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Hausübung
Erziehungswissenschaf­t

Universität Koblenz-Landau

2011

Tatjana . ©

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ID# 7894







Grundlagen, Voraussetzungen und Handlungsformen offenen Unterrichts am Beispiel der Grundschule Harmonie in Eitorf und im internationalen Vergleich am Beispiel der islamischen Republik Iran

 

Inhaltsverzeichnis

 

1 Offener Unterricht – Was ist das?. 1

1.1 Dimensionen „offenen Unterrichts“ 2

2 Wege zur Öffnung. 3

2.1 Stufen der Öffnung. 3

2.2 Voraussetzungen an den Schulen.. 6

2.3 Nachteile offenen Unterrichts. 7

3. Die Grundschule Harmonie in Eitorf – Ein Beispiel 8

4 Unterricht im internationalen Vergleich am Beispiel der islamischen Republik Iran   10

4.1 Die Grundschule. 11

4.1.1 Die Schuluniform... 12

5 Persönliches Fazit 13

Literaturverzeichnis. 15


1 Offener Unterricht – Was ist das?

Was unter offenem Unterricht oder offenem Lernen verstanden wird, liegt häufig schlichtweg im Auge des Betrachters. Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Definitionen in verschiedenster Literatur zu finden ist. Bemerkenswert dabei ist die Bandbreite, bei der von offenem Unterricht gesprochen wird. Sie reicht beispielsweise von ‚der Berücksichtigung der Lebenswelt der Schüler’ bis ‚Schüler können individuelle Interessen verfolgen’. Aber ist es nicht ohnehin die Aufgabe eines Grundschulpädagogen, die Lebenswelt eines jeden Schülers zu berücksichtigen? Muss dieser Ansatz extra erwähnt werden? Interessanter hingegen ist, dass Schüler ihren Interessen individuell folgen können. Doch inwieweit ist dies an so genannten „Offenen Schulen“ auch tatsächlich der Fall? Wie offen sind die Schulen, die sich offen nennen?

Sucht man nach der Definition für offenen Unterricht, sucht man leider vergebens. Wie bereits erwähnt wird man zwar schnell aber nicht eindeutig fündig. Warum ist es so schwierig, für diesen Begriff eine Definition zu finden beziehungsweise aufzustellen?

Der Begriff „offener Unterricht“ stellt eher einen Sammelbegriff für Alternativen zum traditionellen Unterricht dar und ist keine Beschreibung einheitlicher Vorstellungen. So ist es nicht verwunderlich, dass es sich eigentlich nur um verschieden auslegbare Vorstellungen von „offenem Unterricht“ handelt.

Es tut sich die Frage auf, ob im Laufe der Reformpädagogischen Bewegung nicht eine Definition gefunden wurde, hatten ihre Anhänger doch alle das gleiche Ziel vor Augen. Dazu muss gesagt werden, dass

die Reformpädagogik keine Bewegung Gleichgesinnter war, sondern auch hier hatten ihre Anhänger unterschiedlichste Vorstellungen. Auf diesen verschiedenen Grundlagen entstanden unterschiedliche Regel- und Alternativschulen, wie beispielsweise die Montessori-, Petersen- oder Waldorfschulen.

Die Problematik, „offenen Unterricht“ zu definieren, oder überhaupt über ihn zu sprechen beginnt bereits auf der sprachlichen Ebene. Die im Alltagsbewusstsein vorhandene Vorstellung von Unterricht verträgt sich nicht mit dem Adjektiv „offen“. Damit sich diese beiden Begriffe nicht gegenseitig ausschließen, darf der Begriff des Unterrichts nicht mehr als belehren vom Lehrer aufgefasst werden. Der Ursprung des Wortes „Schule“ bedeutet „Innehalten in der Arbeit“. Von diesem Wortverständnis aus, geht es in der Schule ums Arbeiten. Um selbständiges arbeiten. Um dieses zu gewährleisten, sollte es den Schülerinnen und Schülern möglich sein, sich mit dem zu beschäftigen, was sie interessiert, was ihnen Freude bereitet. Dann sind sie in der Lage, in der Arbeit innezuhalten.

Trotz dieser ganzen Problematik zum Aufstellen einer einheitlichen Definition lassen sich, wie bereits erwähnt zahlreiche Definitionen finden.

Die „offenste“ Definition für „offenen Unterricht“ lässt sich erstaunlicherweise bei der Internetplattform Wikipedia finden und lautet:

„Offener Unterricht ist eine Organisationsform des Unterrichts oder ein Unterrichtsprinzip, welche/s es jedem Schüler gestattet frei zu wählen, wo (räumlich) und wann (zeitlich) er in welcher Sozialform an selbstgewählten Inhalten und methodisch individuellem Weg diese Inhalte bearbeitet. Dabei gibt es eine möglichst hohe Mitbestimmung und Mitverantwortung jedes Schülers für die Infrastruktur der Klasse, die Regelfindung innerhalb der Klassengemeinschaft sowie der gemeinsamen Gestaltung der Schulzeit.“[1]

 

1.1 Dimensionen „offenen Unterrichts“

Um die Problematik der Definition zu dem Begriff „offenen Unterrichts“ zumindest etwas in den Griff zu bekommen, ist es notwendig, diesen Begriff auf Dimensionen aufzubauen um eine qualitative  Beurteilung der Öffnung von Unterricht zuzulassen.[2] Möglich ist die Beschränkung auf folgende Dimensionen:

  • Organisatorische Offenheit:  Bestimmung der Rahmenbedingungen
  • Methodische Offenheit:         Bestimmung des Lernweges auf                                                           Seiten des Schülers
  • Inhaltliche Offenheit:         Bestimmung des Lernstoffes innerhalb                                                           der offenen Lehrplanvorgabe
  • Soziale Offenheit:              Bestimmung von Entscheidungen                                                        bezüglich der Klassenführung bzw. des                                                          gesamten Unterrichts, der                                                                              Unterrichtsplanung.
  •                                                      Bestimmung des sozialen Miteinanders                                                                bezüglich der Rahmenbedingungen, dem                                                     Erstellen von Regeln usw.

  • Persönliche Offenheit:      Beziehung zwischen Lehrer / Kindern                                                 und Kindern / Kindern[3]
  •  

    2 Wege zur Öffnung

    2.1 Stufen der Öffnung

    Der offene Unterricht soll den Kindern die Gelegenheit geben, selbstverantwortliches und selbständiges Lernen und Handeln zu üben. Demnach wird dieser Unterricht nicht von der Lehrperson, sondern von den Interessen, Wünschen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler bestimmt. Damit orientiert sich die Schule am Zielbild des mündigen Bürgers und seiner Verantwortung in der demokratischen Gesellschaft.[4]

    Mit Hilfe der unter Punkt 1.2 aufgeführten Dimensionen offenen Unterrichts lässt sich nun eine schrittweise Öffnung von Unterricht herleiten. Die Stufen der Öffnung sind auf einer Skala von 0 bis 5 vermerkt. Dabei steht 0 für „nicht vorhanden“, 1 für „ansatzweise vorhanden“, 2 für „erste Schritte“, 3 für „teils-teils“, 4 für „schwerpunktmäßig“ und 5 für „weitestgehend“. Diese Skala lässt sich übertragen auf jede der genannten Dimensionen. Als Beispiel wird nun die Skala in Bezug auf die methodische Offenheit des Unterrichts angewandt:

    Die Frage, die hier gestellt wird ist, inwieweit ein Schüler bzw. eine Schülerin seinem eigenen Lernweg folgen kann.

    Werden die Lösungswege / -techniken sowie das Arbeitsmaterial von der Lehrperson vorgegeben, so entspricht dies der Stufe 0 auf der Skala. Werden einzelne Ideen der Kinder angehört, aber das Geschehen und Vorgehen weiter von der Lehrperson bestimmt, entspricht dies der Stufe 1.

    Stufe 2 wäre erreicht, wenn die Wege der Kinder aufgegriffen werden, die Hinführung zum Normweg aber das Geschehen bestimmt. Werden in Teilbereichen eigene Wege der Kinder stärker zugelassen, entspräche dies der Stufe 3. In der 4. Stufe werden überwiegend eigene Zugangsweisen und Lernwege der Kinder zugelassen. Die 5. Stufe ist dann erreicht, wenn der Unterricht auf Eigenproduktion der Kinder basiert.

    Die Öffnung in den übrigen Dimensionen sähe wie folgt aus:

     

    Organisatorische Offenheit des Unterrichts

    Fragestellung:         Inwieweit können die Kinder Rahmenbedingungen                                                ihrer Arbeit selbst bestimmen?

    -       Stufe 5:            der Unterricht basiert primär auf eigener Arbeitsorganisation                      der Kinder.

    -       Stufe 4:            Offene Rahmenvorgaben

    -       Stufe 3:            In einzelnen Teilbereichen werden die Rahmenvorgaben                          geöffnet.

    -       Stufe 2:            In einzelnen Teilbereichen werden die Rahmenvorgaben                          punktuell geöffnet.

    -       Stufe 1:            Die Öffnung der Rahmenvorgaben sind kaum wahrnehmbar.

    -       Stufe 0:            Die Lehrperson bestimmt das Arbeitstempo sowie Arbeitsort                      und –abfolge.

     

    Inhaltliche Offenheit des Unterrichts

    Fragestellung:         Inwieweit kann der Schüler über seine Lerninhalte                                      selbst             bestimmen?

    -       Stufe 5:            Der Unterricht basiert auf selbstgesteuertem,                                       interessegeleitetem Arbeiten.

    -       Stufe 4:            Inhaltlich offene Vorgaben von Fachbereichen oder                                      Rahmenthemen.

    -       Stufe 3:            Stärkere Öffnung der inhaltlichen Vorgaben in Teilbereichen.

    -       Stufe 2:            Inhalte zu vorgegebenen Aufgaben können frei gewählt                            werden oder die Kinder können aus einem Arrangement frei                                   auswählen.

    -       Stufe 1:            Es werden inhaltliche Alternativen zugelassen, die nur wenig         voneinander abweichen.

    -       Stufe 0:            Die Lehrperson bestimmt die Arbeitsaufgaben und                            Arbeitsinhalte.

     

    Soziale Offenheit des Unterrichts

    Fragestellung:                     Inwieweit kann der Schüler in der Klasse                                                        mitbestimmen?

    -       Stufe 5:            Selbstregierung der Klassengemeinschaft.

    -       Stufe 4:            In wichtigen Bereichen können die Kinder                                           eigenverantwortlich mitbestimmen.

    -       Stufe 3:            In den von der Lehrperson festgelegten Teilbereichen                                 können die Kinder eigenverantwortlich mitbestimmen.

    -       Stufe 2:            Die Kinder können leherergelenkt mitbestimmen.

    -       Stufe 1:            Die Kinder werden nur peripher gefragt, während die                                    Lehrperson schon vorher weiß, wie es laufen sollte.

    -       Stufe 0:            Verhaltensregeln werden von der Lehrperson oder der                                Schule vorgegeben.

     

    Persönliche Offenheit des Unterrichts

    Fragestellung:         Inwieweit besteht zwischen Lehrer und Schüler bzw.                                              zwischen Schüler und Schüler ein positives                                                  Beziehungsklima?

    -       Stufe 5:            Die Beziehung beruht auf Gleichberechtigung.

    -       Stufe 4:            Die Beziehungsstruktur ist offen für die Interessen des                               Einzelnen.

    -       Stufe 3:            Es herrscht ein offener Umgang bei bestimmten Kindern.

    -       Stufe 2:            Schüler werden zeitweise angehört und beachtet.

    -       Stufe 1: Die Schüler werden angehört, aber die Lehrperson bestimmt                   das Geschehen.

    -       Stufe 0:            Gruppenhierarchie begründet durch Alter oder Rolle.[5]

    Auf diese weise lässt sich der Weg zur Öffnung des Unterrichts für jede oben genannte Dimension aufführen und unter verschiedenen Blickwinkeln beobachten.

    Um den Unterricht offener zu gestalten geht es allerdings nicht nur darum, den Unterricht als solches mit den oben genannten Möglichkeiten zu öffnen. Es geht vielmehr auch darum, dass die Schule zu einem Ort wird, an dem sich die Kinder und auch die Lehrpersonen wohl fühlen, einem Ort, mit dem sie sich identifizieren können, an dem eine lernfreundliche Atmosphäre herrscht. Ein Weg, um die Schulen als solches offener zu gestalten ist es, das Schulgebäude wohnlicher und freundlicher herzurichten. An einigen Schulen wurden beispielsweise die Eingangshallen zu gemütlichen Sitzecken umgestaltet, in welchen sich Kinder, aber auch Erwachsene unterschiedlicher Kulturen niederlassen.[6]

     

    2.2 Voraussetzungen an den Schulen

    Damit sich Kinder in ihrer Schule wohl fühlen und hier auch ihren Arbeiten nachgehen können, müssen sie den Raum Schule als den ihren betrachten können. Der Klassenraum sollte daher kein statischer Raum sein, sondern ein Raum, der veränderbar ist und den momentanen Bedürfnissen angepasst werden kann.

    Es sollten in jedem Klassenraum Regale und andere Möbel vorhanden sein, in denen die Schülerinnen und Schüler ihre Materialien aufbewahren können und in denen sie ihre Arbeitsmaterialien vorfinden. Da im offenen Unterricht keine Ausrichtung zur Tafel nötig ist, ist für diese Form des Unterrichts die dezentrale Sitzordnung am besten geeignet. Das bedeutet, dass die Tische entlang der Wände (mit Blick Richtung Wand) angeordnet sind, an denen die Kinder ungestört arbeiten Können. Diese Arbeitsplätze sind ablenkungsarm und zur individuellen Arbeit geeignet. Im Klassenraum befindet sich außerdem ein fester Sitzkreis und ein großer Gruppentisch, an dem gemeinsam gearbeitet werden kann.

    Der Vorteil einer solchen Sitzordnung ist der Raumgewinn. Der gesamte Innenraum der Klasse bleibt praktisch frei und bietet viel Platz für großflächiges Malen, Basteln, Experimentieren, Forschen und ähnliches.

    Eine zusätzliche wichtige Voraussetzung für die Durchführung eines offenen Unterrichts ist, dass die Kinder die Gelegenheit haben sollten, das gesamte Schulgebäude bzw. das gesamte Schulgelände nutzen zu können, um sich möglichst frei zu entfalten.

    Zu einem effektiven Lernen gehört auch, dass die Kinder in ihrem ganz eigenen individuellen Rhythmus lernen, dies bedeutet, dass die Schule den herkömmlichen 45-Minuten-Takt abgeschafft haben sollte. Da manche Kinder bereits einige Zeit vor dem eigentlichen Schulbeginn in der Schule eintreffen, ist eine gute organisatorische Planung notwendig, die es dem Klassenlehrer bzw. der Klassenlehrerin ermöglicht, möglichst den ganzen Unterricht in der eigenen Klasse zu geben und Fachlehrerstunden entweder vermieden oder in Randstunden gelegt werden, um die Kinder nicht bei ihren Arbeiten zu unterbrechen.

     

    2.3 Nachteile offenen Unterrichts

    Offenen Unterricht zu gestalten kann sich als sehr schwierig erweisen. Verschiedene Probleme können auftreten. Darunter beispielsweise das Dominanzproblem, mit dem potenzielle Störanlässe bezeichnet werden, die aufgrund des unterschiedlichen Lebensalters, unterschiedlicher Lebenserfahrungen, sowie unterschiedlicher Sprachkompetenzen von Lehrperson und Schüler vorliegen. Die räumlichen Voraussetzungen, wie oben beschrieben sind nicht an allen Schulen gegeben. Hinzu kommt, dass sowohl Schulleitung als auch das Schulpersonal hinter der Idee des offenen Unterrichts stehen müssen um diesen voll ausnutzen zu können. Es ist für viele Lehrerinnen und Lehrer schwer, vom traditionellen, frontalen Unterricht abzuweichen. Zudem verlangt der offene Unterricht eine zeit- und kostenintensive Materialbeschaffung.[7] Abgesehen von diesen internen Schwierigkeiten darf nicht vergessen werden, dass die Gesellschaft mit der Form des offenen Unterrichts noch gar nicht oder nur sehr wenig konfrontiert wurde. Ein Verständnis für den Erfolg für dieses Konzept gibt es kaum. Die Gesellschaft ist sehr stark auf das erreichen von Leistungsstandards ausgerichtet, die das Kind - nach offizieller Meinung – nicht durch selbständiges Arbeiten erreichen kann.

    Viele weitere Argumente gegen die Form des offenen Unterrichts lassen sich nennen. Darunter das Argument der Überforderung des Kindes, die durch den zusätzlichen Entscheidungsstress auf das Kind zukommen kann. Was ist mit schüchternen Kindern?  Können sie sich in dem offenen System durchsetzen oder gehen sie zwischen den anderen Kindern unter? Viele Kinder benötigen Führung. Beispielsweise lernschwache Kinder. Sie sind auf die Hilfe einer Lehrperson angewiesen. Ein weiteres Problem das sich ergibt ist, ob Kinder aus sozial schwachen Familien mit der Menge und der Fülle an Büchern und Materialien umgehen können. Wissen diese Kinder, wie mit einem Buch verfahren wird, wie man mit einem Buch umgeht? All diese und viele weitere Fragen tun sich in diesem Zusammenhang auf.

    Hinzu kommt, dass, wie bereits erwähnt, dieses System für die Lehrperson sehr zeit- und kostenintensiv ist und die Beurteilung der Schüler sehr schwierig ist, da die Lehrperson die Kinder beobachten muss, um sie beurteilen zu können.

     

    3. Die Grundschule Harmonie in Eitorf – Ein Beispiel

    „Im Zentrum der pädagogischen Arbeit an der Grundschule Harmonie stehen das Lernen zum eigenverantwortlichen Lernen
    die Erziehung zum selbständig verantworteten Verhalten
    Wir schaffen Lernarrangements in kooperativen demokratischen Strukturen
    Wir orientieren uns an jedem einzelnen Menschen und seinen individuellen Lernbedürfnissen“[8]

    Mit diesen Worten stellt sich die Grundschule Harmonie in Eitorf auf ihrer Internetseite vor. Die Grundschule Harmonie ist eine offene Schule in der die Kinder lernen, was sie wollen.

    Das Schulgebäude steht offen. Die Kinder können von allen Seiten in die Schule gelangen. Sie können den Haupteingang benutzen, sie können aber auch durch den Garten / Schulhof direkt in ihre Klassenräume gehen. Überall stehen Bücher und andere Arbeitsmaterialien zur Verfügung.

    Jeder Morgen beginnt mit einem Sitzkreis, der von einem Kreisleiter, welcher für zwei Tage von der Klasse gewählt wird, geleitet wird. Im Kreis werden verschiedene Dinge geregelt, Beschlüsse gefasst, Probleme diskutiert, etc. Auch die Lehrperson muss sich an die Regeln im Kreis halten und ist den Schülerinnen und Schülern gleichgestellt. Der Kreisleiter hat jeden Morgen die Aufgabe, die Kinder zu fragen, was sie sich für den anstehenden Tag vorgenommen haben und woran sie arbeiten möchten. Wenn der Kreisleiter den Kreis beendet, beginnen die Kinder mit ihren Arbeiten. Haben sie Fragen, wenden sie sich an Mitschüler oder an eine Lehrperson. Kinder, die einfach nichts machen möchten, machen auch nichts. An dieser Grundschule sind die Kinder frei und können machen was sie möchten. Dennoch gibt es gewisse Systeme, die gewährleisten, dass ein Kind, sollte es wirklich nicht von selber mit seiner Arbeit beginnen, früher oder später arbeitet. Zu diesen Systemen zählt insbesondere der so genannte „Führerschein“, den die Kinder für alle Fach- und Teilbereiche erlangen können. Diesen „Führerschein“ erhalten sie, nachdem sie sich beispielsweise ausführlich mit einem Thema auseinandergesetzt haben und darüber eine Präsentation gehalten haben oder wenn sie eine gewisse Anzahl an Aufgaben gerechnet haben, etc. Der Führerschein soll den Kindern einen Anreiz zum Arbeiten bieten. Doch jedem Kind wird zunächst eine gewisse Zeit eingeräumt, von selber mit seiner Arbeit zu beginnen. Am ende eines jeden Schultages stellen die Kinder ihre Arbeiten im Kreis vor und besprechen diese mit den anderen Kindern und der Lehrperson. Dies dient unter anderem der Ergebnissicherung.

    Ein Unterschied zu anderen Schulen ist der, dass viele Kinder bereits vor offiziellem Schulbeginn in der Schule eintreffen und auch nach offiziellem Schulende noch eine Zeit in der Schule verweilen.

     

    4 Unterricht im internationalen Vergleich am Beispiel der islamischen Republik Iran

    Das Iranische Schulsystem ist aufgebaut aus acht Stufen. Die höchste erreichbare Stufe ist dabei die Promotion, beginnend mit der Vorschule, die ein Jahr dauert. Nach der Vorschule, die ein Kind im Alter von fünf Jahren besucht, wird das Kind auf eine Grundschule geschickt. Mit zwölf Jahren wechselt es dann in die Sekundarstufe I, die drei Jahre dauert. Nach diesen drei Jahren muss sich der Schüler bzw. die Schülerin entscheiden, welchen Zweig der Sekundarstufe es weiter verfolgen will. Es stehen vier Zweige zur Auswahl:

    Zweig 1: Sekundarstufe I, Praktischer Zweig, Dauer 3 Jahre

    Zweig 2: Sekundarstufe II, Theoretischer Zweig, Dauer 3 Jahre

    Zweig 3: Sekundarstufe II, Technischer Zweig, Dauer 3 Jahre

    Zweig 4: Fach- oder Berufsschule, Dauer 5 Jahre

    Wird der zweite Zweig erfolgreich absolviert, kann der Schüler bzw. die Schülerin ein Universitätsvorbereitungsjahr machen und im Anschluss daran den Bachelor of Arts oder den Bachelor of Science erreichen. Dies nimmt weitere vier Jahre in Anspruch. Daraufhin besteht die Möglichkeit den entsprechenden Master innerhalb von zwei Jahren zu erlangen. Eine Promotion im Anschluss ist möglich.

    Wird der dritte Zweig erfolgreich absolviert, erhält der Schüler bzw. die Schülerin nach weiteren zwei Jahren den „Open Associate Degree in Techn. Vocational“. Darauf folgt ein so genannter Studienweg der auf Arbeitserfahrung aufbaut. Im Anschluss an diese drei Jahre besteht die Möglichkeit den Master of Arts oder den Master of Science zu erlangen und anschließend zu promovieren.

    Im Anschluss an den vierten Zweig folgen zwei Jahre „Integrated Associate“. Daraufhin wiederum die Möglichkeit den Master zu machen und zu promovieren. Die Promotion erfolgt also in allen drei Fällen im Alter von 27 Jahren.

     

    4.1 Die Grundschule

    In der Islamischen Republik Iran gilt die allgemeine Schulpflicht. Sie bezieht sich auf alle Kinder zwischen sechs und elf Jahren. Der Staat ist zur Bereitstellung der Mittel und Einrichtungen, um die Schulerziehung zu gewährleisten, verpflichtet. Der Staat verfolgt damit folgende Ziele:

    -       Förderung der unterprivilegierten Regionen,

    -       Zentralisierung der Gesetzgebung, bei gleichzeitiger Stärkung und Delegation der Einzelverantwortlichkeiten,

    -       Förderung der Mädchen,

    -       Erhöhung des Etats für Bildung, sowie Förderung der Lehrerausbildung,

    -       Vergünstigungen für Lehrer.[9]

    Innerhalb des Landes herrscht ein sehr starkes Bildungsgefälle. Die Förderung ländlicher und einkommensschwacher Regionen ist daher ein besonderes Anliegen der Regierung. Erreicht werden soll dies durch verstärkte Lehrerausbildung und Erhöhung der Attraktivität des Lehrerberufs durch Sondervergünstigungen und Weiterbildungen.

    Die Ziele der Grundschulausbildung lassen sich folgendermaßen skizzieren:

    -       Grundlage ist die Vermittlung moralischer und ethischer Werte im Sinne der Prinzipien des Islam

    -       Förderung von Umwelt- und Naturbewusstsein

    -       Vermittlung der Grundlagen von Lesen, Schreiben und Rechnen

    -       Förderung von Gruppenaktivitäten

    -       Respektierung der Gesetze und Vorschriften des Staates und der Familie

    -       Förderung sportlicher Betätigung und grundlegende Bildung in Hygiene.

    Sowohl für lernschwache Kinder als auch für besonders begabte Schüler gibt es spezielle Ausbildungsprogramme. Unter bestimmten Bedingungen ist es Möglich, dass ein Kind bis zum 15. Lebensjahr in dieser Schulform bleibt. Die Unterrichtszeit beträgt 24 Wochenstunden verteilt auf sechs Tage in der Woche.[10]

    In der Grundschule werden folgende Fächer unterrichtet:

    Koran, Religion, Aufsatz, Diktat, Persische Sprache, Gesellschaftsunterricht, Kunst, Hygiene, Naturwissenschaften, Mathematik und Sport. Die Reihenfolge der genannten Fächer entspricht auch ihrer Gewichtung im Stundenplan.

    Der iranische Unterricht kennt die Form des offenen Unterrichts bisher nicht. Er ist viel mehr geprägt von dem traditionellen Frontalunterricht. Auch den Sachunterricht, wie er in Deutschland verstanden wird, sucht man hier vergebens. Annähernd vergleichbar hierzu wäre der Gesellschaftsunterricht, in dem es allerdings vorwiegend darum geht, den Kindern Wissen über die iranische Gesellschaft und Geschichte zu vermitteln.

    Der Unterschied zwischen den beiden Fächern „Koran“ und „Religion“ liegt darin, dass es im Koranunterricht ausschließlich darum geht, den Koran lesen zu lernen, da dieser nur auf arabisch vorliegt und nicht in der iranischen Amtssprache Farsi (persische Sprache).

     

    4.1.1 Die Schuluniform

    Im Iran ist es Pflicht eine Schuluniform zu tragen. Diese Pflicht bestand schon vor der islamischen Revolution im Jahr 1979. Damals wurde den Schülerinnen die Wahl gelassen, ob sie die prärevolutionäre Version (siehe Bild unten - rechts) der Schuluniform tragen oder sich für die islamische Variante (siehe Bild unten - links) entscheiden. Im März 1980 wurde allerdings die islamische Variante in Schulen Pflicht, da sich nach Meinung der Regierung zu wenig Mädchen für diese Uniform entschieden. 1981 wurde das Tragen des Kopftuchs auch in der Öffentlichkeit Pflicht.[11]

     

    [12]

     

    5 Persönliches Fazit

    Als ich vor etwa zwei Jahren im Rahmen eines Seminars der Universität zu Köln die Gelegenheit bekam an der Grundschule Harmonie in Eitorf zu hospitieren, hatte ich vorher von dem Begriff „Offener Unterricht“ noch nie etwas gehört. Demzufolge hatte ich auch keine Vorstellung von dem, was mich erwartet.

    Als ich dann an diesem Morgen in der Schule ankam, hatte ich den Eindruck, in einem Kindergarten zu sein und nicht in einer Schule, da mein Begriff von Schule doch sehr von meiner eigenen Schulzeit geprägt war. Alles war bunt, überall, sogar auf den Fluren, standen Regale mit Büchern, es gab eine Hauseigene Druckerei, in der die Kinder Bücher drucken konnten und vieles mehr. Die Kinder waren nicht an ihren Plätzen in den Klassen, sondern arbeiteten dort, wo sie wollten. Zunächst hatte ich das System überhaupt nicht verstanden, bis es mir schließlich von Herr Peschel erklärt wurde. Ich war sehr beeindruckt. Nachdem ich ihm zahlreiche Fragen dazu gestellt hatte, war ich von dem System überzeugt. Nun ist Falko Peschel auf diesem Gebiet doch sehr extrem und vertritt, wie ich es nennen würde, den offensten Unterricht, den man sich vorstellen kann. Im Laufe der Zeit habe ich mir darüber meine Gedanken gemacht und habe doch ein paar Zweifel entwickelt, die in Kapitel 2.3 zum Ausdruck kommen und an dieser Stelle nicht noch mal wiederholt werden müssen.

    Meiner Meinung nach ist eine Mischung aus beiden Unterrichtsformen mit einer Tendenz mehr zum offenen Unterricht die optimale Lösung. Ich bin davon Überzeugt, dass jedes Kind eine natürliche Neugier mit in die Schule bringt. Das eine Kind hat diese Neugier etwas früher, das andere etwas später. Und es ist nicht abzustreiten, dass diese Neugier unter all dem Druck und all dem Zwang, der in vielen Schule herrscht, zerstört wird und die Schule von dem Kind nur noch als Last empfunden wird. Als Lehrer hat man die Aufgabe, jedem Kind die Möglichkeit zu bieten, diese Neugier zu stillen und auch diese Neugier am Leben zu halten. Hat ein Kind einen schlechten Tag und möchte nicht rechnen, warum soll man es dann dazu zwingen. Was es heute nicht rechnet, rechnet es an einem anderen Tag umso mehr.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Literaturverzeichnis

     

  • Falko Peschel, Offener Unterricht Teil I: Allgemeindidaktische Überlegungen, 2009 Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler
  • Falko Peschel, Offener Unterricht Teil II: Fachdidaktische Überlegungen, 2006 Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler
  • Arnulf Hopf, Schulen öffnen sich, 1992 Verlag Moritz Diesterweg GmbH & Co., Frankfurt am Main
  • Sheyda Rafat, Das iranische Bildungssystem in der Dynastie Pahlawi und der Islamischen Republik,2008 LIT Verlag Dr. W. Hopf Berlin
  •  

    Internetseiten

  •  



    [1]

    [2] vgl. Falko Peschel, Offener Unterricht Teil I 2009, S. 76

    [3]vgl. Falko Peschel, Offener Unterricht Teil I 2009, S. 77

    [4] vgl. Falko Peschel, Offener Unterricht Teil I 2009, S. 78

    [5] vgl. Falko Peschel, Offener Unterricht, 2009 S.79,80,81

    [6] vgl. Arnulf Hopf, Schulen öffnen sich, 1992, S.29

    [7]

    [8]

    [9] Sheyda Rafat, Das iranische Bildungssystem in der Dynastie Pahlawi und der Islamischen Republik,2008, S.157

    [10] Sheyda Rafat, Das iranische Bildungssystem in der Dynastie Pahlawi und der Islamischen Republik,2008, S.159

    [11]

    [12]


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