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Seminararbeit / Hausarbeit

Geschichte der italie­ni­schen Migration nach Argen­ti­nien und die sprach­liche Auswir­kung

8.228 Wörter / ~32 Seiten sternsternsternsternstern Autor Konrad L. im Feb. 2019
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Dokumenttyp

Seminararbeit
Spanisch

Universität, Schule

Hochschule Bielefeld

Note, Lehrer, Jahr

2,0, 2014

Autor / Copyright
Konrad L. ©
Metadaten
Preis 5.00
Format: pdf
Größe: 1.37 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 79882







Inhalt: Die Semi­nar­ar­beit analy­siert die italie­ni­sche Einwan­de­rung nach Argen­ti­nien von 1860 bis heute und deren sprach­liche Auswir­kun­gen. Sie beleuchtet histo­ri­sche Ereig­nisse, Inte­gra­ti­ons­pro­zesse und die Entwick­lung des Coco­li­che, was Lesern ein umfas­sendes Verständnis der Thematik ermög­licht.
#Migration_Geschichte#Sprachliche_Einflüsse#Kulturelle_Identität

Außerdem weist Eva Golluscio de Montoya darauf hin, dass es keineswegs als Gleichstellung der Einwanderer mit den Argentiniern angesehen werden kann, sondern eher die Diskriminierung der selbigen unterstreicht: “Ainsi, le «cocoliche» scénique fonctionne comme discriminant social; il différencie, accuse et désigne la basse condition sociale et raciale de l’immigrant et l’étranger.“81

Heutzutage ist es nahezu unmöglich, eine sprachwissenschaftliche Studie durchzuführen82, da das Cocoliche lediglich auf literarischem Niveau überlebt hat, insbesondere in den Texten des teatro popular: circo, sainete, grotesco.83

In den meisten Fällen konnten die Immigranten keine umfassende Kenntnis des Spanischen vorweisen, dennoch entfernten sie sich erheblich vom Italienischen.

Der während der Jahre 1880 und 1930 in Buenos Aires entstandene Multilingualismus führte in der Mehrheit zu einem schnellen Wechsel der Sprache – die Enkel der Immigranten oder sogar schon deren Kinder wurden zu Muttersprachlern des Spanischen und gaben ihre sprachlichen, italienischen Wurzeln vollkommen auf.

Der schnelle Prozess der Urbanisierung und Industrialisierung, der in dieser Periode stattfand, war verbunden mit einer Veränderung der Lebensweise, wie z.B. die Transformation der Sprache. Weiterhin war die massive Immigration Auslöser dafür, dass die Immigranten sich nicht mehr als Gruppe separat vom Rest der Gesellschaft ansiedeln konnten.

Darüber hinaus gab es auf dem Arbeitsmarkt Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg, wie z.B. Beförderungen und auch Chancen auf Bildung – man versuchte sich dadurch mehr und mehr auf Spanisch zu verständigen.

Die größte Komponente der Integration stellte jedoch das Bildungssystem, vor allem für die Nachkommen der Einwanderer, dar: durch ein ausgedehntes Netz von öffentlichen und vor allem kostenlosen Schulen – sowohl Grundschulen als auch weiterführende Schulen – schlossen sich die Mitglieder der verschiedenen Gemeinschaften zusammen, um ihrem Nachwuchs einen spanischen Unterricht zu ermöglichen und sich so sprachlich assimilieren zu können.84 All diese Faktoren trugen nach und nach zum Aussterben des Cocoliche als gesprochene Sprache bei.





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Diese vielen Übereinstimmungen trugen verständlicherweise dazu bei, dass spanische Elemente ins Italienische oder viceversa italienische Elemente ins Spanische flossen und machen die Untersuchung um einiges umständlicher, auch dadurch dass die Sprechweise der jeweiligen Einwanderer die Analyse erschwert.

Wenn wir zunächst den zuvor erwähnten Satz aus dem Drama Juan Moreira analysieren, springen schon einige Besonderheiten ins Auge:


Ma quiame Franchisque Cocoliche, e songo cregollo gasta lo güese de la taba e la canilla de lo caracuse, amiqe, afficate la parata.”88


Zum einen sehen wir die italienischen Einflüsse, wie zum Beispiel an dem Verb quiame anstatt llamo, an dem Vornamen Franchisque an Stelle von Francisco89 und der italienischen Konjunktion e; weiterhin wurde das kalabrische Verb songo für sono bzw. soy verwendet. Zum anderen haben wir hingegen auch spanisch geprägte Wörter in diesem Satz: die Substantive canilla (für tibia) und taba (anstatt astragalo) und außerdem der spanische Demonstrativartikel este für questo.90

Im folgenden Teil werde ich nur kurz auf die besonders prägnanten spanischen Auffälligkeiten, die in das Italienische der Einwanderer einflossen, eingehen.91


3.3.1 Phonetik


Einerseits beobachtete man die Substitution des stimmhaften, dentalen Okklusivlautes [d] für die Bilabiale [b] und des mediopalatalen Affrikaten [ʤ] für die korrespondierenden Frikative: ada, abate, sto bene, giorno, Luigi, ausgesprochen [aða, aβate, stoβene, ʒiorno, Luiʒi] an Stelle von [ada, abate, stobene, ʤorno, Luiʤi].

Andererseits wurde der Verlust der Labialisation der Nasalen am Ende des Wortes (Ersetzen von -m durch -n) sichtbar: tram, arem, album wird [tran, aren, albun] ausgesprochen statt [tram, arem, album].

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Das Italienische näherte sich immer mehr dem Spanischen und viele Wörter und Redewendungen wurden übernommen, daher werde ich nur einige wenige Sätze als Exempel angeben:


  1. è stato fatto per il mio amico anstelle von è stato fatto dal mio amico:

hier wird die ähnliche spanische Präposition por bzw. para auf Italienisch übersetzt zu per und in den Originalsatz eingeschoben


  1. tuttavia non è arrivato mit der italienischen Beudeutung ancora non è arrivato bei der das spanische Wort todavía für ancora benutzt wurde


  1. il corridore era più largo della stanza statt il corridoio era più lungo della stanza:

mit der spanischen Analogie von corredor (für italienisch corridoio) und largo (für italienisch lungo)94


3.3.3 Morphologie


In der Morphologie können wir weitestgehend Verwechselungen bestimmter Arten identifizieren: Zum einen den Tausch des Genus der italienischen Wörter, wie z.B. la latte (vom spanischen la leche), la miele (sp. la miel) oder gli automobili (sp. los automóviles); zum anderen der Wechsel der Anzahl, wie beispielsweise die Bildung von Singularformen aus invariablen Pluralen: il pantalone (sp. el pantalón, it. gli pantaloni) oder il dintorno (sp. el derredor, it. gli dintorni) und sogar Bildungen von Pluralformen aus unveränderlichen Singularen: le gelosie (sp. los celos, it. la gelosía), nessune amiche (sp. ningunas amigas, it. nessuna amica) oder qualche cose (sp. algunas cosas, it. qualche cosa).

Weiterhin wurde der doppelte Plural ausgemacht, es handelt sich hierbei um eine spanische Pluralform, die schon auf der italienischen Mehrzahl basiert: cappellettis, agnolottis, gnocchis, pastines.

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Weiterhin ist die Suppression der indeterminierten Artikel beachtlich, man benutzt beispielsweise certo uomo für un certo huomo (sp. cierto hombre), altro amico für un altro amico (sp. otro amigo) oder sono le tre e quarto für sono le tre e un quarto (sp. son las tres y quarto).

Dahingegen kann es auch zur Suppression des determinierten Artikels kommen, wie z.B. bei uni e altri statt gli uni e gli altri (sp. unos y otros).

Dieses Phänomen ist sehr häufig anzutreffen, vor allem vor den Possessivpronomen, so wie bei miei amici statt i miei amici (sp. mis amigos).

Auch im Hinblick auf Zeitformen gibt es viele Besonderheiten, nachfolgend werden fünf häufig verwendete Formen beschrieben.

Als erstes der Wechsel im Gebrauch der Hilfsverben: Da im Spanischen das Hilfsverb ser nur in Verbindung mit dem Passiv gebraucht wird und in den anderen Fällen haber benutzt wird, neigten die Italiener dazu ihr essere durch avere zu ersetzen: ha morto und si ha vestito für è morto und si è vestito (sp. ha muerto, se ha vestido).

Weiterhin untersuchte man den Gebrauch des Condicional presente anstelle des Futuro compuesto. Es tauchte in den Sätzen auf, die eine zeitliche Annäherung in der Vergangenheit ausdrückten: sarebbero le dieci quando arrivó anstelle von saranno state le dieci (sp. serían las diez).

Als nächstes werfen wir einen Blick auf die Verwendung des Infinitivs für die expliziten Tempusformen, wie z.B. in all’arrivare il presidente si alzarono in piedi, die den italienischen Satz, eingeleitet durch quando, ersetzte: quando arrivó il presidente (sp. al llegar el presidente).

Bei der Benutzung des Gerundiums statt der expliziten Tempusform sehen wir, dass dalla finestra vedevo gente camminando anstatt che camminava (sp. caminando) oder auch incontrai il mio amico passeggiando anstelle von che passeggiava (sp. paseando) verwen.....[Volltext lesen]

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En 1950 ‘nuestra abuela‘ con 17 años llegaba a esta tierra que según sus palabras imaginaba como ‘un lugar lleno de oportunidades y donde todos podían trabajar y vivir bien‘. Al llegar aquí se dio cuenta de que no todo era fácil y entendió lo difícil que es dejar la patria. ‘Ser inmigrante es cargar una mochila muy pesada llena de desarraigo que solo se hace más leve cuando nacen los hijos.

Es muy difícil llegar a un lugar donde nadie te conoce y ni siquiera habla tu idioma pero con los años uno hecha (sic) raíces y regresar deja de ser una opción‘. Se nota en su rostro al decir estas palabras una gran melancolía y añoranza pero no arrepentimiento. Según ella cada vez que se va a dormir y cierra los ojos vienen a su mente los paisajes, personas, olores de diferentes comidas (sic) y otras cosas que hacen que nunca pueda olvidarse de su lugar de nacimiento.”101


4.1 Integration und Institutionen


Generell gliederten sich die Immigranten jedoch schnell in die argentinische Gesellschaft ein, es entstanden sechs große Berufsgruppen: Landwirte, Lohnarbeiter, Handwerker, Kaufleute, Freiberufler, verschiedene andere und die Personen ohne Beruf.

Die Majorität der Einwanderer vor dem Ersten Weltkrieg waren die Agrarier, die versuchten ihrem Wunsch nach eigenem Land nachzukommen, was in der ersten Zeit durchaus umsetzbar erschien, später jedoch aussichtslos wurde, da Großgrundbesitzer die Preise nach oben trieben.102

Der Anteil der Italiener an der Gesamteinwandererzahl war stark rückläufig: von 82,3% in den Jahren 1869-91 sank er zunächst auf 36,1% in 1913-14 ab und nach Beginn des Ersten Weltkrieges auf einen Tiefpunkt von 23,4%.103

Auffällig ist weiterhin, dass sowohl die Zahl der Lohnarbeiter als auch die der Handwerker mit der Jahrhundertwende zunahm und bis zur Zeit des Faschismus stetig anstieg – der Höhepunkt der Handwerker lag in den Jahren 1925-29 bei 25,6%, der der Lohnarbeiter bei 38,2% mit Beginn des Ersten Weltkrieges.104

In der Dekade um 1920 wuchs vor allem die städtische Mittelschicht beständig und festigte sich. Viele Italiener hangelten sich mühsam von Arbeit zu Arbeit bis sie eine zufriedenstellende Anstellung gefunden hatten: einen beständigen und qualifizierten Arbeitsplatz, wie zum Beispiel vom Lohn.....

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Die größte und angesehenste italienische Zeitung nannte sich jedoch Patria degli italiani, 1911 aufgesetzt von Männern mit republikanischer, radikaler oder gar sozialistischer Herkunft, die von den Ideologien geleitet wurden, die sie auf ihrer Immigration begleitet hatten. Besondere Wichtigkeit wurde den Rubriken über luchas de trabajo und vida obrera beigemessen.111

Im selben Jahr des Endes des italienischen Königreichs, 1946, feierte L’Unità degli italiani viele Gedenkfeiern zum Jahrestag des 20. Septembers, zu jener Zeit nationaler Feiertag Italiens, der in vielen Städten Argentiniens kommemoriert wurde; diese Zeitung gab solche Ankündigungen stets in beiden Sprachen, Italienisch und Spanisch, bekannt.112

Obwohl der größte Teil der Zeitungen in einem perfekten Italienisch verfasst wurde, gab es nicht wenige Journalisten, die die vielen italienischen Dialekte der Immigranten und auch die spanische Sprache perfekt beherrschten, sodass sie besser mit allen Lesern kommunizieren konnten.

Diese Vermischung der drei Sprachen verlieh der italienischen Presse ein besonderes Markenzeichen.113

Schon ab 1850 wurden in Buenos Aires nicht nur die ersten unterschiedlichsten Clubs, sondern auch die ersten sociedades de ayuda mutua gegründet, deren Zahl stetig stieg.114

Heutzutage hat man Zugriff auf die Geschichte einiger der Gemeinschaften durch Konservation von Mitgliederlisten, Versammlungsberichten, Verfassungen und anderen Akten, wodurch man ansatzweise deren Geschichten zurückverfolgen kann.

Beispielsweise bei der Sociedad Ligure de Socorros Mutuos, die 1885 in dem Stadtviertel La Boca gegründet wurde und zu jener Zeit an die 1000 Mitglieder zählte. Der Zweck dieser Institution war die gegenseitige Hilfe der Einwohner ligurischer Abstammung – was wiederum auch bedeutete, dass Italiener anderer Gebiete nicht beitreten konnten.115

Die ersten Schulen der italienischen Hilfsgruppen wurden 1866 in Buenos Aires errichtet: Die Schule der Gesellschaft Unione e Benevolenza im Oktober und die der Gesellschaft Nazione Italiana im Dezember, die beide Grundschulen waren. Die ersten Schulen für Frauen hingegen wurden erst zehn Jahre später von der Gesellschaft Unione Operai Italiani gegründet.

Die Dringlichkeit der Gründung von Schulen zeugte nicht nur von dem hohen Analphabetenteil in den Gemeinden, sondern auch von den Personen, die ihren Nachkommen eine sichere Zukunft bieten wollten.116

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