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Seminararbeit / Hausarbeit

Haben Menschen mit einer körper­li­chen Behin­de­rung eine Sexua­lität

2.788 Wörter / ~15 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autor Günther A. im Mrz. 2019
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Dokumenttyp

Seminararbeit
Erziehungswissenschaf­t

Universität, Schule

Universität zu Köln

Note, Lehrer, Jahr

2,3

Autor / Copyright
Günther A. ©
Metadaten
Preis 5.30
Format: pdf
Größe: 0.18 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 81435







Universität zu Köln

Humanwissenschaftliche Fakultät

Department für Erziehungs- und Sozialwissenschaften


Hausarbeit zum Thema

Haben Menschen mit einer körperlichen Behinderung eine Sexualität?


Angefertigt im Rahmen des Seminars:

EM 3: Soziale Intervention und Kommunikation


WS 2017/2018








Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis I

1. Einleitung 2

2. Menschen mit Körperbehinderung 2

2.1 Begriffsbestimmung von Menschen mit Körperbehinderung 2

2.2. Körperschädigung und Körperbehinderung 4

2.3. Behinderungsformen 5

3. Was ist Sexualität? 6

3.1 Begriffsbestimmung Sexualität 6

3.2. Sexualität und Behinderung 7

3.3. Professionelle Sexualitätsbegleitung von Menschen mit Behinderung 9

3.4. Was ist Sexualassistenz? 10

4. Zusammenfassung und Fazit 11

Literaturverzeichnis 12


Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Wechselwirkungen zwischen den Komponenten der ICF. 4


1. Einleitung

Horst fragt einen Jugendarbeiter:“ Vom Bauchnabel abwärts spüre ich nichts. Aber wenn jemand meine Schulter berührt und sogar streichelt, dann ist das ein derart geiles Gefühl für mich, dass ich denke: so muss der Orgasmus sein. Wenn ich wenigstens das erleben kann –bin ich dann ein ganzer Mann?“1

Durch das Seminar Neoemanzipatorische Sexualpädagogik habe ich erstmals tiefer Einblicke in das Thema Sexualität erhalten. Bei meiner Recherche zu diesem Thema und bin auf das Zitat von Horst gestoßen. Als angehender Lehrer ist Inklusion ein Themenschwerpunkt in unserer Ausbildung, was mich zu meiner Hausarbeitsfrage führte.

Zunächst möchte ich klären, wann ein Mensch als körperlich behindert gilt und einen Überblick über die körperliche Behinderung geben. Danach wird auf das Thema Sexualität eingegangen. Abschließend soll Sexualität und Behinderung zusammengeführt werden.


2. Menschen mit Körperbehinderung

Zunächst soll bestimmt werden, wann ein Mensch als Körperbehindert gilt. Des Weiteren wird eine Unterscheidung zwischen Körperschädigung und Körperbehinderung vorgenommen. Abschließend sollen Behinderungsformen dargestellt werden.


2.1 Begriffsbestimmung von Menschen mit Körperbehinderung

Körperbehinderung ist ein Hauptbegriff für sämtliche Erscheinungsformen und Schweregrade einer körperlichen Beeinträchtigung.2

Bleidick verfasste dazu 1985 folgende Definition: „Eine Körperbehinderung ist - im allgemeinen Sprachgebrauch - eine überwindbare oder dauernde Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit infolge einer Schädigung des Stütz- und Bewegungssystems oder einer anderen organischen Schädigung“. 3

In Deutschland werden „Regelungen für Menschen mit Behinderung“ im SGB IX geregelt. Dort findet sich in § 2 Abs. 1 Satz 1 und 2 die Begriffsbestimmung für Menschen mit Behinderung. Diese sind Menschen, die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern können.

Weichen der Körper- und Gesundheitszustand von dem für das Lebensalter typischen Zustand ab, spricht man ebenfalls von einer Beeinträchtigung.4

Für die Heilpädagogik ist die Klassifikation nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das bedeutsame Bezugssystem,5 welches 1980 als „International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps (ICIDH)“ publiziert wurde. 6

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Die WHO unterscheidet folgende drei Ebenen voneinander:

1. Impairment: Bezieht sich auf die Schädigung organischer Ebene.

2. Disability: Meint die Beeinträchtigung einer Fähigkeit aufgrund einer Schädigung.

3. Handicaps: Soziale Benachteiligung.7


Das „Krankheitsmodell“ der ICIDH lag zugrunde und erfuhr in der Folge reichlich Kritik, da es „Behinderung“ Linear als Folge von Krankheiten verstand.8 Die Orientierung der ICIDH galt lediglich einem medizinischen Modell von Behinderung und führte dazu, dass Kontextfaktoren in den Hintergrund gerieten. Kontextfaktoren charakterisieren sämtliche Lebensinhalte einer Person.

Sie behandeln zwei Komponenten: Zum einen Umweltfaktoren und zum anderen personenbezogene Faktoren. Beide Faktoren können sich entweder positiv oder negativ auf die betroffene Person und ihrem Gesundheitszustand auswirken.9

Nach einem internationalen Diskussionsprozesses erfolgte im Jahre 2001 die Umbenennung in„ICF“ („International Classification of Functioning, Disability and Health“- „Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit“).10 Dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) zufolge ist die die ICF eine Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die ICF arbeitet mit folgenden zentralen Begriffen:11

1. Körperfunktion: Physiologische und psychologische Funktionen.

2. Körperstrukturen: Anatomische Strukturen wie z.B Organe und Extremitäten.

3. Schädigungen: Minderung Körperfunktion- Struktur.

4. Aktivität: Absolvieren einer Aufgabe.

5. Partizipation: Beteiligung.

6. Beeinträchtigungen der Aktivität: Komplikationen bei der Durchführung.

7. Beeinträchtigung der Partizipation: Schwierigkeiten in einer Situation.

8. Umweltfaktoren: soziale und materielle Lebensbereiche.


Abbildung 1: Wechselwirkungen zwischen den Komponenten der ICF.12

Der ICF entsprechend ist „Behinderung“ eine Verallgemeinerung für die Schädigung auf der organischen Ebene (Impairment), die Minderung auf der individuellen oder die auf der gesellschaftlichen Ebene. Diese stehen in wechselseitiger Beeinflussung und mit den bereits im Vorfeld erwähnten Kontextfaktoren in Korrelation (siehe Abbildung 1).


Als körperbehindert kann ferner gelten, wer durch Missbildungen des Gesichtes oder des Rumpfes sowie durch Entstellung des äußeren Habitus auffällig wird. Körperliche Bewegungsstörungen und Fehlbildungen können zu unmittelbaren Erschwerungen bei Verrichtungen des täglichen Lebens bis zur vollen Pflegebedürftigkeit führen. Die sozialen Interaktionen Körperbehinderter sind durch Behinderung selbst (Bewegungseinschränkungen) oder durch die Reaktion der Umwelt auf die sichtbare Behinderung erheblich erschwert“.13 Dabei wird deutlich, dass aus der körperbehindertenpädagogischen Sichtweise die Schädigung des Stütz- und Bewegungssystems als Quintessenz für die Bewegungsunfähigkeit verzeichnet wird.

Weitere organische Schädigungen können auftreten, welche sich auf die soziale Interaktion, das soziale Rollenverhalten und die Umwelterfahrungen auswirken.


2.3. Behinderungsformen

Um einen besseren Einblick in die Situation von körperbehinderten Menschen zu bekommen, ist es von Bedeutung deren Behinderung zu kennen und einzuordnen. Um einen Überblick über die häufigsten Erscheinungsformen von körperlich behinderten Menschen zu bekommen, wurden diese zu einer sinnverwandten Systematik zusammengefasst.14

So ist die Querschnittslähmung ein bekanntes Beispiel der Schädigung von Gehirn und Rückenmark als Ursache kann eine erblich bedingte Missbildung des Rückenmarks sein. Die Glasknochenkrankheit (Erblich bedingt), Fehlstellung der Wirbelsäule (Erblich bedingt), Progressive Muskeldystrophien (Anlagebedingt) oder die Dysmelie (Medikamentöse Einwirkung) gehen einher mit der Schädigung der Muskulatur und des Skelettsystems.

Die dritte Schädigung, Chronische Krankheit und Fehlfunktion von Organen befassen sich mit Erscheinungsformen wie Rheumatischen Erkrankungen, die Fehlbildung des Herzens oder anderen lebensnotwendigen Organen oder auch Hauterkrankungen.


3. Was ist Sexualität?

Vorab wird eine Begriffsbestimmung der Sexualität vorgenommen, um diese einordenen zu können und die Ausgangsfrage besser beantworten zu können. Danach soll diese in Verbindung mit Behinderung gesetzt werden. Abschließend werden die Sexualbegleitung körperlich behinderter Menschen dargelegt.


3.1 Begriffsbestimmung Sexualität

1820 wurde der Begriff Sexualität zum ersten Mal von dem Botaniker August Henschel in seinem Werk „Von der Sexualität der Pflanze“ verwendet.16 Dort wurden Pflanzen in ihre Ausprägungen (männlich oder weiblich) aufgeteilt.

In sexualwissenschaftlichen und -pädagogischen Literaturen, versuchen zahlreiche Autoren Sexualität zu definieren. Aufgrund der Vielfalt der menschlichen Sexualität konnte sich auf keine einheitliche Definition verständigt werden.17 Das eine Definition schwierig ist, zeigt sich darin, dass häufig der Geschlechtsverkehr (Sex) gleichgesetzt wird mit Sexualität bzw. dient Sexualität als Umschreibung für den Akt.18

Sexualität kann man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Da wäre die medizinische, die psychoanalytische und die soziologische Sichtweise.22

Aus medizinischer Sicht wird die körperliche Grundlage in den Mittelpunkt gerückt und deren möglichen Störungen.23

Die Betrachtung aus der psychoanalytischen Sichtweise, geht bis zu Sigmund Freund zurück. Dieser fasste den Sexualitätsbegriff in seiner Psychoanalyse sehr weit. In diesem Kontext kamen Begriffe wie „Libido“ und Lustgewinn“ häufig vor, wodurch er zum einen falsch verstanden wurde und zum anderen eine Diskussion entfachte.24

Sexualität ist nicht nur ein individuelles, sondern hat auch ein gesellschaftliches Interesse. So werden Anreize geschaffen (z.B. Kindergeld) um die Geburtenrate zu erhöhen.25


Obgleich der wachsenden Normalisierung ihrer Lebensverhältnisse gehört Sexualität nicht zum selbstverständlichen Abschnitt ihres Lebens.28

Der Lebensbereich Sexualität vieler Menschen mit Behinderung entspricht entgegen vieler juristischer und in der Theorie formulierten Ansprüche zurzeit nicht den Normen. Stolpersteine bei dieser Bewältigung sind fachliche, soziale und größtenteils gesellschaftliche Barrieren.29

Genau wie bei gesunden Menschen ist die Sexualität bei Menschen mit einer Behinderung von gleichem Sinngehalt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob man eine Behinderung hat, gesund ist oder welches Geschlecht man hat. Alle verspüren gleichsam das Verlangen nach Lust, Liebe und sehnen sich nach Beziehungen.30 Unterdessen erwies sich die Vielfalt an sexuellen Erlebnissen als vielfältig.

Was dazu führt, dass sich dem sexualpädagogischen Handeln immer wieder neue Probleme in den Weg stellen. Denn in den meisten Fällen ist nicht die eigentliche Behinderung das Problem bei der Ausübung der Sexualität viel mehr die Beeinträchtigung der Lebensverhältnisse machen es zu einem Problem. Dabei erschließen sich drei relevante Dimensionen.32 Die erste Dimension ist die Institutionelle Versorgung.

Behinderte Menschen sind, je nach Schweregrad, sehr stark davon abhängig was ihnen ihr Lebensraum als Angebot und Unterstützung bietet. Trotz der Verbesserungen in den letzten Jahrzenten ist die Lebenswelt Körperbehinderter Menschen noch beschränkt und strukturell behindernd.33

Des Weiteren wird die Sexualität in Institutionen und Familien oftmals ausgeschlossen.35

Die zweite Dimension, ist das Fehlen von Lern- und Erfahrungsräumen52. Im Kindesalter (gesundes Kind), wird einem beigebracht das Masturbation und das damit einhergehende Berühren der eigenen Genitalien schön sein kann, es allerdings nicht überall erlaubt und gern gesehen ist.36 Durch solche Erfahrungen lernt man seinen eigenen Körper kennen und die dazugehörigen gesellschaftlichen Normen.

Dies geschieht in gesicherten Räumen, mit gleichaltrigen oder durch Fragestellungen an Erwachsene. Menschen mit Behinderung bietet sich nicht die Möglichkeit „offen“ darüber zu reden oder die Erfahrung mit ihrem eigenen Körper zu machen. Da ihnen ihr Handicap Probleme bereitet und Lernräume verwehrt oder nicht zur Verfügung stehen.37


3.3. Professionelle Sexualitätsbegleitung von Menschen mit Behinderung

Indessen gibt es eine Vereinbarung, die die Rechte der körperbehinderten Menschen festhält. Diese wurde durch die Vereinten Nationen aufgesetzt und ist seit 2009 in Deutschland verbindlich.41 Ein Wendepunkt im Protest gegen die Diskriminierung und ein Fortschritt in der freien Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben.42 Ob sich etwas angesichts der Behindertenrechtskonvention im sexuellen Leben der Körperbehindertenmenschen ändert, hängt davon ab, welche Vorteile und Erfahrungen man aus den bisweilen vergangenen Erkenntnissen der sexuellen Rechte gewinnen konnte.43

In den meisten Institutionen und Behindertenhilfe ist der erste Schritt von der Ausgrenzung zur Normalisierung bereits geschafft.45 Dabei gelang aus Sicht der Sexualität eine Enttabuisierung, sowohl in der Forschung,46 als auch in der Gesellschaft. Es wurden Bedürfnisse der körperlich behinderten Menschen anerkannt.47 Die Lebensqualität wurde durch Einrichtungen und Institutionen oftmals verbessert, allerdings konnte die Etablierung von Sexualität im Alltag und den möglichen Zugang nicht schritt halten.

Somit wird immer noch der Wunsch nach Sexualität oftmals verwehrt.48

Ein wichtiges Element zur vollständigen Integration ist sicherlich die rechtliche Verankerung, durch die Behindertenrechtskonvention (BRK).49 Allerdings kann dies nur ein Element sein, weitere sind Konzepte, die darauf abzielen, die vorhanden Ressourcen zu nutzen und auch nutzen zu können.50 Im Hinblick auf die Sexualität müssen individuelle Räume und Zugänge für behinderte Menschen geschaffen werden.51 Dabei darf neben dem Zugang ein weiterer wichtiger Aspekt nicht vernachlässigt werden und der sollte frühestmöglich einsetzen.


3.4. Was ist Sexualassistenz?

Teile der körperlich behinderten Menschen ist auf die Unterstützung anderer Personen angewiesen, da sie körperlich nicht in der Lage sind bestimmte Aufgaben zu erledigen, dies erstreckt sich ebenfalls auf den Bereich der Sexualität.

Dabei geht es nicht Sex, sondern darum Berührungen zu erfahren und zärtlichen Körperkontakt zu genießen um sich gut zu fühlen.53

Wenn körperlich behinderte Menschen bei der Umsetzung und Erfüllung ihrer sexuellen Bedürfnisse durch andere professionelle Hilfe benötigen, wird in diesem Zusammenhang von der Sexualassistenz gesprochen.54 Da die Sexualassistenz Geld für ihre Dienstleistung nimmt, ist sie mit der Prostitution gleichzusetzen.55 Da die Hilfe der Assistenz unterschiedlich ausfallen, wird zwischen der aktiven und passive Sexualassistenz und in Abgrenzung dazu die Sexualbegleitung unterschieden.56

Quellen & Links
  • ICF https://www.dimdi.de

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