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Seminararbeit / Hausarbeit

Hacks`Bearbeitung des Herakles Mythos

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Hacks´Bearbeitung des Herakles Mythos

Pädagogische Hochschule Freiburg

WS 2002 / 2003

Seminar: Antike Stoffe in der Kinder- und Jugendliteratur

Seminarleiterin: Fr. E.

Hacks` Bearbeitung des Herakles-Mythos

für Erwachsene und für Kinder

Eingereicht von:

H. A.

3. Semester

Lehramt an Sonderschulen

Unterrichtsfach: Deutsch

Inhaltsverzeichnis


1 Einleitung 3


2 Antike Stoffe in der Kinder- und Jugendliteratur 3

3 Antike Stoffe in Peter Hacks` Erwachsenenliteratur 5

3.1 „Omphale“ – ein Drama zum Herakles-Mythos 6

4 Antike Stoffe in Peter Hacks` Kinderliteratur 7

4.1 „Der Mann mit dem schwärzlichen Hintern“ –

Hacks` Bearbeitung des Herakles-Mythos für Kinder 8

4.2 Didaktisch-methodische Ãœberlegungen 13

5 Literaturverzeichnis 15


1 Einleitung

Im Wintersemester 2002/03 habe ich ein Seminar mit dem Thema „Antike Stoffe in der Kinder- und Jugendliteratur“ besucht. Hier ging es darum, zu analysieren, wie Autoren unserer Epoche den Stoff aus antiken Mythen und Sagen für Kinder und Jugendliche aufbereiten, und wie wir als angehende Lehrer und Pädagogen diesen Stoff unseren Schülern vermitteln können. Zum Thema meiner Arbeit habe ich von Peter Hacks das Kinderbuch „Der Mann mit dem schwärzlichen Hintern“ gewählt.

In seinem Bilderbuch erzählt Hacks einen kleinen Ausschnitt aus dem Herakles-Mythos. Ich möchte an diesem Buch aufzeigen, wie Hacks den Herakles-Mythos in Form eines Bilderbuches Kindern zugänglich macht. Es soll also darum gehen, Parallelen zwischen der Mythos-Überlieferung und Hacks` Bearbeitung aufzuzeigen und dabei die besondere Gattung des Werkes zu analysieren Zum Schluss werde ich didaktisch-methodische Überlegungen anstellen, ich werde also der Frage nachgehen, wie das Buch im Unterricht eingesetzt werden kann.

2 Antike Stoffe in der Kinder- und Jugendliteratur

Zunächst einmal möchte ich kurz auf die Vermittlung und Rezeption antiker Stoffe eingehen, um daran den Wandel ihrer Bedeutung und ihren epochenspezifisch unterschiedlichen Einsatz in Schule und Unterricht aufzuzeigen. Der historische Exkurs soll dazu dienen, die Rolle antiker Mythen in der gegenwärtigen Kinder- und Jugendliteratur aufzuzeigen.

Als Lehr- und Bildungsgut trat die antike Mythologie viel früher in Erscheinung als in der Kinder- und Jugendliteratur. Sie tauchte schon im Mittelalter in den Klosterschulen auf, doch verstärkt wurden antike Mythen erst seit dem Humanismus zur Bildung und Belehrung eingesetzt1. Es fanden sich sowohl negative als auch positive Haltungen ihr gegenüber.

Während die Protestanten im Humanismus, insbesondere Calvin, eine ablehnende Haltung vertraten, zog die Gegenreformation Parallelen zwischen antiken und mythologischen Stoffe und biblischen Themen 2. Seit etwa Anfang des 18. Jahrhunderts ist die antike Mythologie in den Lehrplänen der Lateinschulen und Gymnasien vertreten3. Die Ziele, die durch ihre Vermittlung verfolgt wurden, waren rationalistischer Art: Die Namen und Erzählungen als solche standen im Hintergrund, es ging vielmehr darum, den Schülern gewisse Grundkenntnisse zu vermitteln, da in vielen christlichen und heidnischen Schriften Götter und Helden der Antike auftauchten und deren Autoren also voraussetzten, dass der Leser mit diesen vertraut ist4.

Darüber hinaus fanden sich damals viele Bildnisse, Statuen etc. an den Höfen, so dass der Schüler Vorkenntnisse benötigte, um diese begreifen und beurteilen zu können5. Letztlich ging es auch um die Vermittlung historischer Kenntnisse, da „darinnen die ältesten Geschichten der Völker eingewickelt sind“6. Es zeigt sich, dass es also nicht darum ging, die zentralen Aussagen der antiken Mythen zu begreifen und zu deuten, sondern vielmehr sie historisch einordnen und im Alltagsleben ihre Figuren wiedererkennen zu können.

Dadurch dass nun die antike Mythologie seit Jahrhunderten als Bildungsgut auftauchte, ist sie seit dem Zeitalter des Barock auch in der Kinder- und Jugendliteratur wiederzufinden. Als erstes bedeutendes Werk wird der „Orbis sensualium pictus“ von J. A. Comenius genannt7. Dieser ordnete die Mythologie religionsgeschichtlich als Heidentum ein und stellte sie den christlichen Prinzipien entsprechend negativ dar. Ähnlich wie zuvor in den Lehrbüchern, fand sich der belehrende Charakter auch in der damaligen Kinder- und Jugendliteratur wieder.

So benutzte beispielsweise Francois de Salignac de La Mothe- Fénelon in seinem 1699 erschienenen „Telemach“ Elemente aus der „Odyssee“, um Grundsätze einer christlich-aufgeklärten Prinzenerziehung in einem antiken Handlungsrahmen darzustellen8. Es wären noch weitere Werke anzuführen, doch das würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. In der Klassik, besonders unter dem Einfluss Winckelmanns9, ist nun ein deutlicher Wandel in der Haltung gegenüber antiker Mythologie zu sehen.

Sie wurde immer mehr als Bildungsstoff anerkannt und drang somit immer stärker in die Kinder- und Jugendliteratur ein. Es fanden sich nun nicht mehr nur informierend-belehrende Bücher, sondern es erschienen erste Nacherzählungen antiker Mythen. Die beiden wohl bedeutendsten Werke sind G. Schwabs „Schönste Sagen des klassischen Altertums“ (1838-40) und A. L. Grimms „Sagen und Märchen aus der Heroenzeit“ (1865)10.

Es zeigt sich nun, dass die antike Mythologie schon recht früh an Kinder und Jugendliche herangetragen wurde, ihre Rezeption bzw. die Funktion ihrer Lektüre hat sich jedoch im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Gegenwärtig finden sich in den Bibliotheken noch häufig Nacherzählungen antiker Sagen für Kinder und Jugendliche. Sie werden, ähnlich wie Abenteuergeschichten, als spannende Unterhaltungslektüre aufgenommen11.

Des weiteren sind sie in den Lehr- und Bildungsplänen der verschiedenen Schulformen vertreten, worauf ich jedoch erst später zu sprechen kommen werde.

3 Antike Mythologie Peter Hacks` Erwachsenenliteratur

Im folgenden ist nun der Frage nachzugehen, wie Peter Hacks mit antiker Mythologie umgeht, zunächst einmal in der Erwachsenenliteratur.

Im Jahr 1955 siedelte der Autor von der BRD in die DDR über12 und schrieb dort in den darauffolgenden Jahren einige Theaterstücke für Erwachsene, in denen er u.a. Fabeln aus der Antike adaptierte. Zum einen bearbeitete er antike Theaterstücke, und zum anderen schrieb er Stücke, die auf antiken Mythen basierten. Ich werde in diesem Kapitel nur einige Stücke anführen, an denen ich kurz die unterschiedlichen Adaptionsweisen aufzeigen möchte.

Hacks verwendete unterschiedliche Verfahren der Mythen-Adaption: In „Der Frieden“ passte er das Werk an Bühne und Realität seiner Zeit an13, ich denke das meint, dass er zwischen der zugrundeliegenden griechischen Komödie des Aristophanes und der DDR-Zeit Beziehungen herstellte. In diesem Stück bearbeitete er also einen antiken Mythos, der bereits als antikes Theaterstück gestaltet war.

In „Amphitryon“ dichtete er die seinem Werk zugrundeliegende Vorlage um14, das meint sicherlich, dass er den Mythos deutete, dass er also den bekannten Stoff neu interpretierte. Das Theaterstück basiert auf dem Herakles-Mythos, es geht jedoch nur um die Ereignisse der „langen Nacht“15. Herakles steht also nicht im Mittelpunkt des Geschehens, sondern, wie der Titel bereits verrät, geht es vielmehr um dessen Vater, Amphytrion.

3.1 „Omphale“ – ein Drama für Erwachsene

In seinem Theaterstück „Omphale“ gestaltete Hacks recht frei eine Episode aus dem Herakles-Mythos17, d. h. es liegt ihm kein „Urstück“ zugrunde. Die handlung des Dramas setzt ein, als Herakles zur Strafe für den Raub des delphischen Dreifußes und für ein Handgemenge mit der Pythia von Apollon als Sklave an die lydische Königin Omphale verkauft wird.

Er vollbringt auch hier wieder Heldentaten, bringt den Löwen des Tmolos, der in Omphales Reich wütet, um, hält dann jedoch ein. Er verliebt sich in Omphale und sie sich auch in ihn. Nachdem sie miteinander geschlafen haben, vollzieht sich in beiden ein Wandel, der Geschlechtertausch. Herakles überlässt Omphale sein Löwenfell und seine Keule, die Symbole seiner heldenhaften Taten eben, und verlangt nach einem Bad, um „das Schwarze/ des Feueratems Spur des kretischen Stiers/ von seinem Heldenhintern abzuweichen“18.

Wie in dem Bilderbuch für Kinder taucht also auch in diesem Theaterstück für Erwachsene der „schwärzliche Hintern“ auf. Welche Bedeutung dieser hat, werde ich in meiner Analyse des Bilderbuchs herausstellen. Grund für diesen Geschlechtertausch war, dass Herakles sich in seiner Heldenrolle unvollkommen fühlte: „Ein Held, das kann doch nicht schon alles sein?“19 In einer Nebenhandlung tritt der Held Daphnis auf, dessen Geliebte Pimplea bei dem Ungeheuer Lityerses gefangen ist.

Nur Herakles kann dieses besiegen, doch er will nicht mehr Kämpfer sein, er hat sich verliebt und sucht nun nach anderen menschlichen Möglichkeiten. Er gibt Daphnis Ratschläge, wie er das Ungeheuer besiegen kann. Als dieser jedoch gemeinsam mit Herakles` Stiefbruder Iphikles, Lityerses zu unterliegen droht, folgt ein Umschwung: Herakles eilt zum Kampf. Noch während er gegen das Ungeheuer kämpft, bringt Omphale ihm drei Söhne zur Welt.

Das Ende des Dramas ist durch drei Schreie markiert: der Schrei der Gebärenden, Herakles` Siegesschrei und Lityerses Todesschrei.

Thema des Stücks sind also die Liebe und die Möglichkeiten ihrer Verwirklichung und damit zusammenhängend der Geschlechtertausch. Hacks stellt den für seine Taten als mutig und stark bekannten Helden Herakles als Mann dar, der sich in seiner traditionsbestimmten Rolle unvollkommen fühlt und sich danach sehnt, dem anderen Geschlecht anzugehören.

Kurz und vereinfacht: Hacks ordnet dem als stark und mutig bekannten Helden Herakles auch andere menschliche Qualitäten zu, Gefühle und das Streben nach Glück und Vollkommenheit.

Judith Scheid verweist darauf, dass sich darüber hinaus auch einige Aspekte des in der DDR vorherrschenden Sozialismus erkennen lassen, diese jedoch zu analysieren würde hier zu weit führen.

4 Antike Mythologie in Peter Hacks` Kinderliteratur

Während es im vorigen Kapitel um Erwachsenenliteratur von Peter Hacks, speziell um sein Drama „Omphale“ ging, steht hier nun die Kinderliteratur im Mittelpunkt. Neben zahlreichen Gedichten und Kinderbüchern auf verschiedenen Ebenen arbeitete der Autor eben auch antike Mythen für Kinder auf. So schrieb er beispielsweise Anfang der achtziger Jahre das Theaterstück „Die Kinder“.

Ich werde an diesem Stück kurz aufzeigen, wie Hacks ein auf dem Mythos basierendes Theaterstück für Kinder gestaltete. Schon der Titel zeigt, dass Hacks sich für Kinder, deren Charakterzüge und –merkmale, interessiert. In einem Kommentar der Zeitung „Neues Deutschland“ vom 23.10.1984 heißt es, dass ihn „ihre lärmende Unschuld, ihre kecke Neugier, ihre tollen Streiche und nicht zuletzt ihr historisches Recht, eines Tages das Erbe der Älteren zu übernehmen20“ interessieren.

In diesem Stück steht Kronos` Sohn Zeus im Mittelpunkt. Dieser möchte erreichen, „dass die Leute unter seiner Regentschaft die Früchte der Bäume verzehren und nicht mehr, wie in Urzeiten, nur deren Rinde.“21 Um einen Machtwechsel zu verhindern, will Kronos alle seine Kinder verschlucken. Doch wie in der Sage verdirbt er sich den Magen und muss alle wieder ausspucken.

Zeus wird letztlich der neue Herr der Götter. In Anlehnung an die antiken Dramen hat Hacks einen Chor in die Handlung verwoben, der von Kindern dargestellt wird, die ihre Sicht auf die Geschehnisse des Stücks einbringen.22

4.1 Der Mann mit dem schwärzlichen Hintern – Hacks` Bearbeitung des Herakles-Mythos

In seinem Bilderbuch „Der Mann mit dem schwärzlichen Hintern“ bearbeitet Hacks die siebte Arbeit, die Herakles für seinen älteren Stiefbruder Eurystheus zu bewältigen hatte, nämlich die, den kretischen Stier zu bändigen.

Erzählt wird die Geschichte auf zwei Ebenen, auf der Text-Ebene und auf der Bild-Ebene, wobei das Bild und nicht der Text die wichtigere Rolle spielt. Beide Ebenen lassen sich jedoch nicht voneinander trennen, da die Vorgänge Lesen und Wahrnehmen im Bilderbuch recht komplex miteinander verflochten sind. Ich werde also ausgehend von jedem Bild die dazugehörige Textstelle analysieren.

Zunächst einmal kurz zur Textebene: Es handelt sich um einen lyrischen Text, der in Anlehnung an die griechischen Epen in Hexameter-Versen geschrieben ist. Der Text ähnelt einem Theaterstück, weswegen ich im Folgenden die einzelnen durchnummerierten Sinneinheiten in Akte und Szenen einteilen werde. Das Werk lässt sich in 5 Akte und 18 Szenen einteilen.

Es findet sich vorwiegend wörtliche Rede, ein Erzähler schaltet sich immer wieder ein, kommentiert das Geschehen und leitet die einzelnen Akte ineinander über.

Vorerst eine kurze Inhaltsangabe: Die zwei Protagonisten, Sillos und Triballos, Kinder des Okeanos und der Theia, sind permanent auf Streiche aus. Ihre Mutter warnt sie jedoch vor Herakles, der an seinem schwärzlichen Hintern zu erkennen ist. Die Kinder ziehen daraufhin los, um neue Streiche auszuhecken. Da begegnen sie Herakles, der gerade vom Kampf mit dem kretischen Stier zurückgekehrt ist, sie wissen jedoch zunächst nicht, dass es sich um Herakles handelt.

Sie spielen ihm Streiche, dieser lässt sie eine zeitlang über sich ergehen, dann wird es ihm jedoch zu bunt. Er schnappt sich die beiden, es folgt eine verbale Auseinandersetzung, dann hängt er sie sich über die Schulter und marschiert weiter. Plötzlich fangen Sillos und Triballos an zu lachen, da sie Herakles` schwärzlichen Hintern sehen und nun wissen, mit wem sie es zu tun haben, Da muss auch der Held lachen, setzt sich auf einen Stein und lässt die beiden gehen.

Es soll nun zunächst um die rein inhaltliche Wechselwirkung von Bild und Text gehen, bevor ich das Buch tiefergehend analysiere.

Sie wirken kräftig. Auf der Text-Seite finden sich zwei Szenen: Zunächst ein Prolog, in dem der Erzähler die Handlung in Griechenland lokalisiert und dem Kind berichtet, dass dort alles, obwohl es schon sehr lange her ist, so war wie heute. Der Prolog dient wohl dazu, dem Kind eine grobe Vorstellung von Raum, Zeit und Personen zu geben. Die zweite Szene leitet die konkrete Handlung ein: Es werden hier die Protagonisten Trillos und Siballos vorgestellt.

Es handelt sich um zwei Kerkopen. Sie werden als freche Zwillinge charakterisiert, die ständig auf Streiche aus sind. Die Äußerung „hier stehen sie“ verweist dabei auf das Bild. Zum Schluss wird auch kurz der Vater, Okeanos, genannt, der seine Kinder schlecht erzogen hat. Auf dem nächsten Bild ist die Mutter zu sehen, in eine griechische Toga gehüllt, mit erhobenem Zeigefinger ermahnt sie ihre Kinder.

Der Text, die dritte Szene also, liefert nähere Informationen zu dem Bild: Die Mutter ermahnt sie, sich nicht mit dem „Mann mit dem schwärzlichen Hintern“ anzulegen, er sei viel stärker als sie. Daraufhin ziehen die Kinder los, sie wollen wieder neue Streiche aushecken. Auf dem nächsten Bild ist nun Herakles zu sehen, mit Löwenfell und Keule. Sofern das Kind mit diesen zwei Symbolen noch nicht vertraut ist und demnach Herakles nicht erkennt, könnte es, im Anschluss an die vorherigen Bilder, den Vater in der Figur vermuten.

Die fünfte Szene gibt nun einen in die Handlung eingeschobenen Rückblick. Der Erzähler beschreibt den kretischen Stier als grausam und zerstörerisch. Herakles wurde nun von den kretischen Bauern zur Hilfe gerufen. Das nächste Bild zeigt den Helden im Kampf mit dem Stier, es knüpft also an das vorherige an. Er greift mit einer Hand nach dessen Horn, mit der anderen nach dem Schwanz und tritt mit einem Bein nach ihm.

Ohne den dazugehörigen Text würde der Betrachter das Bild zeitlich nach dem vorigen einordnen. Der Text beschreibt die auf dem Bild dargestellte Haltung und knüpft zeitlich an das vorherige an, ist also auch, wie dieses Bild, Teil des vom Erzähler eingeschobenen Rückblicks. Der Held besiegt das Ungeheuer, das letzte Schnauben des Stieres versengt ihm jedoch den Hintern.

Dies ist die für den Titel zentrale Stelle des Buches, da sich hier für den Leser bzw. Zuhörer der Titel erklärt. Im darauffolgenden Bild ist die Büste Herakles` zu sehen, er hält seine Keule über der Schulter und lässt müde den Kopf hängen. Die siebte Szene knüpft nun chronologisch an die vierte an, hier beginnt sich die Spannung des Stückes aufzubauen. Der Spannungsaufbau zieht sich bis zur elften Szene.

Das darauffolgende Bild erstreckt sich über anderthalb Seiten und zeigt einen weiteren Streich: Sillos und Triballos beschießen Herakles mit Pfeilen. Der Text erzählt diesen Streich, ergänzt somit das Bild. Darüber hinaus wird in dem Text die Landschaft beschrieben. Das nächste Bild zeigt Herakles im Vordergrund, er hält seine Kopfbedeckung fest, im Hintergrund scheint die Sonne.

Er läuft einen Pfad entlang, gefolgt von den Zwillingen. Der Illustrator hat in seinem Bild nur den Moment vor dem nächsten Streich herausgegriffen. So schildert der Text zunächst diesen Moment, bevor der Erzähler von einem weiteren Streich berichtet. Zum Schluss folgt die Aussage, dass es Herakles zu bunt wird mit den Streichen. Das hierauf folgende Bild knüpft an diese Aussage an und zeigt eine große Hand, die die Zwillinge bei den Haaren packt.

Hier lässt sich die vorher genannte Vater-Rolle des Herakles erkennen, er packt sie beim Schopf um sie zurecht zu weisen. Der Text schildert diesen Vorgang und erwähnt darüber hinaus die für die Handlung nebensächliche Information, dass dem Held die Kopfbedeckung wegfliegt. In dieser Szene setzt nun der Spannungshöhepunkt ein. Dieser zieht sich bis zur fünfzehnten Szene.

Es ist als Schlüsselstelle des Buches zu sehen, worauf ich aber später näher zu sprechen komme. Das nächste Bild knüpft an das vorletzte an, in dem es die Handlung fortsetzt. Es ist noch mal Herakles zu sehen, wie er die Kinder kopfüber festhält. Lediglich der erste Satz des Textes beschreibt diesen Vorgang, der Rest beschreibt den auf dem darauffolgenden Bild dargestellten Vorgang, greift also bereits vor.

Das nächste Bild zeigt die Kinder kopfüber an Herakles` Rücken baumelnd, auf der linken Seite stellt der Illustrator eine auf den Kopf gedrehte Landschaft dar. Der Text beschreibt diese, hier wird durch das Auf-den-Kopf-Drehen die kindliche Phantasie unterstützt. Im nun folgenden Bild ist der schwärzliche Hintern besonders hervorgehoben, eines der Kinder zeigt mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf diesen Körperteil des Helden.

Die Handlung beginnt hier zu fallen. Der Text unterstützt dieses Bild, in dem der abgebildete Vorgang erzählt wird und darüber hinaus wieder an die dritte Szene erinnert wird, eben an die Warnung der Mutter. Auf der letzten Seite ist der Held auf einem Stein sitzend zu sehen und auf der linken Seite die Kinder, wie sie fort gehen und Herakles zuwinken. Die siebzehnte Szene erzählt den Vorgang dieses Bildes, in der achtzehnten folgt die Moral des Buches.

In meiner Analyse der Bild-Text-Beziehungen zeigte sich nun, dass Bild und Text sich gegenseitig ergänzen und kaum voneinander zu trennen sind. Lediglich in der zwölften Szene, der Schlüsselstelle eben, dominiert das Bild, d.h. es scheint so als ob die Bilder die Geschichte erzählen, bzw. der Text die auf den Bildern dargestellten Vorgänge erzählt und weiterführende Informationen liefert, so z.B. zur zeitlichen Einordnung und Angaben zum Raum.

Im folgenden ist nun die sprachliche Gestaltung zu betrachten.

Wie bereits erwähnt, ist der gesamte Text in Hexameter-Versen geschrieben. Die Wortwahl ist sehr poetisch. Es finden sich Adjektive wie „arg“, „gewitzt“, „dreist“ oder „verdrossen“. Ebenso ist der Satzbau an die griechischen Epen angelehnt, d.h. der Autor stellt die Wörter um, so dass eine bestimmte Sprechmelodie entsteht, so beispielsweise „die rutschten alle im Spalt ihm/ zwischen dem Nacken hinunter und dem Felle des Löwen“ u.a Darüber hinaus beginnt jede Zeile mit einem Großbuchstaben, was ebenfalls die lyrische Form zeigt.

Es stellt sich nun also die Frage, wie Hacks eigentlich mit dem Mythos umgegangen ist. Wie bereits erwähnt, griff er die siebte Arbeit des Herakles heraus. Aber die Hauptfiguren seines Buches sind die Kerkopen Sillos und Triballos, die Söhne der Theia und des Okeanos. Wie ich ebenfalls bereits erwähnte stammt der „schwärzliche Hintern“ aus einer Mythos-Überlieferung, so wie auch der Rest der Handlung.

Im Großen Pauly findet sich unter dem Stichwort „Kerkopen“ folgendes: „Die Kerkopen sind elfenartige, sprichwörtliche Gauner und Tunichtgute, die aufs engste mit der Herakles-Sage verbunden sind: Herakles schläft übermüdet ein, wird aber von den Kerkopen mit konstanter Boshaftigkeit um den Schlaf gebracht und seiner Waffen beraubt. Als er sie eingefangen und kopfüber an einem Tragballen aufgehängt hat, lässt er sie wegen ihrer drolligen Scherze, die sich auf das Orakel ihrer Mutter beziehen, sie sollten sich vor dem Mann mit dem schwarzen Hintern hüten, als den sie den Herakles identifizieren, wieder laufen.23“ Hacks erzählt nun in seinem Buch wie es zu dem schwarzen Hintern kam, er berichtet also über den Kampf mit dem kretischen Stier, und kombiniert damit die Geschichte, wie die Kerkopen ihn, als er müde vom Kampf zurückkehrt, necken, er sie kopfüber aufhängt und dann wegen ihrer Scherze wieder laufen lässt.


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