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Heinrich Böll: Mein teures Bein - Analyse

890 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Annabell . im Sep. 2010
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Interpretation
Deutsch

Mein Teures Bein Analyse

Universität, Schule

Albertus-Magnus-Schule Viernheim

Autor / Copyright
Annabell . ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.06 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 1882







„Mein teures Bein“ von Heinrich Böll

Analyse und Interpretation

 

In der Kurzgeschichte ‚Mein teures Bein’ von Heinrich Böll geht es um die Schwierigkeiten, die Kriegsopfer in der Nachkriegszeit haben und um den Umgang der damaligen Gesellschaft mit ihnen.

Die Kurzgeschichte handelt von einem Mann, der im Krieg sein Bein verloren hat und eine Einladung in ein Amt erhält, um eine Arbeit oder ähnliches zu bekommen. Dort erfährt er von dem dort zuständigen Beamten, auf den Wunsch eine angemessene Rente zu erhalten, eine Ablehnung und Unverständnis. Er erhält lediglich ein unangemessenes Berufsangebot und Spott. Daraufhin äußert er  seinen Ärger darüber, indem er den Spott des Beamten erwidert und von seinen Kriegserlebnissen erzählt, was aber auf Desinteresse stößt.

Die Kurzgeschichte ist in einem satirischen Stil geschrieben. Beim Lesen befindet man sich mitten im Geschehen. Es gibt keine genauen Zeit- und Ortsangaben und es wird auf eine Beschreibung der Protagonisten verzichtet.

Diese Kurzgeschichte wird von einem Ich-Erzähler wiedergegeben. Es wird auf viele Details verzichtet, somit muss sich der Leser vieles selbst erschließen. Der satirische Stil lässt sich an Hand der Übertreibungen, zum Beispiel ‚mindesten achtzig, wie Hindenburg’ oder ‚ein verflucht teures Bein’, aber auch vor allen durch den Spott und die Lächerlichkeit erkennen.

Die Hauptpersonen sind der Mann, der sein Bein im Krieg verloren hat und der Beamte, der ihn abweist. Der Mann ist auf den Beamten angewiesen, denn er möchte  Arbeit finden und eine angemessene, höhere Rente, auf Grund seines verlorenen Beines, erhalten. Der Beamte nutzt seine Stellung, als eine Autorität  aus, um sich über den Mann zu amüsieren und sucht ihm eine der unpassendsten Beschäftigungen aus. Er lässt ihn damit spüren, dass er sich als was Besseres fühlt und kein Mitleid für den Mannes empfindet, der im Krieg sein Bein verloren hat.

Die Atmosphäre der Kurzgeschichte wirkt bedrückend und angespannt. Sie wird aber durch den gegenseitigen Spott des Beamten und des Mannes etwas überspielt. Es ist vorstellbar, dass das Verhalten des Beamten den Mann verletzt und kränkt, aber er zeigt diese Gefühle nicht und lässt sich somit nicht einschüchtern. Der Mann wäre im Grunde bereit einen Job anzunehmen, jedoch nicht den schlechtesten. Er kommentiert und argumentiert provozierend die Aussagen des Beamten, in dem er Vergleiche aus dem Krieg bringt.

Der Erzähler, also der Mann schildert das Geschehen im Amt und die Erlebnisse im Krieg aus seiner Sicht. Die Gedanken der Personen werden nicht beschrieben, es lassen sich Meinungen nur aus den direkten Aussagen erkennen oder deuten. So wird fast der gesamte Inhalt in direkter Rede als Dialog wiedergegeben. Die Sprache der Kurzgeschichte zeichnet sich durch verschieden rhetorische Mittel aus. Zu Beginn drückt der Mann sein Desinteresse and mangelnde Begeisterung durch die Wiederholungen der Aussagen des Beamten aus.

Durch die zynischen und spöttische Bemerkungen wird ausgedrückt, welche Meinung der Beamte vertritt: Er hält die Kriegsopfer für eine Belastung der Gesellschaft, was er auch dadurch deutlich macht, dass er den Mann wissen lässt, wie viel er dem Staat kostet und dass er keine Ansprüche mehr stellen sollte. Außerdem bietet er ihm einen eindeutig  unpassenden Beruf an, was den Mann einerseits demütigen und andererseits zur Schau stellen soll. Der Beamte beschreibt das Bein als ein „verdammt teures Bein“, der Mann greift den Spott des Beamten auf und erklärt, dass sein Bein noch viel teurer sei, weil durch den Verlust seines Beines vielen Leuten das Leben gerettet wurde, für welche der Staat nun auch noch zahlen muss. Er lässt sich nicht einschüchtern, sondern steigert die Aussagen. Für den Beamten steht das verlorene Bein als Symbol für eine Sache, die den Staat viel Geld kostet und belastet.

Für den Mann ist der Verlust seines Beines eine große Einschränkung in seinem Leben. Allgemein aber wird das Bein, zum Beispiel in der Erzählung des Mannes aus dem Krieg, als Metapher für den Verlust und die Kriegstaten des Mannes im Krieg genutzt.

Außerdem spricht der Mann mit dem Beamten  sehr zynisch und ironisch, wodurch er seine Wut und sein Unverständnis für die Reaktion des Beamten ausdrücken will. So sagt er zum Beispiel dass, „ein braver Soldat sich auch richtig totschießen lassen sollte und so möglichst billig sein sollte“. Er bezieht so das Interesse nur auf die Kosten und lässt das Leid und die Umstände, so wie das Mitgefühl völlig außer Acht, wie es auch der Beamte, der Meinung des Mannes nach, tut. Das Bein steht zum Teil auch für den Mann selbst, wenn er zum Beispiel sagt „ich denke, dass sie mein Bein stark unterschätzen“, meint er nicht sein eigenes verlorenes Bein, sondern sich selbst.

Er stellt ironisch die Sache auch so dar, dass es viel leichter und besser gewesen wäre, wenn alle gestorben wären, dann müsste man sich damit nicht mehr befassen, sondern mit der Beendigung wäre alles vorbei. Dann gäbe es keine bedürftigen ehemaligen Soldaten, für welche der Staat zahlen müsste.

Heinrich Böll hat mit dieser Kurzgeschichte einen guten Überblick über die Schwierigkeiten der Opfer des zweiten Weltkrieges und um das Unverständnis und die Belastung, die diese für die Gesellschaft darstellten, gegeben. Außerdem übt er Kritik an der damaligen Gesellschaft, die sich nicht mit den Kriegsopfern befassen wollte und diese nur als eine Last angesehen hat, aus.

Möglicherweise hat Heinrich Böll ähnliche Erfahrungen gemacht, da er selbst im Zweiten Weltkrieg als Soldat gedient hat und während dieser Zeit erkrankte und mehrmals verwundet wurde. Diese Kurzgeschichte lässt sich der sogenannten Trümmerliteratur zuordnen, welche von Kriegs- und Nachkriegserlebnissen handelt.

 


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