1.
Behaviorismus
ü
Imitation ist als entscheidender Auslöser der
Entwicklung von sprachlichen Fähigkeiten zu sehen
o
Anfang 20. Jh. vom amerikanischen Psychologen
Watson gegründet.
o
In den 50er Jahren von Skinner
weiterentwickelt = „Lernen durch Imitation“
o
Forschungsergebnisse Pawlow = Experimente mit
Hunden = Konditionierung
Ø
Der Behaviorismus geht davon aus, dass
jegliche tierische aber auch menschliche Verhaltensmuster erlernte Reaktionen
auf Außenreize darstellen, welche durch ein Stimulus-Response-Modell erklärt
werden können. Skinner erklärt den kindlichen Spracherwerb durch die ledigliche
Notwendigkeit äußerer Faktoren. Ein spracherwerbendes Kind nimmt einen Stimulus
(Umweltreiz) auf, der eine sprachliche Reaktion (Response) auslöst. Die
sprachliche Reaktion des Kindes kann nun einerseits durch Anerkennung/Lob
verstärkt werden & andererseits durch eine negative Verstärkung in der
Auftretenswahrscheinlichkeit verringert werden. Diesem Modell zufolge bilden
sich durch positive bzw, negative Verstärkung sprachliche Strukturen heraus,
die lediglich durch die Reaktion des Umfeldes (Erwachsenen) gesteuert werden.
Ø
Kritik: Imitation als Erklärung kritisch, da
Kinder die Sprache der Erwachsenen nicht imiteiern, vielmehr produzieren
spracherwerbende Kinder Formen, die sie nie von Erwachsenen gehört haben können
und verfügen schon früh über Strukturen in der Sprache, die im Input sehr
selten vorkommen!
2.
Kognitivismus
ü
Sprachliche Strukturen sind als Teil der
Gesamtentwicklung zu sehen und dürfen nicht isoliert betrachtet werden
o
Geht auf Entwicklungspsychologen Piaget
zurück, der die Kognitionshypothese vertritt und Sprache als Teil der
Gesamtentwicklung betrachtet
Ø
Sprache steht dabei immer in Auseinandersetzung
mit der Welt und dem Weltbild des Kindes und darf keineswegs isoliert
betrachtet werden
Ø
Das Denken geht der Sprache dabei immer
voraus und Sprache lässt sich mit der allgemeinen menschlichen Intelligenz
bewältigen. Ein sprachlicher Entwicklungsschritt setzt immer einen nicht
sprachlichen kognitiven Entwicklungsschritt voraus
3.
Nativismus
ü
Es wird von angeborenem Wissen über die
Grundstruktur der Sprache ausgegangen
o
Steven Pinker (1996) spricht von einem
sogenannten „Sprachinstinkt“. Alle Neugeborenen verfügen demnach über ein
biologisch fertiges Schema, welches als Basis für die Entwicklung jeder
natürlichen Sprache herangezogen werden kann. Der Input ist dabei der
entscheidende Auslöser, welche Sprache vom Neugeborenen erlernt wird. Das Kind
muss im Rahmen des Spracherwerbs nicht aktiv etwas tun, sondern es ist
bedeutend, dass etwas mit ihm geschieht.
o
Chomsky in den 1950er Jahren
Ø
Er geht dabei von angeborenen Fähigkeiten
aus, die den Grammatikerwerb bewirken und durch ein artspezifisches
Verhaltensprogramm gesteuert werden. Der Spracherwerb wird durch eigene Gesetze
bestimmt, die durch die Universalgrammatik bestimmt sind.
Ø
Chomsky geht in seiner Beschreibung des
Erstspracherwerbs von angeborenen Prinzipien und Parametern aus. Eine
universale Grammatik (UG) beinhaltet demnach für alle Sprachen gültige
Prinzipien und Parameter. Die einzelnen Prinzipien werden vom spracherwerbenden
Kindern durch den jeweiligen Input auf den sprachspezifischen Parametern der zu
erkennenden Sprache gelegt. Damit kristallisiert sich aus der angeborenen UG
die Grammatik der Muttersprache heraus.
Ø
Evidenz für Chomsky Hypothese und die damit
unabhängige sprachliche Fähigkeiten von der Kognition zeigen sich vor allem bei
pathologisch auffälligen Kindern. Auffälligkeiten in der sprachlichen
Entwicklung müssen nicht unbedingt einhergehen mit Einschränkungen in der
Kognition
4.
Interaktionismus
ü
Aus gemeinsamen Handlungen zwischen
Mutter/Vater und Kind sollen die ersten sprachlichen Strukturen hervorgehen
o
Sie nehmen an, dass die Sprache der
Erwachsenen, vor allem die der Mutter, in ihrer Komplexität immer auf das
jeweilige kognitive Niveau des Kindes abgestimmt ist.
o
Wygotski
Ø
Während in anderen vorherrschenden Theorien
das Kind als Individuum im Mittelpunkt der Betrachtung steht, bezieht Wygotski
immer den sozialen und kulturellen Kontext in die Analyse ein
(„soziokultureller Ansatz“)
Ø
Es gibt eine innere Entfaltung des Kindes,
aber auch eine äußere Entfaltung, die durch Erwachsene und der Kultur/Umwelt
des Kindes mitgeprägt ist
Ø
Wygotski und seine Anhänger vertreten die
Auffassung, dass nahezu alle psychischen Strukturen und kognitiven Fähigkeiten
auf soziale Phänomene zurückgehen, die ursprünglich in Interaktion mit anderen
(kompetenten) Personen auftraten und dann von dem jeweiligen Kind internalisiert
werden.
Ø
In der Interaktion mit dem Kind und durch
ausgewählte Aktivitäten bzw. Aufgaben werden ihm kulturelle Inhalte, Denkweisen
etc. vermittelt und sein Lernen (gezielt) gefördert. Anleitungen und Unterricht
gehen der Weiterentwicklung von Kindern voraus.
Ø
Laut Wygotski: Entwicklung des Kindes stabile
Perioden = Entwicklungskrisen lassen sich auch als Übergänge von einer
Entwicklungsphase zur nächsten verstehen
Ø
Kind eignet sich in Interaktion mit
Erwachsenen und anderen Kindern die Kultur seiner Gesellschaft an – die
Sprache, Zahlen, Schriftzeichen, Symbole, Werte, Wissensbestände und vieles
mehr an = dies heißt auch, dass die Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen
des Kindes durch den kulturellen und historischen Kontext geprägt sind
Ø
Für Wygotski entspringt Sprache und Denken
zunächst unabhängig voneinander bis sie im Alter von zwei Jahren sich beide
Entwicklungslinien verbinden (Konvergenztheorie) = Die Sprache wird
intellektuell, das Denken wird versprachlicht. Sprache und Denken beeinflussen
sich nun gegenseitig.
Ø
Insbesondere in der Schule werden dann
die „spontanen“ Konzepte immer mehr durch wissenschaftlich definierte Begriffe
für Klassen von Phänomenen ersetzt, die von LP vermittelt und zumeist bewusst
erlernt werden.
Ø
Für LP ist es wichtig, die im Reifungsstadium
befindlichen Fähigkeiten zu ermitteln, da diese dann gezielt beeinflusst und
gefördert werden könnten = Was das Kind heute in Zusammenarbeit und unter
Anleitung vollbringt, wird es morgen selbstständig ausführen können
Ø
Erzieherische Maßnahmen werden nur fruchten,
wenn sie in der Zone der nächsten Entwicklung fallen = Differenzierung
(aktuelles Entwicklungsniveau des Kindes entsprechen) = durch pädagogische
Maßnahmen können die Kinder am besten gefördert werden und lernen am besten das
Verhalten zunehmend selbst zu steuern und zu verantworten
Ø
LP großen Einfluss auf Entwicklung des Kindes
Ø
Rolle Lehrperson:
ü
Beobachter und Bewerter: Entwicklung der
Kinder
ü
Aktivitäten und Umweltgestalter: Materialien
und Interaktionen
ü
Dialogpartner: in der Interaktion mit Kindern
versuchen die Fachkräfte, zu gemeinsamen Definitionen von Begriffen zu kommen
und neue Bedeutungen zu vermitteln
Ø Kinder
müssen selbst handeln und für sich lernen, die LP sollen Aktivitäten anleiten
und fördern