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Interpretation von Pflichtlektüren zum Abitur: Schülerwerke zu Emilia Galotti, Woyzeck, Die Physiker, Der Richter und sein Henker, Der Proceß, Homo faber, Maria Stuart
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Dokumenttyp

Aufsatz
Deutsch

Rollenbiographie Woyzeck

Universität, Schule

BG/BRG Lichtenfelsgasse Graz

Note, Lehrer, Jahr

2012,3

Autor / Copyright
Daniela H. ©
Metadaten
Preis 3.00
Format: pdf
Größe: 0.15 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 28139







Woyzeck

Im Jahr 1879 erscheint zum ersten Mal das von Georg Büchner geschriebene Drama „Woyzeck“, das auf der realen Lebensgeschichte von Johann Christian Woyzeck beruht. Der sozialkritische Autor thematisiert mit diesem Werk die Zerstörung eines Menschen durch die Gesellschaft.

Der unterprivilegierte Antiheld des Dramas, Woyzeck, versucht verzweifelt aus seiner sozialen Schicht auszubrechen, um für seine Geliebte Marie und sein Kind sorgen zu können. Deshalb willigt er ein einem Arzt als Versuchskaninchen zu dienen und ernährt sich ausschließlich von Erbsen.

Dabei lässt er sich vom Hauptmann schikanieren und Beleidigungen und Demütigungen über sich ergehen. Bald darauf hegt er auch den Verdacht, dass ihn Marie mit dem Tambourmajor betrügt und hat Angst sie zu verlieren. Immer mehr wird Woyzeck von seiner Umwelt instrumentalisiert und fühlt sich zurückgewiesen und einsam.

„Sehen Sie: der Mensch, seit einem Vierteljahr isst er nichts als Erbsen; bemerken Sie die Wirkung, fühlen Sie einmal: Was ein ungleicher Puls! Der und die Augen!“ Durch die Erbsendiät leidet er noch zusätzlich an Fieberwahn und der Zerstörung seiner physischen sowie psychischen Gesundheit, sodass er halluziniert und Stimmen in seinem Kopf hört.

Aus Verzweiflung sieht er nur mehr einen Ausweg und ermordet Marie.

Georg Büchner, reflektiert die von Woyzeck ausweglose Situation der Armen in einer von den Reichen bestimmten Gesellschaft im Anti-Märchen, welches die Großmutter dem Kind in der 19. Szene erzählt. Es unterstreicht die Perspektivlosigkeit des Antihelden und deutet auf sein Misslingen hin.

Er wird nicht als Mörder sondern als Opfer dargestellt, da er von der Gesellschaft dazu getrieben wurde Marie zu erstechen. Der Autor macht mit diesem Werk Anspielungen auf die französische Revolution und zentralisiert vor allem Themen wie gesellschaftliches Abseits, Zwang zum Materialismus und viele mehr.

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Dadurch kann man das Drama auch in verschiedene Epochen eingliedern. Es besitzt Merkmale des Sturm und Drangs, indem es sich um den Kampf eines Einzelnen gegen gesellschaftliche und politische Missstände handelt. Allerdings kann man es, aufgrund der Aufsprengung literarischer Formen und Vermischung der Dichtungsgattungen, wie zum Beispiel der Einführung von epischen Elementen, auch in die Romantik eingliedern.

Vor allem jedoch überwiegen die Züge der Vormärzliteratur, die durch ihr sozialkritisches Verhalten gegenüber der Zweiteilung von Reich und Arm ist und sich mit dem offenen Drama befasst.

Das kürzeste Märchen der Welt wird in Georg Büchners Trauerspiel „Woyzeck“ von einem seiner Figuren, der Großmutter, erzählt. Dieses spielt in der 19. Szene und ist ein dem Sterntaler ähnliches Antimärchen. Die Großmutter erzählt aus der personalen Erzählperspektive den zwei Kindern eine Geschichte über ein Kind, das seine beiden Eltern verloren hat und niemanden sonst auf der Erde hat.

Büchner nahm sich für seine Geschichte das Sternthaler-Märchen der Gebrüder Grimm zum Vorbild. Allerdings verzichtet Büchner auf die üblichen Märchenkausalitäten. Er stellt, im Gegensatz zum Sterntaler, indem das Kind Sicherheit findet, den Kosmos als Illusion dar und lässt nicht das Gute und die Gerechtigkeit siegen, wie im Märchen der Gebrüder Grimm, sondern hebt die Ausweglosigkeit und Verlorenheit des Kindes hervor, indem es verzweifelt versucht einen Weg aus seine verzweifelten Situation zu finden, dabei aber nur noch mehr enttäuscht wird und am Ende völlig einsam ist.

Diese Elemente des Phantastischen, in denen die physikalische Gesetze, des Himmels, nicht eingehalten werden, sowie die des Realistischen, der nicht Einhaltung des Märchen-Schemas, charakterisieren das Antimärchen. Auch werden wie im Sterntaler viele Metaphern und Vergleiche aufgestellt.

Büchner baute auch einige unvollständige Sätze ein und Wiederholungen von Aussagen und Wörtern. „…alles tot und war niemand mehr auf der Welt. Alles tot…“ Mit dem Wechsel der Zeit von Präteritum auf Präsens im letzten Satz des Märchens der Großmutter wird die unvergänglich scheinende, noch bis heute andauernde, Einsamkeit des Kindes dargestellt und das traurige Ende unterstrichen.

Büchners Intention ist die Welt so darzustellen wie sie wirklich ist und ihre Schattenseiten nicht verstecken, sondern zu verdeutlichen. Es ist ein Sinnbild des wehrlosen und unbedeutenden Menschen, in einem desolaten Zustand und nicht sozial emanzipiert. Im Gesamtwerk symbolisiert das Kind die Existenz des Hauptprotagonisten des offenen Dramas Woyzeck.

Er selbst ist wie das Kind betroffen von seiner Einsamkeit und Hilflosigkeit und versucht woanders sein Glück vergeblich zu finden. Beide werden von ihrem Streben nach Sicherheit und einer Problemlösung nur enttäuscht und verzweifeln schlussendlich an deren Versuchen.

Auf Grund dieser Aspekte ist Büchners Märchen von der Großmutter auch heute noch aktuell.

Einerseits wird es durch die im Werk angesprochenen gesellschaftlichen Konflikte, als soziales Drama bezeichnet. Andererseits enthält es auch viele Elemente des offenen Dramas, wie die Personen oder der Aufbau des Werkes. Da es einen passiven Fremdbestimmer gibt, ist nicht die Rede von einem Helden, sondern von einem Antiheld, der von seiner Umwelt unterdrückt wird.

Wie in jedem offenem Drama sind auch bei „Woyzeck“ die Szenen austauschbar und nicht logisch aufgebaut, es gibt mehrere Handlungstränge, die durch die Personen zusammengehalten werden und keinen echten Höhepunkt, denn alles steuert geradlinig auf die unausweichliche Katastrophe zu.

Außerdem verwendet Büchner den sprachlichen Pluralismus, um den Stand der Personen zu verdeutlichen. Woyzeck drückt sich mit elliptischen, also kurzen, unvollendeten und prägnanten Sätzen aus, womit er sich nicht ausdrücken kann und unterwürfig ist. “ Marie wir wolln gehen.

Dies bezeichnet später Berolt Brecht als Verfremdungseffekt.

Alles in allem ist „Woyzeck“ ein noch immer lesenswertes Drama, , da noch heute Ausgrenzung, medizinische Versuche, Vertrauen, Eifersucht, Mord, existenzielle Ängste, Wohlstandsgefälle, allein erziehende Mütter und die Frage nach einem menschenwürdigen Leben viel besprochene Themen sind.

Demnach bin ich der Meinung, dass Georg Büchners sozialkritisches Werk nicht an Aktualität eingebüßt hat oder wird.



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