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Seminararbeit / Hausarbeit

Hartmann von Aue: `Gregori­us` - das Motiv der Buße

3.433 Wörter / ~12 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Marie K. im Dez. 2011
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Frankfurt

Note, Lehrer, Jahr

2007

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Marie K. ©
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Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 12629







Das Motiv der Büße in Hartmanns von Aue Gregorius?

1 Einleitung



In der Forschung zu Hartmanns von Aue „Gregorius“ ist die Frage nach der Schuld ein häufig diskutiertes Thema. Es existieren viele unterschiedliche Ansichten über die Schuldfrage, welche in zahlreichen Aufsätzen und Monographien erörtert worden sind. In meiner Proseminararbeit soll jedoch eine andere Thematik behandelt werden, da es genauso wichtig ist zu erfahren, aus welchem Grund der Protagonist Gregorius von der Sünde, die er - wenn auch unwissentlich, begangen hat - freigesprochen und am Ende sogar von Gott zum Papst bestimmt wird.

In der Erzählung kommt an keiner Stelle die Schuldthematik auf, weil Gregorius die Sünde wie selbstverständlich auf sich nimmt und bereit ist, für die begangenen Taten zu büßen.


Das Bußemotiv scheint bei der Erlösung Gregorius’ demzufolge eine bedeutende Funktion zu besitzen, weshalb die Rolle der buoze in Hartmanns „Gregorius“ im Folgenden genauer analysiert wird.

Dafür muss zunächst die Etymologie und Wortbedeutung des Begriffs geklärt werden. Um sich der Thematik anzunähern, soll außerdem kurz dargelegt werden, welche Bedeutung die Buße zur Zeit Hartmanns in der mittelalterlichen Gesellschaft einnahm.


Im Hauptteil seien daraufhin inhaltsanalytische Fragen geklärt, welche die Rolle der Buße verdeutlichen. Es soll erörtert werden, wann die Buße des Gregorius beginnt und welchen Verlauf sie nimmt. Zudem sollen Sünde und Buße des Fischers und Gregorius’ Mutter näher betrachtet werden, um eventuelle Unterschiede bei der Art zu büßen auszumachen. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Buße des Protagonisten, aus diesem Grund soll seine Erlösung durch die Wunder Gottes ebenfalls genauer analysiert werden.

Da der Erzähler sowohl im Prolog als auch im Epilog einiges über die Buße sagt, werden diese ebenso zur Kenntnis genommen.

Abschließend sollen alle Ergebnisse zusammengefasst dargestellt, die Rolle der Buße ausführlich beantwortet und eventuell auftretende Fragestellungen dargelegt werden.


2                  Einführendes



2.1            Etymologie und Wortbedeutung


Der Begriff Buße stammt von dem althochdeutschen Wort buoza ab, welches übersetzt „Besserung“ bedeutet.[1] Dem mittelhochdeutschen Ausdruck buoz(e) sind mehrere Bedeutungskomponenten zugeschrieben. So kann mit buoz(e) zum einen „Heilung“ gemeint sein, zum anderen auch die „Besserung“ oder „Abhilfe“.[2] Im „Gregorius“ findet an einigen Stellen auch das Prädikat büezen Verwendung, welches mit „(aus-)bessern“, „gut machen“, „von etwas befreien“, „Buße leisten“ oder „bestrafen“ übersetzt wird.[3]


2.2 Buße im Mittelalter


Im 11. und 12. Jahrhundert gilt die Buße zunächst als „Inbegriff des christlichen Heilsweges“[4], die alles Gute bewahrt. Der Büßer soll seine Sünden bedenken und diese beichten. Dabei treten Priester, welche eine von Gott gegebene Vollmacht besitzen, als Richter auf, dem Sünder bei wahrer Buße die Strafe zu erlassen.

Der Schmerz über die sündige Tat soll allerdings ein Leben lang nicht vergehen. Häufig erhalten die Büßer für ihren Glauben an die Güte Gottes jedoch am Ende eine Belohnung.[5]

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Nachdem Gregorius’ Ehefrau dessen Tafel findet und daraufhin erkennt, dass er ihr eigener Sohn ist, lässt sie diesen zu sich rufen. Unter Tränen offenbart sie ihm: ich bin iuwer muoter und iuwer wîp (V. 2604), woraufhin er sich in einem Anruf verzweifelt an Gott wendet. Seine Gemahlin tadelt ihr eigenes Handeln und fragt Gregorius, ob es für sie eine Möglichkeit gäbe, ihr die Hölle etwas senfter sî danne maniges leben / der ouch der helle ist gegeben (V. 2693f.) zu gestalten.

Gregorius erklärt ihr daraufhin, daz got die wâren riuwe hât / ze buoze über alle missetât (V. 2701f). Empfindet die Königin folglich wahre Reue für ihr sündiges Verhalten, so muss sie keine Angst haben, nicht gerettet zu werden. Er empfiehlt seiner Frau und Mutter von nun an jedoch Buße zu tun, indem sie den lîp mit tägelîcher arbeit (V. 2723f.) belastet, um auf diese Weise gote erbarmen (V. 2730) zu erlangen und seinen Zorn zu mindern.

Gregorius will ebenfalls Buße leisten. Er sagt von nun an dem lande unddem guote / und dem werltlîchem muote (V. 2745f.) ab, will das Land verlassen und als Bettler bis zu seinem Tod für die Sünde büßen. Er nimmt „die Schuld des Inzests [folglich] ganz wie seine eigene auf sich“[11] und gibt seine gesellschaftliche Stellung vollständig auf. Dieses Verhalten und die Tatsache, dass er das Leiden spilnde bestuont (V. 2760) verdeutlichen, dass seine Sühne total und sein zukünftiges Leben somit „nur noch Buße sein“[12] soll.


Gregorius legt seine prachtvollen Gewänder ab, verlässt seine Frau und Mutter und zieht hinaus in das Land. Drei Tage lang meidet er jeglichen Kontakt zu Menschen, nimmt kein Essen zu sich und spricht nur sînes gebetes (V. 2769). Er will sein bisheriges Leben, welches voll von Sünde war, hinter sich lassen. Gregorius erkennt, dass er nur außerhalb dieser Welt für sein Handeln büßen kann.

Indem er sich von der Gesellschaft abwendet und seine soziale Stellung aufgibt, distanziert er sich gleichzeitig von der Sünde. Da seine Mutter jedoch zurückbleibt und von ihm aufgetragen bekommt, in der Welt zu büßen, kann nicht gesagt werden, dass für Büßer ein von der Welt zurückgezogenes Leben der Normalfall gewesen ist. Der Entschluss des Gregorius, auf diese Weise zu büßen, geht folglich „aus seinem einmaligen Schicksal hervor.“[13]

Am dritten Tag seiner Buße trifft er auf einen Fischer, welcher Gregorius misstraut und ihn verhöhnt. Als Gregorius ihn um Unterkunft bittet, betitelt der Fischer ihn auf Grund seines noch immer erhabenen Aussehens als trügenære (V. 2787) und schickt den bettelnden Mann weg. Die Frau des Fischers hat jedoch Mitleid und sieht in Gregorius zudem einen Boten Gottes.

Sie überredet ihren Ehemann, den armen Bettler doch aufzunehmen. Als sie ihm sehr gutes Essen zubereitet, lehnt er dieses ab. Selbst als er Haferbrot und Brunnenwasser zu sich nimmt, erklärt er, daz kûme sîn sündic lîp / der spîse wert wære (V. 2896f.). Als der Fischer Gregorius erneut seine Abneigung ihm gegenüber verdeutlicht, begegnet dieser ihm „mit fröhlichem Gleichmut, bereit, alles als Buße hinzunehmen.“[14] Er dankt Gott sogar für die schlechte Behandlung von Seiten des Fischers und

hete im der ungeborne

grôze slege von zorne

ü.....[Volltext lesen]

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Des Fischers Ausführung dient folglich nicht nur dem Spannungsaufbau in der Erzählung, sondern kann auch als eine (vom Fischer unbeabsichtigte) Vorausdeutung betrachtet werden.


Siebzehn Jahre lang büßt Gregorius auf dem abgelegenen Felsen. Obwohl er kein Essen zu sich nimmt und sich nur von sehr wenig Wasser ernährt, übersteht er die Buße. Er hält diese schwere Zeit nur durch, weil

im enwære gegeben

der trôstgeist von Kriste

der im daz leben vriste,

daz er vor hunger genas. (V. 3118-3121)


Der Heilige Geist sorgt auch dafür, dass Gregorius seine Weisheit über all die Jahre nicht verliert, sodass er sogar nach der Bußzeit noch „zum höchsten Lehramt der Christenheit befähigt ist.“[15]

Als Gott nach siebzehn Jahren an im vergaz / sîner houbetschulde (V. 3140f.) und in Rom ein neuer Papst gesucht wird, spricht er des Nachts zu zwei angesehenen Römern. Diesen berichtet er von Gregorius, ze dem wære vür wâr / der stuol vil wol bewant (V. 3184f.), welchen sie in Aquitanien suchen und nach Rom bringen sollen.

Diese zwei Boten reiten eine lange Zeit ziellos umher, weil sie den genauen Ort, an dem Gregorius sich befindet, nicht kennen. Erst als der Herr ihnen offenbart in der Wildnis zu suchen, treffen sie auf den alten Fischer, welcher Gregorius vor siebzehn Jahren zu dem Felsen gebracht hat. Dieser nimmt die Gäste auf Grund ihres Vermögens gerne auf und bereitet ihnen einen Fisch zu.

In diesem findet er jedoch den Schlüssel wieder, was ihm zunächst die Sprache verschlägt. Als er seinen Gästen den Grund für sein Verhalten erzählt, sind diese hoch erfreut, da sie glauben, es handele sich bei dem Mann auf dem Felsen, von dem der Fischer berichtete, um .....

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einen dürftigen ûf der erde,

ze gote in hôhem werde,

den liuten widerzæme,

ze himele vil genæme. (V. 3419-3422)


Der Körper des Gregorius wurde durch die geleistete Buße kasteit. Die Bußezeit führte „zu einer Verwandlung von Gregorius, die als körperliche Deformation

sichtbar wird.“[17] Sein neues Aussehen kann folglich als „Auszeichnung, die mit seiner Sonderstellung zwischen Mensch und Gott [ .] einhergeht“[18], wahrgenommen werden.


Als der Aufgefundene den römischen Gesandten bestätigt Gregorius zu sein, erzählen sie ihm, dass Gott ihn selbe erwelt und erkant (V. 3496) hätte und er von nun an als Richter auf Erden fungieren sollte. Gregorius ist von diesen Worten zwar gerührt, da er sich jedoch immer noch als sô unreine (V.3513) betrachtet und seine Schuld unermesslich hoch erachtet, kann er ihnen erst Glauben schenken, als diese ihn mit triuwen und mit eide (V. 3592) beschwören die Wahrheit zu sprechen.

Gregorius ist folglich immer noch von seiner Schuld überzeugt und kann den Boten nicht glauben. Es ist für ihn unvorstellbar, dass Gott ihm wirklich vergeben haben soll.

Er verlangt von seinem Herrn aus diesem Grund ein ausdrückliches Zeichen, welches ihm deutlich machen soll, ob er wirklich rein und von seinen Sünden erlöst worden ist. Daraufhin fällt der Fischer auf die Knie und erklärt Gregorius unter Tränen, er habe den Schlüssel wiedergefunden, welchen er einst in den See geworfen hatte. Alsdann befreien die Männer ihn von seinen Ketten und begleiten den sündelôsen man / ab dem wilden steine. (V. 3658f.) Die Tatsache, dass der in den See geworfene Schlüssel wie durch ein Wunder wieder aufgefunden wurde, überzeugt Gregorius letzten Endes also davon, dass Gott ihm seine Sünd.....

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Bei der Textanalyse wurde schnell deutlich, dass der Buße immer erst die ehrliche Reue des Sünders vorausgehen muss. Nur wer seine Schuld ehrlich vor Gott bereut, kann sich seiner Erlösung und der Sündenvergebung sicher sein. Dennoch sollte jeder Sünder Buße leisten, um Gottes Zorn zu vermindern. Es gibt jedoch keine Richtlinien, wie die Buße eines Menschen abzulaufen hat.

Die Erzählung zeigt auf, dass drei unterschiedliche Sünder (Gregorius, seine Mutter und der Fischer) auf verschiedene Weise Buße leisteten und allen von Gott vergeben wurde. Die Darstellung von der Bußzeit des Protagonisten Gregorius darf also nicht als Paradebeispiel für Bußleistungen gesehen werden.

Des Weiteren spielt das aufrichtige Vertrauen zu Gott eine zentrale Rolle bei der Buße. Nur weil Gregorius auf den Herrn vertraut und gewillt ist bis an sein Lebensende zu büßen, steht Christus ihm bei und hilft dem Büßenden die Zeit auf dem Felsen zu überstehen. Die Ernennung zum Papst offenbart dem Leser, dass Gott dem Sünder vollkommen verziehen hat und ihm von nun an sogar so sehr vertraut, dass er ihm das höchste Amt der Kirche zuspricht.


Das Motiv der Buße im „Gregorius“ soll dem Rezipienten aufzeigen, dass es immer möglich ist, Gottes Vergebung zu erlangen und sei die Sünde noch so frevelhaft. Es ist Hartmann von Aue überaus wichtig, seinen Lesern respektive Hörern verständlich zu machen, dass man keine Angst vor der Allmacht des Herrn haben muss, solange man seine begangene Tat wahrlich und aus tiefstem Herzen bereut (und man nicht mit dem Gedanken gesündigt wird, dass Gott einem sein Handeln ohnehin verzeiht).

An vielen Stellen im Text wiederholt Hartmann diese wichtigen Aussagen über die Buße und stellt sie somit vollständig in den Vordergrund der Handlung. Auch macht er deutlich, dass Gregorius es ohne sein inniges Verlangen nach Abbüßung nie auf den Papststuhl geschafft hätte. Die Buße stellt damit ein – wenn nicht sogar das – zentrale(s) Hauptmotiv der gesamten Erzählung dar.

Es bleibt am Ende die Frage offen, ob respektive inwieweit Hartmann von Aue sein Werk aus theologisch motivierten Gründen verfasst hat. Im „Gregorius“ spielt die Reue eine ebenso große Rolle für die Buße wie bei den Philosophen Lombardus und Abaelard. Ferner fällt jedoch auf, dass die Beichte bei Hartmann weniger von Bedeutung ist, als bei besagten Denkern.

Zwar beichten Mutter und Fischer gewissermaßen, indem sie einem anderem von ihren Sünden erzählen, Gregorius offenbart sich jedoch niemanden, sondern begibt sich in die Abstinenz.[20] Hartmann schreibt zudem an keiner Stelle explizit, dass ein Sünder zu beichten hat, wenn er seine Missetate.....

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1966 [MTU 15].



Cormeau, Christoph; Störmer, Wilhelm: Hartmann von Aue. Epoche – Werk –

Wirkung. München 21993.


Ernst, Ulrich: Der ,Gregorius’ Hartmanns von Aue. Theologische Grundlagen –

legendarische Strukturen – Überlieferung im geistlichen Schrifttum. Köln u.a.

2002 [Ordo 7].

Rassidakis, Alexandra: Von Liebe und Schuld. Inzest in Texten von Hartmann von

Aue, Thomas Mann und Jeffrey Eugenides. In: Literatur für Leser 1 (2005),

S. 65-84.


Schriftliche Versicherung der selbstständigen Anfertigung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Hausarbeit selbstständig angefertigt, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und die Stellen, die im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt aus anderen Werken entnommen wurden, mit genauer Quellenangabe kenntlich gemacht habe.


Ort, Datum Unterschrift



[1] Vgl. Yavuzyasar, Ayfer: (Art.) Buße/Büßer. In: Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag –

Medien, hg. v. Christoph Auffarth; Jutta Bernard; Hubert Mohr. Bd. 1. Stuttgart/Weimar 1999,

S. 195.

[2] Vgl. Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Stuttgart341976, S. 28/376.

[3] Vgl. .....

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und Interpretation 8], S. 83.

[17] Rassidakis, Alexandra: Von Liebe und Schuld. Inzest in Texten von Hartmann von Aue, Thomas

Mann und Jeffrey Eugenides. In: Literatur für Leser 1 (2005), S. 72.

[18] Ebd.

[19] Cormeau, Christoph: Hartmanns von Aue ,Armer Heinrich’ und ,Gregorius’, S. 74.

[20] Dem Fischerpaar erklärt er lediglich, er sei ein fürchterlicher Sünder. Die genauen Gründe, welche

ihn zur Buße veranlassen, nennt er ihnen jedoch nicht. Man kann an dieser Stelle folglich nicht von

ein.....


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