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Seminararbeit
Geschichte / Historik

Universität zu Köln

2008

Philipp M. ©
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ID# 6535







Gründe für das Handeln von Reichsbank und Reichsregierung während der deutschen Inflation 1918 bis 1923


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung S. 3


2. Rahmenbedingungen für die Reichsregierung S. 4


2.1 Die innenpolitische Situation nach dem 1. Weltkrieg S. 4

2.2 Der Versailler Vertrag S. 5

3. Der Verlauf der Inflation S. 6


3.1 Die Inflation 1914 bis 1918 S. 6

3.2 Die Inflation der Nachkriegszeit S. 7

3.3 Stabilisierung S. 10


4. Maßnahmen der Reichsregierung S. 11


5. Schluss S. 12


6. Literaturverzeichnis S. 15


1. Einleitung


Die große Inflation in Deutschland, die während des ersten Weltkrieges begann und in der Hyperinflation 1923 gipfelte,[1] gilt oft als Grund für das Scheitern der Weimarer Republik.[2]

Herauszufinden, wie und warum die Inflation zu einem solchen Ausmaß anwachsen konnte, ist Ziel dieser Arbeit. Es sollen Gründe für die von der Reichsregierung getroffenen Maßnahmen zur Finanzierung der Staatsausgaben gefunden werden.

Auch die speziellen Bedingungen, unter denen die Regierung handeln musste, werden aufgeführt. Vor allem der Versailler Vertrag und die in ihm festgelegten Reparationszahlungen stellten die Regierung vor eine bis dahin unbekannte Aufgebe.[3]

Zu Beginn der Arbeit werden kurz die innenpolitische Situation Deutschlands nach 1918 und die Forderungen des Versailler Vertrages dargestellt. Deren Bedeutung wird jedoch nur angeschnitten, da später noch ausführlicher darauf eingegangen wird.

Anschließend soll ein Abriss des Verlaufs der Inflation geliefert werden, der einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse und Einschnitte dieser Zeit liefert. Begonnen wird mit Entwicklungen seit Beginn des Ersten Weltkrieges, da diese nicht ohne Bedeutung für den späteren Inflationsverlauf waren. So werden die Rahmenbedingungen deutlich, unter denen die Reichsregierung zur Zeit der Inflation handeln musste.

Darauf folgend werden einige Maßnahmen von Regierung und Reichsbank gesondert aufgelistet, um eine bessere Übersicht über deren Handeln zu liefern.

Im Schlussteil sollen das geschilderte Verhalten der Reichsführung bewertet, sowie einige Positionen von Historikern, deren Texte als Grundlage für diese Arbeit dienen, wiedergegeben werden.

Da die Handlungsweise der Regierung oft als Grund für die Inflation genannt wird,[4] scheint es wichtig, zu untersuchen, ob es Alternativen zu diesem Verhalten gab oder ob es der damaligen Regierung unter den gegebenen Bedingungen als einzige Möglichkeit blieb. Die Rolle anderer Staaten und inwieweit diese die Entwicklung in der Weimarer Republik steuerten beziehungsweise beeinflussten, gehören zu den besonderen Bedingungen und sollen daher ebenfalls bearbeitet werden.

Einen Überblick über die innenpolitische Situation der Republik und die Forderungen des Vertrages von Versailles liefern Fritz Federaus Text „Von Versailles bis Moskau. Politik und Wirtschaft in Deutschland 1919 bis 1970“ und Eberhard Kolbs „Die Weimarer Republik“. Zur Darstellung des Inflationsverlaufs dienen zum Großteil die Werke „Die deutsche Inflation 1919-1923. Politik und Ökonomie“ von Helmut Kerstingjohänner und „Die deutsche Inflation 1914-1923. Ursachen und Folgen in internationaler Perspektive“ von Carl-Ludwig Holtfrerich als Literatur.

Texte wieVon der Mark zur Reichsmark. Die Geschichte der deutschen Währung in den Jahren 1914 bis 1918“ von Karl Elster oder „Deutsche Wirtschaftspolitik 1918-1945“ von Wolfram Fischer sollen speziellere Informationen zur Finanzpolitik und Wirtschaftslage der Republik liefern und Ansichten verschiedener Historiker über das Handeln der Reichsregierung darlegen. Des Weiteren wird auch verschiedene Literatur von Gerald D. .....

Diese Forderung stieß allerdings auf außerordentlichen Widerstand der deutschen Bevölkerung. Als weitere Bedingung wurde die Beschränkung der Streitkräfte des Reiches gestellt. Im Bezug auf den Verlauf der Inflation ist den geforderten Reparationszahlungen in Höhe von 298 Milliarden Goldmark -die in Form von Sachgütern und Papiergeld zu zahlen waren- ein erhebliches Gewicht zuzuschreiben.[15]



3. Der Verlauf der Inflation

3.1 Die Inflation 1914 bis 1918


Der Versailler Vertrag ist somit ein Faktor, der zum Geldwertverlust der Mark beitrug. Ihren Ursprung hatte die deutsche Inflation jedoch bereits zu Beginn des Ersten Weltkrieges.

Dort wurden Maßnahmen getroffen, die es der Reichsbank ermöglichten, die Geldmenge drastisch zu erhöhen. Durch die Währungsgesetze vom 4. August 1914 wurde die Dritteldeckung aufgehoben, beziehungsweise geändert. Zur Banknotendeckung dienten jetzt Schuldverschreibungen des Reiches und so genannte Darlehnskassenscheine. Diese wurden von den neu gegründeten Darlehnskassen ausgegeben.

Darüber hinaus wurden Reichskassenscheine als Zahlungsmittel anerkannt, was einer Erhöhung der Geldbasis gleichkam.[16] Um die Liquidität der Wirtschaft, deren Funktionieren Voraussetzung für eine erfolgreiche Kriegsführung war, zu gewährleisten, wurden somit immer mehr Kredite und Darlehen durch die Reichsbank und andere Kreditinstitute vergeben.[17]

Durch die ständige Kreditvergabe schwoll die Bargeldmenge an. Um eine Preisinflation gering zu halten und den Bargeldfluss einzudämmen, das Bargeld also wieder zurück in den Besitz des Reiches zu bringen, wurden Kriegsanleihen eingeführt. Als Emittent fungierte der Staat. Die dadurch entstehenden Kosten - Nennwert der Anleihen plus Zinsen - sollten von den Gegnern des Reichs nach deren Niederlage getragen werden.[18]Ein erheblicher Teil der entstehenden Kriegskosten wurde so gedeckt.

Jedoch ließen die Kriegsanleihen die schwebende Schuld des Kaiserreichs, also die Schuld aus diskontierten Schatzanweisungen, die es im Nachhinein selber zu tragen hatte, weiter ansteigen.[19] Im Jahre 1918 belief sich die Summe der Kriegsanleihen auf fast 100 Milliarden Mark.

Trotz der beschriebenen Maßnahmen stieg die Zahl der im Umlauf befindlichen Banknoten fortdauernd an.[20] Um einen größeren Effekt zu erzielen, war die fünfte von insgesamt neun Kriegsanleihen 1916 erstmals unbeschränkt. Trotzdem konnten mit ihrer Hilfe die Kriegskosten nicht vollends gedeckt und die Papiergeldmenge vermindert werden.[21]

Neben der Anleihefinanzierung sollte auch durch die Steuerpolitik einer Inflation entgegengewirkt werden. Ein Ziel der Steuerpolitik war es, die durch die Kriegsanleihen entstehende schwebende Schuld, in diesem Fall die Zinsen auf die Anleihen, auszugleichen.[22] Das gleiche Ziel, also der Inflation entgegen zuarbeiten, verfolgte auch das „Gesetz betreffend Höchstpreise“ vom 4. August 1914. Es sah vor, dass die einzelnen Bundesstaaten Höchstpreise für Güter des täglichen Bedarfs festlegten und Verstöße gegen diese Re.....

Im Waffenstillstand vom 11. November wurde unter anderem gefordert, jegliche öffentlichen Werte als Sicherheit für die Deckung der Kriegsschäden zu behalten und unverändert zu lassen. Öffentliche Werte schlossen hier sowohl staatseigene Gebäude und Unternehmen, als auch ausländische Wertpapiere, Auslandswechsel und die Goldvorräte ein.

Von der deutschen Regierung und auch dem Ausland wurde daraufhin angenommen, dass das Gold womöglich zu späterem Zeitpunkt als Reparationszahlung dienen sollte. Wäre dem so, stünde nicht fest, wie sich die Golddeckung der Mark in Zukunft gestalten würde. Dieser Umstand hatte deshalb eine abschreckende Wirkung auf internationale Anleger.[32]

Bedeutend schwerwiegender für die Regierung war die Regelung zur Bezahlung von Lebensmitteln. Die Siegermächte hatten eine Wirtschaftsblockade gegen die Republik verhängt. Angesichts des dadurch entstandenen Gütermangels mussten die Lebensmittel importiert werden. Für die Begleichung der Schulden wurden keine Kredite oder inländische Währung akzeptiert.[33] Aus Knappheit an Devisen wurde daher vorrangig mit den Goldreserven bezahlt.

Innerhalb eines Jahres war bis zum 31. Dezember 1919 der Goldbestand der Reichsbank um mehr als die Hälfte auf knapp 1,1 Milliarden Mark gesunken.[34] Die Folge war ein weiterer internationaler Vertrauensverlust in die Reichswährung.[35]

Der allgemeine Gütermangel führte zu einer Preissteigerung. Der Großhandelsindex betrug schon 1918 etwa das zweieinhalb fache des Wertes von 1913.[36] Zwischen November 1918 und März 1920 verlor die Mark gegenüber Schweizer Franken und Holländischen Gulden 90 % ihres Wertes.[37]

Durch die Reparationsforderungen wurden die genannten Tendenzen verstärkt. Die zu zahlenden Beträge wurden in Goldmark berechnet. Diese war abhängig vom Kurs des Dollars und diente lediglich als Rechen- und nicht als Zahlungsmittel.[38]

Die Bezahlung der Reparationen sollte in bar oder durch Sachwerte erfolgen. Beides erforderte die Anschaffung zahlreicher Devisen. Daher erhöhte die Reichsregierung weiter die Geldmenge, wodurch der Markwert im Verglich zum Dollar abermals sank.[39] Diese Entwicklung setzte sich solange fort, bis im Februar 1920 ein Dollar annähernd 100 Mark wert war.

Erst ab dem März war eine vorübergehende Stabilisierung der Mark zu beobachten.[40] Gegen Ende des Jahres sank der Kurs erneut leicht ab, für die ersten fünf Monate des Jahres 1921 sank der Preis des Dollars wiederum auf durchschnittlich 62,90 Mark.[41]

Die Reichsregierung forderte jedoch vor eigenen Initiativen eine Reduzierung der Zahlungsforderungen von Frankreich. Es war der Hauptgläubiger der Reparationen. Überdies sollten die USA und Großbritannien Kredite zur Finanzierung der verbleibenden Reparationsschulden an die Republik vergeben.[48]

Seit dem Sommer 1922 hatte es bereits mehrere Stabilisierungsversuche des Markkurses seitens der Deutschen gegeben. Während dieser Zeit wurde der Notenumlauf unentwegt erhöht. Während des Ruhrkampfes im Januar 1923 nahm die Meinung überhand, dass eine Stabilisierung mit einer Ordnung der inneren Verhältnisse beginnen müsse.[49]

Am 30. August wurde auf der Londoner Konferenz der Dawes-Plan verabschiedet. Er sah vor, dass Deutschland die so genannte Dawes-Anleihe im Wert von 800 Millionen Goldmark gewährt wurde. Sie sollte zusammen mit dem verbliebenen Besitz der Reichsbank den Grundstock für eine neue Reichsmark bilden.[50] Eine neue, von der Regierung völlig unabhängige Reichsbank sollte gegründet werden.

Die neue Währung musste stets mindestens zu 40 % durch Gold und Devisen gedeckt sein.[51]

Am 15 November kam es schließlich zur Einführung der Rentenmark durch den Reichswährungskommissar Dr. Hjalmar Schacht.[52] Der Wert einer Rentenmark wurde auf eine Billion Papiermark festgesetzt. Gesichert wurde ihr Wert durch die Stilllegung der Notenpresse, die Unabhängigkeit der Rentenbank von der Regierung und die Begrenzung der Kreditvergabe ans Reich.[53] Der Erfolg der Rentenmark wurde vor allem dadurch ermöglicht, dass das Volk ihr Vertrauen schenkte und sie als Zahlungsmittel anerkannte.[54]

Durch den Dawes-Plan und die Einführung der Rentenmark wurde die deutsche Wirtschaft bis zur Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre wieder stabilisiert.[55]


4. Maßnahmen der Reichsregierung


Im Folgenden sollen nun einige von Reichsbank und -regierung getroffene Maßnahmen exemplarisch aufgeführt werden, um dem Leser einen klareren Überblick über deren Wirken zu verschaffen.

Schon vor dem Ende des Krieges hatte die Reichsbank die Regierung auf die Gefahren der steigenden schwebenden Schuld hingewiesen. Sie forderte die Reichsregierung dazu auf, nach dem Krieg die Staatseinnahmen zu vergrößern. Gleichzeitig stellte sie klar, dass die schwebenden Schulden auch mit mehr Einnahmen nicht gänzlich zu decken seien.[56]

Nach der Niederlage im Krieg hatte die Bevölkerung das Vertrauen in den Staat verloren und war nicht mehr bereit, weiterhin dessen Anleihen zu zeichnen. Um aber die Wirtschaft aufrecht zu erhalten und die Reparationsforderungen zahlen zu können, deckte der Staat seine Ausgaben weiterhin mit der Diskontierung von Schatzanweisungen bei der Reichsbank.[57]

Im Juni/Juli des Jahres fasste die Reichsbank den Entschluss, auch Handelswechsel zu diskontieren, also Kredite auch an die Privatwirtschaft zu vergeben. Sie setzte also weiter auf eine, jetzt extreme, Vergrößerung der Bargeldmenge.[64] In diesem Jahr kam es darüber hinaus zur beispiellosen Erhöhung der Ausgabe von Reichsschatzanweisungen.[65]

1923 wurde die Inflation letztendlich durch ein Zusammenwirken der Maßnahmen der Alliierten und Deutschen beendet (siehe oben).



5. Schluss


Wie die genannten Maßnahmen zeigen, waren Reichsregierung und Reichsbank während der Inflation keinesfalls untätig. Auch kann man nicht behaupten, dass zu keinem Zeitpunkt versucht wurde, den Wertverlust der Mark einzudämmen. So bescheinigt Kerstingjohänner der Regierung zwar den Willen zur Stabilisierung, aber zeitweise eine „Ohnmacht der Reichsbankführung“ gegenüber der Außenwertentwicklung der Mark.[66] Trotzdem wurde eine Inflation in Kauf genommen.

Dieses Verhalten lässt sich auf verschiedene Gründe zurückführen.

Während des Krieges hatten die Deutschen im Gegensatz zu den Alliierten einen größeren Teil ihrer Kriegskosten durch Geldmengenerhöhung und nicht durch Steuereinnahmen und Auslandsanleihen gedeckt.[67] Das führte dazu, dass Deutschland nach dem Krieg bereits hoch verschuldet war. Die innenpolitische Situation war darüber hinaus höchst instabil.

Die Regierung wollte daher keinen weiteren Missmut, zum Beispiel durch erhöhte Steuereinnahmen, hervorrufen. So wurde der Bevölkerung etwa die hohe Belastung durch die Lebensmittelzahlungen vorenthalten.[68]

Unmittelbar nach dem Krieg schien eine weitere Geldmengenerhöhung der Regierung als legitimes Mittel zur Finanzierung der Staatsausgaben. Eine Rückführung von der Kriegs- in die Friedenswirtschaft wurde so erleichtert und es kam sogar zur Vollbeschäftigung.[69] Für die Regierung brachte die Inflation .....

Die Schuld an der Inflation ist aber keinesfalls allein den Siegermächten zuzuschreiben. Fischer sieht einen erheblichen Fehler in der Politik der Republik darin, dass sie zu lange immer nur um eine Verbesserung des Wechselkurses bemüht war und sich nicht um eine innere Stabilisierung kümmerte.[77]

Kerstingjohänner wertet den Beschluss der Reichsbank zur Diskontierung von Handelswechseln Mitte 1922 als bewussten „Weg einer Inflationsstrategie“ von Reichsbank und Regierung.[78] Der oben genannte Vorwurf der Alliierten war daher nicht vollständig unbegründet, wenn auch nicht gänzlich zutreffend.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass das Zusammenspiel verschiedener Faktoren Reichsregierung und die von ihr abhängige Reichsbank zu deren Handeln bewegte. Man kann ihnen nicht die Schuld an der Inflation geben. Den entscheidenden Anfang hatte diese schon während des Krieges genommen. Es war für die Regierung äußerst schwer, mit der Nachkriegssituation zurechtzukommen.

Sie sah sich vor vielerlei unbekannten Aufgaben. Im Nachhinein war das Verhalten der Regierung sicher nicht optimal, aufgrund der gegebenen Umstände jedoch über weite Teile nachzuvollziehen.


6. Literaturverzeichnis


ELSTER, Karl: Von der Mark zur Reichsmark. Die Geschichte der deutschen Währung in den Jahren 1914 bis 1918, Jena 1928

FEDERAU, Fritz: Von Versailles bis Moskau. Politik und Wirtschaft in Deutschland 1919 bis 1970. Ein Dokumentarbericht unter Verwendung von vertraulichem, internem und ehemals geheimem Material, Berlin 1971

FELDMAN, Gerald D.: Der Historiker und die deutsche Inflation, in: ders.: Vom Weltkrieg zur Weltwirtschaftskrise. Studien zur deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1914-1932, Göttingen 1984, S. 55-66

FELDMAN, Gerald D.: Wirtschafts- und sozialpolitische Probleme der deutschen Demobil- machung 1918/1919, in: ders.: Vom Weltkrieg zur Weltwirtschaftskrise, Göttingen 1984, S. 84-99

FELDMAN, Gerald D.: The Great Disorder. Politics, Economics, and Society in the German Inflation, 1914-1924, New York/Oxford 1993

FISCHER, Wolfram: Deutsche Wirtschaftspolitik 1918-1945, Opladen 31968


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