Das vorliegende Sonett „Verfall“ aus dem Jahre
1913, geschrieben von Georg Trakl (1887-1914), handelt von der Wirkung der
aufkommenden Herbstzeit auf das lyr. Ich.
Das Gedicht ist in zwei Quartette und
anschließend in zwei Terzette unterteilt. Die Abgrenzung durch zwei Quartette
und zwei Terzette für die Strophen ist ein lyr. Merkmal für ein Sonett. In den
ersten beiden Quartetten liegt jeweils ein umarmendes Reimschema vor, in den
beiden Terzetten jedoch ein strophenübergreifender Kreuzreim. Es besteht ein
durchgängiger fünf-hebiger Jambus mit stumpfen Kadenzen, welche dem Gedicht
durch die letzte fallende Silbe eines jeden Verses eine gewisse Harmonie geben.
Das Sonett beginnt in der ersten Strophe
damit, dass das lyr. Ich gedanklich im Herbst die Zugvögel scharen in die Ferne
folgt. Im zweiten Quartett beschreibt das lyr. Ich die Reise durch die dunklen
Wälder und über die Wolken. Währenddessen steht die Zeit für das lyr. Ich
still. In den letzten beiden Strophen ändert sich dann das schöne Gefühl der
Freiheit des Herbstes und das lyr. Ich nimmt alles negativ und tot wahr . Es
sieht die Pflanzen, die langsam anfangen wegen der Kälte zu verwittern.
Das Sonett ist durchgängig im Präsens geschrieben.
Anfangs verwendet der Autor positive Adjektive (Str. eins, Vers zwei
„wundervollen“; Str. eins, Vers drei „frommen“; Str. eins, Vers vier „klaren“;
Str. zwei, Vers zwei „helleren“) und Substantive (Str. eins, Vers eins „Frieden“;
Str. zwei, Vers zwei „Wolken“ ), durch welche der Leser die ersten beiden
Strophen wie einen schönen Traum des lyr. Ichs wahrnimmt. Dieser Eindruck des
Lesers ändert sich dann aber schlagartig, da Trakl die folgenden Strophen mit
eher negativen (Str. drei, Vers zwei „ entlaubten“; Str. drei, Vers drei
„rostigen“; Str. vier, Vers eins „ blasser“; Str. vier, Vers zwei „dunkle“) und
Substantiven (Str. drei, Vers eins „Hauch“; Str. drei, Vers eins „Verfall“;
Str. drei, Vers drei „Gittern“) ausgefüllt. Anhand dieser Adjektive kann man
die Wende, in der das lyr. Ich aus seinen „Träumen“ aufwacht und die Realität
sieht, deutlich erkennen. Das Gedicht weist mehrere stilistische Merkmale auf.
In Strophe zwei, Vers eins ist eine Metapher („[…] dämmervollen Garten“), welche
für die dämmernde Welt stehen könnte. Anschließend findet man in Strophe zwei,
Vers drei eine Periphrase (Umschreibung) für den Stillstand der Zeit („ Und
fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken „), welche das Gefühl des schönen, am
liebsten nie endenden Traum des lyr. Ichs verstärkt. Desweiteren liegt eine
Inversion in Strophe drei, Vers eins vor („[…] ein Hauch mich von Verfall“),
welche wahrscheinlich metrische Gründe hat. Jedoch wird durch die
Satzbauumstellung besonders das Wort „Hauch“ betont. Außerdem liegt eine
Personifikation in Strophe drei, Vers zwei vor („ Die Amsel klagt“), durch
welche das lyr. Ich seine Position, dass es nicht aus dem Herbst entkommen kann
über die Amsel, welche kein Zugvogel ist wiedergibt. In demselben Vers liegt
ein Symbol für den Tod vor, nämlich die „entlaubten Zweige“. Infolgedessen ist
im darauffolgenden Vers eine weitere Metapher („ […] rostigen Gittern, “),
welche für die alten, langsam fauligen Äste des Weines stehen. Für das
Schwingen des Weines an den alten Ästen liegt in Strophe vier, Vers eins ein
Vergleich vor („ Indes wie blasser Kinder Todesreigen“). Anschließend gibt es
im letzten Vers eine weitere Personifikation, die das lyr. Ich wiederspiegelt:
Die fröstelnden Astern müssen ebenfalls den Winter ertragen, da die Aster eine
Pflanze ist, die den Winter überdauert und nur ihre Blüten verliert, zeigt sie
ihre Widerstandsfähigkeit, welche das lyr. Ich ebenfalls aufweisen muss
Persönlich finde ich das Sonett sprachlich
sehr anspruchsvoll, jedoch auch schön. Um es so zu verstehen, dass man alle
stilistischen und inhaltlichen Absichten des Autors erkennt, muss man es daher
mehrere Male durchlesen. Obwohl man sich das Gedicht mehrere Male durchließt
wird es nicht uninteressant sondern eher spannender, da man alles verstehen
möchte. Aus diesen Gründen fand ich das Gedicht von Georg Trakl sehr gelungen