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Sonstige

Ursprüng­e des Tango: Eine historis­che Reise in die Tango-Ku­ltur

1.119 Wörter / ~3½ Seiten sternsternsternsternstern_0.25 Autor Jacob S. im Jan. 2010
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Dokumenttyp

Sonstige
Geschichte / Historik

Universität, Schule

Universität Zürich - UZH

Note, Lehrer, Jahr

2009

Autor / Copyright
Jacob S. ©
Metadaten
Preis 3.70
Format: pdf
Größe: 0.11 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 1009







Von Messerhelden und Zuhältern

Ein historische Reise zu den dunklen Ursprüngen des Tango

Hört man das Wort Tango, assoziiert man unweigerlich Emotionen wie Liebe und Leidenschaft, Eifersucht und Kampf aber auch Untergang und Tod. Seit den achtziger Jahren erlebt der Tango Argentino ein eigentümliches Revival: Selber für tot erklärt, tritt er seinen Siegeszug um die ganze Welt an, verdrängt seinen Zwillingsbruder, den europäischen Tango, und gibt ihm in überlegener Geste den Gnadenstoss.

Woher nimmt der Tango seine Kraft?

Wem verdankt er sein unsterbliches Blut?

Was macht ihn zum faszinierendsten aller Tänze?

Mit diesen Fragen begeben wir uns auf eine Zeitreise und versuchen mittels eines Brückenschlags ins vorletzte Jahrhundert dem Mythos Tango auf die Spur zu kommen. Doch zuvor lassen wir einen zeitgenössischen Tänzer und eine Tänzerin zu Wort kommen.

Sie sollen uns eine Ahnung geben, was ihnen der Tango – rund eineinhalb Jahrhunderte nach seinem Entstehen – heute noch bedeutet. Da im Tango der Mann den aktiven Part einnimmt, gewähren wir dem Tänzer, dem Tanguero, das erste Wort:

„Ein kräftiges Dunkles hat sich wieder in mich gesenkt:

Man ist ein Tier in einer dunklen Bewegung,

ein Stier in seiner Kraft.

Etwas schmeckt nach Blut,

nach Jagd oder Tod.“

Dem Tango scheint offenbar ein archaisches Element innezuwohnen, welchem mit den Worten dunkle Kraft, Blut, Jagd und Tod, Ausdruck verliehen wird. Wenn der Tango also durchaus mit einer Situation des Kampfes verglichen wird, wie erlebt dann die Partnerin des Tanguero den gemeinsamen Tanz?

„Tango ist auch Gefahr, der Geruch nach Nacht und roten Lippen,

ein Flüstergeheimnis, eine verlorene Sprache.

Voll Schwermut das Herz.

Tango ist tränenreich, das Bild einer Perfektion,

die es auf Erden nie geben wird.“

Hier wir der Tanz mit Nacht und Gefahr aber auch mit Tränen und Desillusion in Verbindung gebracht. Mit diesen zwei Beispielen haben wir zudem ein weiteres Element des Tango umrissen. Denn dieser ist nicht nur ein Tanz, sondern immer auch Musik und Liedform und als solche, wie hier aufgezeigt, Dichtung: Tänzer und Tänzerin teilen während der Dauer eines Tango ihre Sehnsucht nach Einheit, die aber vor und nach dem Tanz von einer Situation des Kampfes überschattet wird.

Ist diese Auseinandersetzung nun als ein Konkurrenz- oder eher als ein Geschlechterkampf zu verstehen?

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« ¿Te acordás, hermano, qué tiempos aquéllos ? »

(Erinnerst du dich, Bruder? Was für Zeiten damals !)

Wenden wir uns jetzt aber weg von der Gegenwart und stellen dieselben aufgeworfenen Fragen an die Geschichte selbst: Wir begeben uns an die Geburtsstätte des Tango, in die zerlumpten und dreckigen Vorstädte und Barackendörfer von Buenos Aires um 1880. Wir befinden uns mitten in einem tobenden und menschenverachtenden Kulturkampf und in den grotesken Auswüchsen eines vollzogenen Völkermordes: Die argentinische Regierung hat mit Hilfe der Armee die gesamte indianische Bevölkerung ausgerottet.

Die weiten Ebenen und Hügelzüge der argentinischen Pampa stehen menschenleer zur Besiedlung von hunderttausenden aus Europa angelockten Immigranten. Menschenleer?

Seit Generationen lebten im Hinterland von Argentinien eine südamerikanische Variante der Cowboys, die einheimischen Gauchos. Doch diese gelten ebenfalls als Untermenschen und werden durch die Industrialisierung der Viehzucht verdrängt. Bis anhin versorgten die Gauchos mit Pferd und Wagen die Hauptstadt mit Agrarprodukten und Frischfleisch.

„… y los duelos a cuchillo le enseñaron a bailar . »

( . und die Duelle mit dem Messer lehrten sie zu tanzen .)

Genau hier in den alten Gehegen der großen Schlachthöfe liegt die Geburststätte des Tango: Die mitgebrachte Musik und die Tänze der Gauchos verschmelzen mit eingewanderten Elementen der Habanera und des Tango Andaluz zum Tango Argentino.

Aber nicht nur Tanz und Musik treffen aufeinander, sondern auch die Gauchos mit Horden von verzweifelt nach Arbeit suchenden Einwanderern.

In den Arrabals, den Vororten von Buenos Aires, die sich wie ein Geschwür immer mehr in die Pampa ausbreiten, fällt die traditionelle Sozialstruktur der Ehe und Familie beinahe völlig zusammen. Die Gauchos, als berüchtigte Messerhelden gefürchtet, sehen sich einer katastrophalen Situation gegenüber, in der sie ihre eigenen Frauen gegen die meistens männlichen Einwanderer aus Europa verteidigen müssen.

« Yo quiero morir conmigo, sin confesión y sin Dios,

crucificado en mi pena, como abrazao a un rencor. »

(Ich möchte mit mir sterben, ohne Beichte und ohne Gott,

gekreuzigt an meinen Kummer, wie umarmt mit einem Zorn.)


Um die Jahrhundertwende wird Buenos Aires nach Kairo und Marseille wichtigstes Zentrum für internationale Prostitution und Mädchenhandel. Auf beinahe jedem Schiff, welches den Hafen von Buenos Aires anläuft, befinden sich Mädchen und Frauen aus Europa, die meistens ohne ihr Wissen und Einverständnis dem Gewerbe zugeführt werden.

Dabei ist der Tango wiederum Mittelpunkt des Geschehens: In den Vorsälen der illegalen Bordelle wird unter anderem zum Zweck der Tarnung Tango getanzt. Aber nicht nur der Körper der Frau wird verkauft: Auch aus dem Tango selbst schlagen die gewissenlosen Zuhälter ihre Profite.

« Dame la lata y ¡a laburar!»

(Gib mir das Blech und an die Arbeit!)

Neben den organisierten Formen der internationalen Prostitution gibt es aber auch Mischformen, in denen einheimische Gauchos aus Existenznot die eigene Geliebte aber zum Teil auch fremde Frauen für einen Tanz vermieten oder sie zwingen dem horizontalen Gewerbe nachzugehen. Aus dieser Zeit stammt auch die ironische Bemerkung über den Tango:

„Der Tango ist der vertikale Ausdruck

eines horizontalen Verlangens.“


Für die Vorstadtbewohner bilden die Geschichten, die sich dabei unweigerlich um den Tango ranken, eine Möglichkeit, die sie umgebende Wirklichkeit in den Liedtexten nachzuerzählen. So liesse sich die Geschichte des Tango von dieser seiner Geburtsstunde her nun bis in die Gegenwart erzählen; doch hier endet unsere historische Untersuchung.


« La historia de Buenos Aires es la historia del tango. »

(Die Geschichte von Buenos Aires ist die Geschichte des Tango.)


Alle Zitate in spanischer Sprache entstammen den folgenden Quellen:

Reichhardt, Dieter, Tango, Verweigerung und Trauer, Kontexte und Texte, Frankfurt am Main 1984.

Salas, Horacio, Der Tango, [Originalsachtitel: El Tango, Übersetzung: Thure Roman Adler] Stuttgart, 2002.


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