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Aufsatz

Freuds Geheim­nisse gelüftet: Psycho­ana­ly­se-Basics im Aufsatz erklärt!

8.147 Wörter / ~22 Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autorin Inga S. im Jun. 2012
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Aufsatz
Psychologie

Universität, Schule

Ludwig-Maximilians-Universität München - LMU

Note, Lehrer, Jahr

2012

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Inga S. ©
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Format: pdf
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Ohne Kopierschutz
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sternsternsternsternstern_0.75
ID# 21551







Skript Grundbegriffe der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse


Tiefenpsychologie und Psychoanalyse


Wir werden uns heute der Tiefenpsychologie und der Psychoanalyse zuwenden, um ein vertiefteres Verständnis dieses in Teilen maßgeblichen Paradigmas insbesondere in der Entwicklungspsychologie und der praktischen Psychotherapie

zu gewinnen. Zudem ist auch die Kenntnis des tiefenpsychologischen Paradigmas als Fundament für weitere Entwicklungen innerhalb der modernen akademischen Psychologie von Bedeutung, so z.B. wenn in heutigen zeitgenössischen Untersuchungen der bildgebenden Verfahren und insbesondere der Neurowissenschaften das Leib-Seele Problem erneut diskutiert wird oder Untersuchungen zu Bewusstseinsprozessen angestellt werden.

Jenseits der Methodenvielfalt in der heutigen Psychotherapie sind ein grundlegendes Verständnis zu psychodynamischen Prozessen und die spezifische psychodynamische Herangehensweise an menschliche Probleme und Konflikte ein gutes Handwerkszeug für die psychotherapeutische Praxis, um Verstehensprozesse sowohl beim Klienten als auch beim Therapeuten in Gang zu setzen.

Diese können beim Versuch neurotisches Verhalten, Erleben und Denken zu verändern in Richtung mehr Handlungsspielraum.


1) Das wichtigste zur Freud`schen Psychoanalyse und Tiefenpsychologie in einer Kurzvorstellung:


Die Phasenlehre


Freud -ursprünglich Neurologe ( und nicht Psychiater ! ) war in seinem ärztlichen Denken anfangs sehr naturwissenschaftlich - somatisch ausgerichtet, durch seine Studien bei Charcot in Paris, der sich mit der Behandlung psychisch erkrankter mittels Hypnose beschäftigte, aber durch seine auch umfassende geisteswissenschaftliche und literarisch-künstlerische Bildung angeregt, fing er an nach seelischen Ursachen für körperliche Symptome zu suchen, setzte sich mit der Hysterie auseinander und erarbeitete und entwickelte Stück für Stück eine neue Wissenschaft :


Die Psychoanalyse


Jenseits der grundlegenden Einteilung des geistig-seelischen Apparates in die Systeme Bewusstes und Unbewusstes ( und dem Zwischenstadium des Vorbewussten ), begründete er die Instanzenlehre , d.h. er gliedert psychisches Erleben als im Ich , im Überich oder im Es angesiedelt.

Damit schafft er eine Theorie der Persönlichkeit des Menschen. Zudem begründet er die Phasenlehre :

Seelisches Erleben und seelische Entwicklung werden beim frühen Humanoiden maßgeblich durch die zum Überleben wichtigen körperlichen Funktionen mitbestimmt: zuerst die Nahrungsaufnahme, dann die Ausscheidung und schließlich die sexuelle Funktion der Geschlechtsorgane.

Im Rahmen der Entwicklungspsychologie wird die psychoanalytische Phasenlehre die größte Wichtigkeit einnehmen, auch Theorie der Libidoentwicklung genannt, d.h. des Schicksals von Lust und Unlust und dem Umgang damit.

Auch der sog. Oedipuskomplex / Elektrakomplex nehmen eine zentrale Stellung im Rahmen der psychoanlaytischen Terminologie und des Freud`schen Denkens ein.

Freud ergänzt seine Lehre durch eine Theorie der Neurosen ( Neurosenlehre ) und entwickelt eine umfassende Heilbehandlung ( Therapie).


Entwicklungspsychologisch bedeutsam ist die Sensibilisierung , die durch Freud im Denken über den Menschen stattfand : Der Mensch als phylogenetisches Mängelwesen und Frühgeburt ist in seiner Persönlichkeit massiv geprägt durch die positiven und negativen Vorkommnisse und Erlebnisse in seinen ersten Lebensjahren.

Die individuelle Entwicklung ist maßgeblich durch die Eltern-Kind Interaktion geprägt, sie ist die Schablone, mit der er alle späteren Beziehungen vergleicht.

Zudem hat uns Freud schlüssig aufzeigen können, dass Sexualität nicht plötzlich mit dem Einsetzen der Pubertät ganz einfach da ist, sondern, dass ihr eine lange Geschichte der Sinnlichkeit und Schönheit , der Lust und Unlust, der Angst und Freude vorausgeht, welche mit dem ersten Atemzug des Neugeborenen beginnt ( frühkindliche Sexualität ) .

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Das was als erwachsene Sexualität daherkommt ist das Ergebnis eines langen und komplexen Prozesses , innerhalb dessen Triebregungen und Triebversagungen auftauchen, sich Begehren mit Abneigung und Suche vermischen, frühe Erfahrungen der Sehnsucht und des Mangels , gepaart mit Gefühlen des Neids und der Konkurrenz zu einem Ganzen verbinden.

In diesem Lichte wird dann nicht nur landläufig normale Sexualität und Erotik nachvollziehbar, sondern auch ungewöhnliche Vorlieben. Bizarre und extrem zerstörerische Formen von sexuellem Erleben und erotischer Praxis lassen sich verstehend nachzeichnen und auch im Erleben des Forschers zumindest teilweise auch nachfühlen, so kann er in Zusammenarbeit mit dem Patienten dessen Triebschicksal erkunden und ihm dabei helfen seine Geschichte des Geworden-seins neu zu denken und zu erleben, das schließt dann auch traumatische Erfahrungen, oder Erfahrungen von Misshandlung und Zerstörung mit ein.

Aber eben auch das Entdecken von bisher so noch nicht wahrgenommenen günstigen, förderlichen und liebevollen Umständen So zeichnet der Psychoanalytiker eine retrospektiv gefundene Geschichte der seelischen Entwicklung , konstruiert und vor allem rekonstruiert seelisches Geworden-sein, ist immer auch Entwicklungspsychologe.


Phasen der Libidoentwicklung - Überblick

1. Orale Phase
2. Anale Phase
3. Phallische Phase
4. Latenzphase
5. Genitale Phase

1. Lebensjahr
2. – 3. Lebensjahr
3. – 6. Lebensjahr
6. – 11. Lebensjahr
ab dem 11. Lebensjahr

Die Bezeichnung der jeweiligen Phasen erfolgt nach den spezifischen erogenen Zonen, die maßgeblich entdeckt und erforscht werden.

Jede der Phasen strukturiert Lustgewinn und Lustvermeidung, führt zu bestimmten Objektbeziehungen, zeigt typische Abwehrmechanismen und kennzeichnet einen typischen Stand in der Persönlichkeitsentwicklung.


In der Nachfolge Freuds :


Anna Freud


Kinderanalyse nach Anna Freud oder " Das Ich und die Abwehrmechanismen "


Die Tochter Sigmund Freuds setzt das Werk ihres Vaters konsequent fort und erweitert es um maßgeblich neue Einsichten und Techniken. Vor allem bei der Erforschung von seelischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen weiß sie talentiert neue Wege zu gehen und die Psychoanalyse überhaupt für die Heilbehandlung junger Menschen anzuwenden; neben Melanie Klein gilt sie als die Begründerin der Kinderanalyse und zeichnet sich als scharfsinnige Entwicklungspsychologin aus:

Sie beginnt das kindliche Spiel systematisch in den Behandlungen zu diagnostischen Zwecken zu nützen und für die Erklärung seelischer Prozesse zu deuten und weist auf die grundlegenden Unterschiede zwischen einer Erwachsenenbehandlung und einer Kinderbehandlung hin :

So können Kinder ihre seelischen Erlebniswelten kaum auf einer Meta-ebene verbalisieren, agieren diese statt dessen in der Behandlung ( ähnlich einem erwachsenen Zwangsneurotiker oder einem Psychotiker), schließlich gibt es bei Kindern einen entwicklungsbedingten Verdängungsvorgang, der ganz einfach passend zur seelischen Reifung stattfindet - der Analytiker muß hier also das Kind teilweise gegen enorme " normale Verdrängungskräfte " in der Regression halten, um pathologische Lösungen zu bearbeiten, damit die nachfolgende Entwicklung nicht weiter entgleist.

Sie beschreibt darin Umwandlungen, welche die Seele vornimmt, um sich vor Angst und Gefahr zu schützen. Zentraler Ort dieser seelischen Umstrukturierungsprozesse ist das Ich, welches verhandelt und Kompromisslösungen sucht. Aus der prinzipiell ambivalenten Position des Kindes heraus ( es liebt die Eltern, fühlt aber auch massive aggressive Strebungen ihnen gegenüber, ist zudem noch von ihnen existentiell abhängig), tritt das Ich als Umgestalter hervor :

Eigentliche Wut wird in Fürsorge umgemünzt, aus Passivität wird Aktivität, das Ich nimmt Umkehrungen und Rollentausch vor, ist Dreh- und Angelpunkt einer organischen Bewegung der Verwandlung, des Kommens und Gehens.

Diese Verwandlungen, die wir Entwicklung nennen, die eingebettet sind in Erziehung, hinterfragt A.Freud kultukritisch wenn sie schreibt " Spartaner, Asketen, Ritter, ergebene Untertanen, auf Erwerb gerichtete Bürger, friedliche Arbeiter oder Revolutionäre " seien das jeweilige Produkt, dass daraus entsteht.


Abwehrmechanismen eine Zusammenfassung :


Abwehrmechanismus ist ein Begriff aus der Psychologie, vor allem der Psychoanalyse. Mit ihm werden psychische Vorgänge bezeichnet, die den Zweck haben, miteinander in Konflikt stehende psychische Tendenzen (Triebe, Wünsche, Motive, Werte) mental so zu bewältigen bzw. zu kompensieren, dass die resultierende seelische Verfassung konfliktfreier ist. Dies erfolgt meistens unbewusst.

In der Theoriesprache der freudschen Psychoanalyse bezeichnet der Begriff weitgehend unbewusst ablaufende Reaktionen, die das Ich zur Abwehr unerwünschter Triebimpulse des Es oder unangenehmer Affekte entwickelt. Die Abwehr gehört im psychoanalytischen Modell zu den Ich-Funktionen. Abwehrmechanismen werden in reifere (z. B.

Verdrängung) und unreifere (z. B. Spaltung) unterteilt und sind die Voraussetzung zur Bewältigung unbewusster psychischer Konflikte und damit Grundlage der Fähigkeit zur Selbststeuerung. Sie werden der bewussten Problembewältigung bzw. Konfliktverarbeitung gegenübergestellt, die als Bewältigungsstrategie (englisch: „Coping“) bezeichnet wird.


Abwehrvorgänge sind nicht als solche dysfunktional, sondern müssen immer im Gesamtzusammenhang der psychischen Struktur der jeweiligen Person gesehen werden. Meistens sind sie Bestandteil der bestmöglichen inneren Konfliktlösungen, die ein Individuum im Laufe seiner psychischen Entwicklung erreichen konnte.

Die Geschwindigkeit des therapeutischen Prozesses muss sich weitgehend nach den Möglichkeiten des Patienten richten, Veränderungen und Entwicklungen zuzulassen.

Beispiele für Abwehrmechanismen

  • Repression/Verdrängung: Unerwünschte Es-Impulse, die ein Gefühl von Schuld, Scham oder das Herabsetzen des Selbstwertgefühls hervorrufen, werden durch Ich und Über-Ich in das Unbewusste verdrängt. Von dort aus können sie allerdings in Träumen oder als unbewusste Ersatzhandlungen wieder zutage treten. Freuds Begriff der Repression muss vom Begriff der Unterdrückung (Suppression) unterschieden werden, denn wenn wir bestimmte Gedanken, Handlungen und Wünsche unterdrücken, sind wir uns ihrer die ganze Zeit über bewusst.

  • Reaktionsbildung: Gefühle oder Motive werden durch entgegengesetzte Gefühle/Motive niedergehalten (z. B. Mitleid statt aggressiver Impulse oder Hassgefühle, wenn Liebesgefühle gefährlich erscheinen). Dies muss abgegrenzt werden zu einer bewusst ablaufenden Unterdrückung (z. B. wenn ein Arzt eine attraktive Patientin körperlich untersucht).

  • Regression: Es erfolgt ein unbewusster Rückzug auf eine frühere Entwicklungsstufe der Ich-Funktion, in der ein niedrigeres organisiertes Verhalten noch funktioniert hat (Trotzverhalten, Fresslust, Suche nach Versorgung). Probleme mit regressivem Verhalten werden ebenfalls durch andere Mechanismen abgewehrt.

  • Verleugnung: Im Unterschied zur Verdrängung wird nicht ein konfliktreicher innerer Wunsch abgewehrt, sondern ein äußerer Realitätsausschnitt verleugnet, also in seiner Bedeutung nicht anerkannt. Beispielsweise werden Veränderungen in der Umgebung zwar wahrgenommen, aber ihre reale Bedeutung wird emotional nicht erlebt und rational nicht anerkannt.

  • Vermeidung: Triebregungen werden umgangen, indem Schlüsselreize vermieden werden.

Dieser Vorgang ist insbesondere am Phänomen der Tierquälerei beteiligt.

  • Spaltung: Inkompatible Inhalte werden auf mehrere Objekte verteilt. Sowohl die Objekte als auch das Selbst werden in „gut“ und „böse“ ("schlecht") aufgeteilt. "Gute" Anteile werden idealisiert, "böse" bzw. "schlechte" werden entwertet, verdammt bzw. dämonisiert.

  • Verneinung: Negierung eines Sachverhalts. Im Gegensatz zur Reaktionsbildung wird ein Gefühl oder eine Einstellung nicht durch deren Gegenteil ersetzt, sondern nur deren Vorhandensein verneint („Ich empfinde überhaupt nichts für XXX.“)

  • Ungeschehenmachen: Einsatz faktisch unwirksamer Handlungen und Rituale (z. B. auf Holz klopfen), denen eine symbolische Kraft zugeschrieben wird, mit dem Ziel, Strafe bei Verbots- und Gebotsübertretungen abzuwenden.

    • Projektion: Eigene psychische Inhalte und Selbstanteile (v. a. Affekte, Stimmungen, Absichten und Bewertungen etc.) werden anderen Personen zugeschrieben. Der Triebimpuls wird auf ein Objekt projiziert wie bei einer optischen Projektion.

      • Projektive Identifizierung: Kombination von innerpsychischen und interpersonellen Vorgängen, bei dem das Gegenüber (unbewusst) so beeinflusst wird, dass es bestimmte Erwartungen erfüllt. Negative Selbstanteile (i. d. R. Aggressionen) werden erst abgespalten, dann auf das Gegenüber projiziert – das Gegenüber identifiziert sich unbewusst mit den abgespaltenen, projizierten Anteilen und handelt so, wie es der Erwartung entspricht (z. B. aggressiv).

  • Introjektion und Identifikation: Bestimmtes Verhalten, Anschauungen, Normen oder Werte einer anderen Person werden in die eigene Persönlichkeit verinnerlicht.

    • Identifikation mit dem Aggressor: Bei einem gewaltsamen Übergriff bzw. einer psychischen Grenzüberschreitung wird die Verantwortung für das Geschehen sich selbst zugeschrieben und/oder die Einstellung oder das Verhalten eines Angreifers übernommen. Beides dient der Abwehr unerträglicher Angst- und Hilflosigkeitsgefühle und einer symbolischen Rückerlangung von Kontrolle.


    • Surrogierende Abwehrmechanismen

      • Intellektualisierung: Entfernung vom unmittelbaren konfliktuösen Erleben durch Abstraktionsbildung und theoretisches Analysieren (z. B. abstrakte Gespräche über das Wesen der Liebe; Fachsimpeln unter Ärzten oder Therapeuten über schwierige Patienten oder solche, die in ihrem Leid als psychische Belastung erlebt werden), Philosophieren über Dinge, die eine verborgene emotionale Bedeutung für die Person haben.

      • Rationalisierung: Rational-logische Handlungsmotive werden als alleinige Beweggründe für Handlungen angegeben oder vorgeschoben. Gefühlshafte Anteile an Entscheidungen werden ignoriert oder unterbewertet.

  • Abwehr unter Beteiligung körperlicher Symptome

    • Somatisierung: Nicht- Wahrnehmen eines Konflikts in seiner eigentlichen Gestalt, sondern in Form körperlicher Beschwerden. Diese haben jedoch keinen Symbolgehalt.

    • Konversion: Umlagern eines psychischen Konflikts auf somatische Symptome, die eine symbolische Beziehung zum Konflikt haben. Entspricht dem früheren Hysteriebegriff (hysterische Blindheit, Lähmung etc.).

    • Abwehrmechanismen des Affekts

      • Affektualisierung: Ein Ereignis oder Verhalten wird dramatisiert.

      • Entwertung / Idealisierung: Objekte werden unbewusst entwertet oder überhöht.

      • Affektisolierung: Fehlen oder Dämpfung eines normalerweise spontan auftretenden Gefühls in einer bestimmten Situation. Der Nachweis eines Isolierten Affektes dient therapeutisch auch der Bewusstmachung und rationalen Betrachtung bestimmter gefühlsintensiver Reaktionen.

    • Aggressive Abwehrmechanismen

      • Autoaggression: Aggressive Impulse werden gegen die eigene Person gerichtet und treffen so nicht die Person, der sie ursprünglich galten, um die Beziehung zu dieser Person nicht zu gefährden. Das interpersonelle Feld wird so von Störungen freigehalten, ein interpersoneller Konflikt wird zulasten eines intrapsychischen Konflikts vermieden.


  • Sigmund Freud – Ein Leben in Spannungen


    Sigmund Freud (* 6. Mai 1856 in Freiberg, Mähren, † 23. September 1939 in London), ursprünglich Sigismund Schlomo Freud, war ein bedeutender österreichischer Arzt und Tiefenpsychologe, der als Begründer der Psychoanalyse und als Religionskritiker Bekanntheit erlangte. Seine Theorien und Methoden werden noch heute kontrovers diskutiert. Freud gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts.


    Kindheit und Jugend

    Freud wird als Sohn jüdischer Eltern geboren, deren Vorfahren im 14./15. Jahrhundert infolge von Judenverfolgungen aus Köln nach Freiberg gekommen waren. Obwohl Freud später Atheist wurde, hat er stets die Bedeutung des Judentums für sich betont, auch wenn er seiner Lehre gemäß kein gläubiger Jude war; der zionistischen Aufbauarbeit in Palästina stand er mit Sympathie gegenüber.

    Nach anfänglichen Plänen, Jura zu studieren, immatrikuliert er sich 1873 an der medizinischen Fakultät der Universität Wien. Ab 1874 wird er von Carl Claus, einem seiner Professoren für Zoologie, gefördert, der ihm auch ein Stipendium besorgt. 1876 befasst er sich während eines Forschungsstipendiums an der Zoologischen Versuchsstation in Triest vor allem mit Untersuchungen zum Hoden des Aals.

    1879 tritt er seinen einjährigen Militärdienst an und promoviert 1881 mit dem Thema „Über das Rückenmark niederer Fischarten“ zum Doktor der Medizin.


    Wirken als Arzt

    1882 trat Freud eine Stelle im Wiener Allgemeinen Krankenhaus unter Theodor Meynert an, die er bis 1885 innehat; dort arbeitete er im Laboratorium für Gehirnanatomie. 1884-87 befasste er sich mit Forschungen bezüglich Kokain. Die Studie „Über Coca“ erschien nach Selbstexperimenten. Der Versuch, einen morphiumsüchtigen Freund mit Kokain zu heilen, misslang, was Freud jedoch nicht in seinen Publikationen zugibt, sondern nur in privaten Briefen an seine Verlobte Martha Bernays, die der Freud-Biograph Ernest Jones auswerten konnte.

    Freuds inzwischen vollständig veröffentlichte Korrespondenz mit Wilhelm Fließ bestätigt, dass Freud selbst über längere Zeit in hohem Maß Kokain genommen hat.

    Während einer Studienreise nach Paris 1885 besuchte er u. a. die psychiatrische Klinik am Hôpital Salpêtrière, wo Jean-Martin Charcot wirkte, ein als „Napoleon der Hysteriker“ bekannter Professor für Pathologische Anatomie, der ihm Anschauungsunterricht über Hysterie sowie über die Auswirkung von Hypnose und Suggestion vermittelt.

    Nach seiner Habilitation 1885 erhielt Freud im September eine Privatdozentur für Neuropathologie an der Universität Wien. Fast bis zu seinem Ende praktizierte und entwickelte er die Psychoanalyse in Wien in der Burggasse. Durch die Machtübernahme der Nazis wurde er zur Emigration nach London, bereits schwer krank, gezwungen.

    Bereits 1922 erkrankte Freud an Gaumenkrebs. 1923 wurden deshalb der rechte Oberkiefer und Gaumen operativ entfernt, und es musste eine Prothese eingesetzt werden. Im Laufe der folgenden fünfzehn Jahre wurden dreiunddreißig weitere, unterschiedlich schwere Operationen durchgeführt. Die Erkrankung verschlimmerte sich jedoch beständig bis zu seinem Tod.


    Die Entstehung der Psychoanalyse


    Von „Psychoanalyse“ spricht Sigmund Freud erstmals im Jahr 1896, und zwar als „dem etwas subtilen Ausforschungsverfahren von Josef Breuer“; diesem war es in der Behandlung von Bertha Pappenheim gelungen, deren Symptome aufzulösen, indem er Pappenheim die eigentlichen Traumatisierungen, die sich hinter ihren Symptomen verbargen, aufspüren und aussprechen ließ.

    Bis zum September 1897 nennt Freud sein Verfahren mehrfach „Psychoanalyse“, hält aber dabei immerhin an dem Prinzip der Breuerschen Behandlung fest, indem er seine Patienten Gewalterfahrungen erforschen und benennen lässt. Jedoch ist er in dieser Zeit sehr einseitig fixiert auf Gewalt sexueller Natur, konkretisiert zuletzt als Vergewaltigung durch den Vater im Alter zwischen 2 und 8 Jahren.

    Diesen (extrem einseitigen) Ansatz verwirft er dann im September 1897 (Brief an Fließ) und verkehrt ihn quasi in sein Gegenteil: Jetzt behauptet er, die außer Kontrolle geratenen triebhaften Wünsche und Phantasien des Kindes gegen seine Eltern seien der Ursprung psychischer und psychosomatischer Störungen. Einen Monat später formuliert er gegenüber Wilhelm Fließ nach selbstanalytischen Betrachtungen erstmals die These vom „Ödipus-Komplex“: Er postuliert das Phänomen unbewusster libidinöser Bindungen zur eigenen Mutter bei einem gleichzeitigen Rivalitätsverhältnis zum Vater.

    Im November 1899 erscheint Freuds frühes Hauptwerk, Die Traumdeutung, vordatiert auf 1900. Es folgen in kurzen Abständen die Schriften Zur Psychopathologie des Alltagslebens (1901), Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten (1905) und Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie (1905).

    Im Laufe der nächsten Jahre schließen sich Paul Federn, Carl Gustav Jung, Otto Rank, Sándor Ferenczi und andere der Gruppe an.

    1917 stellt er im 18. Kapitel der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse seine Entdeckung der Macht des Unbewussten in eine Reihe mit den Theorien von Kopernikus und Darwin und bezeichnet alle drei Theorien als „Kränkungen der Menschheit“.


    Verfolgung, Emigration und Tod im Exil

    Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland fielen auch Freuds Werke der Bücherverbrennung vom Mai 1933 anheim. Ein Jahr später wurde in Österreich die Demokratie in einen klerikofaschistischen Ständestaat transformiert. Freud scheint die Gefahr, die ihm drohte, nicht wirklich wahrgenommen zu haben.

    Er meinte zunächst, der reaktionäre Katholizismus in Österreich sei der damals beste Schutz gegen die Nazis. In Verkennung des Ernstes der Lage ließ er sich sogar zwecks Fortbestands der Psychoanalyse in Deutschland auf allerlei organisatorische Kompromisse mit den Nationalsozialisten ein.[7]

    Quellen & Links

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