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Seminararbeit
Literaturwissenschaft

Universität, Schule

Bergische Universität Wuppertal

Note, Lehrer, Jahr

2012

Autor / Copyright
Marie L. ©
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Preis 5.25
Format: pdf
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 33660







Heine als Kritiker des Fortschritts oder als Kritiker dessen, was der Fortschritt für das Individuum bedeutet?


Eine literaturwissenschaftliche Analyse des Gedichtes Die Schlesischen Weber


Die vorliegende Ausarbeitung soll sich mit den Folgen der Industrialisierung und Heinrich Heines kritischer Auseinandersetzung mit diesem Thema beschäftigen. Zu Zeiten der Industrialisierung oblag die Bevölkerung einem ständigen Wandel und die technischen Weiterentwicklungen brachten stetig veränderte Lebens-situationen einher.

Zu Heines Lebzeiten hatte der technische Fortschritt häufig eine hohe Arbeitslosigkeit zur Folge, welche sich wiederum auf Hungersnöte ausweitete und auch Armut und Verzweiflung verursachte. Die Menschen wurden immer unzufriedener mit dem Fortschritt und den damit verbundenen Folgen, sodass es in vielen Ländern zu einer Vielzahl an Aufständen und Protesten kam.

Die Reaktionen auf die industrielle Revolution erfolg[t]en nicht nur im Arbeitsbereich und im gesellschaftspolitischen Feld, sondern sie erfass[t]en das gesamte kulturelle Leben und führ[t]en innerhalb der Kunst zu weitreichenden Auseinandersetzungen […][1].


Um sich die damalige Situation zu vergegenwärtigen, ist die Skizzierung der Industrialisierung von großer Wichtigkeit. Dazu soll zunächst ein kurzer Blick auf die damalige Stellung der Bürger vorgenommen werden.

Bezugnehmend auf den historischen Kontext kennzeichnete der Zeitraum zwischen 1815 bis 1848 den Aufbruch der industriellen Revolution in Deutschland.[2]Diese Zeitspanne, der sogenannte Vormärz, resultierte für Deutschland in einer großen wirtschaftlichen sowie politischenUmbruchssituation.

So galt Deutschland im Kontrast zu seinen Nachbarländern Frankreich und England nicht als einheitlicheNation und verfügte nicht über einheitlich geregelte Kommunikations- und Handelswege.[3] Deutschland stand anderen Ländern technisch nach, was sich in der Arbeitswelt schnell bemerkbar machte.

Insbesondere die Textilindustrie bekam die versäumten Modernisierungsansätze zu spüren. Deutschland setzte nach wie vor auf Handarbeit und musste bald schon feststellen, dass die Produktion von Textilien einen wichtigen Platz im Wirtschaftsprozess einnahm.[4]

Zu den Hauptproduktionsstätten für Textilien gehörten das Rheinland, Sachsen sowie Schlesien.[5] Obwohl Frankreich zunächst einen guten Absatzmarkt für Textilien darstellte, folgte der Umschwung sehr schnell. Nach 1814verlor Deutschland Frankreich als seinen wichtigsten Absatzmarkt und England wurde, trotz der Tatsache, dass sich der Absatzmarkt in Griechenland und Italien verbesserte, zur größten Konkurrenz für Deutschland.

Ferner wird der Schwerpunkt auf die Situation der Weber, deren Leben durch die Technisierung der Textilindustrie[6] besonders stark beeinflusst wurde, gelegt. Die Folge war, dass die Arbeiter unter miserablen Arbeitsbedingungen und schlechten Löhnen leben mussten.

[Der Spinner] sitzt vom frühen Morgen bis zum späten Abend in enger dumpfiger Stube zusammengekauert am Rade und ist froh, wenn er sich spät nothdürftig [sic!] gesättigt auf sein ärmliches Lager hinstrecken kann; die Kinder, die er mit seiner Arbeit allein nicht ernähren kann, müssen früh an’s Spinnrad gefesselt werden, ohne alle Rücksicht darauf, daß [sic!] die jugendlichen Säfte in der dumpfen Stube, bei mangelnder Bewegung in freier Luft, vertrocknen und ihre Glieder durch die einförmige Bewegung höchst mangelhaft ausgebildet und nicht selten verkrüppelt werden.[7]

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Die allgemein schlechten Lebensbedingungen und der weitere Einbruch des Absatzmarktes fanden ihren Höhepunkt in Schlesien. Der fehlende Export und der damit einhergehende Zerfall der Textilindustrie schürte die Wut der Weber, welche ihre Unzufriedenheit über Arbeitsbedingungen und über die Regierung[16] auf Flugblättern zum Ausdruck brachten.[17] Um eine vollständige Eskalation (z.B. Zerstörung von Fabriken, Brände an Webstühlen etc.)[18] verhindern, ließen sich die Fabrikanten auf gewisse Kompromisse mit ihren Arbeitern ein.

Vor dieser historischen Grundlage wird nachfolgend Heinrich Heines Gedicht Die Schlesischen Weber auf die formale Gestaltung, den Inhalt und den geschichtlichen Zusammenhang mit dem Weberaufstand näher betrachtet und Heines politische Auseinandersetzung mit demWeberelend aufgezeigt.

Die technische Umbruchsituation fand ihren Ausfluss in der Literatur, da Heinrich Heine auf diesen Umbruch reagierte und in seinem Gedicht Die Schlesischen Weber seine politische Stellung ausdrückte.

Die Dichter und Schriftsteller übernahmen eine viel bedeutendere Rolle als zuvor, denn ihnen wurde auferlegt, Umstände und Fortschritte zu erfassen und zu bewerten. Sie machten auf die Missstände der Zeit aufmerksam.[19]Heinrich Heine nahm die Missstände der Arbeiter zum Anlass in seinen Werken politisch Flagge zu zeigen.[20]

Die Schlesischen Weber erschien erstmalig am 10. Juli 1844 unter dem Titel Die armen Weber[21]. Drei Jahre später erschien die zweite Fassung[22], welche nachfolgend betrachtet wird.Das Gedicht besteht aus 5 Strophen mit je 5 Versen und weist fast[23] durchgängig die Metrik eines 4-hebigenJambus auf.

Die vier ersten Verse jeder Strophe sind im Reimschema a-a-b-b verfasst. Das Gedicht, welches zu den politischen Gedichten Heines zählt, kann in eine Eingangsstrophe, einen Mittelteil, welcher in drei Strophen gegliedert werden kann, und in eine Endstrophe geteilt werden.

Zu Beginn der drei mittleren Strophen steht jeweils ein Fluch, der sich immer an einen anderen Adressaten wendet. Mit dem Ausruf „Wir weben! Wir weben!“ (vgl. V. 5, 10, 15, 20, 25)[24], mit welchem jede Strophe schließt, wird der Teufelskreis, in dem sich die Weber befinden, sprachlich verdeutlicht.

Heine wendet sich unterschiedlichen Themen innerhalb dieses Gedichtes zu. So spricht er zum einen die miserablen Lebensbedingungen der Weber an, ihre zerbrochene Hoffnung auf Gerechtigkeit und ihren Hass gegen den „König der Reichen“ (vgl. V. 11). Auffällig ist auch die Haltung aus der Heine sein Gedicht verfasst hat. Durch die Wir-Form gibt er den Webern eine eigene Stimme und integriert sich als Dichter quas.....[Volltext lesen]

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Damit bedient sich Heinrich Heine den religiösen Umstände der damaligen Zeit und veranschaulicht auf einprägsame Weise, dass sich die Weber nicht mehr an Gott aufrichten, sondern sich vielmehr „gefoppt und genarrt“ (vgl. V. 9) fühlen. Trotz dieser Unzufriedenheit und der Tatsache, dass sie mit Gott gebrochen haben, gehen die Weber pflichtbewusst ihrer Arbeit nach: „Wir weben, wir weben!“ (vgl. V. 10).

Die dritte Strophe führt den zweiten Fluchspruch an, welcher sich gezielt gegen den König wendet. Heine übt in dieser Strophe deutlich Kritik an der  höheren Gesellschaft, indem er den König als den „König der Reichen“ (vgl. V. 11) charakterisiert. Diese Metapher verdeutlicht, dass die Weber den König nicht als ihren König ansehen, sondern sehen ihn vielmehr als den König ‚der anderen’ „der Reichen“ (vgl. V. 11) sehen.

Sie fühlen sich vom König wie „Hunde“ (vgl. V. 14) behandelt und missachtet.

Es ist ein direkter Angriff gegenüber der geldgierigen Gesellschaft, welche die armen Weber für sich arbeiten lässt (vgl. V.11f.).[27] So versucht der König gar nicht erst den leidenden Arbeitern zu helfen, sondern er versucht sogar sich selbst an ihnen zu bereichern, indem er „den letzten Groschen von [ihnen] erpreßt“ (vgl. V. 13)

Die vierte Strophe führt schließlich den letzten Fluch an und richtet diesen gegen Deutschland, welches als „falsche[s] Vaterland[…]“ (vgl. V. 16) bezeichnet wird.[28] Auch die Bezeichnung Deutschlands als falsches Vaterland kann als Kritik an der Regierung verstanden werden. Der König widmet sich nicht in gleichem Maße den Belangen der Armen wie denen der Reichen, sondern er vernachlässigt das Proletariat und sorgt sich um die Machtmehrung der Reichen.

Der Vers „Wo jede Blume früh geknickt“ (vgl. V. 18) kann als eine Anspielung Heinrich Heines auf die weitverbreitete Kinderarbeit verstanden werden. So könnte die Blume als Personifikation für Kinder stehen, welche durch die harte körperliche Arbeit in der Fabrik um ihre Kindheit und Entwicklung gebracht wurden. Denn auch eine abgeknickte Blume kann sich nicht mehr mit .....

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Auch heute noch ist diese Art von Aufklärungsarbeit bezüglich der Geldmacht vieler Menschen notwendig. Erst vor Kurzem wurde auf die miserablen Arbeits-bedingungen in Bangladesh hingewiesen. Dies zeigt, dass die Thematik der Ausnutzung schwacher Mitglieder der Bevölkerung nach wie vor vertreten ist.

Unsere Gegenwart zeigt wie vorausdenkend Heinrich Heine bereits mit seiner Kritik an den damaligen Arbeits- und Lebensbedingungen war und wie kritisch er dem industriellen Fortschritt gegenüber stand. Sein kritisches Dichtertum zeigt, auf heutige Verhältnis übertragen, weine erstaunliche Aktualität auf.


Quellen


Primärquelle:


Hermann Püttmann (Hg.): Album. Originalpoesieen von George Weerth, N h s,           Friedrich Saß, H. Semmig, Theodor Opitz, Miß Speridan Carrey, Alfred            Meißner, Karl Beck, Shelley, Weitling, Ferdinand Freiligrath, Anastasius            Grün, Heinrich Heine, Adolph Schults, Karl Eck, Johannes Scherr, Rudolph      Schwerdtlein, Joseph Schweitzer, E.W., Herrmann Everbeck, Richard       Reinhardt, Volksstimmen, Edward P. Mead in Birmingham, Ludwig Köhler,     L.

Seeger und dem Herausgeber H. Püttmann. Borna 1847.


Sekundärquelle:


Grab, Walter: Heinrich Heine als politischer Dichter. Frankfurt am Main 1992.


Höhn, Gerhard: Heine Handbuch. Zeit, Person, Werk. Stuttgart u.a. 1997.


Wehner, Walter: Heinrich Heine „Die schlesischen Weber“ und andere Texte zum        Weberelend. Mün.....

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Wir weben, wir weben!


Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,

Wir weben emsig Tag und Nacht -

Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,

Wir weben hinein den dreifachen Fluch

Wir weben, wir weben!


Heine, Heinrich: „Die Schlesischen Weber“. In: Hermann Püttmann (Hg.): Album. Originalpoesieen           von George Weerth, N h s, Friedrich Saß, H. Semmig, Theodor Opitz, Miß Speridan             Carrey, Alfred Meißner, Karl Beck, Shelley, Weitling, Ferdinand Freiligrath, Anastasius           Grün, Heinrich Heine, Adolph Schults, Karl Eck, Johannes Scherr, Rudolph Schwerdtlein,    Joseph Schweitzer, E.W., Herrmann Everbeck, Richard Reinhardt, Volksstimmen, Edward          P. Mead in Birmingham, Ludwig Köhler, L.

Seeger und dem Herausgeber H. Püttmann.         Borna 1847, S. 145f.



[1] Walter Wehner: Heinrich Heine „Die schlesischen Weber“ und and.....

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[22] Vgl. Ebd.

[23] Der sechste Vers „Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten“ besitzt beispielsweise fünf Hebungen.

[24] Vgl. Hermann Püttmann (Hg.): Album. Originalpoesieen von George Weerth, N h s, Friedrich Saß, H. Semmig, Theodor Opitz, Miß Speridan Carrey, Alfred         Meißner, Karl Beck, Shelley, Weitling, Ferdinand Freiligrath, Anastasius Grün, Heinrich Heine, Adolph Schults, Karl Eck, Johannes Scherr, Rudolph Schwerdtlein, Joseph Schweitzer, E.W., Herrmann Everbeck, Richard Reinhardt, Volksstimmen, Edward P. Mead in Birmingham, Ludwig Köhler, L.

Seeger und dem Herausgeber H. Püttmann. Borna 1847. S. 145f. Zit. In: Wehner: „Weber“,  S. 30f. Nachfolgend werden die Versangaben durch in Klammern wiedergegebene Zahlen im Fließtext zitiert.

[25] Vgl. Walter Grab: Heinrich Heine als politischer Dichter. Frankfurt am Main 1992, S. 152.

[26] Grab: „Politischer Dichter“, S. 152.

[27] Vgl. Wehner: „Weber“, S. 31.

[28] Vgl. Ebd.

[29] Grab: „Politische.....

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