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Seminararbeit / Hausarbeit

Homo Ludens - Der Ursprung der Kultur im Spiel

2.503 Wörter / ~13 Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autor Sven R. im Feb. 2011
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Seminararbeit
Kunst/Design

Universität, Schule

Universität Wien - Alma Mater Rudolphina

Note, Lehrer, Jahr

2008

Autor / Copyright
Sven R. ©
Metadaten
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 4593







HOMO LUDENS

Der Ursprung der Kultur im Spiel


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung S. 2

2. Definitionen S. 3

3. Beispiele S. 5

3.1 Wettkampf S. 5

3.2 Regelverstöße S. 6

3.3 Abgegrenztheit und Aufhebung der Alltagswelt S. 7

3.4 Kult und Ritual S. 8

3.5 Kunst S. 9

3.6 Recht S. 9

3.7 Dichtung S. 10

3.8 Wissen S. 11

3.9 Neuzeit S. 11

4. Resümee S. 12

5. Bibliographie S. 13


1. Einleitung

Der Ausgangspunkt des Werkes Huizingas ist die Beobachtung, dass sowohl Tiere als auch Menschen spielen. Dennoch besteht ein wesentlicher Unterschied, nämlich jener, dass sich der Mensch seines Spielens bewusst ist (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 12). Somit stellt er den gängigen Charakteristika, über welche sich der Mensch vom Tier abzuheben versucht (die Vernunft & das Schaffen), die Fähigkeit zum Spiel gegenüber (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 7).

Das Ziel Huizingas liegt nun darin, diese Fähigkeit in einen größeren Kontext zu setzen. Für ihn ist das Spiel mehr als nur Biologie (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 9) oder ein zweckmäßig-funktionales Nebenprodukt von Kultur (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 10). Seiner Theorie nach entsteht Kultur aus dem Spiel heraus oder anders gesagt, für ihn wird „Kultur anfänglich gespielt“ (Huizinga 1938/2009, S. 57).

An einer späteren Stelle formuliert er diesen Zusammenhang noch präziser: „Kultur in ihren ursprünglichen Phasen wird gespielt. Sie entspringt nicht aus Spiel, wie eine lebende Frucht sich von ihrem Mutterleibe löst, sie entfaltet sich in Spiel und als Spiel“ (Huizinga 1938/ 2009, S. 189).

Dabei erkennt er im Menschen die Neigung oder sogar den Instinkt den anderen „übertrumpfen“ zu wollen. So schreibt er: „Im agonalen Instinkt hat man es nicht in erster Linie mit Machthunger oder mit dem Willen zu herrschen zu tun. Primär ist das Verlangen, den anderen zu übertreffen, der Erste zu sein und als solcher geehrt zu werden“ (Huizinga 1938/2009, S. 61).


2. Definitionen

Nach einer ersten Auseinandersetzen mit dem Begriff kommt Huizinga zur folgenden Definition:

Der Form nach betrachtet, kann man das Spiel also zusammenfassend eine freie Handlung nennen, die als «nicht so gemeint» und außerhalb des gewöhnlichen Lebens stehenden empfunden wird und trotzdem den Spieler völlig in Beschlag nehmen kann, an die kein materielles Interesse geknüpft ist und mit der kein Nutzen erworben wird, die sich innerhalb einer eigens bestimmten Zeit und eines eigens bestimmten Raums vollzieht, die nach bestimmten Regeln ordnungsgemäß verläuft und Gemeinschaftsverbände ins Leben ruft, die ihrerseits sich gern mit einem Geheimnis umgeben oder durch Verkleidung als anders von der gewöhnlichen Welt abheben“ (Huizinga 1938/2009, S. 22).

Halten wir also als wichtige Kennzeichen von Spiel folgende drei Eigenschaften fest: das freie Handeln, die Abgrenzung vom gewöhnlichen Leben und die damit verbundene Abgeschlossenheit/ Begrenztheit.

Des weiteren hat das Spiel auch die Funktion eines „Kampf um etwas oder eine Darstellung von etwas“ (Huizinga 1938/2009, S. 22), d.h. das Spiel hat auch einen Wettkampfcharakter.

Häufig wird Spiel mit den Dualismen Spaß & Ernst, Gut & Böse oder Torheit & Weisheit in Verbindung gebracht. Für Huizinga besteht jedoch keine Beziehung zu diesen, da beispielsweise auch ein Spiel in Ernst umschlagen kann, jedoch im Umkehrschluss nicht alles nicht-ernste Spiel ist (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 14f.) oder wie ich später noch zeigen werde das Spiel durchaus zur Erlangung von Weishei.....[Volltext lesen]

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Am Wettkampf selbst wird ein zusätzliches Element von Spielen deutlich, nämlich das Prinzip des Gewinnens. Dieser Gewinn muss nicht ökonomischer Natur sein, sondern kann auch rein symbolisch sein, wie etwa Prestige. Mitberücksichtigt muss auch die Tatsache werden, dass der Sieg eines „einzelnen auf die Gruppe“ (Huizinga 1938/2009, S. 61) übertragen werden kann.

Verbunden mit dem Gewinn ist auch der notwendige Einsatz. Dieser wiederum dient als Maßstab für die Wichtigkeit des Spiels und dem resultierenden Gewinnes. Nicht unerwähnt in diesem Zusammenhang sollte die gemeinsame Verbindung von Ökonomie und Spiel sein, da man in beiden Bereichen nach Gewinn strebt.

Man muss auch bedenken, dass immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor bei jedem Spiel mitwirkt, vor allem auch in der Ökonomie. Diese Ungewissheit des Zufalls hat ebenfalls Auswirkungen auf die Bedeutung eines Spieles (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 62).


Die Relevanz des Wettbewerbscharakters in der Kulturgeschichte zeigt sich für Huizinga in der Gesellschaftsstruktur von archaischen Gemeinschaften. Hier stehen sich immer zwei Stammeshälften in einem agonalen oder antithetischen Verhältnis gegenüber. Diese Erfahrung spiegelt sich wiederum in einem dualistischen Denken wider, welches wir auch in Hochkulturen finden können, wie etwa im chinesischen Yin & Yang (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 65).

3.2 Regelverstöße

Wie bereits erwähnt sind die Regelhaftigkeit und eine formale Ordnung die Grundlagen von Spielen. Daraus folgt, dass ein Bruch von diesen Regeln das Spiel gefährdet. Ein Regelverstoß führt nun dazu, dass das Spiel unterbrochen wird und das „gewöhnliche Leben“ kurz wieder hervortritt (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 20). Innerhalb der Kultur-als-Spiel-Theorie sind nun Betrüger als Falschspieler zu sehen, welche sich immer noch innerhalb des Spieles bewegen und „lediglich“ die Regeln weiter ausdehnen.

Ketzer und Neuerer hingegen sind Spielverderber, da sie die Regeln als solche nicht weiter anerkennen. Doch sie können wiederum dadurch ein neues Spiel bzw. eine neue Kultur begründen, welche auf den neuen Regeln basiert (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 20).

3.3 Abgegrenztheit & Aufhebung der Alltagswelt

Im weiteren Sinne erkennt man auch in Vereinigungen, Klubs, Vereinen etc. eine kollektive Abgrenzung zu einer größeren Gesellschaft, d.h. dem „gewöhnlichen Leben“. Diese haben meist eigene Regeln (z.B. Vereinsstatuten, Aufnahmerituale), finden an einem eigens geschaffen Raum (z.B. Vereinshaus, Gerichtssaal, Kirche) statt und grenzen sich durch besondere Kleidung (z.....

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Die Frage, ob nun archaische Kulturen das Ritual als „bloßes“ Spiel oder als „real“ erkennen, ist nicht leicht zu beantworten. Doch verschiedene Beispiele legen die Vermutung nahe, dass sie zum Teil durchaus wissen, wer etwa hinter der Maske steht. Der entscheidende Punkt bleibt dennoch das, wofür es steht und am Ende ist es egal „ob man nun Zauberer oder Bezauberter ist, man ist selbst zugleich wissend und betrogen.

Aber man will der Betrogene sein“(Huizinga 1938/2009, S. 33).


Somit sind ritualisierte Wettkämpfe im Rahmen von Änderungen in der Natur oder der Gesellschaft keine Seltenheit. Sehr anschauliche Beispiele sind etwa die Dionysos-Feste im antiken Griechenland oder der Potlatch bei den Kwakiutl-Indianern in Kanada. Dieses Fest, welches als Wettkampf mit Geschenken beschrieben werden kann, findet immer statt, wenn es zu gesellschaftlichen Änderungen kommt, wie etwa Initiationen oder Eheschließungen (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 70 ff).

3.5 Kunst

Bei den Künsten unterscheidet man zwischen den musischen und den plastischen. Der Unterschied liegt darin, dass bei den musischen Künsten das Kunstwerk erst durch die Aufführung (heute würde man Performance sagen) aktiviert wird. Man denke auch daran, dass wir in unserer Sprache, so wie auch in vielen anderen, davon sprechen „ein Instrument zu spielen“. Außerdem ist das Kunstwerk zeitlich begrenzt (vgl. Huizinga 1938/ 2009, S. 181ff).

Generell trennt sich die Musik vom Alltag über die Vernunft und das Gewöhnliche hinaus (vgl. Huizinga 1938/ 2009, S. 173). All dies gilt auch für den Tanz, wobei Huizinga vor allem die älteren Tänze, wie etwa den Reigen hervorhebt (vgl. Huiz.....

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Andere, mittlerweile veraltete Formen der Gerichtsentscheidung wären Orakel, Gottesurteile oder Urteilsfindung durch das Los. Bei diesen Entscheidungen wird man zwangsweise an ein reines Glücksspiel erinnert, wobei wiederum ersichtlich wird, dass ein Spiel durchaus ernst sein und Auswirkungen auf das reale Leben haben kann (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 91ff).

3.7 Dichtung

Den Ursprung der Dichtung sieht Huizinga einerseits in der Beziehung zwischen den Geschlechtern, als Ausdruck des „immer aufs neue wiederholten Spiels der Anziehung und des Wiederabstoßens von Jünglingen und Mädchen im Wetteifer von scherzendem Scharfsinn und Virtuosität“ (Huizinga 1938/2009, S. 135) und andererseits in der Kennzeichnung einer heiligen Sphäre, wie etwa im Lehrgedicht oder der verschriftlichten Form von Gesetzten (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 141ff).

Wie sehr Dichtung auch einen Wettkampfcharakter hat oder sogar als „Waffe“ im Wettstreit dient wird an vielen Beispielen sichtbar. So etwa bei den Liederwettkämpfen der Eskimo wo, durch die abwechselnd vorgetragenen Lieder versucht wird die öffentliche Meinung zu seinen Gunsten zu verändern. Erneut finden wir auch hier wieder die Funktion zur Findung von Rechtssprüchen in der Dichtung.

Aber auch in jenen Situationen, wo es darum geht, die kosmische Ordnung zu Zeiten des Jahreszeitenwechsels zu erhalten, finden wir die Dichtung. So zum Beispiel während des Dionysos Festes im Griechenland der Antike, wo wir die elaborierten Dramen, sowohl die heiteren Komödien, als auch die ernsten Tragödien finden (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 159f).

Das Spiel der Dichtung endet mit der Verschriftlichung. So wie die Musik lebt auch das Drama erst durch den spielerischen Akt des Aufführens, wohingegen etwa das Epos „nur“ mehr gelesen wird (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 158f).

3.8 Wissen

Auch am Beginn der Wissenschaften treffen wir das Spiel in Form von Rätselspielen an. Wir kennen die Schriften der griechischen Philosophen, welche in Dialogform abgefasst sind, an deren Ausgangspunkt immer ein Rätsel gestellt wird, das in weiterer Folge durch Streitgespräche gelöst wird (vgl. Huizinga 1938/2009, S. 119ff).

3.9 Neuzeit

An Hand verschiedener Beispiele zeigt Huizinga, dass sich der Spielcharakter der Kultur bis ins 19. Jahrhundert erhalten hat. So etwa die „Brot und Spiele“ bei den Römern zur Aufrechterhaltung der Ordnung, den Ritterturnieren des Mittelalters, dem Wetteifern der Künstler in der Renaissance, dem Mode- und Schönheitsdrang des Barock und Rokoko bis hin zur Idealisierung der Antike .....

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Ob dies nun der „Beweis“ für die Richtigkeit von Huizingas Theorien ist, spielt dabei keine Rolle. Wie vor allem die letzten beiden Beispiele zeigen, lassen sie sich durchaus in der Gegenwart anwenden und können so zumindest zu einem spielerischen Umgang mit Kultur anregen.


5. Bibliographie

Huizinga, J. 1938/ 2009, HomoLudens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel, Rowo.....


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