Nach Kahlert: Leitziele der Bildungsarbeit in der Grundschule:
→ Über Bestehendes aufklären
→ für Neues öffnen
→ zum Handeln ermutigen
→ sinnvolle Zugangsweisen ermöglichen
Wilhelm v. Humboldt (1767-1835): Individualität-Totalität - Universalität
Individualität: Durch Bildung erfolgt die je eigene, einzigartige Ausgestaltung der persönlichen Fähigkeit3en und Haltungen.
Totalität: Alle Kräfte des Menschen sollen zur Ausfaltung kommen.
Universalität: Der Mensch soll an allen Lebens-und Kulturbereichen teilhaben.
Comenius (1592 - 1670): was und wie?
„Omnes Omnia Omnino“ – alle sollen alles in einer auf das Ganze, das Wesentliche bezogene und naturgemäße Weise lernen.
Klafki (1992): (1) kategoriale Bildung (= Weltverständnis und Methoden)
-Wirklichkeitserschließung
- didaktische Analyse (Einheit von Inhalt und Weg)
-Außerdem: Behauptungen hinterfragen, Unterscheidung von Ursache, Folgen, Vermutungen und Beweisen, Voraussetzungen und Schlüsse
-Konzentration auf das Exemplarische
Die Grundschule als grundlegende Schule
(2) Einführung in die Kulturtechniken
= Einführung in den Schriftspracherwerb
Vorteil:
Ermöglicht Kumulierung von Wissen, entlastet das Gedächtnis und macht frei für höhere Denkleitungen
Nachteil:
Schrift bringt Komplexität. Spezialisierung und Ausdifferenzierung zum tragen
ðDoppelte Funktion der Schule: Schrift-/Sprache als Voraussetzung für die Teilhabe an der Kultur und Entscheidung welche Texte gelesen werden (bildungswürdige Inhalte) = Sinnkomponente
Aufgaben der Schule:
Traditionssicherung, Kulturmodernisierung und Kulturkritik
→ neues Problem: Ausbreitung neuer Medien und Unabhängigkeit der Kinder von mündlicher (selektiver) Information durch Erziehende und damit Weg frei zur Selbstbildung, unabhängig vom Reifungsvorgang
ðNeue Aufgabe der Schule: Gegensteuerung und Kompensation (S.53) – aber solide Grundlegung der Kulturtechnik muss erhalten bleiben
(3) Kerncurriculum und Bildungsstandards
Der aktuelle Lehrplan ist stark geprägt von Ergebnissen von PISA und TIMSS
ð„Offener Unterricht“ (Pädagogik vom Kinde aus)
-In Deutschland: Kompetenzbegriff
-Institutionelles Problem: Einklang von Autonomie der Schule und Kernkurriculum
-Wiederbelebung des Curriculumgedankens der 1970-er Jahre
Vorteile: Verlässlichkeit der Lernstände beim Übergang
Zielperspektive für Schüler gegeben
Nachteilsausgleich
Gesellschaftliche Vorgaben
Gemeinsamer kultureller Bestand
Entschärfung der Leistungsdebatte
s. USA
Nachteile:keine Standardisierung der Lebenswelten möglich
Standardisierung generell ins absurde gehend
Grundlegende Bildung ist langfristig angelegt und kann nicht aus dem Beziehungsgeflecht gelöst werden
(4) Schulische Bildung als Lebenshilfe
Schulpropädeutik (Befähigung zum schulischen Lernen, Vermittlung von Basiskompetenzen, die weiterführendes Lernen im Bildungssystem ermöglichen) muss ergänzt werden von Lebenspropädeutik (Basiswerkzeug für die Erschließung der Lebenswirklichkeit) – Selbständigkeit, Mündigkeit, Urteilsfähigkeit Bsp. s.S. 57
Mitverantwortlichkeit
Vorteil der Grundschule (gegenüber weiterführenden Schulen in Bezug a.....[Volltext lesen]
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aber: Problem der Qualität offenen Unterrichts
Ausbalancierungsprobleme der eigentlich komplememtären Formen offenen und geschlossenen Unterrichts (= “assistance dilemma“)
Zu 5)
Spezialthema Akzeptanz von Heterogenität durch Behinderte im gemeinsamen Unterricht:
-Lernförderliche Wirkung leistungsheterogener Gruppen
-Lernschwache erzielen international und national im gemeinsamen Unterricht bessere Leistungen als im Sonderschulsystem
-Keine Nivellierung nach unten durch behinderte Kinder
Zu 6) Inklusion als Zielvorstellung
Exklusion (im historischen System)
Segregation (als Gruppierung nach Leistung oder sozialem Niveau)
Integration (mit „Dominanz der Normalen“) →“Schäferhundpädagogik“
-Kooperativer Unterricht in Regelschulen
-Einzelintegration
-Außenklassen
Inklusion (als Mischung ohne Normalität)
- Gleichberechtigung für alle
- politischer Druck (s. auch UN-Konvention Art. 24: integratives Bildungssystem, kein Ausschluss vom allgemeinen Bildungssystem. z.B. hat Österreich kein Sonderschulsystem mehr)
(1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integrativen [inklusives] Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem Ziel,
Die Grundschule als erste Schule
I.Schulanfang als kritisches Lebensereignis (Filipp)
andere Begriff: Entwicklungsaufgabe (Havighurst)
Veränderung durch:
-Zeitstruktur (konkretes Zeiten, kein Zeitfenster mehr
-(Klassen-) Raum (kein Spielraum mehr)
-neue soziale Beziehungen (z.B. weg von den Eltern)
-neue Anforderungen
-neue Methoden und Didaktiken
-neue Rollen (und Rollenerwartungen)
ðSpannungsfeld zwischen Kontinuität und DISKONTINUITÄT (Griebel und Niesel)
-Früher: Versuch des „gleitenden Übergangs“, heute wird Diskontinuität als Stimuli für die Entwicklung angesehen
= systemischer Ansatz: Transition als ko-konstruktiver Prozess
Schulfähigkeit als Schulreife (nach Kern 1951)
-Definition: Schulreife ist das Ergebnis eines endogen gesteuerten Reifungsprozesses
-Jedes Kind wird schulreif, aber zu unterschiedlichem Zeitpunkt
-Schulreife kann man an unterschiedlichen Fähigkeiten oder Eigenschaften festmachen:
→ Ø Zahl der Kinder pro Frau: 1950: 2,3 2000: 1,4 2009: 1,36
→ mehr Scheidungen (insbesondere neue Bundesländer)
→ mehr Alleinerziehende (jedes 7. Kind)
Aber: keine grundsätzliche Benachteiligung dieser Kinder
Medienkindheit – Fernsehkindheit:
Ø Fernsehdauer der 3-13 Jährigen ca. 1,5 Stunden
→ mehr als 1/3 der 9-10 jährigen besitzt eine Fernseher
→ Problem: Vielseher ( Stunden täglich, Auswahl der Programme ist am Erwachsenen orientiert)
Bewertung:
-Verlust an „Primärerfahrungen“, nur noch aus zweiter Hand
-Rückgang an selbsttätigen Auseinandersetzungen mit der Umwelt
+ Förderung von Fähigkeiten und Wissen
+ Entertainmenteffekt, Freude und soziale Teilhabe (sich über Sendungen unterhalten können)
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→Vorgeschichte – zwei Schulsysteme : Volksschulen für alle und Vorklassen mit Übergang in die höheren Schulen für Wohlhabende
→Bildungspolitischer Streit: Tradition versus Moderne (stufenförmiges Einheitsschulsystem mit Schulpflicht)
→Weimarer Schulkompromiss Art. 146 der Weimarer Verfassung: „Anlage und Neigung, nicht die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung oder das Religionsbekenntnis seiner Eltern…“
Pädagogisches Profil:
-4 Jahre, kostenfrei aber mit Schulpflicht
-Jahrgangsklassen mit Klassenlehrerprinzip
-Bildung als Doppelaufgabe: Grundlegende Bildung für alle und Grundstufe des Bildungswesen
-Heimatkunde als Kristallisationsfach (= HF und alle Fächer kristallartig drumherum)
→ 1933-1945 Einfluss des Nationalsozialismus
-Heimatkundeunterricht („Stolz auf Heimat, Volk und Führer“)
→ Nachkriegszeit bis 1968
→ 1969/70 Grundschulkongress „Strukturplan für das Bildungswesen“, „Bildungsnotstand (Picht)“ – im Vgl. zu anderen Ländern
-Wandel im Begabungsbegriff
-Laut Brunner kann jedem Kind jeder Lerngegenstand auf jeder Entwicklungsstufe vermittelt werden in intellektueller Form
-Kinder müssen begabt werden (dynamischer Begabungsbegriff) ↔ früher statischer Begabungsbegriff: Kind muss alleine reifen = Paradigmenwechsel
-Steuerung und Förderung von Lernen
-Die frühe Kindheit ist die bildsamste Phase
-Keine Verfrühung möglich, Herausforderung durch Lernangebote, fach- und sachgerechter Unterricht
→ „die deutsche Bildungskatastrophe“ 1964: Vergleich mit Russland und USA wurde ang.....
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1Kinder brauchen ermutigende
Zuwendung von Erwachsenen
Für ihr geistiges, seelisches und soziales Wachsen brauchen
Kinder Erwachsene, die sich ihnen respektvoll und ermutigend
zuwenden, die sie durch Lernaufgaben herausfordern und ihnen
helfen, sich Kompetenzen und Erkenntnisse möglichst selbstständig
anzueignen. Sie brauchen Erwachsene, die mit ihnen
Klasse und Schule als Ort gemeinsamen und mitverantwortlichen
Lebens und Lernens gestalten.
Alles, was diese pädagogische Qualität behindert, ist abzubauen.
Lehrerbildung und Rahmensetzungen wie Klassengrößen, Lernzeiten,
Schulstruktur müssen dazu beitragen, diese pädagogische
Qualität zu erreichen und zu erhalten.
2Kinder brauchen eine Schule
als Bildungszentrum im Stadtteil
Schulen müssen Teil eines sozialen und kulturellen Netzes
im Stadtteil sein. Insbesondere Schulen in sog. »sozialen Brennpunkten
« müssen zu Bildungszentren für alle werden, die auch
die Eltern und Großeltern der Kinder ansprechen und einbeziehen.
3Kinder brauchen Bildungszeit
vor Beginn der Schulzeit
Die Einrichtungen der elementaren Bildung müssen als
Bildungseinrichtungen nicht nur postuliert, sondern kostenfrei
eingerichtet werden. Da Kita-Jahre Bildungsjahre sind.....
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kleine Gruppen zum Forschen, größere Versammlungsforen
z. B. für Präsentationen und Mitwirkungsgremien sowie
die Schulklasse als kontinuierliche Lerngruppe. Schulklassen
dürfen nicht mehr als 20 Kinder haben.
6Kinder brauchen Räume,
in denen sie lernen und leben können
Grundschulen brauchen zusätzlich zu den Klassenräumen
Funktionsräume, in denen sie lesen, forschen, sich beraten, etwas
herstellen, musizieren, malen, bauen können, Räume, in denen sie
toben oder sich zurückziehen können. Schulen brauchen deshalb
z. B. eine Bibliothek, Leseräume, Experimentier-Werkstätten,
Werkräume, ein Versammlungsforum, einen Speiseraum, einen
Schulgarten. Dies muss in den Bau- und Ausstattungsrichtlinien
für Grundschulen verbindlich festgelegt sein.
7Kinder brauchen einen Ganztag mit
pädagogisch durchgestaltetem Konzept
Kinder brauchen Zeit für gemeinsames und individuelles
Lernen, für Anspannung und Entspannung, für vorhandene
Lernaufgaben und für selbst gewählte Tätigkeiten. Diese Zeit erfordert
ihren eigenen Rhythmus, der sich an den Bedürfnissen
der Kinder und den jeweiligen Tätigkeiten orientiert. Dazu ist der
Ganztag nötig. Er darf aber nicht auseinanderfallen in Unterricht
plus Betreuung. Er muss vielmehr ein pädagogisch durchgestaltetes
Konzept haben, in dem Lehrkräf.....
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Grundschulpädagogi­k: Wissenschaftsdiszi­plin seit 1960er (71 in Bayern) Qualifikationen von Gymnasiallehrkräft­en seit 19. Jhd. An Unis Qualifikationen von Volksschul-/Realsc­hullehrkräften bis Mitte 20. Jhd. nicht uni Grundschullehrer noch keine volle Akademisierung Dauer…
...[weiter lesen]