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Grundlagen Interkulturelle Psychologie

INPSP1ZV1

1. Kulturmodell Hofstede

2. Dimensionen Individualismus/Kollektivismus

3. Vergleich

4. Auslandentsendung

5. Sieben Verhaltenselemente

6. Stereotyp und Vorurteil

7. Vorurteile nach Thomas

8. Attribution

9. Attribution im Alltag

10. Fundamentaler Attributionsfehler

11. Fundamentaler Attributionsfehler im interk. Kontext

1. Geert Hofstede hat Ende der 1960er Jahre durch eine empirische Studie mit mehr als 110.000 IBM-Mitarbeitern anhand einer Faktorenanalyse das Modell der Kulturdimensionen entwickelt. Er forschte an der Interaktion zwischen Kulturen, da sich Verhaltensunterschiede durch kulturelle Unterschiede erklären lassen.

Durch die Interaktion mit anderen Subkulturen können Gefühle oder Stress verursacht werden, da auch religiöse Unterschiede, verschiedene soziale Schichten, andere Geschlechter dazu führen können, dass Menschen unterschiedlich denken und sich anders verhalten.

Zuallererst formte sich sein Modell aus nur vier Hauptdimensionen, diese waren Machtdistanz, Kollektivismus/Individualismus, Maskulinität/Feminität und Unsicherheitsvermeidung. Er ergänzte das Modell zweimal, zum einen durch die Dimension Langzeit-/Kurzzeitorientierung und 2010 in seinem Buch „Cultures and Organizations-Software oft he mind“ noch um die Dimension Nachgiebigkeit & Beherrschung.

Insgesamt weitete er die Studie auf 76 Länder aus und erreichte somit ein breites Spektrum.

2. Mit dieser Dimension wird das Verhältnis zwischen Individualismus und Kollektivismus in den jeweiligen Kulturen beschrieben. Speziell wird hier darauf geschaut wie sehr das Interesse eines einzelnen Individuums den Interessen einer Gruppe untergeordnet ist (Kollektivismus/Wir-Gefühl) und im Umkehrschluss auch wie stark die Interessen eines Individuums über denen einer ganzen Gruppe stehen (Individualismus/Selbstverwirklichung).

Ist eine Kultur eher kollektivistisch geprägt, also trägt das Wohlergehen des Kollektivs/der ganzen Gruppe oberste Priorität, sind Gruppenbindungen meist sehr stark ausgeprägt. Hingegen in individualistischen Kulturen steht das Individuum, die Selbstverwirklichung und das Wohl der Kleinfamilie im Vordergrund.

Schon im Kindesalter machen sich diese Kulturformen bemerkbar, wenn Kinder beispielsweise immer in der individualistischen Ich-Form oder umgekehrt kollektiv in der Wir-Form denken und sprechen.

3. Beispielsweise Triandis (1996) sieht den Individualismus/Kollektivismus in starker situativer und kultureller Abhängigkeit zum Verhalten. Hier wird der Rahmen der jeweiligen Dimension viel weiter gefasst und mehrere Determinanten treffen aufeinander und bedingen ein bestimmtes Verhalten.

Triandis führt hierzu vier andere grundlegende Dimensionen auf, welche das soziale Verhalten beschreiben sollen: 1. Assoziation versus Dissoziation, 2. Superordination versus Subordination, 3. Intimität versus Formalität und 4. Öffentlich versus Privatsphäre. Anhand von starken äußeren Bedrohung oder Katastrophen könne man beispielsweise kollektivistisch unterstützendes Massenverhalten beobachten oder auch in Verhandlungen.

Nach Miller (1984) liegt der hauptsächliche Unterschied in der Bewertung und Kategorisierung der Umwelt. Individualisten legen nach Miller den Wert stärker auf den Inhalt und Kollektivisten konzentrieren sich eher auf die Gegebenheiten drum herum und geben diesen eine höhere Wichtigkeit.

Es gibt einige Indizien die für die eine oder andere Form sprechen, für den Kollektivismus beispielsweise sprechen eher kleinere Gruppen, starke kulturelle Bindung, auch beim Übervölkerung oder finanzieller Abhängigkeit neigt die Gesellschaft zum Kollektivismus.

Die Mobilität innerhalb einer Gesellschaft hingegen spricht eher für den Individualismus, denn je mehr Wahlmöglichkeiten ein Individuum hat, desto eher wird sich seine Einstellung individualistisch entwickeln.

Man unterscheidet die beiden Kulturen auch anhand ihres Umgangs und ihrer Evaluation mit und von anderen, Kollektivisten beurteilen eher nach Loyalität und Sensibilität und Individualisten eher nach der erbrachten Leistung des anderen.

Hierbei wird auch klar erkennbar, welchen Einfluss diese Dimension auch auf den Arbeitsalltag haben, denn nur weil ein Konzept in einem Land unglaublich gut funktioniert muss das nicht heißen, dass es in einem anderen Land genauso klappt.

4. Zuallererst sollte man bei dieser Frage definieren was genau einen „erfolgreichen Auslandsaufenthalt“ ausmacht. Aus Unternehmenssicht spricht hier natürlich auch ein wirtschaftlicher Aspekt, wenn die Mitarbeiter keine Probleme am Einsatzort haben, die Betreuung der jeweiligen Mitarbeiter die entsendet werden vor und auch nach dem Aufenthalt relativ kurz ausfällt und wenn der gesamte Aufenthalt relativ reibungslos abläuft.

Aus Arbeitnehmersicht hingegen steht eher die persönliche Fortentwicklung im Fokus, außerdem wird hierbei natürlich auch auf den Ausbau der sozialen Kontakte Wert gelegt und Abwechslung, sowie Spaß und der Kickstart für die weitere berufliche Laufbahn sind mitschwingende Komponenten.

In der Dimension der Machtdistanz führt ein Land, welches ein ähnlich niedriges Machdistanzverhältnis pflegt dazu, dass der Mitarbeiter weniger Probleme damit haben wird sich anzupassen und den richtigen Machtumgang zu erlernen.

Natürlich spielt auch die Fähigkeit neue Kontakte zu knüpfen und aktiv auf neue Menschen zuzugehen eine große Rolle. Nicht nur die Kontaktfreudigkeit, sondern auch das Einfühlungsvermögen spielt eine maßgebliche Rolle, denn die Fähigkeit Bedürfnisse und Abläufe in Interaktionen zu erkennen und dementsprechend zu handeln oder zu lenken ist von enormer Wichtigkeit.

Zuhause lassen sollte ein Auslandsentsandter auch die Vorurteile gegenüber anderen Einstellungen oder Meinungen, vor allem aber auch gegenüber fremden Kulturen. Denn mit der Vorurteilsfreiheit ist der Polyzentrismus eine zielrichtende Eigenschaft. Zuletzt ist es von großem Vorteil, wenn ein Mitarbeiter in der Lage ist in schwierigen Gesprächssituationen steuern und Störungsbehebend einzugreifen.

6. Man unterscheidet hier in den Stereotyp, der eine mentale Vereinfachung komplexer Verhaltensweisen oder Eigenschaften von Personengruppen ist und das Vorurteil, welches zwar ein sehr nah verwandter Begriff ist, allerdings den verallgemeinernden Eindruck mit Emotionen überlagert.

Meist beruhen Vorurteile, im Gegensatz zu Stereotypen, nicht auf Erfahrungen oder Wahrnehmungen, sondern auf wenig reflektierten Meinungen und sind somit ein vorab gewertetes Urteil. Ein wichtiger Punkt ist außerdem, dass Vorurteile in den meisten Fällen stark negativ behaftet sind und durch ihre Komplexität dementsprechend schwer wieder aufzuheben.

Stereotypen hingegen dienen der Orientierung, denn die Komplexität unserer Umwelt wird ohne Wertung herabgebrochen, um uns selbst und die interkulturelle Interaktion besser einschätzen zu können.

„Alle Franzosen essen gern Baguette.“ (Stereotyp) im Gegensatz zu „Franzosen sind Baguette-Fresser!“ (Vorurteil).

7. 1.) Anpassungsfunktion: Mithilfe von Vorurteilen wird es Menschen ermöglicht sich schnell an gegebene Lebensbedingungen anzupassen, Meinungen, Wert- und Normvorstellungen oder Regelungen können so einfacher übernommen werden. Größtenteils handelt der Mensch so, weil somit ein größeres Maß an „Belohnung“ (soziale Anerkennung) und ein kleineres Maß an „Bestrafungen“ (Außenseiterrolle) erreicht wird.

2.) Abwehrfunktion: Somit kann das positive Selbstbild erhalten bleiben, Schuldgefühle werden abgewehrt und es führt zu weniger innerpsychischen Konflikten und Selbstkritik. Man schätzt sich durch die Abwertung oder Diskriminierung anderer Personen oder Gruppen selbst positiver ein.

4.) Abgrenzungs- und Identitätsfunktion: Die Zusammengehörigkeit wird durch das Teilen der Vorurteile gestärkt, das fördert natürlich die gegenseitige Sympathie und grenzt die Gruppe stärker von anderen negativ bewerteten Außengruppen ab.

5.) Steuerungs- und Rechtfertigungsfunktion: Durch Vorurteile kann Verhalten gegenüber anderen in bestimmten Sachverhalten stark beeinflusst und gesteuert werden, man versucht das eigene Verhalten mit der Vorurteilsbehafteten sozialen Einstellung zu rechtfertigen.

6. Selbstdarstellungsfunktion: Durch das Teilen oder abwehren bestimmter Vorurteile kann man sich selbst darstellen und somit dient es zur Positionierung in der sozialen Umwelt.

Bei der inneren Attribution machen wir beispielsweise Eigenschaften oder Motive einer Person für ihr Verhalten oder ihr Handeln verantwortlich, bei der äußeren Attribution hingegen sucht man die Ursache für das Handeln einer Person in den äußeren Gegebenheiten.

9. Um uns selbst Handlungen zu erklären neigen wir dazu unvollständige Informationen zu verarbeiten und zu urteilen, hierbei kommt es oftmals vor, dass bestimmte Ursachen für bestimmte Handlungen von uns bevorzugt werden, weil sie in unser Schema passen oder uns in diesem Moment eher zusagen.

In dem Moment in dem der Beobachter selbst von der Situation in irgendeiner Weise betroffen ist, wird die Information irrational verzerrt. Dies kann mit einer bestimmten Motivation dahinter oder mit der Unfähigkeit unsererseits Information sauber zu verarbeiten. Man spricht auch von einer „hedonistischen Relevanz“ wenn Informationen motivationsbedingt verzerrt werden.

10. Der fundamentale Attributionsfehler ist grob gesagt die Tendenz der Beobachter, Personen als Ursache für bestimmtes Verhalten zu sehen und somit die situationsbedingten Faktoren zu unterschätzen. Durch ein einfaches Beispiel lässt sich der fundamentale Attributionsfehler und die damit einhergehende Korrespondenzneigung leicht erklären: Zum Hochzeitstag möchte Herr A. seiner Frau Blumen mitbringen, leider bemerkt er im Blumengeschäft, dass ihm seine Geldbörse gestohlen wurde.

Also fährt er ohne Blumen nachhause und seine Frau begeht in dem Moment den fundamentalen Attributionsfehler indem sie denkt, dass er den Hochzeitstag vergessen hat und deshalb keine Blumen gekauft hat. Hier glaubt sie in erster Linie an die Vergesslichkeit ihres Mannes und überschätzt die personenbezogene Komponente und zieht eine situationsbedingte Handlung ihres Mannes gar nicht in Erwägung.

Oftmals führt der fundamentale Attributionsfehler in interkulturellen Interaktion zu starken Diskriminierungen, beispielsweise weil ein Holländer eine Vorgehenseise hinterfragt hat gelten nun alle als „die hinterfragenden Holländer“, den Verurteilenden ging es nicht darum zu erfahren, warum und aus welchem Grund der Kollege aus den Niederlanden die Vorgehensweise hinterfragt, sondern sie haben sich nur mit der Charaktereigenschaft die ihn dazu verleiten könnte beschäftigt.


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