Interpretation
der Textstelle S. 150-152
Auf
den Seiten 150-153 aus dem Bericht „Homo Faber“, der von Max
Frisch im Jahre 1977 verfasst wurde, geht es um gedanklichen
Rückblick Fabers an seine Europa Reise mit Sabeth.
Der zu
interpretierende Textauszug spielt in Korinth, nachdem Sabeth
ursprünglich vorhatte ihre Reise durch Europa nach Athen zu ihrer
Mutter eigenständig fortzuführen, wovon Faber
sie abhielt und die beiden daraufhin eine gemeinsame Mondfinsternis
in Avignon verbrachten. In dieser Nacht erlebten sie Liebesbeziehung.
Im Anschluss daran, spielt sich die Vorliegende Textpassage ab, in
der Faber und Sabeth in Korinth einen Stopp machen. Nachdem sie
bemerken, dass das einzige Gasthaus in der Stadt belegt ist,
wanderten sie hinaus in die Nacht um unter einem Olivenbaum zu
schlafen. Sie hörten in der Nacht das Gebell der Hirtenhunde bis
alles verstummte. Dann spielten sie ein Spiel, bei dem sie
verschieden Natureigenschaften in Verbindung mit Dingen aus ihrem
Alltag in Verbindung brachten. Dieses Spiel dauerte die ganze Nacht
an, bis es Tag wurde und Sabeth in Walters Armen den Sonnenaufgang
erlebte. Sabeth konnte die Nacht als Gewinnerin des Spiels ausklingen
lassen. Die Nacht war sehr kalt. Zum Schluss beschreibt Faber
jede Einzelheit an Sabeths Bewegungen detailreich und wahrheitsgetreu
und bringt seine starken Gefühle gegenüber Sabeth zur Geltung.
Seit
Faber auf Sabeth getroffen ist, hat sich einiges in seinem Leben
verändert. Er ist spontaner, offener und einfühlsamer geworden.
Allein die Tatsache, dass er seine Arbeit unterbricht, nur um mit
Sabet nach Athen zu reisen ist eine große Wandlung, da seine Arbeit
für ihn sein Leben bedeutet.
Sie
wandern einfach in die Nacht hinein ohne zu wissen wohin der
„Saumpfad“ (S. 150) führt, in die Natur, wo es keine Technik
gibt, ohne die sich Faber eigentlich unwohl fühlt. Sie warten auf
den Sonnenaufgang, den er sonst immer gefilmt hatte, mit seiner
Kamera, die er immer dabei hatte, um alles technisch Festzuhalten. Er
schaut sich um und lässt sich auf die Natur ein, spielt mit Sabeth
ein Spiel mit den Eindrücken, die er hat und verbindet diese mit
technischen Dingen.
Noch
vor wenigen Wochen empfand er die Auffassung der anderen in der Wüste
nach dem Absturz des Flugzeuges als Unsinn, weibisch und hysterisch.
Nun ist er derjenige, der die Gegebenheiten interpretiert, allerdings
auf seine technische Sichtweise. Vergleiche wie „Mondlicht weiß
wie Gips“ (S.150), das „Wiehern eines Esels in der Nacht [...]
wie eine ungeschmierte Bremse!“ (S.151). Dies bringt seinen
Charakter, alles auf technischer Ebene zu sehen, hervor. Dennoch
erkennt man in dieser Szene auch, seine Veränderung, seine
Emotionalität bricht durch und er zeigt eine Überfülle an
Sprachbildlichkeiten. Durch Sabeth lernt Faber das „erleben“. Er
empfindet die Natur zusammen mit Sabeth als Gegenwärtig und als ein
Erlebnis. Sie sind weit weg von der Zivilisation, ohne einen Menschen
zu treffen. Es ist Totenstille. Auch hier wird deutlich, dass sich
Faber verändert hat. Der Mensch, der sich früher ohne Technik
verloren vorkam ist jetzt in der Natur und unter freiem Himmel.
„Unser Komet ist nicht mehr zu sehen“ (S.151), deutet darauf hin,
dass etwas bald zu Ende gehen wird. Sie warten auf den Sonnenaufgang.
Etwas Altes geht zu Ende und etwas Neues bricht an. Wie der Tag, der
soeben einbricht. Da rauchen sie zusammen Ihre letzte Zigarette.
Faber sucht die Nähe zu Sabeth. Sie machen alles Gemeinsam und
sitzen zusammen, als wäre es ihr letzter gemeinsamer Abend. Als
könnten sie es Ahnen. Ihre Wege werden sich nun bald „scheiden“.
„Schwarze Inseln in hellen Buchten“ (S.151). Gegensätze wie
Walter und Sabeth.
Sie
sind doch sehr unterschiedlich. Sabeth hat seine Sichtweise zwar ein
wenig gewandelt, trotzdem bleibt Faber aber ein technischer Mensch
der viele Dinge mit technischen Abläufen in Verbindung bringt.
Die
Szene ist eine Rückblende, Faber erinnert sich an diese Zeit mit
Sabeth. Er ist sentimental. Die Farben, die Frisch verwendet ist
zweigeteilt. Zu einem benutzt er Farben wie blau und violett, dunkle
Farben, die eine gewisse Traurigkeit wiederspiegelt. Eine Stimmung
die sich wie ein dunkler Schatten über die Situation legt. Zum
anderen rot, eine Farbe die für Wärme, Geborgenheit und Liebe
steht. Gefühle, die Faber vor einigen Monaten nie hätte zugelassen.
Er empfindet viel für Sabeth und sie bewundert ihn und fühlt sich
sehr wohl mit ihm. Genauso sind auch ihre Sprachen und Charaktere
geprägt. Während Faber immer sehr sachlich und mit technischen
Begrifflichkeiten Spricht, ist Sabeth noch voller Jugendlicher
Fantasie und sieht die Dinge sehr natürlich. Auch der große
Altersunterschied lässt die unterschiedliche Sprachentwicklung
erklären. Weiterhin hat sich der Charakter von Walter Faber im Laufe
dieser Handlung geändert. Mit Sabeth lernt er das Lieben und
entwickelt erstmals Gefühle. Er erlernt Sentimentalität und ein
wenig Kreativität. Der Umgang mit Menschen ist ihm nun nicht mehr
ganz egal. Trotz all dem ist seine Sichtweise noch von technischer
Art geprägt. Er verbindet einige Dinge immer noch mit technischen
Produkten oder erklärt Phänomene auf technische Art. Sabeth
verändert ihre Eigenschaften kaum. Sie ist geprägt von einer
jugendlichen Spontanität und Erlebnisfreudig. Dies kann man auch am
Anfang der Interpretation sehen, bei der sie den Vorschlag im freien
zu schlafen sofort freudig aufnimmt. Eine sehr ausgeprägte
Persönlichkeit kann sie nicht vorweißen, ist aber dennoch sehr
selbstständig. Ihre unreife Art macht Faber manchmal zu schaffen.
Die Szene ist ein wichtiges Ereignis der Geschichte.
Faber
beginnt sich durch die Begegnung mit Sabeth zu verändern, es ist ein
Schlüsselerlebnis für ihn. Dies lässt sich auf viele Menschen
übertragen, oft fängt man an sich durch die Begegnung mit einem
Menschen oder durch ein Vorkommnis zu verändern. Veränderungen sind
meist gut, sie bewirken etwas und bringen neue Ideen, Sichtweisen und
Gedanken hervor.