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Seminararbeit
Physik

Universität, Schule

Technische Universität Graz - TU

Note, Lehrer, Jahr

2008

Autor / Copyright
Olaf P. ©
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Format: pdf
Größe: 0.58 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
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ID# 798







Inhalt: Die Seminara­rbeit bietet eine detailli­erte Untersuc­hung der Infrarot­spektros­kopie, inklusiv­e praktisc­her Experime­nte zur Messung von Spektren verschie­dener Proben. Sie enthält quantita­tive Daten zum Brechung­sindex von Silizium und vergleic­ht IR-Spekt­ren von Raumluft mit gefilter­ter Luft, was für Studiere­nde und Fachleut­e in Physik oder Chemie relevant ist.
#Fourier-Transformation#Spektrometer-Analyse#Silizium-Brechungsindex

Infrarotspektroskopie

 

1 Geräteliste

 

1. IR-FT-Spektrometer (Michelson Interferometer), BONEM MB 102, Inv.Nr.: IF133

2. Mikrometerschraube, Inv.Nr.: AP540/1/10W

3. Proben:

a) Silizium Wafer

b) Kaliumbromid

c) Quaterphenyl

 

 

 

 

2 Einleitung

 

Größter Unterschied zwischen Infrarotspektroskopie und gewöhnlichen Spektroskopieverfahren ist in erster Linie die Wellenlänge. Jedoch ist es nicht so einfach geeignete Intensitäten vor allem im mittleren (MID IR) und im fernen Infrarot (FAR IR) zu erhalten. Weiters kommt noch hinzu, dass aufgrund der großen Wellenlängen Kunststoff und Glass für den IR- Bereich nicht durchlässig sind. Zusätzlich können Prismen nicht eingesetzt werden da Dispersion so gut wie gar nicht vorherrscht. Anstelle von Prismen ist es möglich Gitter einzusetzen.

Um Probleme wie die große Bauweise und den hohen benötigten Lichtintensitäten entgegenzuwirken, behilft man sich mit der Fourier-Transformations-Infrarotspektrometrie. Sie erlaubt eine vergleichsweise kleine Bauweise und kommt mit geringeren Intensitäten aus. Das durch ein Michelson Interferometer erzeugte Inteferenzbild wird über einen möglich großen bereich gemessen und durch eine Fourier-Transformation wird aus den Messwerten ein Spektrum erzeugt. IR-SP hat den großen Vorteil, dass es das gesamte IR-Spektrum auf einmal messen kann. Jedoch ist dadurch die zeitliche Auflösung so schlecht, dass es sich nicht für die Beobachtung zeitlich Aufgelöster Vorgange eignet.

In unseren Experimenten haben wir einen Siliciumkarbid-Stab (Black Body), welcher durch Strom erhitz wurde, als IR-Strahlungsquelle verwendet. Die dabei emittierte Intensität ist nach dem Bolzmann Gesetz von der Temperatur abhängig.

 

Nach dem Plank’schen Gesetz ist die Emission in Abhängigkeit von der Wellenlänge definiert als

mit der Planck’schen Konstante h, der Boltzmann - Konstante kB und der Lichtgeschwindigkeit c. Eine vereinfachte Formel zur Abschätzung einer solchen Verteilung stellt das Wien’sche Gesetz dar,

Mit λmax, der Wellenlänge des Intensitätsmaximums, lässt sich die Intensitätsverteilung leicht abschätzen, da ja die Form der Boltzmannverteilung bekannt ist. In Abbildung 1 sieht man die Wellenlänge in Abhängigkeit der Intensität.

Abbildung 1: Boltzmannverteilung

 

 

 

3 Aufgabenstellung

 

1. Messung des Spektrums der Raumluft und das der gefilterten Luft im Spektrometer, wobei die beiden Spektren verglichen werden sollten. Die dabei auftretenden Unterschiede waren zu analysieren.

2. Vermessen des Transmissionsspektrums eines Siziliumwafer Stückes, und daraus

Berechnung des Brechungsindex von Silizium im Infrarot.

3. Vermessung und Analyse des IR-Spektrums von Quaterphenyl, nach vorheriger

Herstellung eines geeigneten Prüflings, durch Verpressen mit Kaliumbromid.

Abbildung 2: Die IR-Spektren von Raumluft und gefilterter Luft im Vergleich (rote Linie = Raumluft, schwarze Linie gefilterte Luft)

 

4 Versuchsdurchführung

 

Vergleich Raumluft Gefilterte Luft

 

Aufgabe war es, die Spektren der gefilterten Luft und der Raumluft aufzuzeichnen und zu vergleichen, und die Stoffe zu identifizieren, die vom Filter, welcher die Luft im inneren des Spektrographen reinigt, entfernt werden.

Dargestellt in Abbildung 2 ist das Ergebnis unserer Messung. Man sieht markante Absorptionsbanden an vier Stellen des Raumluft-Spektrums, die mit dem Spektrum der gefilterten Luft nicht übereinstimmen. Durch diese vier Absorptionslinien konnten wir auf die Stoffe in der Raumluft schließen, wobei zweiatomige Moleküle nicht in Frage kommen. Da diese nur lineare Streckschwingungen vollziehen können, und sich dabei das Dipolmoment des Moleküls nicht ändert. Diese Änderung des Dipolmomentes ist aber eine notwendige Voraussetzung um ein Photon zu emittieren sofern sich nicht der elektronische Zustand ändert. Staub- oder Schmutzpartikel kamen auch nicht in Frage, da diese höchstens die gesamte Intensität des Spektrums herabsetzen würden. So blieben uns als verdächtige Molekühle nur noch die Bestandteile der Luft, welche in ausreichenden Konzentrationen vorhanden sind und mehr als 2 Atome besitzen. Die einzigen auf die diese Beschreibung zutraf waren nur noch CO2 und H2O. In Abbildung 3 ist der logarithmische Quotient zwischen den beiden Spektren dargestellt. Hier kann man die vier Absorptionsbanden deutlich erkennen.

Um nun den einzelnen Banden den richtigen Übergängen im richtigen Molekül zuordnen zu können, ist es wichtig sich die beiden Moleküle genauer ansehen. Für alle nicht linearen Moleküle errechnet man die Anzahl von Schwingungsfreiheitsgraden mit

 

 

wobei a die Anzahl der Freiheitsgrade und n die Anzahl der Atome ist. Das lässt sich damit erklären, dass jedes Atom 3 Freiheitsgrade besitzt, jedoch die 3 Freiheitsgrade des Massenschwerpunktes (Translation) und die 3 Rotationsfreiheitsgrade des Moleküls keine Schwingunsfreiheitsgrade darstellen und somit wieder abgezogen werden müssen.

Lineare Moleküle sind entlang ihrer Achse rotationsinvariant also ist ein Rotationsfreiheitsgrad des Moleküls entartet. Also gilt für diese:

 

 

Wir mussten also für beide Moleküle jeweils 3 Schwingungsbewegungen finden. Deren Energie einerseits von den beteiligten Massen und andererseits von den Rückstellmomenten der Bindungen abhängt. Dabei liegen Biegeschwingungen energetisch tiefer als Streckschwingungen. Noch tiefer liegen Torsionsschwingungen, welche allerdings im IR nicht sichtbar sind, noch für diese beiden Molekül relevant sind. Die Funktion eines harmonischen Oszillators, welchen Molekülschwingungen darstellen, lässt sich veranschaulichen mit

 

 

Die Energie der Schwingung ist abhängig von der Winkelgeschwindigkeit! Woraus folgt, dass man die Energie einer Schwingungsmöglichkeit, bei vorhandenen Informationen über Masse und Bindungsart qualitativ recht einfach abschätzen kann:

 

 

Auf diese Weise ist es möglich die Banden im gemessenen Spektrum zuordnen.

 

 

 

Abbildung 4: Schwingungsmöglichkeiten eines H2O und eines CO2 Moleküls

 

 

 

Zuordnung der Banden

 

 

Das CO2-Molekül ist linear und daher apolar, wie in Abbildung 4 dargestellt wird. Es existiert eine symmetrische (A), eine asymmetrische Streckschwingung (B), und eine symmetrische Biegeschwingung (C). Die asymmetrische Biegung stellt nur

Rotation um den Schwerpunkt dar und ist daher keine Schwingung. So bleiben uns also zwei Streckschwingungen und zwei entartete Biegeschwingungen. Die Symmetrische Streckschwingung ändert das Dipolmoment des Moleküls nicht und besitzt daher keine Absorptionslinie.

Also bleiben uns beim CO2-Molekül zwei Schwingungsmöglichkeiten übrig: die asymmetrische Streckschwingung (B) und die symmetrische Biegeschwingung (C), wobei die Bande der Streckschwingung deutlich höher liegen muss, da diese Schwingung energetisch höher liegt, was auf das höhere Rückstellmoments bei Dehnung zurückzuführen ist.

Das H2O-Molekül ist gewinkelt und daher polar, siehe Abbildung 4. Auch hier kommen aus den bereits erwähnten Gründen die gleichen Schwingungsmöglichkeiten in Frage, jedoch mit dem Unterschied, dass es keinen

entarteten Freiheitsgrad gibt. Auch hier muss die Streckschwingung eine deutlich

höher liegende Bande erzeugen als die Biegeschwingung.

Anhand dieser Indizien kann man die Moleküle nun relativ zueinander durch die Polaritäten unterscheiden.

Die H-Atome besitzen nur 1/12 des Gewichts eines C-Atoms, wodurch sich der bestimmende Faktor kennzeichnet. Im CO2 sind die O-Atome zwar doppelt gebunden, jedoch beträgt der Gewichtsunterschied nur etwa einen Faktor von 2. Die Abschätzung ergibt also:

 

 

Abbildung 5: Schwingungsbanden den Molekülbewegungen zugeordnet

 

 

Die in Abbildung 5 höchst gelegene Bande bei ca.  = 2300, muss also von der asymmetrischen Streckschwingung des H2O-Moleküls hervorgerufen werden, die  am niedrigsten gelegene Bande, bei ca.  = 700 von der symmetrischen Biegeschwingung des CO2 Moleküls. Von der Breite der Banden der Rotationsniveauunderschiede kann man daher schließen, dass die Bande bei 1250 <  < 2000 von der symmetrischen Biegeschwingung des H2O-Moleküls herrührt, und die Bande bei 3500 <  < 4000 von der asymmetrischen Streckschwingung des CO2-Moleküls.

Abbildung 6: Interferenzmuster der Brechung am Siliziumwafer (Ausschnitt aus dem

Spektrum)

 

 

Berechnung des Brechungsindex von Silizium

 

 

Silizium besitzt im IR keine Spektrallinien und da es für IR völlig durchlässig ist. Dies macht es möglich Silizium-Einkristalle mittels IR-Spektroskopie auf Verunreinigungen

zu untersuchen und, ähnlich wie in wir es bei Raumluft gemacht haben, diese Verunreinigungen zu identifizieren. Jedoch war es in diesem Fall nur unsere Aufgabe den Brechungsindex von Silizium im IR zu bestimmen. Dies ist durch die Lichtbrechung an einer Planparallelen Platte (Siliziumwafer) möglich.

Bei hinreichend großer Auflösung ist es möglich im Spektrum das Interferenzmuster dieser Brechung sehen, siehe Abbildung 6. Die lokalen Maxima entstehen bei konstruktiver Interferenz, also immer genau dann, wenn die Dicke der Platte ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge ist. Um nun auf den Brechungsindex schließen zu können bestimmt man zwei Maxima, deren Abstand hinreichend groß ist um nicht zu große Unsicherheiten zu erhalten, jedoch noch hinreichend klein damit wir Brechungsindex in diesem Bereich als konstant annehmen können. Es ist nicht möglich die Ordnung des jeweiligen Peaks anzugeben, die Differenz der beiden Ordnungen aber sehr wohl, da sich die Anzahl der Peaks die sich zwischen unserem Anfangs- und dem Endwert sich befinden abzählbar sind. Woraus sich für einen Abstand von k Peaks die Ordnung i ergibt:

 

Setzt man in  ein erhält man:

 

 

Für diese Art von Messung sind Wafer ganz besonders gut geeignet, da ihre Oberflächen völlig glatt sind und hinreichend dünn sind. Es wurden aus dem Spektrum die Wellenzahlen

zweier Peaks mehrmals im Abstand von k = 20 ausgemessen:

 

Die Dicke des Wafers wurde von uns mit Hilfe einer Mykrometerschraube festgestellt.

 

d = 0.52 mm ± 0.01 mm

 

Daraus folgt der Brechungsindex von Silizium bei = 5, 5µm:

 

nSi = 3,5 ± 0, 6

 

Spektrum des Quaterphenyl-Moleküls

 

 

Abbildung 7: Struktur des Quaterphenyl-Moleküls

 

 

IR-Spektren von Gasen und Flüssigkeiten sind recht einfach zu erhalten, bei Feststoffen besteht allerdings die Möglichkeit einer Anisotropie, somit kein eindeutiges Spektrum mehr zu erhalten. Dies kann man jedoch vermeiden, indem man die Ausrichtung der Teilchen möglichst gleichverteilt. Dies hat jedoch Nachteile. Besser behelfen kann man sich, indem man den zu untersuchenden Stoff pulverisiert und mit einem Trägermaterial zu einem Festkörper verpresst, was genau unserem Versuchsablauf entsprach.

 Als Trägermaterial verwendeten wir das Salz Kaliumbromid (KBr), das kein IR-Spektrum aufweißt und sich gut verpressen lässt.

In unserem Fall wurde das Quaterphenyl Molekül (C24H18) untersucht. Dieses Molekül besitzt 120 Schwingungsfreiheitsgrade. Was sich natürlich in entsprechend komplexen Spektren niederschlägt. Es wurden zwei Presslinge hergestellt, beide aus Kaliumbromid, wobei der eine mit Quaterphenyl versetzt wurde.  Wir verwendeten je 140 mg KBr, die zuerst im Ofen auf etwa 50° C erhitzt wurden und dann in einem Mörser fein verrieben wurden. Um den mit Quaterphenyl versetzten Pressling herzustellen wurde das KBr bereits vor dem Verreiben beigemischt, wobei einerseits eine möglichst homogene Verteilung im Pressling wichtig war, aber andererseits auch die räumliche Anordnung der Quaterpheny Moleküle erreicht wurde. Das Pulver wurde im noch möglichst warmen Zustand, um ein Verkleben zu vermeiden, in einen Pressstempel gefüllt und in einer Hydraulischen Presse zuerst 5 Minuten bei 5 Tonnen, dann 10 Minuten bei 10 Tonnen zu verpressen. Das Ergebnis waren zwei eher milchige Presslinge mit einer Dicke von 0.1 mm und einem Durchmesser von 8mm. Beide Presslinge wurden anschließend im Spektrometer untersucht und verglichen. In Abbildung 8 welche den logarithmischen Quotienten der beiden Spektren darstellt. Ist der Vergleich der beiden Spektren dargestellt.

Abbildung 8: Logarithmischer Quotient der Spektren von Quaterphenyl und KBr, auf

die Basislinie begradigt.

 

Diese Graphik wurde von uns mit den Ergebnissen eines Simulationsprogramms verglichen. Aus diesen Informationen wurden die Peaks zugeordnet. Bei den Banden zwischen =1400 cm-1 und  = 1500 cm-1 handelt es sich demzufolge um C-H-Biegeschwingungen. Die weit gestreuten und recht flachen Banden von =1000 cm-1 bis =1200 cm-1 kommen von Biegeschwingungen innerhalb der Phenol-Ringe des Moleküls. Die noch tiefer liegenden Banden bei =500 cm-1 bis =1000 cm-1 wo wir die höchsten Peaks finden rühren von Out of Plane-Biegeschwingungen, Schwingungen bei denen einzelne Atome des Moleküls aus seiner Ebene heraus schwingen. Die Zuordnungen sind in Abbildung 9 dargestellt.

 

 

 

Abbildung 9: Zuordnung der Banden des Quaterphenyls

 

 

5 Unsicherheitsanalyse

 

Die Unsicherheitsanalyse wurde aufgrund der Tangentenmethode durchgeführt. Die Unsicherheit des Spektrums ist der jeweiligen Auflösungseinstellung des Spektrometer äquivalent. Das war   = 4cm−1.

 

Brechungsindex von Silizium:

 

•           Spektrometer:  = 2cm−1

•           Mikrometerschraube: d = 0.01mm

•           Wellenlänge:  

•           Brechungsindex:

 

 

 

 

6 Zusammenfassung

 

Es wurde eine quantitative Messung des Brechungsindex von Silizium durchgeführt. Die

anderen Messungen waren qualitativer Natur, jedoch scheinen sie aber mit Beobachtung und Simulation gut überein zustimmen. Die Messunsicherheit des Brechungsindex von Silizium ist relativ groß, da keine Verringerung der Abweichung der Wellenzahl bei

Mittelung über mehrere Peaks angenommen wurde. Dies würde den Unsicherheitsbereich

stark verringern.


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