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Seminararbeit
Umweltwissenschaften

Schillergymnasium Offenburg

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Vanessa V. ©
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ID# 56515







Seminararbeit zum Thema

Globalisierung der Angst

Fukushima - Anfang vom Ende
globaler Atompolitik?


Seminarkurs „Globalisierung“

Schuljahr 2014/2015


Abgabetermin: Freitag, 22. März 2015

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis 2

1 Einleitung 3

2 Energiegewinnung mittels Atomkraftwerke 5

3 Fukushima 11

3.1 Katastrophen Szenario in Japan 11

3.2 Nationale Folgen 13

3.3 Globale Folgen (Schwerpunkt Deutschland) 15

4 Energiewende 18

5 Fazit 19

6 Quellenverzeichnis 20

1Einleitung

Wer leichtsinnig regiert wird bestraft.

Wohl kaum ein anderes Lebewesen auf der Welt hat es bisher geschafft, so viel Macht zu erlangen wie der Mensch. Wie auch?! Wenn ein Volk, alle ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, seien sie auch noch so brutal, nutzt, alles was ihm im Weg steht zu unterdrücken und zerstören. Das mag in vielen Fällen nachvollziehbar und richtig sein. Beispielhaft dafür ist die Bekämpfung ernstzunehmender Krankheiten wie den Pocken, die vor einigen Jahrzehnten noch zu einem qualvollen Tod geführt haben, heute jedoch so gut wie überhaupt nicht mehr präsent sind1. Doch diese Macht hat durchaus Schattenseiten denn „Übermut tut selten gut!“.

Ein Sprichwort, welches man immer im Hinterkopf behalten sollte. Homo Faber2 ist der Grundstein für eine Welt, die immer mehr möglich macht und technisch Unvorstellbares bewältigen kann. Zur heutigen Realität gehört aber leider auch, dass der Mensch sich in seinem Streben nach Fortschritt und Erfolg als unbezwingbar sieht; doch gerade dies macht uns so schwach, naiv und mit der Zeit unvermeidlich leichtsinnig.

Der Gedanke, man könnte durch Technik und Wissenschaft die Gewalt der Natur erklären, geschweige denn beherrschen ist weder heute noch in Zukunft ein mögliches Szenario. Und trotzdem könnte man meinen, dass die Menschheit sich des Öfteren mit der Natur „anlegt“. Schon in der Bibel ist von solch einem Übermut der menschlichen Rasse die Rede. In der Geschichte vom Turmbau zu Babel, werden die Menschen bestraft, als sie versuchen einen Turm bis zum Himmel zu bauen.

Ihr Ziel war es, sich mit dem Allmächtigen gleich zu stellen. Da dies unmöglich sein konnte, bestrafte Gott die Menschen in dem er ihnen verschiedene Sprachen gab. Nun konnten Diese auf Grund von mangelhafter Kommunikation ihr Werk nicht mehr vollenden.3 Man könnte meinen die Ereignisse in Fukushima im März 2011 sollen dem Menschen genau dies vor Augen führen; wir sind nicht unbesiegbar.

Schlimmer noch ist die Tatsache, dass der Mensch vergisst. So sollten wir aus dem Vorfall in Tschernobyl im April 1986 längst gelernt haben und das Thema Atomkraft mit höchster Vorsicht behandeln. Jedoch ist dem nicht so. Erst eine zweite Katastrophe ist notwendig, um Japan, Deutschland und dem Rest der Welt vor Augen zu führen, welche Gefahr diese Form der Energiegewinnung für uns als deren Erfinder darstellt.

Immerhin, dieses Umdenken zog eine Veränderung nach sich; die Planung des Atomausstiegs in Deutschland war die Folge.4 Seither sprechen sich weltweit viele Parteien, sowie Bürger gegen die umstrittene Atomkraft aus. Doch kann man so einfach auf solch eine wichtige Methode, Energie zu gewinnen verzichten ohne mit ausschlaggebenden, globalen Beeinträchtigungen rechnen zu müssen? Stellt Fukushima dabei nur den Anfang vom Ende der Atomkraft dar, den Beginn eines neuen Zeitalters der alternativen Energiegewinnung, für Deutschland und den Rest der Welt? Oder ist dies nur eine modische Erscheinung, welche sich wie viele andere Trends auf Wegen der Globalisierung ausbreitet und genauso schnell wieder verschwindet wie sie aufgetreten ist?


2Energiegewinnung mittels Atomkraftwerke

2.1Funktionsweise von Atomkraftwerken

Abb. 1  Beispielabbildung5

Ein Kernkraftwerk besteht, wie man in Abbildung 1 erkennen kann, aus drei wichtigen Gebäuden. Das Erste ist das Reaktorgebäude. Dies ist von einer über ein Meter dicken Beton Wand umgeben, da sich in diesem Gebäude die Brennelemente in den Reaktordruckbehältern befinden. Man nennt Dieses auch Reaktorgebäude.

Bei der Kernspaltung werden die sich in den ca. 1 cm langen Brennstoffpellets befindenden Atomkerne durch Zugabe eines Neurons in zwei gespalten. Dabei werden sowohl Wärme als auch bis zu drei neue Neutronen frei, welche wiederum die nächste Kernspaltung vornehmen. Man spricht hierbei also von einer Kernspaltungskettenreaktion. Die dabei entstandene Wärme wird in dem Wasser gespeichert, das die Brennstäbe umgibt.

Um zu verhindern, dass dieses Wasser zu sieden beginnt, also in flüssiger Form bleibt, muss der Druck in dem Gefäß bei circa 150 bar liegen. Dieser primäre Wasserkreislauf wird nun mit Hilfe einer Pumpe in einen Wärmetauscher transportiert und dort durch Metallrohre befördert. Diese erhitzen sich und bringen das Wasser im sekundären, nicht mit radioaktiv verseuchtem Wasser gefüllten Kreislaufes dazu, immer wärmer zu werden.

Dabei entsteht Wasserdampf, welcher im Maschinenhaus die kurz aufeinanderfolgenden Turbinen antreiben soll. Hierbei entsteht im damit verbundenen Generator ein Wechselstrom. Letztendlich wird der Wasserdampf wieder kondensiert. Dies kann entweder mit Hilfe eines naheliegenden Flusses oder eines Kühlturms geschehen, wie man in der Abbildung 1 erkennen kann. Das gekühlte Wasser wird anschließend mit Hilfe des Kühlkreislaufes wieder in den Wärmetauscher befördert.

Die hierbei beschriebene Reaktorform nennt sich Druckwasserreaktor. Sie ist am populärsten und auch als am sichersten verzeichnet. Außerdem sind diese in Deutschland am meisten verbreitet. 67

In der Präfektur Fukushima handelte es sich jedoch um einen Siedewasserreaktor, welche 1971 - 5 Jahre nach Projektbeginn - ans Netz angeschlossen wurde. Der Unterschied zu dem Druckwasserreaktor besteht darin, dass statt den beiden im Druckwasserreaktor vorhandenen Kreisläufen, lediglich ein einziger Wasserkreislauf vorhanden ist, der stetig von Wasser durch spült wird, das mit den radioaktiven Brennelementen in Verbindung war.

Somit ist die ständige Überprüfung und Aufarbeitung aller extrem beanspruchten Rohre und Materialien notwendig. Der Druck ist circa halb so groß im Druckwasserreaktor (75 bar)8. Auf Grund der veralteten Technik, findet man diese Form nur noch bei eher älteren Kernkraftwerken, wie es bei dem in Fukushima Daiichi (I) der Fall war. Was außerdem stark kritisiert wird, ist die Gefahr eines möglichen Terroranschlags auf solch ein Atomkraftwerk, da die Katastrophe hier überaus groß wäre.

Bemängelt wird hierbei insbesondere, dass die radioaktiven Stoffe das Reaktorgebäude verlassen und der Wasserdampf erst im Maschinenraum zu Energie umgewandelt wird. Jedoch ist der Weg zwischen Maschinenraum und Reaktorgebäude im Gegensatz zu den Druckwasserreaktoren nahezu ungeschützt, obwohl hoch gefährlich.9

2.2Fossile Energiegewinnung

Natürlich gibt es viele verschiedene Wege zur Energiegewinnung. Grundlage dafür stellen die Rohstoffe dar, welche durch differenzierte Weiterverarbeitung für die Stromversorgung verantwortlich sind. Hierbei unterscheidet man primär zwischen fossilen, nuklearen und erneuerbaren Energieträgern.10

Vergleicht man die fossilen Energieträger mit den Nuklearen lassen sich schnell klare Vor- bzw. Nachteile erkennen:11

Als ein sehr populäres Beispiel für die fossilen Brennstoffe gilt Kohle. Vor allem in Deutschland hat diese Art der Energiegewinnung auf den ersten Blick globale Vorteile. Da dieser Rohstoff in Deutschland vorhanden und auch abbaubar ist, schafft die Verarbeitung von Kohle nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch ca. 47.000 MW jährlich12. Dem entgegen steht jedoch die unsaubere Verbrennung der Kohle, auf Grund des hohen Schwefelgehalts.

Daher ist Kohle nicht gerade der billigste Weg der Energiegewinnung. Hinzu kommt, dass laut Berechnungen unser weltweites Vorkommen an Kohle in 250 bis 500 Jahren aufgebraucht sein wird. Dies ist zwar für unsere Generation nicht mehr relevant, aber dennoch bedrohlich.

2.3Nukleare Energiegewinnung

Schon im Jahre 1898 befassen sich bekannte Wissenschaftler, wie Marie und Pierre Curie mit dem Zerfall von radioaktiv geladenen Elementen. Daraus resultierend erforschte 1942 ein US-amerikanisches Forscherteam diese Kettenreaktion unter dem Aspekt der Energiegewinnung. Als diese erfolgreich waren und mit den Ergebnissen einen ersten Reaktor konstruieren konnten, um Versuche zur Weiterentwicklung durchführen zu können, wurde das Konzept „Atoms for Peace“ in Amerika vorgestellt.

Im Jahr 1955, zwei Jahre nach dieser unglaublichen Entdeckung, stieg auch Deutschland, unter Bundespräsident Konrad Adenauer und Atomminister Franz-Josef Strauß in die Atompolitik mit ein. Darauf folgten weltweit die Gründung von verschiedenen Organisationen, wie der euratom zur Unterstützung und Überwachung aller atomaren Maßnahmen zur Energiegewinnung. Daraufhin beginnen Planung, Forschung sowie der Bau von Kernkraftwerken auch in Deutschland, was durchaus auch finanzielle Unterstützung verlangte.

Anschließend gelingt es verschiedene Atomkraftwerke zu aktivieren und ans Netz zu schließen. So zum Beispiel in Kahl/Unterfranken (1960) kurze Zeit später folgten dann Neckarwestheim, Isar 1 und viele mehr… Dies stellte den Beginn einer neuen Energieära dar.13

Weltweit werden im Dezember 2013 in 31 Ländern insgesamt 437 Kernkraftwerke gezählt. Davon noch neun in Deutschland, jedoch schon 58 Stück in Frankreich. 70 weitere werden in 15 verschiedenen Ländern geplant. In der folgenden Tabelle kann man die Top 10 der AKWs weltweit, sowie deren Leistung im Jahre 2013 zu erkennen. Darin spiegelt sich die Produktivität, sowie die Sicherheit der Kraftwerke wieder.

Deutschland liegt nach dieser Messung zum insgesamt 28. Mal auf Platz eins (Kernenergie-Weltmeister) der Weltrangliste.141516




Land


Kernkraftwerk


Betreiber


Hersteller


Nennleistung
brutto 
MWe

Stromerzeugung
brutto 
Mrd. kWh

1

Deutschland

Isar 2

E.ON Kernkraft (EKK)

AREVA (Siemens/KWU)

1.485


12,041

2

USA

Palo Verde 2

Arizona Public Service Company (APS)

Combustion Engineering


1.428


11,856

3

Deutschland

Brokdorf

E.ON Kernkraft (EKK)

AREVA (Siemens/KWU)


1.480


11,715

4

Deutschland

Emsland

Kernkraftwerke Lippe Ems GmbH

AREVA (Siemens/KWU)


1.400


11,495

5

USA

South Texas1

STP Nuclear Operating Company (STPNOC)

Westinghouse


1.354


11,395

6

USA

Seabrook

NextEra Energy

Westinghouse

1.296

11,358

7

USA

Nine Mile Point 2*

Constellation Energy Nuclear Group (CENG)

General Electric (GE)


1.350


11,338

8

USA

Grand Gulf*

Entergy Nuclear

General Electric (GE)


1.478


11,315

9

Frankreich

Paluel 2

EDF

AREVA


1.382


11,226

10

USA

Palo Verde 1

Arizona Public Service Company (APS)

Combustion Engineering

1.414

11,068

* Bruttostromerzeugung berechnet auf Grundlage der offiziellen Nettostromproduktionsdaten, teilweise vorläufige Daten


2.3.1 Das Problem der Endlagerung

Wirft man nun einen Blick auf die Vorteile der nuklearen Energieträger, gegenüber fossilen Brennstoffen, so lässt sich als erstes sagen, dass die Kernbrennstoffe Uran und Plutonium in genügend Mengen zur Verfügung stehen. Außerdem sind diese Kraftwerke, geht man von einem problemlosen Betrieb aus, wesentlich umweltschonender als Kraftwerke bei denen Verbrennungen im großen Maße vorgenommen werden müssen.

Trotz alle dem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass so ein Ereignis wie in Japan - mache mögen es als tragisches Schicksal bezeichnen - jederzeit auch in unserer Nähe eintreten könnte. Wenn auch auf Grund anderer Geschehnisse als einem Erdbeben und dem darauf folgenden Tsunami. Als weiteren, reichlich diskutierten Punkt in der Debatte um Atomkraft, ist die Endlagerung der radioaktiven Stoffe zu nennen, für welche immer noch keine konkrete Lösung gefunden ist.

Die Endlager befinden sich momentan bei den AKWs, sowie weitere zum Beispiel in Gorleben, Ahaus und Asse.18

Fundamental dafür ist natürlich einmal der technische Aspekt. Würde man sich für ein Endlager entscheiden, so sollte dieses mindestens eine Million Jahre sicher sein. Daraus lässt sich schnell schließen, dass man bei den notwendigen bautechnischen Maßnahmen niemals eine 100-prozentige Sicherheit garantieren kann. Schwierig wäre es sicherlich auch, diesen hoch gefährlichen Abfall so zu kennzeichnen, dass auch Generationen in der Zukunft, die möglicherweise andere Sprache sprechen (Wer weiß schon, wie die Welt in mehreren Jahrtausenden aussehen wird, wenn sich schon in einem Jahrhundert so unglaublich vieles verändert?) wissen, mit was sie es zu tun haben und wie sie damit umgehen sollen.

Außerdem muss das Gestein, in welchem die radioaktiven Abfälle gelagert werden passend sein. Hierfür kämen speziell in Deutschland Salz und Ton in Frage. Dabei stellt man sich die Frage wie stabil die verschiedenen Gesteine bei unterschiedlicher Belastung (z.B.: extreme Hitze/ Kälte) sind. Dem zu Folge müsste man eine künstliche Barriere aus beispielsweise Metall zur Unterstützung errichten.

Jedoch liegt auf diesem Gebiet keine ausreichende Forschung und keine empirische Erfahrung zu Grunde. So ist es durchaus verständlich, wenn Menschen gegen die Atomendlagerung in ihrer Nähe protestieren, weil die komplette Sicherheit niemals gewährleistet werden kann.19

3Fukushima

3.1 Katastrophen Szenario in Japan

Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (I) steht an der Nordostküste Japans, direkt am Pazifischen Ozean. Gegen 14:45 Uhr am Nachmittag des 11. März 2011 kommt es zu einem Unterseebeben der Stärke 9,0. Durch den circa eine Stunde darauf folgenden Tsunami wird nicht nur die Stromzufuhr des Kontrollraums unterbrochen, auch die Dieselgeneratoren, welche für solch einen Vorfall gedacht waren, werden durch die etwa 10 Meter hohen Wellen aufgrund des Tsunami beschädigt.

Durch den totalen Stromausfall kann keine Überwachung des Reaktorgebäudes mehr hat stattfinden. Hierzu muss man verstehen, dass die Kühlung der Reaktorblöcke über ein elektrisches System abläuft. Fällt dieses aus, so gibt es mehrere Absicherungen, die verhindern sollen, dass die Kühlung ausfällt und es zur Kernschmelzung kommen kann. Da jedoch bei der Planung der AKWs lediglich eine Wellenhöhe bei potenziellen Tsunamis von 5,7 Meter in Erwägung gezogen wurde, war man gegen solch eine Naturkatastrophe nicht gewappnet.

Das Wasser der circa 10-15 m hohen Welle konnte ungehindert in die Anlage eindringen und setzte so jede Stromzufuhr außer Kraft. Fatalerweise erhitzt sich der Reaktorkern schneller als gedacht und es werden sowohl Iod, Strontium und Cäsium als auch Wasserstoff frei. Auf Grund der unzureichenden Kenntnisse der Arbeiter im Bereich „Sicherheitstechnik im Ausnahmezustand des AKW“, gehen diese zu dem Zeitpunkt als die Kernschmelze schon fast begonnen hat davon aus, dass sie alle Maßnahmen getroffen haben, um den Reaktorbehälter herunter zu kühlen.

Und das noch bevor die komplette Umgebung evakuiert wurde.

Am Nachmittag des 12. März kam es dann zu der Explosion der Block 1 auf Grund des Austretens von Wasserstoff aus dem Reaktorbehälter. Wenige Tage später geschieht das Gleiche in Block 3 und aus Block 2 tritt eine riesige Menge Radioaktivität in Form einer Wolke aus. Als letztes und am gefährlichsten geschah auch in Block 4 das Unvermeidbare. Extrem schlimm war hier nur, dass wegen Wartungsarbeiten der Reaktorkern im Abklingbecken, satt wie gewohnt im sicheren Reaktorbehälter gelagert war.

Hier war er also nahe zu frei und die Zahl an radioaktiven Brennelementen war extrem hoch. An den ersten beiden Tagen kam der Wind von Westen, was zur Folge hatte, dass viel an radioaktiv belasteten Stoffen auf das Meer getragen wurde. Doch am Tag an dem gerade ein Großteil an kontaminierten Stoffen austrat, wurde durch einen Umschwung große Abschnitte der Umgebung verseucht.

Diese Gebiete umfassen einen Radius vom über 80 km und werden unterteilt in eine rote (30 km) und eine orange Zone20. Dabei kann die rote Zone für die damaligen Anwohner und deren Kinder wohl nie mehr bewohnbar werden. Die orangene Zone dagegen soll mit Hilfe von Aufräumarbeiten, nach einigen Jahren wieder zugänglich sein. So zumindest hoffen alle. Man könnte hierbei von Ironie des Schicksals sprechen.

3.2 Nationale Folgen

Nach diesem fatalen Unfall reagiert vor allem die Bevölkerung nicht nur überaus bestürzt, sondern auch sehr ängstlich und die Rufe nach dem Atomausstieg werden zunehmend lauter. In den Nachrichten hört man dagegen heute eher wenig von den nationalen Folgen, zumindest in Deutschland und vor allem auch im Rest der Welt. So wissen zum Beispiel die wenigsten Menschen, dass heute noch täglich mehrere m³ Wasser in die Reaktoren gepumpt werden müssen, um die Kühlung zu ersetzen.24 Jede Mauer, jede Straße der orangenen Sperrzone soll gereinigt werden und durchgehend die oberen 5 cm Erde in Gärten und auf Äcker abgetragen werden.

Doch nun stellt sich wieder die Frage; wohin mit dem wenn auch nur schwach kontaminierten Abfall? Und so kann man ebenfalls nach der Bevölkerung fragen. Wohin soll man die über 150.000 Menschen umsiedeln, welche zwar nicht durch den Tsunami jedoch für immer heimatlos geworden sind?25

Was also ausschlaggebend war, war durchaus nicht das Erdbeben oder mangelnde Kenntnisse der Arbeiter in solch einer Situation, sondern einzig und allein das wenige Basiswissen über das Risiko einer Tsunamis, welches beim Bau des Kernkraftwerkes keine Beachtung finden konnte. So stellte auch die vom japanischen Parlament beauftragte Untersuchungskommission („NAAIC-Report“) fest, dass ein fundamentaler und vor allem logisch vermeidbarer Fehler begangen wurde.



Darin heißt es, dass in dem Moment der Katastrophe niemand hätte etwas retten können. Man hätte schon vorher mit höheren Sicherheitsstandart agieren sollen, was leider nicht der Fall war.

Die wirtschaftlichen Folgen waren demnach extrem. Da Kernenergie in Japan bisher 25% des Bedarfes gedeckt hatte, war man gezwungen, zu handeln. Zudem waren die AKWs Fukushima I & II mit 8.947 MW die leistungsstärksten Kernenergiewerke weltweit.27 So beschloss die Regierung vorerst eine drastische Wende der Energiepolitik in Japan; der Ausstieg wird also nicht nur von der japanischen Bevölkerung gefordert, sondern auch unter Vorbehalt durchgesetzt.

Somit werden insgesamt fast 75% der Reaktoren vom Netz genommen. Natürlich musste man hier hohe Kosten einbüßen. So zahlte das Land Japan allein für den Import fossiler Brennstoffe, die die Energiegewinnung durch Atomkraft vorübergehend ersetzen soll, rund 80 Milliarden Euro, sowie 30 Milliarden Euro mehr für den Import von Flüssiggas pro Jahr. Dazu kamen jedoch noch Summen im zweistelligen Milliardenbereich, um die Energiekonzerne wie zum Beispiel tepco, den Betreiber des Atomkraftwerkes Fukushima aufzufangen.

Mehr als die Hälfte der Japaner sprechen sich trotz höheren Kosten gegen die Kernenergie aus. Für viele Menschen spielt natürlich auch die Radioaktivität eine bedeutsame Rolle, die den Boden in der Umgebung der Kraftwerke kontaminierte. So wird in den Medien häufig davon gesprochen, wie hoch die Radioaktivität an gewissen Stellen der Spreezone ist.28 Dabei wird jedoch für den Atomausstieg argumentiert und versucht in die Irre zu führen.

Anstatt eine einheitliche und angemessene Einheit für die Angaben der Strahlung zu geben, werden die Werte möglichst hoch dargestellt.29 Ebenfalls werden verschiedene Grenzwerte angegeben, die teilweise - würde man sie für Deutschland übernehmen - unser ganzes Land zu einem unbewohnbaren Gebiet machen würde. So scheint es, als würden viele Menschen die Katastrophe in Japan als Mittel zum Zweck abstempeln.

Nämlich um die eigenen Interessen als Atomkraftgegner durch zu setzen.30


3.3 Globale Folgen (Schwerpunkt Deutschland)

So hinterließ die Katastrophe auch in Deutschland, knapp 10.000 km von Fukushima entfernt, viele Spuren, die uns vermutlich noch unser Leben lang prägen werden. Primär muss jedoch erwähnt werden, dass Deutschland im größten Ausmaß auf den Gau reagierte.31 Man kann fast sagen, dass in Deutschland nicht nur die Regierung, sondern auch die Bevölkerung noch intensiver auf das Unglück regierte, als in Japan selbst.

Eines ist klar: jeder hat erkannt, dass dieses Ereignissen Veränderungen fordert und das Handeln in der Zukunft drastisch verändert werden muss. Man könnte hier von eben dieser „Globalisierung der Angst“ sprechen, von der wir alle betroffen sind.

Nur wenige Monate vor dem Unglück wurde in Deutschland eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke beschlossen. Doch dann, am 14. März 2011 vollzog man eine Kehrtwende und schlug einen ganz anderen Weg ein.32 Die Energiewende wurde in mehreren Schritten beschlossen. Demnach wurde durch einen neuen Gesetzesbeschluss die Laufzeitverlängerung bis auf weiteres ausgehoben, sowie eine Prüfung aller Atomkraftwerke Europa weit durch die EU Kommission veranlasst.

Diesen „EU Stress Test“ sollen alle AKWs durchführen um die Sicherheit bei einem Störfaktor weiterhin versichern zu können.33 Dabei sollen Szenarien wie Erdbeben, Hochwasser, Flugzeugabsturz und einem kompletten Stromausfall, wie es in Japan der Fall war überprüft werden.34 Das Ganze wird anhand eines Fragebogens der Mitarbeiter aller Kernkraftwerke überprüft und das Ergebnis in Brüssel vorgetragen, um das weitere Handeln der Europapolitik zu überdenken.

Zu diesen gehören sowohl Betreiber von AKWs selbst, als auch Leute der Prüfkommission der Kernkraftwerke, die unter allen Umständen ein schlechtes Abschneiden der Sicherheit der Atomkraftwerke vermeiden wollen. Dies würde nur sie selbst und ihre Arbeit in Frage stellen.35

Also beschließt die deutsche Regierung am 15. März 2011 die acht ältesten sowie ein weiteres Kernkraftwerk vom Netz zu nehmen.36 Dies ist in Deutschland zwar machbar, da hier nur ein eher geringer Teil des Stromverbrauchs aus der Kernenergie kommt, in Frankreich jedoch undenkbar da hier fast 80% des Verbrauches aus AKWs kommt. Zwei Monate nach der Katastrophe und nach Vorlage der Ergebnisse der Untersuchung stand die Ethik- sowie Reaktorsicherheitskommission der Regierung als Ratgeber zur Seite.

Dieses brachte zwar durchaus positive Ergebnisse hervor, dennoch wurde von der Laufzeitverlängerung abgeraten. Es besteht immer ein gewisses Restrisiko, das nie komplett ausgeschlossen werden kann.In Deutschland könnte dies beispielsweise im Falle eines Flugzeugabsturzes eintreten.37 Daher beschloss man am 30. Juni 2011 den Ausstieg aus der Atomenergie bis 2020.3839

Jedem ist bewusst, dass die Menschheit immer älter wird, die Bevölkerungszahl also steigt und somit mehr Haushalte anfallen, die Energie benötigen. Als logische Konsequenz folgt also die Erhöhung der Strompreise in all den Ländern, welche global auf die Entwicklung zur Energiewende eingehen.41

Letztendlich ist Deutschland weltweit das erste Land, welches den Weg einer Stilllegung alle Kraftwerke geht, zumindest bis jetzt. Selbst wenn man dabei einen Verlust von circa 20 Mio.42 Euro macht, scheint es das der Regierung und dem Volk wert zu sein. Doch kann man an dieser Stelle immer noch von Sicherheit sprechen, wenn 50 km entfernt von der deutsch-französischen Grenze das älteste AKW Frankreichs „Fessenheim“ steht?










4Energiewende

Wie schon vorher kurz erwähnt, gehen nur wenige Länder so sehr auf dieses Ereignis ein wie Deutschland. Statt dem Ausstieg aus der Atompolitik kommen in anderen Ländern verschiedene Möglichkeiten in Frage:43

  • So beginnen viele Länder (unter anderem Brasilien, Kanada, Korea und Schweden) mit neuen Projekten und verschärften Sicherheitsauflagen um die Sicherheit zu jeder Zeit gewährleisten zu können.


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