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Endarbeit
Erziehungswissenschaf­t

Georg-August-Universität Göttingen

2011

Karin N. ©
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ID# 67039







PD Dr. Schmid
Pädagogisches Seminar
26
37073 , 10.02.2011

0551 – 39


Seminar: Einführung in Entwicklungs- und Lerntheorien (WS 2010/11)


Modulprüfung

Bildungswissenschaften im Master of Education

M.BW.1 (Modul 1: Lehren und Lernen)


Hausarbeit


Straße 12

37073

0551 6347122


2 Fach Bachelor (Lehramt)

20669044

Was zeichnet humanethologische Erklärungen des Verhaltens aus und worin unterscheiden sich diese von den Auffassungen anderer Lern- und Entwicklungstheorien?

Als wissenschaftliche Disziplin ist die Entwicklungspsychologie noch relativ jung. Sie entstand im 19 Jahrhundert und brachte folgende Fragestellungen hervor: Wie wird Entwicklung definiert? Welche Merkmale sind charakteristisch für Entwicklung? Welche Ursachen und Veränderung liegen vor und wie lassen diese sich erklären? Neben Biologen und Verhaltensforschern beschäftigten sich auch zahlreiche Philosophen mit der Entwicklung des Menschen und untersuchten die beeinflussenden Ursachen.

Der Gegenstand der Entwicklungspsychologie und das Interesse an der menschlichen psychologischen Entwicklung fanden ihren Ursprung in der Evolutionstheorie von Charles R. Darwin (1809-1882). Bis heute bildeten sich daraus vielfältige und unterschiedliche Erscheinungsbilder. Alle Theorien stimmen jedoch überein, dass Entwicklung die Veränderung des Organismus bedeutet.

Diese Veränderungen bilden untereinander einen Zusammenhang und sind daher nicht unabhängig voneinander zu betrachten. So erreicht ein Kind über seine Grobmotorik zuerst das Strampeln, Kriechen und schließlich den aufrechten Gang. Damit lässt sich eine erste Definition formulieren: Entwicklung ist eine gerichtete, zeitlich geordnete Reihe von miteinander zusammenhängenden Veränderungen des Erlebens und Verhaltens.

Hinzu kommt der weitere Aspekt, dass Entwicklung in allen Bereichen eine Ausgliederung der Details darstellt. Hier sprechen wir von Differenzierung. Sie meint in der Entwicklungspsychologie den Vorgang einer zunehmenden Ausgliederung psychischer Merkmale aus dem globalen, ungegliederten Anfangszustand. Beispielsweise entstehen in der Sprachentwicklung aus den ursprünglichen unklaren Lallmonologen immer feinere Lautgebilde und schließlich Wörter und sauber ausgegliederte Sätze.

Der Differenzierung steht der gegenläufige Prozess, die Integration, gegenüber. Mit Integration bezeichnet man in der Entwicklungspsychologie den Vorgang, vorher isoliert erlebte Einzelteile und Funktionen zueinander in Beziehung zu setzen und im Zusammenhang zu sehen. Motorische Bewegungen und Sinnesleistungen laufen zunächst getrennt nebeneinander, bewirken aber bald ein sinnvolles Zusammenwirken, was beispielsweise ein gezieltes Greifen ermöglicht.

Eine wichtige Aufgabe der Entwicklungspsychologie besteht darin, jene Bedingungen zu beschreiben, die Veränderungen des Organismus auslösen und so als Ursachen von Entwicklung gelten. Diese Bedingungen lassen sich in drei Gruppen einteilen: genetische Anlage, Umwelteinfluss und Selbststeuerung. Die Anlage eines Menschen bildet das genetische Material, das bei der Befruchtung durch die Gameten bestimmt wird.

Umwelt meint alle direkten und indirekten Einflüsse, denen ein Lebewesen von der Befruchtung bis zum Tod von außen her ausgesetzt ist. Mit Selbststeuerung werden alle Kräfte bezeichnet, mit denen das Individuum als aktives Wesen „von sich aus“ Entwicklungsprozesse herbeiführt und diese beeinflusst.

Welcher der drei Faktoren den größten Einfluss auf die Entwicklung hat, kann aus wissenschaftlicher Sicht nicht bewiesen werden. Ergebnisse der Zwillings- und Adoptionsforschung lassen jedoch erkennen, dass die Ausbildung der Persönlichkeit von allen Komponenten abhängt.

Die humanethologische Entwicklungstheorie nach Irenäus Eibl-Eibesfeldt setzt ihren eigenen Schwerpunkt. Sie geht davon aus, dass das menschliche Verhalten zum großen Teil genetisch vorprogrammiert sei und so analog zu anderem organischen Leben verlaufe. Ihren Ansatz begründet die Theorie mit dem Begriff der Entelechie von Aristoteles. Der Gedanke, dass alles Lebende einem inneren Formprinzip unterliege, ist damit eine stützende Grundlage.

Doch neben dieser philosophischen Tradition werden epigenetische Erkenntnisse berücksichtigt und mit biologischen und pädagogischen Erklärungen erweitert. Die humanethologische Verhaltenstheorie bezieht sich auf Charles Darwins Evolutionstheorie bei der Grundannahme, dass angeborene Verhaltensmuster das Ergebnis evolutionärer Anpassung sei und dem Überleben diene.

Damit lehnt sich Irenäus Eibl-Eibesfeldt an die entwicklungspsychologischen Diskursen von Werner, Kroh, Remplein und Rousseau an. Auch diese Autoren unterstützen die Ansicht, Entwicklung sei ein biologisch vorprogrammierter Prozess. Eibl-Eibesfeldt unterteilt diesen Prozess in verschiedene Entwicklungsstufen bei denen Umwelterfahrungen nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Sie bilden das Übungsgerüst und die Entfaltungsmöglichkeiten für das sich entwickelnde Individuum. Das bedeutet, dass angeborenes Verhalten nicht automatisch zum Vorschein trete, sondern den Reiz als Auslöser bedürfe. Dieser Input ist für die Aktualisierung des Verhaltens auslösend, da dieses laut Eibl-Eibesfeldt als Verhaltensdisposition zu betrachten sei. Im Verlauf der Evolution habe sich Verhalten angepasst.

Hier nennt Eibl-Eibesfeldt das sexuelle Verhalten, das familiäre Pflegeverhalten und die soziale Organisation. Doch wie kommt es zum Zeigen eines Verhalten? Eibl-Eibesfeldt legt zwar seinen Schwerpunkt auf die genetischen Anlagen des Menschen, betont aber, Verhalten müsse erlernt werden. So durchlaufe ein Kind verschiedene Entwicklungsphasen und erlerne etappenspezifische Verhaltensmuster durch Übung.

Ist der Mensch durch ein evolutionsgeschichtlich entstandenes Verhaltensprogramm beeinflusst? Mit seiner Theorie könnte Eibl-Eibesfeldt als Anlagetheoretiker missverstanden werden. Doch damit wäre der Blick zu reduziert, denn er räumt zudem ein, das menschliche Verhalten sei kulturell angepasst. Doch der Gegenstand der humanethologischen Forschung ist die genetische Anlage.

Diese Grundannahme steht anderen Lern- und Entwicklungstheorien wie der Psychoanalyse und dem Behaviorismus gegenüber, die im Folgenden diskutiert werden.


Wie lassen sich die wesentlichen Unterschiede zwischen der psychoanalytischen Theorie und dem Behaviorismus beschreiben?

Wie bereits vorgestellt, untersucht die Entwicklungspsychologie die Bedingungen, die Veränderungen im Organismus auslösen. Dabei ist die humanethologische Verhaltenstheorie der Gruppe zuzuordnen, die ihren Schwerpunkt auf die genetischen Anlagen des Menschen legt. Des Weiteren sollen die beiden Aspekte Umwelteinfluss und Selbststeuerung genauer betrachtet werden.

Dabei zeigen die behavioristischen Theorien den Einfluss der Umwelt auf die Entwicklung auf. Inwieweit die Selbststeuerung eine Rolle bei der Entwicklung eines Menschen spielt, lässt sich mit Hilfe der Psychoanalyse zeigen. Schon hier wird der erste bedeutende Unterschied erkennbar. Das lässt vermuten, dass beide Forschungen miteinander konkurrieren. Um die unterschiedlichen Gegenstände der Theorien näher zu beleuchten, werden sie nacheinander vorgestellt und anschließend verglichen.

Hier bietet die Pädagogik verschiedene Ansätze an: das klassische und operante Konditionieren, sowie das Lernen am Modell.

Der Behaviorismus wurde 1913 von John B. Watson gegründet, geht aber eigentlich auf den russischen Physiologen Iwan. P. Pawlow zurück. Hier ist der alleinige Gegenstand das beobachtbare Verhalten aufgrund einer Reiz-Reaktions-Abhängigkeit. Die Grundannahme besagt, dass alles Verhalten er- und verlernt werden könne. Genetische Anlagen geben nur vor, wie der Organismus geschaffen ist und welche Kapazitäten und Ressourcen er aufweist.

Auf den Behaviorismus gehen das Wissen und die Theorien über menschliches Lernen und die Verhaltenstherapie zurück. Damit hat er die Psychologie besonders im Bereich des Lernens nachhaltig beeinflusst. Doch wie findet Lernen statt? Als klassisches Konditionieren bezeichnet man den Prozess der wiederholten Koppelung eines neutralen Reizes mit einem unbedingten Reiz.

Dabei wird der ursprünglich neutrale Reiz zu einem bedingten Reiz, der eine bedingte Reaktion auslöst. Das Gesetzt der Kontiguität besagt, dass eine Konditionierung erst erfolgt, wenn der neutrale und der unbedingte Reiz mehrmals miteinander und zeitlich kurz nacheinander auftreten und räumlich beieinander liegen. Von Reizgeneralisierung spricht man, wenn ein Reiz, der mit dem bedingten Reiz Ähnlichkeit hat, ebenfalls die bedingte Reaktion auslöst.

Eine Extinktion liegt vor, wenn nach einer Konditionierung der bedingte Reiz längere Zeit nicht mehr mit dem unbedingten Reiz gekoppelt wird und daraufhin schließlich die bedingte Reaktion nicht mehr erfolgt. Pawlows unterteilt weiter in Konditionierungen erster und zweiter Ordnung. Bei der zweiten Ordnung wird eine Konditionierung auf einer bereits erlernten Reiz-Reaktion-Verbindung aufgebaut.

Dann beruht eine Konditionierung auf der Verknüpfung eines neutralen Reizes mit einem unbedingten Reiz. Diese Erkenntnisse stellen einen ersten und grundlegenden Theorieansatz in der Lernpsychologie dar.

Eine weitere Lerntheorie hat die Bedeutung der Konsequenzen eines Verhaltens für das Lernen untersucht. Edward Thorndike kam zu den Ergebnissen, dass bei Lernen durch Versuch und Irrtum zufällig richtiges Verhalten beibehalten wird, während erfolglose Verhaltensweisen allmählich abnehmen und schließlich gar nicht mehr gezeigt werden. Daraus entwickelte er die drei Gesetze der Bereitschaft, des Effekts und der Frequenz.

Hier unterteilt Skinner in positive und negative Verstärker. Zudem führt er den Begriff Shaping ein, welcher einen systematischen Aufbau von Verhalten meint. Der Abbau von unerwünschten Verhaltensweisen erfolgt durch differentielle Verstärkung, was ein Ignorieren von unerwünschtem Verhalten meint bei gleichzeitigem positiven Verstärken von unerwünschtem Verhalten.

Welche Rolle diese Verstärker und das System der Belohnung und Bestrafung in der Institution Schule einnehmen, wird zu einem späteren Zeitpunkt dargestellt.

Der Behaviorismus berücksichtigt in seiner Forschung nur beobachtbares Verhalten, damit vernachlässigt er Annahmen über Gefühle, Motive oder Gedanken. Der Mensch wird als durch Reize steuerbares Lebewesen beschrieben. Dabei treten Erklärungsgrenzen auf, denn diese Lerntheorie schließt Lernen am Modell und durch Einsicht in eine Problemlösung aus. Zudem wird die Selbststeuerung des Menschen nicht beachtet.

So steht dem Behaviorismus die Psychoanalyse gegenüber.

Die Forschung der Entwicklung und Erziehung aus psychoanalytischer Sicht untersucht folgende Aspekte: Bei welcher Erziehung ist eine gesunde Entwicklung eines Menschen zu erwarten? Unter welchen Umständen ist eine seelische Fehlentwicklung wahrscheinlich? Wie lässt sich die Entwicklung der Persönlichkeit und das Verhalten eines Menschen erklären? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Erzieherverhalten und der Persönlichkeitsentwicklung des zu Erziehenden? Der Neurologe Sigmund Freud begründete die Psychoanalyse, die immer wieder kritisiert wurde, doch bis heute nicht an Aktualität verloren hat.

Die psychoanalytische Theorie basiert auf der Grundannahme, dass der Mensch drei Bewusstseinsstufen hat. Freud nennt sie bewusst, vorbewusst und unbewusst. Die grundlegende Annahme der Psychoanalyse ist, dass bestimmte seelische Vorgänge und innere Kräfte unbewusst sind, sich aber auf das individuelle Verhalten und die Entwicklung der Persönlichkeit nach ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten auswirken.

Während Freud von inneren Kräften, sogenannten Energien, ausging, untersuchte Pawlow ausschließlich äußere Einflüsse, die Reize. Damit nehmen beide Theorien gegensätzliche Perspektiven ein. Doch wie entsteht nach der Psychoanalyse die Persönlichkeit eines Menschen? Um den Aufbau und die Dynamik der Persönlichkeit zu erklären, verwendet Freud ein Instanzenmodell. Das ES ist die Instanz der Triebe, Wünsche und Bedürfnisse.

Das ICH leistet die bewusste Auseinandersetzung mit der Realität. Die Wert- und Normvorstellungen sind im ÜBER-ICH verwurzelt. Damit handelt der Mensch nach dem Lust-, Realitäts- und Moralprinzip. Da diese Prinzipien im Menschen selbst entstehen, beruht in dieser Theorie das Handeln und Verhalten des Menschen auf der Selbststeuerung.

Die Psychoanalyse erklärt darüber hinaus, wie psychische Krankheiten und Störungen entstehen. Sie nennt das Gleich- bzw. Ungleichgewicht der Instanzen, die Einschränkung der Entwicklungsphasen in der Kindheit und der unangemessene Gebrauch von Abwehrmechanismen zur Verhinderung von Angst als Ursachen. Eine mögliche Verhaltensauffälligkeit und Krankheit entsteht somit durch eine Störung des seelischen Innenlebens im Menschen selbst.

Beide genannten Theorien haben Spuren in Erziehungseinrichtungen bzw. der Schule hinterlassen. Worin bestehen diese jeweils?

Betrachtet man in der Psychoanalyse die Entstehung der Libido, die Energie des Lebenstriebes, fällt auf, dass diese im frühkindlichen Alter entsteht und die Pubertät mit durchläuft. Diese unterschiedlichen Phasen geben erzieherische Hinweise. Freud nennt folgende Phasen: orale, anale, phallische, latenz und genitale Phase. Im ersten Lebensalter entsteht der erste Lustgewinn durch die Mundzone und durch alles, was mit ihr unmittelbar in Zusammenhang steht.

Säuglinge benötigen viel emotionale Zuwendung und Eltern und Erzieher sollten für eine angemessene, realitätsangepasste Befriedigung der oralen Bedürfnisse sorgen. Diese Aufgabe wird an das familiäre Umfeld und an Mitarbeiter von Kinderkrippen gerichtet. Im 2. und 3. Lebensjahr findet in der analen Phase die Reinlichkeitserziehung des Kindes statt. In dieser Phase wird die Beziehung des ICHs zur eigenen Person aufgebaut.

Damit weder Kastrationsangst noch Penisneid entstehen können, sollte das Herzeigen und Betrachten der eigenen Geschlechtsteile nicht überbewertet oder sogar bestraft werden. Der ungünstige Verlauf des Ödipus-Konfliktes wird durch eine positive, Beziehung zum Kind unterstützt. Hier sind wieder Eltern und Erzieher des Kindergartens gefordert. Die Latenzperiode findet zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr statt.

Das Kind wird eingeschult und die erzieherischen Ansprüche richten sich ab jetzt neben dem Elternhaus auch an die Lehrer. In dieser Phase treten die Triebregungen in den Hintergrund und die Energie wird auf Gegenstände der Umwelt verlagert. Lehrkräfte unterstützen die Schüler beim Bilden und Nutzen der Abwehrmechanismen. Als letzte Periode setzt im 12. Lebensjahr die genitale Phase ein.

Hier tritt die Sexualität in den Dienst der Partnerschaft und dient neben der Fortpflanzung der sozialen Interaktion und Kommunikation. Lehrer sollten sensibel für die pubertäre Lebensphase der Schüler sein. Hier wirken Bestätigung und Unterstützung positiv auf die Ausbildung der Persönlichkeit. Da die freud´sche Ansicht das Seelenleben und die inneren Energien als Gegenstand seiner Forschung betrachtet, steht die Selbststeuerung des Menschen im Fokus.

Die Förderung des ICH erfolgt durch Förderung der kognitiven Fähigkeiten wie Sprache, Intelligenz und Denken, Gedächtnis, motorische Möglichkeiten sowie Mut und Willenskraft. Die Instanzen selber bilden sich von selbst, der Erzieher kann durch sein Einwirken jedoch das Risiko eines Ungleichgewichts und damit einer ICH-Störung verringern.

Der Behaviorismus beeinflusste die Pädagogik von der externen Perspektive. Dem Konditionieren wird besondere Bedeutung bei dem Erwerb emotionaler Reaktionen und den Aufbau bedingter Verhaltensweisen zugesprochen. Positive emotionalen Reaktionen werden aufgebaut und erlernt, indem der Erzieher den Reiz, der positive emotionale Reaktionen hervorrufen soll, mehrmals mit einem Reiz koppelt, der bereits eine angenehme Empfindung auslöst.

Umgekehrt lassen sich auch negative emotionale Reaktionen hervorrufen, was es zu verhindern gilt. Bei beiden Vorgehensweisen sollten Erzieher das Gesetz der Kontiguität beachten, also die räumliche und zeitliche Abhängigkeit der Reiz-Reaktion-Verbindung beachten. Der Erzieher sollte vermeiden, selbst zu einem negativ besetzten bedingten Reiz für die Kinder zu werden und er sollte darauf achten, dass er keine ungerechtfertigten Einstellungen vermittelt.

Neben dem Aufbau von gewünschten Verhalten ist jedoch ebenso der Abbau von ungewünschtem Verhalten wichtig.

Damit beeinflusst die behavioristische Theorie die pädagogischen Ansprüche des Lehrers zu einem größeren Anteil, da die Konditionierungsprozesse nicht phasenabhängig sind, wie es bei der Instanzbildung bei der Psychoanalyse der Fall ist.


Beschreiben Sie an einem Beispiel den Erwerb eines bestimmten Verhaltens aus der Sicht von Albert Bandura. Wählen Sie dabei bitte ein schulisches Beispiel aus.

Neben den gezeigten Theorien bietet Albert Bandura einen neuen Ansatz, er zeigt die Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden. Das Lernen am Modell zeigt, dass Lernen im Erziehungsprozess stattfindet. Seine Untersuchungsobjekte lassen sich in den folgenden Fragestellungen erkennen: Welche Prozesse laufen beim Lernen am Modell ab? Welche Bedingungen begünstigen das Beobachten und Nachahmen von Modellen? Wie bedeutsam erweist sich das Lernen am Modell für die Erziehung und welche Rolle spielen Belohnung und Strafe?

Der Mensch ist damit selbst gesteuert, da er Ziele verfolgt, wahrnimmt, bewertet, prüft und überdenkt. Daraus ergibt sich eine gegenseitige Beeinflussung von Personen und Umwelt. Ein Schüler, der verspottet wird, da er schlechte Noten schreibt, kann seine Umwelt nutzen um die Situation zu ändern. Er lernt intensiver oder nimmt Nachhilfe. Damit gestaltet er durch sein Verhalten seine Umwelt, die im Idealfall dazu beiträgt, dass sein Ziel erreicht wird, indem seine Noten sich verbessern.

Diese Grundannahme ist die Basis der sozialkognitiven Lerntheorie.

Doch welche Phasen und Prozesse laufen beim Modelllernen ab? Bandura unterteilt die Vorgänge in die Aneignung des Verhaltens und in die Ausführung des Verhaltens. In der Aneignungsphase laufen Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozesse im Beobachtenden ab. In der Ausführungsphase erkennt man motorische Reproduktions-, Motivations- und Verstärkungsprozesse. Der Lehrer nimmt im Unterricht die Rolle eines Modells an.

Er kann die Bedingungen, die die Aufmerksamkeit des Beobachters, damit Schülers, positiv beeinflussen. Er sollte zeigen, dass er die soziale Macht besitzt lohnend und strafend zu handeln. Diese Macht darf jedoch nicht missbraucht werden und sollte angemessen genutzt werden. Damit steigert der Lehrer sein Ansehen, was ihn zu einem angesehenen Modell macht. Zudem sollte der Lehrer die Bedürfnisse der Schüler zufrieden stellen können, indem er den Lernstoff der Lerngruppe angemessen aufbereitet.

Damit hängt die Aufmerksamkeit von vier Hauptaspekten ab: von den Persönlichkeitsmerkmalen des Modells, den Persönlichkeitsmerkmalen des Beobachters, der Beziehung zwischen Modell und Beobachter, bestimmten Situationsbedingungen.

Eine große Bedeutung in der Theorie des Modelllernens wird der Bekräftigung zugesprochen. Hier unterscheidet Bandura in externe, stellvertretende und direkte Bekräftigung. Der Lehrer hat mit der externen und stellvertretenden Belohnung zwei Werkzeuge, die er nutzen kann, um die Schüler zu motivieren. Er kann einen Schüler für sein Verhalten, wie z.B. Mitarbeit, soziales Verhalten und gute Leistungen loben.

Diese Bestärkung ist für den Schüler selber eine externe, die beobachtenden Mitschüler erhalten eine stellvertretende Bestärkung und sind damit motiviert, das gezeigte Verhalten nachzuahmen. Das System der Strafe erfolgt auf gleiche Weise und kann zum gleichen Anteil das gewünschte Verhalten der Schüler auslösen.

Der Lehrer sollte sich bei seinem Unterricht deutlich machen, dass er bei den Schülern Erwartungshaltungen auslöst. Bandura nennt hier drei Arten: Ergebnishaltung, Kompetenzerwartung und Aussicht auf Selbstbekräftigung. Zudem unterscheidet er vier Effekte des Modelllernens, die sowohl durch natürliche als auch symbolische Modelle ausgelöst werden. Hier teilt Bandura in den modellierenden, hemmenden, enthemmenden und auslösenden Effekt auf.

Jeder Erzieher wirkt als Modell auf den Beobachter. Die entscheidendsten Modelle sind die Erziehungsberechtigten. Sie leben ihren Kindern Verhalten vor, bringen ihnen bei, wie Gedanken formuliert, Gefühle gezeigt und soziales Zusammenleben konstruiert ist. Das Kind lernt Jahre lang von diesem Modell und bringt sein Wissen mit in die Schule. Es kann zu Konflikten mit der Lehrperson kommen, wenn gewünschte Verhaltensweisen nicht miteinander harmonieren.

Der Lehrer sollte damit sensibel den verschiedensten Lebenswelten sein, gerade heute, da unterschiedlichste Kulturen in der Schule aufeinander treffen. Damit kann er nicht ein Modell für alle sein, sondern muss sich individuell einstellen können. Bei jeder Handlung muss dem Lehrer bewusst sein, dass er eine Vorbildfunktion inne hat.

Was unterscheidet die Theorie von Albert Bandura von den klassischen Theorien des Behaviorismus und worin liegen Gemeinsamkeiten?

Sowohl der Behaviorismus als auch das Lernen am Modell sind Lerntheorien. Beide Ansätze untersuchen den Erwerb des Verhaltens und gehen davon aus, dass die Umwelt den nötigen Input gibt, der einen Lernprozess aktiviert. Das Menschenbild, dass dem klassischen Behaviorismus zugrunde liegt, bleibt eng und einseitig. Der Mensch erscheint als ein Wesen, dass nahezu ausschließlich von Umweltreizen beherrscht wird.


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