasst wurde. Lessing appelliert dabei, sich der Abhängigkeit der Fürsten zu entziehen und seinen eigenen Verstand zu benutzen, um sich aus der Unmündigkeit zu befreien. Beispielhaft zeigt Lessing dies an einem Tanzbären, welcher, der höfischen Welt entflohen, zu seinen Artgenossen in den Wald zurückkehrt und dort in die Kritik eines anderen Bären gerät.

Die Fabel beginnt zunächst mit der Flucht eines Tanzbären aus dem Leben bei Hofe, wo er anscheinend zur Unterhaltung aufgetreten ist. Zurück im Wald führt er prahlend seine erlernten Fähigkeiten vor und erntet dafür statt dem Lob der anderen Bären, nur Spott und Kritik. Er kommt dabei entfremdet zurück zu seinen Artgenossen, so haben sich sein Drang nach Wertschätzung und sein Bedürfnis zu prahlen durch die höfische Kultur verstärkt. Diese Entfremdung wird hier von einem alten Bären kritisiert. Sein Missfallen gegenüber den von dem Tanzbären vorgeführten Fähigkeiten äußert sich dabei in der Art und Weise, wie er sie ironisch bejubelt und sie als „rar“ und „schwer“ beschreibt. Im nächsten Abschnitt wird jedoch klar, was der alte Bär wirklich über die höfischen Künste und damit über den Tanzbären denkt. Er macht klar, dass sie nur ein Abbild der Abhängigkeit des Tanzbären von dem Fürsten sind, da er sich nicht mit eigenen Werten identifizieren kann sondern nur mit dem ihm beigebrachten Tanzfertigkeiten („zeigt deine[…] […] Sklaverei“ V.10). Lessing geht noch einen Schritt weiter und vergleicht den Tanzbären mit einem Hofmann, also einem Vertreter der höfischen Kultur (V.11). Diesem weißt er allerlei negative Charaktereigenschaften zu, so erlange er seine Ziele und das Wohlwollen des Fürsten nicht auf ehrliche Weise mit „Witz und Tugend“ (V.13) sondern durch moralisch verwerfliche Technik. Die letzten zwei Verse stellen eine rhetorische Frage an den Leser dar, welche unbeantwortet bleibt. Denn auf die Frage, ob diese Art Mensch gut oder schlecht ist, gibt es mehrere Antwortmöglichkeiten. Einerseits bekommt der Bär so die Gunst und das Wohlwollen der höfischen Gesellschaft, andererseits muss er die Kritik der anderen Bären über sich ergehen lassen. Der Tanzbär spiegelt in dieser Fabel klar das Bild eines nicht aufgeklärten Menschen zur Zeit des Absolutismus wieder. Dabei richtet sich Lessings Kritik zum einen an die Hofmänner und deren unmoralisches Verhalten selbst, aber auch an solche, die sich mit der höfischen Lebensweise identifizieren und sich von ihr bevormunden lassen, also ihren Verstand nicht benutzen und somit unmündig bleiben. Diese Gattung Mensch stellt hier der Tanzbär dar. Der alte Bär hingegen wirkt sehr weise, er lässt sich, der Natur des Bären entsprechend nicht blenden sondern denkt klar rational und ist damit mündig. Auch bestrebt er nicht die Fähigkeiten des Tanzbären zu erlernen, sondern setzt auf zentrale Werte im Leben. Dies zeigt sich in der Art und Weise wie er den Tanzbären für sein Verhalten tadelt (V. 10-17). Als aufgeklärter Mensch könnte er für einen Aufklärer seiner Zeit stehen, der anderen Menschen neue Impulse für ihr Denken und Handeln mitgibt, in diesem Fall dem Tanzbären. Womöglich stellt sich Lessing in dieser Fabel selbst dar.

Auffallend ist die er schlecht genutzte Reimform des umarmenden Reims so zum Beispiel in V. 1 und 4 : „entrissen- Hinterfüßen“. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass für Lessing vielmehr die Intention seiner Fabel als deren künstlerische Ausarbeitung im Vordergrund stand.

 

Die Fabel ist klar in die Epoche der Aufklärung einzuordnen. Dafür spricht, dass sie von Lessing verfasst wurde, einem der bedeutendsten Autoren dieser Zeit, der die Menschen mit seinen Fabeln aus ihrer Unmündigkeit befreien wollte und ihnen mit seinen Impulsen neuen Mut gab, ihren eigenen Verstand zu benutzen. Denn dies ist ja der Hauptgedanke der Aufklärung, rationales Nachdenken über gegebene Tatsachen, diese zu hinterfragen und sich ein eigenes Meinungsbild zu erstellen. Auch ein bedeutender Gedanke, der sich in Lessings Fabel wiederspiegelt ist die Tatsache, dass viele Menschen an dem Glanz der höfischen Welt teilhaben wollten und sich nicht mit dem zufrieden gaben, was sie hatten. Genau hier setzt Lessings Kritik an, er will den Bürger für das begeistern, was er schon hat, nämlich „Witz und Tugend“, statt unmoralischer Verhaltensweisen. Ihm soll gezeigt werden, dass es im Leben nicht um Materielles geht, sondern um den Charakter des Menschen. Lessing liegt es daher fern die Grenzen zwischen Adel und Bürgertum aufzuheben, viel mehr will er das Selbstbewusstsein der Bürger verbessern und sie aus ihrer Situation hinaus stärken, anstatt erst ihre Situation (Ständegesellschaft) zu ändern.

Auch heute noch ist der Gedanke dieser Fabel aktuell, so gibt es weiterhin viele unmündige Menschen, vor allem in ärmeren Ländern mit schlechtem Bildungsstand. Für diese Menschen ist es wichtig ihren eigenen Verstand zu nutzen um eventuelle Missstände in Gesellschaft, Religion und Staatswesen zu erkennen und zu ändern. Denn erst wer wirklich mündig ist, ist vollkommen frei. 

 

 


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