Intergenerationale Transfers
1. Generation
- es gibt es zwei verschiedene Bedeutungen des Begriffs ‚Generation’:
Generationen in Familie und Gesellschaft (vgl. Kohli/Szydlik 2000, Szydlik 2000)
Familialer Generationenbegriff
- benennt die Glieder der Abstammungslinie z.B. Enkel, Kinder, Eltern oder Großeltern
- die Bedeutung der familialen Generationenzugehörigkeit und die konkrete Zuordnung zu einer familialen Generation im individuellen Lebenslauf verändert sich, die Position in der familialen Abstammungslinie bleibt unverändert
Gesellschaftlicher Generationenbegriff
- „zielt auf Gemeinsamkeiten aufgrund gleicher oder benachbarter Geburtsjahrgänge im Sinne von generationstypischen Erfahrungen und – möglicherweise als Konsequenz – gemeinsamen Werte oder Lebensstilen, nicht aber auf Altersgruppen“
- (Szydlik/Künemund 2009: 10f.)
- können als politische, kulturelle und ökonomische Generationen konzipiert werden (ausführlich: Szydlik 2000: 19f., Kohli/Szydlik 2000: 7f.)
- weitere Binnendifferenzierungen innerhalb der Generationen möglich
2. strukturelle Charakteristika
- die Zugehörigkeit zu einer familialen Generation ist „neben der Geschlechts- und Alterszugehörigkeit [ .] eine der wichtigsten Institutionen im Leben eines Menschen“ (Lauterbach 2004, 42)
- „spezifisches Kooperations- und Solidaritätsverhältnis“ (Nave-Herz 2004, 29)
èMitglieder sind durch ein, zum Teil rechtlich festgesetztes, ökonomisches Abhängigkeitsverhältnis und eine emotionale Bindungen geprägt
3. Funktionsspezialisierung
- Bindeglied zwischen Individuum und Gesellschaft
- Biologische Reproduktion (Nachwuchssicherung)
à Subfunktion des „Spannungsabbaus“ (Nave-Herz 2004, 99)
- Sozialisation (die „Befähigung junger Menschen zur Bewältigung des Alltagslebens“ (Nave-Herz 2004, 91)) – vor allem der früher Kindheit
- Statuszuweisung
- Freizeitfunktion
4. Familie und gesellschaftliche Felder
Mikro Makro
-Weitergabe der Biologische Reproduktion -Aspekt, der Schaffung
Gene von Humankapital
-emotionale/materielle Bindung Soziale Reproduktion -Einfluss auf Leistungsfähig-
keit
-innerfamiliere Regeln/Werte Sozialisation -leben nach Normen und
Regeln der Gesellschaft
-Statuszuweisung
-Freizeitfunktion
„Indem sie ihrer biologischen Reproduktionsfunktion nachkommt, stellt sie der Gesellschaft das Personal zur Verfügung, das sie darüber hinaus – über die Erfüllung der Sozialisations- und der sozialen Reproduktionsfunktion – mit grundlegenden Kompetenzen und Werthaltungen ausstattet und dessen Leistungsfähigkeit sie immer wieder erneuert.
Schließlich trägt sie dazu bei – über die Statuszuweisungsfunktion –, dieses Personal auf Statuspositionen zu verteilen“ (Burkart 2010, 134)
5. Begriffliche Abgrenzung
- private monetäre Übertragungen
àumfassen Immobilien, Grundbesitz, Bargeld, Bankguthaben, Wertpapiere und Sachgeschenke jeder Höhe
6. Transfermotive
- Austauschmotiv
- Altruistisches Motiv
- Steuerliche Aspekte um Erbschaftssteuer zu umgehen
- Normen der Zuständigkeit
Vererbungsmotive:
- zufälliges Vererben (Personen sparen für eigenen späteren Bedarf und bei zufällig auftretendem Tod wird vererbt was da ist)
- altruistisches Vererben
- tauschmotiviertes Vererben
7. Transferrichtung
- private monetäre Transferströme fließen größtenteils von
- Instrumentelle/solidarischen Transfers verlaufen häufiger in die Gegenrichtung
- wenn die ältere Generation selbst auf Unterstützung angewiesen ist (z.B. durch Gesundheitszustand), erhält sie zunehmend Transfers von den Kinder
- „komplexe[s] Zusammenspiel zwischen Ressourcen und Bedarfslagen“ (Kohli et al. 2000: 195)
- je mehr Kontakt zwischen Eltern und Kindern desto mehr Unterstützung untereinander
- Eltern geben eher Geld wenn Kinder weiter entfernt wohnen
- es gibt indirekte Reziprozität - ein Tausch zwischen mehr als zwei Personen und/oder über einen längeren Zeitraum hinweg stattfindet
- je mehr staatliche Unterstützung an Familien existiert, desto eher erfolgen Leistungen zwischen Eltern und Kindern
Geberseite
- zentrales Kriterium für private Transfers sind die Ressourcen, die den Gebern zur Verfügung stehen
èdie Wahrscheinlichkeit der Vergabe privater Transfers mit Bildungsabschluss, Einkommen und Vermögen der Eltern steigt
è „Wer mehr hat, gibt mehr“
Empfängerseite
- Bedarfslage ist ein entscheidendes Kriterium für Transferempfang
- Es gilt das Matthäus-Prinzip „wer mehr hat, bekommt mehr“
- Bedarfskomponente: Kinder in Ausbildung, Arbeitslose, Unverheiratete und Geschiedene besitzen erhöhte Chancen auf den Empfang solcher Leistungen
Quellen
Brandt, Martina(2009): Hilfe zwischen Generationen, VS-Verlag, S.18-30; S.64-142
Burkart, G. (2010): Familiensoziologie. In: Kneer G./Schroer H. (Hrsg.): Handbuch Spezielle Soziologien, VS Verlag, S.133-140
Feldmann, Klaus (2006): Soziologie Kompakt, VS-Verlag, S.140-159
Lange, Andreas (2007): Kindheit und Familie. In: Ecarius, Jutta(Hrsg.): Handbuch Familie, VS-Verlag
Philipp-Metzen, H. Elisabeth (2008): Die Enkelgeneration im ambulanten Pflegesetting bei Demenz, VS-Verlag, S.79-103