Allgemeines
Unser Thema ist das Hochdeutsche, das aus dem Althochdeutschen entstanden ist. Erste schritliche Belege haben wir seit zirka 750. Diesen Sprachzweig muss man vom
· Niederdeutschen (aus dem Altsächsischen, im 8./9. Jh. verschriftlicht)
· Niederländischen (aus dem Altniederfränkischen, im 8./9. Jh. verschriftlicht)
· Englischen (aus dem Angelsächsischen = Altenglischen, im 7./8. Jh. verschriftlicht)
· Friesischen (aus dem Altfriesischen, im 13. Jh. verschriftlicht)
abgrenzen → dies geschieht durch die zweite Lautverschiebung.
Es gibt zwei Betrachtungsweisen für das Hochdeutsche:
· soziolinguistisch: Standardsprache vs. Dialekt
· historiolinguistisch: datopisch und dialektologisch
Wir betrachten hier nun den Sprachwandel, der immer stattfindet (Gegenwart: Anglizismen; Teutonismen; Helvetismen; Lehnübersetzungen). Ein wichtiger Einfluss ist hier neben Einflüssen aus anderen Sprachen die Sprachökonomie: Eine Sprache versucht immer möglichst einfach und effizient zu sein. Dabei werden zB aus zwei Wörtern eines (Univerdierung), starke Verben werden abgeschwächt .
Häufig sind diese Veränderungen paradigmatisch, sie werden also nach dem Vorbild des gleichen Paradigmas gebildet, sie können aber auch interparadigmatisch sein, dann werden sie nach dem Vorbild eines anderen Wortes gebildet.
Ebenen der Sprache
· Lautebene (Phonetik und Phonologie)
· Morphologie → Flexion, Wortbildung (Derivation, Komposition)
· Syntax
· Textlinguistik
· Semantik
· Pragmatik
· Lexik (Wortschatz, Phrasologie)
Kennzeichnung
· * Asterisk, um Rekonstrukte zu kennzeichnen
· < > orthographische Ebene
· [ ] phonetische Ebene
· / / phonematische Ebene
· {} Morphe und Morpheme
· GROß für Lexeme
· Etymon → etymologische Veränderung eines Morphems
Relevante Merkmale
Wir beachten beim Sprachwandel immer nur relevante Merkmale und nicht redundante Merkmale (zB ist das Merkmal Stimmtonbeteiligung nur für Frikative und Plosive relevant).
Artikulatorische Merkmale von Konsonanten
· Stimmbeteiligung stimmlos vs. stimmhaft (für Plosive und Frikative)
· Artikulationsstelle/-ort bilabial – labiodental – dental – alveolar – postalveolar – retroflex – palatal – velar – uvular – pharyngal – glottal → hier findet eine kurzzeitige Unterbrechung des pulmonalen Luftstroms statt, danach sind die Stellen bezeichnet
· Artikulationsmodus Plosiv – Nasal – Vibrant – Tap – Frikativ – Lateralfrikativ – Approximant – Lateral (Approximant)
· Spannung gespannt (Fortis, -es) – ungespannt (Lenis, -es) → Muskelspannung, Atemdruck bei der Artikulation; auch dieses Merkmal ist in der Tabelle ausgedrückt, indem man davon ausgeht, dass in den meisten Fällen ein Zusammenfall mit dem Merkmal Stimmtonbete.....[Volltext lesen]
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Bitte Dokument downloaden. Phonemverschiebung: die erste Lautverschiebung vom *Idg. → *Germ.
Diese Phonemverschiebung betrifft vor allem die Fortisplosive des Indogermanischen:
· */p/ → */f/
· */t/ → */θ/
· */k/ → */x/
Allerdings gibt es hier auch Distributionseinschränkungen:
· */sp/ → */sp/: Vergleich lat. <spuere> – nhd. <speien> Stellvertretervergleiche
· */st/ → */st/: Vergleich lat. <est> – nhd. <ist>
· */sk/ → */sk/: Vergleich lat. <scabere> – ahd. <scaban>
aber:
· */pt/ → */ft/: Vergleich lat. <captus> – nhd. <Haft>
· */kt/ → */xt/: Vergleich lat. <octo> – nhd. <acht>
Phonemzusammenfall
Zwei oder mehrere Phoneme fallen in eines zusammen (Teilentwicklungen sind phonetisch beschreibbar, wie bei der Monophthongierung.), zB:
idg. */i:/
germ. */i:/
idg. */ei/
Man hat nun im Germanischen Vorkommnisse von langen is, welche schon immer dieser Laut waren und solche, welche zuvor ein Diphthong waren.
Phonemspaltung
Variantenphonologisierung: Ein Phonem spaltet sich in zwei (od. mehr) Varianten, die dann zu eigenständigen Phonemen, d. h. phonologisiert werden. Quantitative Veränderung der Anzahl der Phoneme im Spätahd.! Zunächst bilden sich also verschiedene Allophone aus, die zu einem späteren Zeitpunkt zu eigenständigen Phonemen werden. Ein Beispiel dafür ist die Umlautbildung:
[u:] .....
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Bitte Dokument downloaden. idg. */ /, / /, /ṛ/, /ḷ/ → germ. */un/, /um/, /ur/, /ul/
Monophonemisierung
Umgekehrter Prozess zur Diphonemisierung. Zwei benachbarte Phoneme werden zu einem Phonem. Dabei haben wir als Prozessbeschreibung:
· Frikativierung
· Palatalisierung
· Palatoalveolarisierung nach reziproker Assimilation
idg. */sk/ → ahd /sk/ wird später über mehrere Stufen zum palatoalveolaren Frikativ verändert:
[sk] → [sx] → [sç] → [ʃʃ] → [ʃ] Die Graphie ist jedoch bei der <s+ch> Stufe stehen geblieben
Häufige Veränderungen
· Nebensilbenabschwächung = akzentbedingte Reduktion
vom Mhd. zum Nhd. → meist Schwa-Laut oder auch Kürzung
· Frühneuhochdeutsche Dehnung in der offenen Tonsilbe
auf Anzeichen von Länge in der Graphie achten!
· Bei Wegfall im Dialekt eines <-e->s, dann wird häufig ein Konsonant silbisch
· Frühalthochdeutsche Spirantenschwächung
vahd. */f/ → ahd. /v/ [v, ṿ, f]: lange Schwankungen, wurde halt so geschrie.....
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Bitte Dokument downloaden. Ostgermanisch Spätgemeingermanisch
Gotisch Nordgermanisch West/Südgermanisch
Niederdeutsch Hochdeutsch Englisch Friesisch Niederländisch
Die zweite Lautverschiebung fand in Wellen statt, vom 6. bis zum 9. Jahrhundert. Bei der Darstellung der verändernden Prozesse muss man darauf achten, ob man gentische = prozessuale Beispiele hat (auf dem gleichen Ast).
Darstellung
Auch beachten muss man bei Beispielwörtern, wie sie zu Papier gebracht werden. Einerseits haben wir Rekonstrukte (*), entweder in IPA meist zwischen //, [] ist aber auch zulässig, wenn man sagt, es muss Artikulationsvarianten gegeben haben, notiert oder in der wissenschaftlichen Notation des 19. Jh.s, die für die Darstellung des Indogermanischen entwickelt wurde, manche Zeichen sind gleich wie die IPA, manche wurden verändert (auch hier als Bündel artikulatorischer Merkmale definiert), diese Notation steht kursiv:
· [a:] als â oder
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Bitte Dokument downloaden. Wesentliche Unterschiede:
· keine Umlaut-Bezeichnung, aber Umlaute waren schon vorhanden
◦ Primär-Umlaut <e> : <zellen, retten> nhd. „zählen“, „retten“
◦ Sekundär-Umlaute schauen wie nicht umgelautete Vokale aus, zB ahd. <scôni> [skœ:ni], „schön“, aber <scôno> [sko:nɔ], „auf schöne Art und Weise>
· <ph> [pf], zB <phuzzi>, „der Brunnen“, auch hier ist der Umlaut wieder nicht bezeichnet, aber das i in der Umlautsilbe macht das aus
· <z> [s] und [ts], zB <wazzar> oder <zit> - germ. */t/ (engl. <water>)
· <c> [k] oder [ts], zB <sconi> oder <cit>
· <w, uu>.....